Spiele Leserbriefe

Mächtig männlich

Computerspiele scheinen reine Männersache zu sein: Unter den vielen Zuschriften, die mich erreichen, sind kaum Briefe von Frauen und Mädchen dabei.

Warum sind Computerspiele ein Thema, das die Vertreter des männlichen Geschlechts zahlreich fasziniert, die Damen aber kaum begeistern kann? Vielleicht ist dieses schiefe Verhältnis gar nicht mal so einseitig wie es scheint, weil die Mädels sich nicht so zahlreich rühren. Happy-Computer fordert ein Ende dieses erschreckenden Zustands! Wir wollen alle weiblichen Computerspieler aufrufen, sich bei uns zu melden. Schreibt uns Eure Erfahrungen, welche Programme Ihr am liebsten spielt und gegen welche Vorurteile Ihr zu kämpfen habt. Wenn ordentlich Post kommt, folgt auf einer der nächsten Leserbriefseiten ein ordentlicher Frauen-Schwerpunkt. Also nicht gezögert, sondern schnell den Brief an folgende Adresse verschickt: Redaktion Happy-Computer Spiele

Hans-Pinsel-Str. 2 8013 Haar bei München.

Euer
Heinrich Lehnhardt

Amiga vs ST — letzte Runde

Ich verfolge die Leserbriefe zu diesem Thema seil langer Zeit und habe den Eindruck, als ob sich die Computerbesitzer hassen und am liebsten gegenseitig ermorden würden.

Als Besitzer eines Atari ST gebe ich offen zu, daß der Amiga im Bereich Grafik und Sound eindeutig die besseren Fähigkeiten hat. Der Atari ST bietet aber eine viel größere Auswahl an Software. Ich besaß vor etwa zwei Jahren einen Atari 800 XL und habe dabei erfahren, daß sich nicht immer der bessere Computer durchsetzen kann. Damals hatte der C 64 im Bereich Software die Nase vom. Commodore hat meiner Meinung nach den Absprung verpaßt, da der Amiga lange Zeit erheblich teurer als der ST war.

Trotz allem sollten die Computerbesitzer den Kleinkrieg beenden und mit ihren Computern glücklich werden. Ein Einheitscomputer für alle wäre genauso langweilig wie Menschen mit gleichem Aussehen (»Schöne neue Computerwelt«).

Ich bin jedenfalls froh, einen der leistungsfähigen neuen Computer zu besitzen und wünsche mir für die Zukunft einen Rechner mit noch mehr Speicher und noch höherer Geschwindigkeit. Optimal wäre vielleicht ein Amari 3000 mit mehreren Coprozessoren und einem schnuckeligen, flimmerfreien Schwarzweiß-Monitor.

(Ralf Diersen, Gelsenkirchen-Buer)

Ich bin keinesfalls der Meinung, daß der Amiga »abgehängt« ist. Ich, als Besitzer eines Sinclair QL wäre froh, wenn für meinen Computer so viel Software wie für den Amiga angeboten werden würde. Man kann ST und Amiga nur sehr schwer vergleichen, da jeder seine Vor-und Nachteile hat.

Ich frage mich schon seit langem, warum die meisten Spiele für den Amiga grafisch und spielerisch auf einem sehr niedrigen Niveau stehen. Falls dieses nicht der Fall ist, sind es oft Umsetzungen, die mit der ST-Version grafisch und soundmäßig identisch sind. Das ist schade Für einen so guten Computer. Der Amiga hat es nun wirklich nicht nötig, sich hinter dem ST zu verstecken. Die Programmierer sollten sich bei den Umsetzungen wesentlich mehr Mühe geben. Den Amiga kann man nun wirklich nicht als abgehängt bezeichnen, nur weil für ihn nicht so viel und so gute Software produziert wird.

(Dieter Siesen, Itzehoe)

Weniger

Ich finde, daß Ihr einige Spiele überbewertet habt: Die CPC-Grafik des Spiels »Gauntlet II« war ziemlich klobig, oder irre ich mich da? Ich selber besitze einen C 64 und bin der Meinung, daß auch Spiele für diesen Computer überbewertet werden. Das Spiel »The living Daylights« ist da ein gutes Beispiel, das 73 Punkte für seine mickrige Grafik erhielt. Aber ich will euch nicht nur kritisieren, denn das richtige Bewerten von Sound und Grafik ist nicht leicht.

Noch ein großes Lob für die Power Play; dieses Heft ist Klasse! Vor allem die Automaten-Ecke ist gut, denn dort sehe ich so manchen Automaten, den ich schon gespielt hatte. Zum Schluß noch eine Frage: Gibt es eine Umsetzung des Automaten »Get-Star« für den C 64?

(Martin Hantich, A-Kitzbühel)

Klobig mag sie sein, die Gauntlet II-Grafik auf dem CPC. Die niedrige Auflösung im Multicolor-Modus macht CPC-Programmierern das Leben in dieser Hinsicht auch nicht gerade leicht. Dafür sind bei Gauntlet II Scrolling und die Anzahl der Soft-Sprites für diesen Computer beachtlich. Living Daylights auf dem C 64 war unserer Meinung nach grafisch rundum solide (Scrolling, Sprites, mehrere unterschiedliche Levels), aber das ist sicherlich auch Geschmackssache.

Vielen Dank für das Lob. Vom Spielautomaten Get-Star gibt es keine C 64-Umsetzung. (hl)

Wann wie für wen?

Erscheinen die getesteten Spiele eigentlich nur für die Computer, die angegeben werden oder kann es sein, daß zum Beispiel ein Programm, bei dem »Atari ST (Amiga)« steht, später auch für den C 64 erscheint?

Da ich ein Actionspiel-Fan bin, freue ich mich immer wieder über interessante Neuheiten. Ich besitze einen C 64, für den es auch die meisten Action-Spiele (und auch einige der besten) gibt. Doch bei Action-Spielen, die zuerst auf dem Schneider CPC erscheinen (zum Beispiel »Trantor«) fallen die C 64-Umsetzungen fast immer schwach aus. Ich bin den CPC-Besitzern nicht neidisch auf diese Perlen, aber warum werden solche Spiele nicht 1:1 auf den C 64 umgesetzt?

Als ich den Test der Schneider-Version von »Gryzor« las, dachte ich im selben Moment an eine schlechte C 64-Umsetzung. Wißt Ihr schon mehr von der C 64-Version?

(Johannes Sautner, A-Langenzersdorf)

Wir geben bei unseren Tests alle Computer an, für die eine Version des jeweiligen Programms geplant ist. Es kann aber Vorkommen, daß eine Umsetzung erst später angegangen wird. Als wir zum Beispiel vor einem Jahr »Paperboy« testeten, war das Programm nur für C 64, C 16. CPC und Spectrum erhältlich. Mittlerweile ist auch eine Atari ST-Version angekündigt worden. In unserer Rubrik »Kurz und bündig« informieren wir Euch dann über solche nachträgliche Umsetzungen.

An den einzelnen Versionen eines Spiels arbeiten oft verschiedene Programmier-Teams. Wenn Team A seinen Computer besser ausreizen kann als Team B, kommt es dadurch zu unterschiedlich guten Versionen. Noch extremer wird die Sache, wenn ein Spiel zunächst nur für einen Computer geschrieben wurde und diesen auch besonders gut ausnutzt. Die Umsetzungen fallen dann in der Regel schwächer aus.

Die Commodore-Version von Gryzor ist wirklich ein wenig enttäuschend: Daß die Grafik nicht so bunt wie auf dem CPC ist, liegt an der C 64-Hardware und kann verschmerzt werden. Aber auch die Steuerung ist schlechter und der Schwierigkeitsgrad zu hoch. (hl)

Objektiver

Meiner Meinung nach sollten die Spieletests objektiver sein. Vor allem haben die ironischen Bemerkungen nichts darin zu suchen. Mich interessieren nur die Daten und Fakten eines Programms und nicht die gefühlsbewegte Meinung eines Testers. (Peter Tessmann, Mönchengladbach)

Ein völlig objektiver Test wäre kein Test mehr, denn er müßte frei von jeglicher Bewertung sein. Was bringt es aber, wenn wir schreiben, welche Hintergrundstory das Spiel XY hat, aber nicht sagen, ob und warum es gut oder schlecht ist? Gerade bei Spieletests seien uns auch ein paar ironische Seitenhiebe erlaubt; man muß ja nicht alles so furchtbar ernst nehmen, (hl)


Heinrich Lenhardt
Aus: Happy Computer 06 / 1988, Seite 74

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