Schneiders bunte Bilderwelt

Die realistisch wirkenden Bilder von Grafik-Adventures und ähnlichen Programmen, die die Grafik der CPC voll ausnutzen, reizen zum Nachmachen. Aber wie? Mit einem Video-Digitalisierer können auch Sie solche Bilder problemlos auf Ihrem Computer erzeugen.

Das Thema Video-Digitalisierung beschäftigt neuerdings viele Computerbesitzer. Doch wer hat wirklich einen Digitalisierer zu Hause? »Zu teuer« sagen die einen, »keinen praktischen Nutzen« die anderen. Wir testen für Sie einen erschwinglichen Farb-Digitalisierer für den CPC 6128 und zeigen Ihnen, was Sie damit anfangen können.


Bild 1. Unscheinbar: der F.E.T.-Farb-Digitizer mit Zubehör

Der F.E.T Farb-Digitizer kostet mit -Zubehör 369 Mark. Das Gerät wird mit der für den Betrieb notwendigen Software, einigen Demonstrationsprogrammen und einer kurzen Anleitung geliefert (Bild 1).

Die Elektronik des Farb-Digitalisierers steckt in einem schlichten, beigefarbenen Kunststoffgehäuse. Ein 50poliger Stecker erlaubt die direkte Verbindung mit dem Erweiterungsanschluß des CPC 6128. Die Leitungen des Computers sind im Digitalisierer jedoch nicht durchgeschleift, so daß Sie keine weitere Peripherie anschließen können.

Geduld für bewegte Objekte

In der Anleitung wird ausdrücklich daraufhingewiesen, daß der Digitalisierer nur im ausgeschalteten Zustand des Computers aufgesteckt und abgenommen werden darf, weil sonst die Gefahr besteht, daß er beschädigt wird. Wenn das Risiko der Beschädigung tatsächlich so groß ist, wäre es sinnvoll gewesen, auch das Gehäuse des Digitalisieren mit dieser Information zu beschriften, da nicht alle Käufer die Anleitung vor der Inbetriebnahme eines Gerätes lesen.

Die Spannungsversorgung des Digitalisieren erfolgt über die + 5-Volt-Leitung des Erweiterungsanschlusses, eine externe Versorgungsspannung ist damit nicht erforderlich. An einer Seite des Digitalisieren sind zwei kleine Drehknöpfe zum Einstellen von Helligkeit und Kontrast angebracht.

Über eine BNC-Buchse schließen Sie eine VHS-Kamera, einen Videorecorder oder ein Fernsehgerät mit AV-Buchse an. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung ist zum Video-Digitalisieren keine Video-Kamera erforderlich, man kann auch Bildsignale von anderen Quellen verwenden.

Der Farb-Digitalisierer arbeitet aus Kostengründen nicht in Echtzeit, sondern benötigt knapp 3,5 Sekunden für einen Digitalisiervorgang. Somit darf sich das Videobild in dieser Zeit nicht wesentlich verändern.

Beim Fernsehgerät bieten sich für eine Digitalisierung neben den Testbildern (zugegebenermaßen ziemlich eintönig) alle länger sichtbaren Logos (die »1«, »heute« etc.), beschauliche Szenen und Stilleben an. Für Videobänder gilt das gleiche, nur kommt beim Recorder hinzu, daß man die Standbild-Funktion benutzen kann. In der Regel müssen Sie bei dieser Funktion aber Abstriche in der Qualität machen, weil die Elektronik der Recorder zwar für menschliche Augen akzeptable Bilder liefert, beim Digitalisieren jedoch Störstreifen sichtbar werden.


Bild 2. Hektische Naturen geraten unscharf

Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht und einige bewegte Motive digitalisiert. Dabei hat sich gezeigt, daß sich mit etwas Geduld auch von Bildern mit geringfügigen Veränderungen ansprechende Resultate erzielen lassen. Bild 2 zeigt als Beispiel den Ausschnitt aus einer gefilmten Szene.

Die im Lieferumfang des Digitalisieren enthaltene Software besteht aus dem Programm »Bankman« zur Nutzung des vollen 128-KByte-Speicherbereichs, dem Digitalisierer-Betriebsprogramm »Fetdigit« (Basic mit RSX-Befehlen und Maschinencode-Routinen) sowie fünf Demonstrationen in Form von digitalisierten Motiven aus der Disney-Welt.

Der Digitalisierungsprozeß wird durch Druck auf die Leertaste gestartet. Der Benutzer sieht direkt, wie das digitalisierte Bild vor seinen Augen entsteht. Mit »S« kann er das Bild in zwei Formaten speichern. Das erste Format mit der Extension ,»SDS« fügt zum Bild ein kleines Programm hinzu, so daß das Motiv aus dem Basic heraus mit »run"na-me.sds"« aufgerufen werden kann. Die Einbindung in eigene Programme ist damit problemlos durchzuführen. So kann der Anwender auch digitalisierte Bilder mit Mal-Programmen (zum Beispiel Happy-Painter) weiterverarbeiten.

Das zweite Format speichert ein digitalisiertes Bild in erweiterter Form mit Angabe der 27 Originalfarben des CPC für jeden Bildpunkt. So erhält man die Gelegenheit, mit geeigneter Software auch Bilder in 27 Farben zu verarbeiten und auf einen Farbdrucker auszugeben.

Über »P« läßt sich von jedem digitalisierten Bild eine farbige Hardcopy erzeugen. Ein Anpassungsprogramm für den Okimate 20 ist auf der Diskette zum Farb-Digitalisierer vorhanden, Anpassungen für andere Drucker muß der Anwender sich jedoch selbst schreiben.

Die Dokumentation ist mit 24 Seiten recht dürftig. Zudem sind mehrere Seiten unbedruckt und die Anleitung ist zweisprachig (deutsch und englisch), so daß der Käufer netto nur zehn Seiten an Informationen erhält. Hinweise zum Weißabgleich der Video-Kamera und zu Beleuchtungsfragen wären hilfreich gewesen. So hatten wir in der Redaktion anfangs Probleme, vernünftige Farbbilder zu erhalten. Die Motive waren zwar zu erkennen, aber alles grau in grau. Erst das Einschalten der Raumbeleuchtung und einige zusätzliche Scheinwerfer brachten vernünftige Ergebnisse.

Auch Beispiele für Anwendungsbereiche von Video-Digitalisierern dürfen in einer vernünftigen Anleitung nicht fehlen. Der Leser erfährt zwar, auf welche Weise Bilder prinzipiell in ein Basic-Programm eingebunden werden, doch konkrete Einsatzgebiete wie Verfremdung mit Mal-Programmen, Titelbilder für eigene Programme oder Bildmaterial für professionelle Software fehlen völlig.

Zusammenfassend gesagt ist der F.E.T.-Farb-Digitizer ein nützliches Hilfsmittel, um Bilder auf dem Computer umzusetzen, und nicht nur als Spielzeug für Computer-Besitzer geeignet, die schon alles haben. Die Dokumentation zum Gerät ist jedoch sehr spärlich und bietet keinerlei Hinweise zum praktischen Einsatz eines Video-Digitalisierers. (ma)



Aus: Happy Computer 02 / 1987, Seite 26

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