Get into the Groove! DNA Groove Templates für Steinbergs Cubase

Diejenigen unter Ihnen, die bei DNA an »Desoxyribonuclein-säure« als Trägerin der alles bestimmenden Gene denken, liegen hier gar nicht einmal so falsch. Richtig ist in jedem Fall, daß die kanadische Firma WC Music Research mit ihren Groove-Templates eine kaum überschaubare Zahl an rhythmischen »Erbinformationen« für alle Cubase-Anwender bereithält. Doch bevor wir uns den DNA-Grooves im Detail widmen, scheint es angebracht, gleich zu Beginn einem gefährlichen Mißverständnis vorzubeugen: Bei diesen »Templates« (Template = Schablone) handelt es sich nicht um direkt abspielbare Drum-Pattern, wie sie vielerorts beworben werden, sondern »lediglich« um Quantisierungs-Algorithmen für die »Groove-Quantize« Funktion im Cubase-Sequenzer.

Für Nicht-Cubasler zur kurzen Erläuterung: per Groove-Quantize erzeugen Sie bequem eigene Quantisierungsraster, wobei Sie über mehrere Takte hinweg genau festlegen, auf welche Zählzeiten hin Cubase quantisieren soll. Dabei ließe sich z.B. die »Eins« um ein Sechzehntel vorziehen, die »Zwei« und »Drei« um ein 32tel verzögern und die »Vier-und« mit leichtem Triolen-Feeling nach vorne schieben.

Die DNA-Groove-Templates umfassen zur Zeit sechs Disketten. Sie werden in einem attraktiven, Röntgenstrahl-sicheren Falt-Etui ausgeliefert. Die Disketten tragen, entsprechend ihres Inhalts die Bezeichnungen: Motown Set 1, Dance Set 1 & 2, Rock Set 1, New Jack Swing Set 1 und Soul Set 1. Der Clou besteht nun darin, daß die Programmierer bei WC Music Research bekannte Songs der jeweiligen Stilrichtungen auf ihre Grooves hin untersucht und in mühevoller Kleinstarbeit in Cubase Templates übertragen haben. Jede Diskette enthält dabei die Grooves von sechs verschiedenen Songs. Doch beschränkte sich WC Music Research nicht nur auf die Basic-Grooves, sondern packte gleich noch unzählige Variationen davon mit auf die Disketten.

Die Dokumentation der Grooves ist ausgezeichnet, anhand eines »Groove-Charts« erläutert das englische Handbuch zu jedem Song den »Basic-Feel«, die Identifizierung der »Sub-Grooves« fällt anhand eines ausgeklügelten Abkürzungssystems nicht allzu schwer, bedarf allerdings etwas der Gewöhnung.

Nun mag man einwenden, 199 Mark für ein paar Quantisierungs-Algorithmen sei doch ein ganz schön happiger Preis. Doch darf man dabei nicht außer acht lassen, daß sich hinter den DNA-Templates ein sehr viel größeres kreatives Potential verbirgt, als man zunächst annehmen könnte. Denn im Gegensatz zu normalen, komplett vorgefertigten Drum-Pattern erzielen Sie mit einem Groove-Template bei jedem Stück ein ganz anderes Ergebnis, da Sie ja nur »das Feeling« eines bestimmten Songs auf Ihr eigenes Opus übertragen, nicht aber Note für Note die exakte Instrumentierung. Natürlich bedarf die Anwendung der DNA Groove-Templates einiger Geduld und Übung. Je besser Sie die einzelnen Grooves kennenlernen, um so effektiver können Sie sie einsetzen. Oft muß man auch einfach ein wenig herumprobieren, welche Instrumente mit welcher Groove-Variation in einem bestimmten Stück am besten klingen.

»I love Genuß sofort«-Zeitgenossen dürften sich daher mit unserem Probanden nicht auf Anhieb anfreunden. Musikern allerdings, die gerne »an ihren Grooves schrauben« und Spaß an musikalischer Tüftelarbeit haben, legen wir die DNA Groove Templates wärmstens ans Herz. Vielleicht die originellste und gelungenste Erweiterung eines Sequenzers seit langem.

TSI GmbH, Neustr. 9-12, 5481 Waidorf, Tel. 0 26 36 / 70 01

TOS-INFO

Name: DNA Groove Templates
Preis: 199 Mark

Hersteller: WC Music Research, Vertrieb über TSI GmbH
Stärken: unglaubliche Vielfalt an Grooves □ gute Dokumentation
Schwächen: Identifizierung der Groove-Typen anhand der Kürzel etwas gewöhnungsbedürftig



Aus: TOS 01 / 1993, Seite 50

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