Signum 3 Color in neuer Version: Der Individualist

Vielen Signum 2-Anwendern erschien der Schritt zur Version 3 und kurz darauf zu Signum 3 Color als zu gravierend. Häufig konnte man hören, daß sie mit der Bedienung dieser Textverarbeitung nicht so richtig zurecht kamen, da vieles anders ging als bei Signum 2. Im aktuellen Signum 3 Color Version 1.30 kann jeder das Programm nach seinen Vorstellungen konfigurieren.

Allmählich entwickeln sich bei der Bedienung von Programmen Standards, die sich nicht mehr auf nur einen einzigen Computertyp beschränken, sondern systemübergreifend Fuß fassen. Dies veranlaßte Franz Schmerbeck, sein Signum 3 zu überarbeiten und ihm in vielen Fällen seine Widerborstigkeit zu nehmen. Allerdings kommen auch die eingefleischten Signum-Anwender, die gerade die manchmal recht eigenwillige Bedienung von Signum lieben, nicht zu kurz: In den meisten Fällen läßt sich die Textverarbeitung so konfigurieren, daß sie sich wie bisher verhält. Doch nicht nur die Bedienung wurde überarbeitet, sondern Signum 3 Color wurde auch um einige Neuheiten erweitert. So bringt das Druckprogramm nun Pixel- und Vektorgrafiken auf dem HP Laserjet IV mit 600 dpi in bestechender Qualität zu Papier. Bei den Zeichensätzen bleibt es aber auch bei diesem Laserdrucker bei 300 dpi. Da sich viele Anwender auch Farbdruckertreiber für 9-Nadler wünschten, liefert ASH nun auch solche Treiber.

Nachdem Start von Signum fällt als erstes auf, daß der Desktop viel aufgeräumter ist als bisher. Die gesamten Bedienfelder des alten Desktops sind nämlich verschwunden. Deren Funktionen fanden ihren Platz in einer Funktionsleiste, die in das Texteditfenster integriert wurde. Davon profitieren vor allem die Anwender, die mit einem SM 124 arbeiten, da man so das Durcheinander auf dem kleinen Monitor geschickt umgeht. Bei Bedarf läßt sich das Programm aber so konfigurieren, daß die Bedienfelder auch weiterhin angezeigt werden.

Die nächste Überraschung erlebt man beim Öffnen eines neuen Textes. Sie befinden sich sinnvollerweise sofort im Editmodus und nicht wie bisher im Seitenübersichtsmodus und können sofort mit dem Schreiben beginnen. Beim Öffnen bereits gespeicherter Dokumente hängt das Verhalten von Signum davon ab, wie Sie den Text gesichert haben. Wurde er im Seitenübersichtsmodus gespeichert, befinden Sie sich nach dem Laden in diesem Modus, geschah die Sicherung im Editmodus, so können Sie sofort mit dem Bearbeiten beginnen.

Weiteren Komfort bietet die Funktion »Arbeitsumgebung automatisch sichern«. Ist sie aktiv, lädt Signum beim Start die am Schluß der letzten Sitzung offenen Texte automatisch. Auch »merkt« sich das Programm, an welcher Stelle im Text sich der Cursor befand und positioniert ihn automatisch dort. Sie können also augenblicklich an der Stelle weiter arbeiten, an der Sie Ihr Werk bei der letzten Sitzung unterbrochen haben.

Im Texteditfenster finden Sie nun zwischen der lokalen Menüleiste und der horizontalen Maßeinteilung eine Funktionsleiste, in der Sie die Fonts, die Schriftarten, die Farben und die Formatierung festlegen. Auf Wunsch läßt sich in dieser Funktionsleiste auch die Cursorposition anzeigen.

Auch an die Sicherheit dachte Franz Schmerbeck. Bisher konnte man einen selektierten Text durch das Tippen eines neuen Textes ersetzen. Ein Text ließ sich mit <Control+a> selektieren. Da beim Atari die Control- und die a-Taste direkt nebeneinander liegen, konnte ein versehentliches gleichzeitiges Anschlägen dieser Tasten beim Schnellschreiben fatale Folgen haben. Wollen Sie Ihren ganzen Text auf diese Weise löschen, ist nun die Tastenkombination <Control+a> gefolgt von <Control+e> einzugeben. Bilder lassen sich nun ohne das Drücken der Control-Taste mit der Maus bewegen. Da Sie so aber den Cursor nicht mehr auf einen Text setzen können, der von einem Bild überlagert wird, läßt sich die Grafik auf Wusch auch unter den Text legen. Dann ist allerdings beim Verschieben wieder der Griff zur Control-Taste nötig. Ebenfalls neu und sehr praktisch ist die Funktion »Drag and drop«. Bei dieser Maustechnik setzen Sie den Cursor irgendwo in einen selektierten Textbereich und halten die Maustaste gedrückt. Verschieben Sie nun bei nach wie vor gedrückter Maustaste den Nager, folgt der Textcursor dem Mauspfeil. Haben Sie die gewünschte Stelle im Dokument erreicht und lassen die Maustaste los, wird der selektierte Text an der ursprünglichen Stelle gelöscht und dort eingefügt, wo sich der Textcursor befand, als Sie den Mausknopf losließen.

Der Text läßt sich aber auch kopieren, indem Sie beim Loslassen der Maustaste zusätzlich die Shift- oder Control-Taste drücken. Kommen Sie beim Verschieben in die Nähen des oberen oder unteren Fensterrand, beginnt der Text automatisch zu scrollen, so daß mit Drag and drop auch weitere Distanzen im Dokument überbrückt werden können.

Eine der überragenden Signum-Stärken ist, daß man in einem Text gleichzeitig mehrere Zeichensätze über Control und Alternate erreicht. Legte man nun einen zweiten Zeichensatz auf die Control-Taste, erreichte man bisher Befehlssequenzen, die mit dieser Sondertaste eingeleitet werden, wie beispielsweise Control+s zum Speichern das Textes, nicht mehr. Schmerbeck löste dieses Problem, indem man nun die Control-Sequenz mit einem vorangestellten Tastendruck auf ESC einleitet.

Wer häufig mit GEM-Programmen arbeitet, kennt die Möglichkeit, mit Shift+Pfeil an das Zeilenende oder den Zeilenanfang zu springen. Signum erledigt dies normalerweise mit Home bzw. Shift+Home. Da dies zu recht konfusen Zuständen führen kann, läßt sich nun einstellen, auf welche Weise Sie an den Beginn oder das Ende einer Zeile gelangen wollen.

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Eine Tabelle läßt sich in wenigen Augenblicken in diese Formen bringen

Auch die Linealparameter unterzog Schmerbeck einer Überarbeitung. Die Parameterbox erhielt ein etwas übersichtlicheres Design. Lokale Lineale bieten nun zusätzlich die Option »global«, mit der Sie den Zeilen- und Absatzabstand an den des globalen Lineals ankoppeln. Dadurch wird das nachträgliche Ändern dieser Parameter zum umfassenden Kinderspiel, da die Abstände nur noch im globalen Lineal zu korrigieren sind. Die Änderung wirkt dann sofort auf den gesamten Text, die lokalen Lineale müssen nicht mehr einzeln nach bearbeitet werden.

Alle, die häufig mit Textbausteinen arbeiten, wissen die neue Funktion »Löschen und Laden« im Datei-Menü sicher zu schätzen. Diese Funktion entfernt die vorhandenen Bausteine aus der Liste und lädt die Bausteine einer neuen Liste.

Auch wie Sie die Menüs anwählen läßt sich jetzt bei Signum individuell einstellen. So haben Sie die Wahl unter folgenden Möglichkeiten: Das Menü verhält sich GEM-konform, klappt also auf, wenn es mit der Maus berührt wird. Die Funktion lösen Sie durch Anklicken des entsprechenden Eintrages aus. Ein Klick ausserhalb des Menüs schließt dieses wieder. Die Menüs lassen sich aber auch durch loslassen der Maustaste bedienen. In dieser Einstellung öffnen sie sich erst, wenn Sie auf das Menü klicken. Bei gedrücktem Mausknopf fahren Sie nun auf den gewünschten Eintrag und lassen dann die Taste los, um die Funktion auszulösen. In dieser Einstellung entspricht die Menübedienung der anderer Computer.

An den Fenstern von Signum merkt man, daß es sich bei dieser Textverarbeitung nach wie vor um keine GEM-Anwendung handelt. Die von Schmerbeck programmierte Oberfläche sieht GEM nur sehr ähnlich. So finden Sie bei Signum-Fenstern im Gegensatz zu GEM-Fenstern in der linken unteren Ecke einen zusätzlichen Sizeknopf, mit dem Sie die Größe des Windows beliebig ändern. Dies erweist sich in der Praxis immer dann als sehr hilfreich, wenn die rechte Ecke, an der sich bei GEM-Fen-stern der einzige Sizeknopf befindet, aus dem sichtbaren Bereich herausragt.

Übrigens lassen sich auf Wunsch alle Arbeitsparameter bei Programmende automatisch sichern. Damit ist Signum dann immer genau so konfiguriert, wie Sie es bei der letzten Sitzung verlassen haben. Ein Komfort, an den man sich sehr schnell gewöhnt und den man nicht mehr missen möchte.

Um Platz bei der SIGSEP.DAT-Ausnahmedatei zur Silbentrennung zu sparen, legt ein »« am Wortende fest, daß dieser Eintrag mit den fünf möglichen Buchstaben >m<, >n<, >r<, >s< und >kein Zeichen< interpretiert wird. Beispielsweise bedeutet nun »gleiche«: »gleichem«, »gleichen«, »gleicher«, »gleiches« und »gleiche«.

Viele Anwender verwenden die ausgezeichnete Ausnahmedatei zur Silbentrennung der Firma Types und standen bisher vor dem Problem, keine weiteren Ausnahmen selbst eintragen zu können, da diese Datei im SIGSEP.BIN-Format geliefert wird, das Anlegen einer neuen DAT-Datei für die eigenen Erweiterungen die BIN-Datei aber löscht. Daher ist es nun möglich, eine zweite Ausnahmedatei für Trennungen im ASCH-Format für die eigenen Fachbegriffe anzulegen.

Auch im Grafikteil finden Sie eine Neuerung: Das Textobjekt wurde derart modifiziert, daß nun über der Box, in die Sie einen Text eintragen, ein Kästchen mit zwei Fragezeichen erscheint. Klickt man auf dieses Kästchen, lassen sich Font, Attribute und Sperrung für den eingegebenen Text auch nachträglich festlegen.

Ein besonderes Highlight der neuen Signum-Version ist die Art, wie Sie mit dieser Textverarbeitung Tabellen gestalten. Über die entsprechende Parameterbox nehmen Sie alle Einstellungen wie Art der Umrandung oder Füllmuster für Spalten und Zeilen in Windeseile vor. Komfortabler, einfacher und schneller geht es kaum noch. Mir ist jedenfalls keine Textverarbeitung bekannt, mit der sich so schnell so eindrucksvolle Ergebnisse zu Papier bringen lassen. Sind Sie mit dem Aussehen Ihrer Tabelle zufrieden, dann speichern Sie die Formatierung als Textbaustein. Danach steht Ihnen dieses Tabellenformat auf Mausklick auch in jedem anderen Text zur Verfügung. Durch den ungeheueren Funktionsumfang, den wir bereits ausführlich in der TOS 2/92 ab Seite 14 vorstellten, wurde der eine oder andere potentielle Anwender eher abgeschreckt. Wie bereits eingangs erwähnt kamen auch viele, die von Signum 2 aufstiegen, nicht auf Anhieb klar mit Signum 3. Mit dem Update bietet ASH nun ein Textverarbeitungssystem, das intuitiver in der Bedienung wurde und vom Briefe schreiben bis zur Doktorarbeit alle Einsatzgebiete einer Textverarbeitung voll abdeckt. Die zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten gestatten es jedem, sich »sein« eigenes Signum maßzuschneidern. Signum 3 Color 1.30 ist ein Muß für alle Signum-Anwender und eine echte Erleuchtung für alle anderen.

Application Systems Heidelberg, Englerstr. 3, 6900 Heidelberg

WERTUNG

Name: Signum 3 Color V1.30

Preis: 398 Mark, Update 50 Mark

Hersteller: Application Systems Heidelberg

Stärken: Benutzeroberfläche □ 600 dpi beim Druck von Grafiken □ Tabellen □ gewaltiger Funktionsumfang □ Zeichenteil □ Ausgabequalität □ Betriebssicherheit

Schwächen: Verarbeitet nur ASCII-Text- und eigenes Format □ keine Serienbriefe

Fazit: Auch systemübergreifend eine der besten Textverarbeitungen mit einem weiten Einsatzspektrum. Uneingeschränkt zu empfehlen.


Ulrich Hofner
Aus: TOS 04 / 1993, Seite 38

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