Software-Begleitautomat »COMBO 2.0« im Test: Begleitung gesucht?

»Oh nein, bitte nicht schon wieder!« mag sicherlich der eine oder andere unter Ihnen denken, wenn das Wort »Begleitautomat« fällt. Doch keine Angst, mit »COMBO« liegt keinesfalls der x-te Abklatsch einer bereits zur Genüge ausprogrammierten Idee vor, sondern eine durchaus beachtenswerte Alternative.

Im Unterschied zu den meisten auf dem Markt erhältlichen Programmen dieses Genres widmet sich Combo nämlich zuerst der hehren Aufgabe einer Begleitautomatik im wahrsten Sinne des Wortes. Das heißt, Combo unterlegt Ihr Keyboardspiel mit Rhythmus und Begleitarrangements, ähnelt in seiner Funktion also den in Keyboards vielfach eingebauten Hardware-Varianten. Die Eingabe von Harmonien am Bildschirm, wie z.B. bei Freestyle oder Session Partner möglich, ist bei Combo nicht vorgesehen. Nach dem Programmstart überrascht Combo zunächst durch seine rein tastaturgesteuerte Hauptseite, die Begleitsteuerung. Mit den Cursortasten oder den Ziffern der Haupttastatur wählen Sie eins von 100 Begleitpattern aus, mit den Funktionstasten steuern Sie alle wichtigen Funktionen, und über die Zehnertastatur nehmen Sie schließlich die Tempowahl vor. Ferner rufen Sie über die Zehnertastatur auch noch die »Presets« ab, doch dazu später mehr. Einzige Funktion Ihres grauen Nagers dabei: die Simulation der Fl - und F2-Tasten (Start/Stop, Intro/Ending). Was dem Freund moderner, mausgesteuerter Benutzeroberflächen hier wie ein steinernes Relikt aus längst vergessener Urzeit anmutet, findet seine logische Erklärung im prädestinierten Einsatzgebiet von Combo: dem Live-Betrieb ohne Monitor. In diesem Fall ist nämlich die Verwendung einer Maus im herkömmlichen Sinn schlicht und ergreifend unmöglich und die bei Combo vorgenommene Reduzierung auf das Auslösen der wichtigsten Systemfunktionen durchaus sinnvoll. Allerdings wäre es unserer Ansicht nach eleganter, per Setup zwischen Maus- und reiner Tastatursteuerung zu wählen.

Ein Combo-Pattern umspannt maximal acht Takte und setzt sich aus fünf bzw. sechs Begleitspuren zusammen: Drums, Baß, Acc.1 (liegende Flächensounds), Acc.2 (rhythmisierte Akkorde) und Acc.3 (kleine melodische Einwürfe). Sechste im Bunde ist schließlich die »Harmony«-Funktion, die einer von Ihnen auf der oberen Manualhälfte gespielten Melodie bis zu drei weitere Töne hinzufügt.

Bild 1. Mauslos aber funktional: Combos Begleitsteuerung

Auf welchen MIDI-Kanälen und mit welchen Sounds Combo seine Kapelle agieren lassen soll, legen Sie auf der Setup-Seite fest. Diesen Programmteil erreichen Sie über die immens logische Tastenkombination CTRL-Z oder CTRL-X. Warum der Autor hier keine mnemo-nisch geschickteren Kürzel finden konnte, bleibt schleierhaft, doch immerhin funktioniert die Maus wieder wie gewohnt.

Neben der globalen Auswahl der MIDl-Kanäle im MIDl-Kit gestattet Combo außerdem die individuelle Instrumentierung aller 100 Begleitpattern. Wollen Sie mehrere Pattern mit dem selben Setup versehen, müssen Sie dies nicht in mühevoller Kleinarbeit selbst erledigen, sondern bedienen sich einfach der eingebauten Copy-Funktion. Sehr praktisch. Alle auf der Setup-Seite vorgenommenen Änderungen lassen sich selbstverständlich speichern.

Im Setup lüftet sich nun auch das Geheimnis um die bereits eingangs erwähnten »Presets«. Die Presets, Combo verwaltet maximal 128 von ihnen, sind direkt an MIDI-Program-Change-Befehle gekoppelt und stellen bei Aufruf nicht nur den entsprechenden Begleitstil inklusive Instrumentierung und Tempo ein, sondern konfigurieren auch noch Combos »Autofill«-Funktion. Diese Funktion bestimmt, ob und nach wieviel Takten Combo selbst-

tätig ein Drum-Fill-In spielen soll. Sind Sie mit der Belegung der Maustasten in der Begleitsteuerung unzufrieden, betrauen Sie hier die beiden Buttons mit anderen Aufgaben, sofern diese sich auch über die Funktionstasten auslösen lassen. Mit den Presets steht also eine komfortable Möglichkeit zur Verfügung, Combo in einer Live-Situation in Sekundenschnelle an die jeweiligen Bedürfnisse anzupassen. Auch läßt sich über die Presets problemlos ein Stil mit verschiedenen Sound-Setups realisieren, ohne daß man im Live-Betrieb hektisch sein MIDI-Equipment neu konfigurieren muß.

Schließlich und endlich verfügt Combo auch noch über einen zweispurigen »Sequenzer«. Spur Nummer eins dient dabei der Aufnahme der von Combo produzierten Begleitung, Spur zwei hingegen hält alles fest, was Sie auf der oberen Manualhälfte einspielen, z.B. die Melodie. Je nach Speicherausbau hält Combo bis zu 128 solcher Songs im RAM, die Auswahl der Songs erfolgt wiederum über die Zehnertastatur.

Um den Betrieb ohne Monitor zu erleichtern, nutzt Combo das LC-Display einiger Synthesizer. Mit der »TAB« Taste lassen sich dann »seitenweise« die wichtigsten Informationen über Combos momentanen Zustand abrufen. Einziger Haken dieser an sich sehr nützlichen Einrichtung: nur sehr wenige Klangerzeuger gestatten diesen Zugriff auf ihr Display, so daß viele Combo-Nutzer sprichwörtlich im Dunkel tappen werden. Ein nettes Detail zum Schluß: Damit Sie auch auf dunkler Bühne nicht aus dem Takt geraten, fungiert die Activity-LED am Diskettenlaufwerk als optisches Metronom!

Combo stellt eine interessante Alternative für alle Musiker dar, die schon immer einen leistungsfähigen Begleitautomaten »pur« für ihren ST gesucht haben und getrost auf das Lead-Sheet-orientierte Zusammenklicken von Songs am Bildschirm verzichten können. Die »mauslose« Bedienung der Begleit-Steuerung vermag den Tester ebensowenig zu begeistern wie die nicht unbedingt glücklich gewählten Tastatur-Shortcuts. Nicht immer optimal geriet dem Porgrammierer auch die Benutzerführung, die gerade in der Einarbeitungszeit immer wieder den Griff zum nicht allzu ausführlichen Handbuch erzwingt. Dennoch erhält Combo aufgrund seiner hohen Funktionalität den Segen des Testers. Wer sich allerdings bildschirmlos in die Hitze eines Live-Auftritts mit Combo wagen möchte, sollte vorher tüchtig im stillen Kämmerlein üben und sich unbedingt eine Tastatur-Schablone anfertigen. (wk)

Dipl.Ing. Bernd Albert, Waldstr. 22, 6704 Mutterstadt

WERTUNG

Name: Combo
Hersteller: Dipl. Ing. Bernd Albert
Preis: 279 Mark

Stärken: gutes Konzept □ Live-orientiert □ Betrieb auch ohne Bildschirm □ bis zu 128 Songs im RAM

Schwächen: Benutzerführung nicht immer optimal □ Setup etwas unübersichtlich

Fazit: Ein empfehlenswerter Software-Begleiter.

Bild 2. Jeder Style läßt sich umfangreich konfigurieren

Kai Schwirzke
Aus: TOS 03 / 1993, Seite 54

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