Sinclairs Startprobleme

Die Eroberung des deutschen Marktes durch die britische Firma Sinclair läuft nicht ganz so reibungslos wie geplant.

Im Frühjahr 1984 gründete der britische Computer-Hersteller Sinclair eine eigene deutsche Niederlassung. Damit endete die Alleinherrschaft seines bisherigen Generalimporteurs J. Schumpich aus Ottobrunn. Zur gleichen Zeit wurde eine Werbekampagne für den QL gestartet und es wurden Erwartungen geweckt, die nicht zu erfüllen waren — jedenfalls nicht zu dem geplanten Termin. Mit dem QL gab es technische und in der deutschen Niederlassung personelle Probleme, wobei letztere zur Ablösung der Bad Homburger Führungsmannschaft führten. Zur Zeit wird Sinclair Deutschland von Richard Horowitz geleitet, dem im britischen Mutterhaus der deutsche Markt untersteht. Die technischen Probleme sind m der letzten Version gelöst und es ist in den nächsten Monaten endlich mit der Auslieferung des deutschen QLs zu rechnen.

Die zum Teil drastisch reduzierten Preise sind auch keine Schlußverkaufs-Angebote, sondern eine längst fällige Anpassung der offiziellen Preise an die tatsächlich zu erzielenden Marktpreise. Sinclair mußte hier, nach Commodore und Atari, nachziehen, um erfolgreich um den zweiten Platz im deutschen Computermarkt zu kämpfen Auf den ersten vier Plätzen drängeln sich Commodore, Sinclair, Schneider und Atari, wobei sich die Reihenfolge der Plätze 2 bis 4 schnell ändern kann.

In der letzten Zeit mehrten sich die Gerüchte über die finanzielle Lage des Hauses Sinclair. Happy-Computer nutzte die Micro-Computer 85 in Frankfurt zu einem Gespräch mit Richard Horowitz zum Thema Finanzen und Entwicklung im deutschen Markt. Das Thema Finanzen konnte dabei nicht mit Zahlen versehen werden, da in England die Einführung einer Sinclair-Aktie bevorsteht (März/April) und nach britischem Recht keine Auskünfte gegeben werden dürfen. Ein Blick nach Großbritannien zeigt, daß die bisher im Freiverkehr gehandelten Aktien, die etwa 10 Prozent des Sinclair-Kapitals ausmachen, dort einen guten und ruhigen Stand haben. Der Kurs schwankt maximal im Rhythmus aller britischen Aktien und liegt im Moment bei 0,89 britischen Pfund. Im Vorjahr schwankte der Kurs immerhin zwischen 0,6 und 0,9 Pfund (Tendenz am Jahresende war gegen 0,9 Pfund). In Deutschland werden Sinclair-Produkte weiterhin über den Fachhandel und die Computer-Abteilungen der Kaufhäuser abgesetzt. Speziell im Bereich des QL-Verkaufs legt Richard Horowitz großen Wert auf eine gute Schulung des Verkaufspersonals. Nicht Verkaufen sondern Service heißt die Devise für den Handel. Diese Entscheidung ist auch deshalb richtig, weil in dem Bereich, den der QL erobern soll, der Name Sinclair unbekannt ist. Der QL ist als »Personal« konzipiert und nicht als Heimcomputer. Damit muß er mit mehr Konkurrenz kämpfen und vor allem gegen etablierte Firmen. Richard Horowitz sieht auch hier das Problem, meint aber nur lächelnd, Konkurrenz belebe das Geschäft. Bis zur endgültigen Auslieferung des QL mit deutschem Zeichensatz, kann man sich für 1650 Mark mit der britischen Version 2 trösten. Die Software ist ohne Einschränkungen kompatibel und kann somit auf allen Versionen genutzt werden. Es bleibt abzuwarten, ob der Computer hier den erwarteten Markt vorfindet. (mk)

Komplett überarbeitet

Eine neue, in vielen Punkten weiterentwickelte Version der Anwendungs-Software von Psion werden die QL-Interes-senten erhalten, die geduldig auf die deutsche Fassung gewartet haben. Psion hat kürzlich in England seine Version 2 vorgestellt, auf der auch die deutsche basiert. Was man nicht sieht, ist der hohe Grad an Komprimierung, der sich dafür aber im Gebrauch um so positiver auswirkt. Die einzelnen Module der Version 2 brauchen weniger Platz im Arbeitsspeicher und arbeiten deutlich schneller; die Zeitersparnis beträgt etwa 20 bis 30 Prozent. Außerdem dauert das Laden der Programme durchschnittlich nur noch die Hälfte der Zeit.

Die höhere Geschwindigkeit resultiert daraus, daß es außer für die Hilfe-Bildschirme keine Overlays mehr gibt. Jetzt sind die Programme ganz im Maschinencode des QL aufgebaut und den Besonderheiten dieses Computers genau angepaßt.

Das jeweilige Programm-Modul, wie zum Beispiel die Textsoftware Quill, wird komplett geladen. Einzelne Funktionen werden aus dem Arbeitsspeicher aufgerufen. Zusätzlich ist jetzt auch Platz für längere Text-Dokumente. Die Files können rund 50 Prozent umfangreicher sein; das gilt auch für die Tabel-lenkalkulation Abacus.

Einen weiteren wichtigen Vorzug der neuen Version 2, die auf der Micro-Computermesse ’85 in Frankfurt erstmals vorgestellt wurde, werden die Anwender erst mit der Auslieferung der deutschen QL nutzen können: Der Dialog ist komplett in deutsch, es gibt keine englischen Begriffe mehr und auch die Hilfstexte erscheinen in der Landessprache.

(mk)

Neue offizielle Sinclair-Preise

Bei der neuen Sinclair-Preisliste, die ab März gültig ist, fällt besonders die drastische Preiskorrektur bei dem billigsten Posten auf: dem Microdrive-Cartridge. Der alte Preis von knapp 25 Mark ist auf zwölf beziehungsweise beim Viererpack auf unter zehn Mark gefallen und damit endlich akzeptabel.

Neu im Programm ist ein Erweiterungsset, das aus einem Interface 1. einem Microdrive und vier Cartridges sowie einem Netzwerk-Kabel besteht. Neben einem Demo- und einem leeren Cartridge sind folgende Programme auf den beiden restlichen Cartridges: Ant At-tack, Games Designer, Tasword 2 (Textverarbeitung) und Masterfile (Dateiverwaltung). Eine deutsche Dokumentation ist im Preis eingeschlossen.

Ebenfalls neu ist, daß die deutsche Sinclair-Zentrale in Bad Homburg nun nach langem Sträuben den englischen QL in der verbesserten zweiten Version für den deutschen Markt anbietet, und zwar zu einem Preis von 1650 Mark inklusive vier Programmen und englischer Dokumentation. Bei der eventuell später lieferbaren deutschen Ausgabe des QL mit dem deutschen Zeichensatz wird der Preis weiterhin mit knapp 2000 Mark angesetzt. Hier zwingt sich die Frage auf, ob 350 Mark nicht etwas zu viel für drei Umlaute sind.

Spectrum plus mit deutscher Anleitung 549— Mark
Spectrum 48 KByte mit acht Programmen und deutscher Dokumentation 399,— Mark
Spectrum 16 KByte mit sechs Programmen und deutscher Dokumentation 299,— Mark
Erweiterungsset (Microdrive-Paket) 499- Mark
Microdrive-Cartridges pro Stück 12,-Mark
und im Vierer-Pack 39,- Mark
QL II in britischer Version 1650,— Mark
QL II in deutscher Version 1998— Mark

Die vorher verlangten Preise entnehmen Sie bitte dem Artikel über den Spectrum plus in dieser Ausgabe. Zum Erweiterungsset ist noch zu bemerken, daß es in gleicher Form in England für rund 400 Mark angeboten wird (natürlich mit englischer Dokumentation).


(mk)
Aus: Happy Computer 04 / 1985, Seite

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