Arrangersoftware »Freestyle« in der Version 3.0: Wie es Euch gefällt, 3. Akt

Zu den wenigen Neuheiten auf dem MIDI-Sektor zahlte auf der Atari-Messe die Vorstellung von SoundPools Arrangersoftware »Freestyle« in der Version 3.0. Zwar hat Freestyle inzwischen nicht wie die Konkurrenz das Jodeln gelernt, wartet dafür aber mit einer ganzen Reihe anderer interessanter Funktionen auf.

Der augenfälIigsten Änderung wird man gleich nach dem Laden gewahr, präsentiert sich Freestyle doch nun in zeitgemäßer 3D-Optik. Neben dem unbestreitbaren ästhetischen Lustgewinn beim Computern sorgt die Anpassung an das »NeXT«-Grau aber auch für augenschonenderes Arbeiten.

In der Version 3.0 steht Ihnen nun ein komfortabler Style-Sequenzer zur Verfügung, mit dem Sie eigene Pattern direkt aufnehmen. Sie erreichen den Style Sequenzer, indem Sie im »Hilfe«-Menü in den »Record-Modus« wechseln. Hier wählen Sie aus einer Tabelle das einzuspielende Begleitinstrument und den entsprechende Freestyle-Part (Intro, Ending, Original oder Variation) aus und schreiten dann per Mausklick auf »Record« zur Aufnahme.

Im Event-Editor erhalten Grooves den letzten Schliff

Zur Feinarbeit an den Grooves spendierten die Programmierer Freestyle einen Event-Editor, mit dem Sie nicht nur Ihre frisch eingespielten Eigenkreationen, sondern bei Bedarf auch bereits vorgefertigte Styles dem eigenen Geschmack anpassen. Der Event-Editor gestattet es auch, Program-Change Befehle in ein Pattern aufzunehmen, wodurch sich Grooves mit pfiffigen Soundwechseln programmieren lassen.

Für mehr Flexibilität sorgt die freiere Handhabung der bereits angesprochenen Parts. Im Gegensatz zu früheren Versionen erlaubtes Freestyle jetzt, innerhalb eines Taktes beliebig zwischen den Parts zu wechseln. So wäre es beispielsweise möglich, die erste Takthälfte als Intro zu gestalten und den verbleibenden Rest dann mit der Groove-Variation 2 zu versehen.

Um auch den Musikern Freestyle schmackhaft zu machen, die nicht mit der bei uns gebräuchlichen »temperierten« Stimmung arbeiten möchten, erlaubt unser Prüfling die Definition von vier Skalen für das Melodiespiel. Jede über MIDI-In eintreffende Note wird entsprechend der jeweils aktiven Vorgabe »umgebogen« und überMIDI-Out wieder herausgeschickt. Diese »Skalierung« arbeitet monophon und dürfte sicherlich vor allen Dingen für Musikanten aus dem asiatischen bzw. orientalischen Raum von großem Interesse sein. Doch erschließen sich hierdurch gewiß auch dem experimentierfreudigen Westeuropäer einige ausgefallene Klangerlebnisse, z.B. bei der Vertonung des Türkei-Urlaubsvideos. MIDI-seitig zeigt sich Freestyle in der »Dreinull« deutlich anschlußfreudiger, unterstützt es doch die zusätzlichen MIDI-Ports des C-LAB Unitors (2xln und Out) sowie den MIDI Multi Port »MM 1« (8xMIDI-Out) von Friend-Chip. Zum Schluß sei noch angemerkt, daß man bei SoundPool vom Diskettenkopierschutz abkommen und Freestyle künftig mit einem ROM-Port-Key ausliefern möchte (alte Freestyle-Hasen können trotzdem problemlos upgraden). Auch die bekannte Kunstleder-Dokumentenmappe muß einer neuen Verpackung inklusive überarbeitetem Handbuch weichen. (wk)

SoundPool, Matthias Pohl, Brunsbütteier Damm 5, 1000 Berlin 20

WERTUNG

Name: Freestyle 3.0
Preis: 348 Mark
Hersteller: SoundPool
Stärken: gute Style-Presets □ Style-Editor □ einfache Handhabung
Schwächen: nur zwei Harmonien pro Takt
Fazit: Die derzeit wohl musikalischste Arrangiersoftware.


Kai Schwirzke
Aus: TOS 11 / 1992, Seite 28

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