24-Nadler Brother M-1824L

Den Namen Brother werden die meisten Zeitgenossen mit Schreibmaschinen assoziieren. Hier halten die Brüder aus Japan große Marktanteile. Eigentlich ist die Produktion von Druckern dann naheliegend, doch wollte sich der rechte Durchbruch auf diesem Markt bisher nicht einstellen. Das soll sich nun mit dem M-1824L ändern.

Dieser 24-Nadler wurde zur CeBIT diesen Jahres präsentiert und ist seit einiger Zeit im Handel. Er soll die Herzen und vor allem die Schreibtische all derer erobern, die an ihren Drucker gehobene Ansprüche bei halb- bis professionellen Anwendungen stellen. Im Preisbereich knapp unter 2000 DM tummeln sich bereits der OKI ML 390 und vor allem der NEC P6plus, neuerdings auch der STAR XB24-10. Es gibt also reichlich Konkurrenz für den neuen Brother. Schauen wir uns an, was für ein Bild er macht.

Das Gehäuse unseres Kandidaten ist kompakt gehalten, das Äußere wirkt hausbacken. Aber es geht uns ja um die Funktion, Preise für Schönheit werden hier nicht verteilt. Sofort fällt auf, daß der Netzschalter an der Oberseite angebracht ist. Lob für diese Brother-Tradition. Aus dem Gehäuse schauen uns zwei Hebel an: Einer reguliert den Abstand Kopf-Papier, der andere dient zum Umschalten Einzel-/Endlospapier. Es sind keine Bedienelemente im Drucker versteckt, alles ist von außen zugänglich. Beim Einstecken des Centronicskabels fällt ein kleiner Schieber auf, der verhindert, daß gleichzeitig die serielle und die parallele Schnittstelle angeschlossen werden, indem er jeweils eine Buchse abdeckt. Ein durchdachtes Detail, genauso wie der Umstand, daß diese Anschlüsse seitlich angebracht sind und daher nicht im Papierweg liegen. Übrigens: die RS 232C-Schnittstelle ist im Lieferumfang enthalten, der M-1824L kommt also komplett ausgestattet ins Haus.

Papiererlebnis

Der ungeduldige Tester fummelt als erstes das Endlospapier in den Traktor. Dabei gibt’s gar keine Probleme. Der Schubtraktor wird beim Endlosbetrieb von der Einzelblattrutsche abgedeckt. Sie braucht lediglich angehoben zu werden - und schon liegen die Stachelwalzen frei. Das Papier ist also drin, doch immer noch leuchtet fürsorglich die “Check”-Lampe. Das Hebelchen links steht auf Endlospapier, was wird wohl passieren, wenn ich einfach den “Top of Form” (=Seitenanfang)-Knopf drücke? Das Papier wird transportiert, vor, zurück, langsam, schnell, der Andruckhebel klappert und siehe da: Das Papier ist im Drucker. Sauber eingezogen, fein säuberlich um die Walze geschlungen, harrt es unter dem Druckkopf der Zeichen, die da kommen werden.

Bild 1: Bedienfeld mit LC-Display

Das muß ich gleich noch einmal erleben. Eine Taste ist mit “Eject” beschriftet. Im Auto fällt mir dann die Kassette auf die Füße; ob hier wohl das Papier rausfällt? Und richtig. Das Druckgut wird so lange zurückgefahren, wie man die Taste gedrückt hält. Zunächst schnell, dann ganz langsam. Das ist der Punkt, von dem an das Papier aus dem Traktor zu fallen droht. Soll es ganz raus, hält man die Taste. Will man es nur parken, sollte jetzt Schluß sein mit dem Festhalten. Nun kann eigentlich Einzelblatt verarbeitet werden. Aber da ich erst einmal die Geschwindigkeitstests mit dem Testprogramm machen will, fahre ich das Endlospapier gleich wieder herein. An dieser Stelle sei vorgegriffen: Das Entfernen und Laden des Papiers ist dermaßen unkompliziert, schnell und sicher, daß es eine Freude ist. Kurz: Lob für das saubere Papier-Handling.

Mit Software...

...sollte der Drucker nach der rein äußeren Bedienung ja auch Zusammenarbeiten. Daher also rein ins Druckertestprogramm und die Palette an Tests durchgespielt. Voll Epson-kompatibel ist er, der Kandidat von Brother. Solange man ihn auf Epson-Emulation stellt. Er verfügt nämlich noch über zwei weitere und das serienmäßig und ohne Aufpreis: IBM Proprinter und Diablo/Brother-HR. Ersteres ist verständlich, schließlich wollen die Brüder aus Fernost ihr Produkt auch im riesigen PC-Markt loswerden. Letzteres hingegen kann höchstens traditionelle Gründe haben. Denn die erfolgreichen Typenraddrucker der HR-Serie von Brother werden sicher noch von so mancher Uralt-Textverarbeitung unterstützt. Warum also nicht auch Kompatibilität zu den Ahnen wahren? Daß dabei nur ein Minimum an Druckerfunktionen genutzt werden kann, steht auf einem anderen Blatt...

Was viel interessanter ist, ist die Tatsache, daß der Brother M-1824L zwischen diesen verschiedenen Emulationen per Software-Befehl wechseln kann. Das ist höchst selten und erfreulich. Bei anderen Maschinen muß man dafür schlimmstenfalls an den DIP-Schaltern herumexperimentieren oder Menüs ausdrucken und per Tastenkombination verstellen. Hier können Sie sich einfach den Steuercode in die Autexec.bat Ihrer PC-Speed-Partition schreiben, und schon wechselt nicht nur Ihr ST sondern auch der Drucker die Gangart beim Wechsel in die PC-Weit.

Bild 2: Das Innenleben -sauber verarbeitet und gut zugänglich

Die Geschwindigkeitstests bergen dann eine echte Überraschung: Der Brother ist einer der schnellsten Drucker seiner Klasse. Während im Textmodus der OKI ML 390 weiterhin ungeschlagen bleibt, stellt unser heutiger Kandidat den NEC P6plus in den Schatten. Bei der Schnellschrift (Draft) ist er gar 30% schneller als der NEC. Spitzenreiter in der Grafik bleibt aber nach wie vor der NEC P6plus. Hier zeigt der Brother - ähnlich wie der C.Itoh C-610, den wir Ihnen im letzten Monat vorstellten - die Angewohnheit, längere Grafikzeilen in zwei Durchgängen zu drucken. Ungeklärt bleibt weiterhin, woran das liegt. Fest steht hingegen, daß dabei wertvolle Zeit verplempert wird (bitte beachten Sie dazu auch die Tabelle auf der folgenden Seite).

Im Text am Rande dieses Berichts finden Sie einige Bemerkungen zum Testprogramm, insbesondere werden einige neue Tests beschrieben. Neu ist vor allem der Signum!-Brief, der in Zukunft als weiteres Maß für die Grafikgeschwindigkeit der getesteten Drucker dienen soll. Allerdings handelt es sich eben nicht um pure Grafik in Form eines Bildes, sondern ihm solche unter den besonderen Signum!-Bedingungen. Ich habe zu diesem Zweck noch einige Werte in der Tabelle nachgetragen, besonders die Zeiten des alten NEC P6. Da zeigt sich, was der Fortschritt innerhalb weniger Jahre so bewirkt hat (Bei Markteinführung galt der P6 als schnelle Maschine!).

Die jeweils erste Zeit in den Spalten “LQ” und “Draft” gibt die Zeit an, die der Drucker brauchte, um die Daten vom Rechner abzunehmen. Sie sehen, daß der M-1824L hier nicht die minimale Zeit, sondern etwas länger benötigt. Das liegt daran, daß sein Speicher mit 24 kByte Größe kleiner ist als der Text. Er mußte also erst etwas “wegdrucken”, bevor er den Rechner wieder freigab. Wer ständig lange Texte druckt und nicht auf den Drucker warten mag, aber andererseits auch keinen Spooler installieren will, der kann beim Händler auch eine RAM-Karte für den M-1824L ordern. Die erweitert das Gedächtnis des Druckers auf satte 56 kByte.

Dokumentlänge Text: 33396 Bytes Dokumentlänge Grafik: 32643 Bytes Genannt: Zeit zur Datenabnahme / Gesamtzeit für Druck Datenmenge des Signum!-Briefes: 123 kByte (360 x 180 DPI)
Drucker LQ-Einzel LQ-Endlos Draft-Endlos Grafik DIN 32k751 Siqnum!-Brief
Brother M-1824L _ 2:18/8:50 0:59/3:59 0:20/0:24(1) 32 s 44 s
C.Itoh C-610 - 0:32/10:47 0:18/5:03 0:17/1:02(2) 37 s
NEC P6 - 8:20/10:49 4:30/5:50 0:30/0:31 40 s 70 s
NEC P6 PLUS - 0:18/9:10 0:18/5:46 0:16/0:20 34 s 30 s
OKI ML 390 - 5:20/7:53 2:20/3:27 0:24/0:25 28 s 43 s

(1) Der M-1824L druckt 180 DPI-Grafik in zwei Durchgängen pro Zeile.
(2) Der C-610 druckt 180 DPI-Grafik in zwei Durchgängen pro Zeile.

Der M-1824L im Kreise seiner Konkurrenten

Den Testpunkt “Signum!-Brief" absolviert der Brother M-1824L nur leicht schlechter als der OKI, allerdings braucht er 45% mehr Zeit in diesem Modus als der NEC P6plus. Das klingt nun etwas tragisch, ist aber so schlimm nicht, denn auch die 44 Sekunden sind recht flott und Langeweile kommt mit unserem Testobjekt nicht auf. Übrigens: die 360 x 360 DPI-Auflösung, die sowohl der OKI als auch der NEC bieten, fehlt auch dem Brother nicht. Allerdings benutzt der M-1824L zur Ansteuerung nicht den NEC-Code, sondern den von Epson. Wer diese Auflösung nutzen will, sollte sich also entsprechende Treiber besorgen. Mit Signum! gibt’s keine Probleme, da das Ausgabeprogramm ja seit einiger Zeit auch diese nicht-NEC-kompatiblen 24-Nadler unterstützt.

Von der Grafik zurück zum Textmodus. Wer mit einer “normalen” Textverarbeitung arbeitet, den wird einerseits die bereits erwähnte Epson-Emulation freuen. Ein Treiber für einen Epson LQ-Drucker wird sich mit Sicherheit überall finden lassen. Daß der Brother fünf eingebaute Fonts bietet, erfreut all diejenigen, die - wie ich - den Brother-Standard-Font “Brougham” nicht für eine Ausgeburt der Schönheit halten. So läßt sich schnell einer der abgebildeten Fonts per Tastenmenü am Drucker einstellen. Auch hier gibt’s ein erfreuliches Detail zu vermelden: Andere Hersteller bieten sehr wohl auch mehrere eingebaute Schriftarten. Die des Brother sind aber in allen Schriftbreiten verfügbar, können also universell eingesetzt werden. Häufig ist es nämlich so, daß diese Fonts dann z.B. nur in Proportionalschrift genutzt werden können. Damit ist deren Nutzen stark eingeschränkt. Wem die fünf Fonts des M-1824L nicht reichen, der kann sich noch die Fontkarte LC-600 kaufen, auf der sich sechs weitere Fonts befinden. Doch müssen Sie sich entscheiden: Im Gehäuse des Brother gibts nur einen Slot für RAM-oder Font-Karte.

Nachdem ich diese Tests auf Endlospapier gedruckt und mich dabei häufig über die miserable Abreißkante geärgert habe, wechsle ich jetzt per Paper-Park auf...

Bild 3: Grafikprobe

Einzelblätter

Das Prozedere wurde oben bereits beschrieben. Bleibt nur anzumerken, daß auch das Einziehen der einzelnen Blätter absolut problemlos ist. Die Einzelblattrutsche - auch das ein nettes Detail (man freut sich ja auch über Kleinigkeiten!) -rastet von allein in der oberen Stellung ein. Warum eigentlich auch nicht? Warum muß andernorts immer noch mit irgendwelchen notenständerähnlichen Drahtbügeln operiert werden? Na ja, der M-1824L macht Hoffnung auf eine ergonomische Büro-Zukunft.

Die bedruckbare Länge eines Einzelblattes beträgt wie bei vielen anderen Konkurrenten 64 Zeilen. Der Abstand der ersten Druckzeile vom oberen Rand kann per Menüeinstellung geändert werden. Allerdings weist das Handbuch mit einer netten Zeichnung darauf hin, daß dieser Rand nicht kleiner als 21 Millimeter werden kann. Apropos Menü: Mit den bunten Tasten auf dem Bedienfeld hangelt man sich durch diverse Einstellungen, die gleichzeitig in dem etwas klein geratenen Display angezeigt werden. Das alles wiederum ist völlig problemlos; beim Verlassen des Menü-Modus’ werden alle Parameter bis in die Ewigkeit festgehalten (Es sei denn, Sie ändern sie vorher noch einmal).

Bild 4: Schriftprobe

Drei Durchschläge ließen sich mit dem M-1824L gerade noch produzieren, zusätzlich zum Original. Ein ordentlicher Wert, der sicher immer ausreichen wird. Schade fand ich, daß der Anschlag für die Einzelblätter, der sich auf der Rutsche befindet, so winzig geraten ist. Außerdem wäre ein zweiter auf der rechten Seite durchaus von Nutzen. Hier sei der OKI ML 390 zum Abgucken empfohlen: Mit dessen Anschlägen kann man keine Seite schief einlegen. Wenn nun beim Brother doch mal etwas daneben gegangen und man gezwungen ist, die Klappe über dem Druckkopf abzunehmen, dann wird’s hakelig: Sie klemmt und wehrt sich. Doch kommt das nicht allzu häufig vor, denn die Papierverarbeitung funktioniert tadellos (siehe oben...).

Bild 5: Diese fünf Fonts beherrscht der M-1824L
Bild 6: Wer das besondere liebt...

Vergleich

Sie haben es sicher schon gemerkt: Ich vergleiche den Brother M-1824L ständig mit seinen Konkurrenten. Das liegt vor allem daran, daß Brother in diesem Segment des Druckermarktes Neuling ist und auf jeden Fall gegen die Marktführer wie NEC, OKI, STAR, aber auch EPSON antreten muß. Der M-1824L ist ganz klar als Alternative zum NEC P6plus konzipiert und das formuliert man bei Brother auch so. Daher sollte sich das Gerät auch im Vergleich mit diesen Maschinen behaupten.

Das hat unser Prüfling tadellos getan. Als Quintessenz kann man sagen, daß der M-1824L zumindest seiner Konkurrenz ebenbürtig ist. Die Geschwindigkeit im Textmodus ist hoch, im Grafikmodus bleibt er hinter dem NEC zurück. Dafür ist das Papier-Handling absolut unproblematisch. Das Geräusch, das er produziert, ist - wie bei allen Nadeldruckern - objektiv hoch. Subjektiv mag es eine Nuance erträglicher sein als bei anderen Geräten, doch das ist nicht die Welt. Das Handbuch ist gut, gegliedert und übersichtlich. Allerdings sollte der werte Leser schon etwas Sachverstand mitbringen. Eine Einführung in die Druckerprogrammierung ist das Werk nicht.

Mit Drucker- wie allgemein mit Hardware-Preisen ist das ja immer so eine Sache: Die Hersteller nennen einen Preis, und viele Händler bieten zu oft weit geringeren an. Warum das so ist, soll hier nicht diskutiert werden. Als Konsequenz für den Kunden ergibt sich, daß man - um den tatsächlichen Preis der Geräte zu erfahren - Erkundigungen in Anzeigen oder direkt bei den Händlern einholen muß. Wir werden hier nur die unverbindlichen Preisempfehlungen der Hersteller angeben, die aber teilweise um 25% unterboten werden.

Alles in allem ist der Brother M-1824L ein sehr zu empfehlendes Gerät, das seiner Bestimmung, eine Alternative zum P6plus zu sein, mehr als gerecht wird. Außerdem ist er mit seinen knapp 1950 DM auch noch einen Hauch preiswerter als sein Konkurrent.

IB

Preise
(unverbindliche Empfehlungen lt. Hersteller):

Gerät: 1937 DM
autom. Einzelblatteinzug: 512 DM
Fontkarte mit sechs LQ-Fonts: 285 DM
RAM-Karte mit 32 kByte: 285 DM

Garantie: 6 Monate inkl. Druckkopf

# Neues vom Druckertest

Wie Sie als eifriger Leser der ST-Computer natürlich wissen, gibt es seit geraumer Zeit ein Testprogramm für Drucker. Es findet sich auf der MAXON PD-Diskette Nr. 155. Bevor Sie jetzt mißmutig weiterblättern nach dem Motto: “Ich weiß, wie lahm mein Drucker ist, vom Testen wird er auch nicht schneller.“ sollten Sie vielleicht doch noch die folgenden Zeilen lesen.

Denn mit diesem Programm sind Sie nicht nur in der Lage, die Geschwindigkeitsmessungen, deren Ergebnisse ja immer Teil unserer Testberichte sind, nachzuvollziehen. Dieses Programm kann sogar helfen, Ihnen Ihren Drucker näherzubringen. Dazu dient ein ausführlicher Teil, der den Drucker z.B. auf Standard-Codes testet. Aber auch die Frage, ob der Prüfling NEC-kompatible 360-DPI Grafik bietet, kann schnell beantwortet werden.

Gerade dieser Programmteil hat es in sich. Nehmen wir an. Sie sitzen daheim, blättern durch Ihr Druckerhandbuch und finden einen Befehl, sagen wir: “Griechisch Ein“. Nun, Sie denken Sich: “Prima, genau das brauch’ ich“. Nur, wie ausprobieren? Normalerweise müßten Sie jetzt einen Treiber, z.B. von Wordplus, edieren, speichern, laden....

Mit dem Druckertestprogramm ist das alles kein Problem. Sie tippen die Befehlsfolge (Escape-Sequenz) einfach in den Steuercodeschicker (das ist der Programmteil) und senden ihn zum Drucker. Fortan sollte (vielleicht) alles in griechisch gedruckt werden. Alte BASIC-Hasen werden jetzt rummaulen: “Das brauch ich alles nicht, ich lade einfach meinen Interpreter, schreib ein paar LPRINTs, und schon hab’ ich’s.“ Doch liebe Leute, laßt es Euch gesagt sein: Es gibt auch Menschen, die können nicht programmieren. Und die wollen auch mit einem Rechner und seiner Peripherie umgehen können. Außerdem macht jeder mal Fehler, und dann heißt es, der Drucker oder das Handbuch seien ohnehin Schrott. Nur weil ein unbemerkter Tippfehler aus einer 27 eine 28 machte...

Also: Wenn’s drum geht, neue Sachen auszuprobieren, gibts keine Alternative. Oder immer wieder das leidige Thema: Die Seitenzahlen stehen irgendwo am Anfang der folgenden Seite usw. Die Lösung: Die Seitenlänge bei irgendwelchen Formatangaben ist falsch. Wie kriegt man die Länge der bedruckbaren Seite raus? Mit DRU_TEST. Per “Zeilen pro Seite“ geht das fix und auf Mausklick.

Bis jetzt sind das ja alles alte Hüte. Das konnte das Programm nämlich schon. Was ist also neu dazugekommen? Da ist zum einen etwas, das Sie auch schon kennen, zumindest vom Sehen, nämlich die Grafikprobe. Die ist ja seit einiger Zeit bei jedem Test dabei. An ihr können Sie einiges feststellen. Vor allem die Qualität senkrechter und waagerechter Linien sowie von schwarzen Flächen ist gut zu beurteilen. Besonders bei der Ausgabe maßstabsgetreuer Zeichnungen ist es wichtig, daß der Drucker maßhaltig arbeitet. Das Quadrat, das gedruckt wird, sollte daher auch wirklich 50,8 mm (2 Zoll) Seitenlänge sowohl waagerecht als auch senkrecht besitzen. Wenn Sie den Unterschied zwischen unidirektionalem und bidirektionalen Grafikdruck (bei letzterem wird sowohl von links nach rechts als auch umgekehrt gedruckt) sehen wollen - hiermit ist’s möglich. Einfach im Steuercodeschicker zwischen den Modi hin- und herschalten (ESC U 1 bzw. 0) und die Grafikprobe drucken.

Bei den Zeitmessungen sind zwei Programmpunkte hinzugekommen. Einer davon ist der “Geschäftsbrief". Nach Anwahl dieses Punktes wird ein Geschäftsbrief gedruckt und dabei gemessen, welche Zeit der Drucker dafür braucht. Das müssen - wie bei den anderen Zeitmessungen auch - Sie durch Tastendruck abstoppen. Die Zeiten, die Sie dabei messen, entsprechen bei Matrixdruckern denen, die nach DIN 32751 gemessen werden. Diese Norm schreibt einen Geschwindigkeitstest für druckende Datenendgeräte fest. Der Programmpunkt “Text“ ist zwar in punkto Leistungsfähigkeit des Druckers weit aussagekräftiger, doch bekommt man hier einen schnellen Überblick, mit welchen Druckzeiten man bei einem so alltäglichen Dokument wie einem Brief zu rechnen hat.

Etwas seltsamer ist da schon der Punkt “Kopfbeschleunigung“. Zunächst werden nämlich 60 Zeilen, die aus jeweils 80 Sternchen bestehen, gedruckt. Die Zeit wird gemessen. Dann wird die Zeit gemessen, die der Drucker braucht, um 60 Zeilen mit jeweils nur einem Sternchen vom und hinten zu drucken. Aus beiden Zeiten wird das Verhältnis gebildet, das als Maß angezeigt wird. Was haben Sie nun davon? Nun, Sie wissen dann, wie “schlau“ der Rechner in Ihrem Drucker ist. Eine begrüßenswerte Erscheinung ist nämlich, daß sich die Druckerhersteller auch langsam den “Gehirnen“ ihrer Maschinen zuwenden. Nachdem das Papier-Handling bei vielen Geräten nahezu perfektioniert wurde, gehts jetzt ans Eingemachte oder besser gesagt an die Innereien. Die Geräte beginnen neben inflationären Font-Angeboten auch die Druckwege zu optimieren oder z.B. im Quasi-Mulititasking-Betrieb zu drucken und Daten aufzunehmen. Das wirkt sich nachhaltig auf die Druckzeiten aus.

Wenn also Ihr Drucker bei diesem Test im zweiten Durchlauf um 20% schneller war, so ist das einerseits eine kleine Sensation. Andererseits ist es ein eindeutiges Zeichen dafür, daß die Maschine in der Lage ist, sowohl die Kopfgeschwindigkeit zu regeln, als auch eben diese Fähigkeit zu nutzen, um Leerzeichen schneller abfahren zu können. Ein Lob dem Hersteller. Mit Sicherheit wird es in der Zukunft immer mehr Maschinen zu zivilen Preisen geben, die so arbeiten, um bessere Druckzeiten zu erreichen. Gerade im (immer wichtiger werdenden) Grafikdruck schlägt sich das nieder. Warten wir’s ab; unser Programmpunkt wird ein Kriterium für die Beurteilung sein.

Eben habe ich es schon angesprochen: Der Grafikdruck wird immer wichtiger. Schauen wir uns das Software-Angebot für den ST an: Malprogramme ohne Ende. Viele Leute kaufen sich einen 24-Nadler, um damit Bilder zu fabrizieren. Obwohl Laserdrucker mit Sicherheit besser dazu geeignet sind, wäre das oft zuviel des Guten - vor allem finanziell. Dazu kommt Signum!. Dieses Programm erfreut sich ständig wachsender Beliebtheit und wer über Drucker am ST spricht, wird auch um diese Textverarbeitung nicht herumkommen. Da Signum! ausschließlich im Grafikmodus druckt (wie z.B. auch 2nd Word), fordert es vom Drucker ein Höchstmaß an Datendurchsatz: Unser Test-Geschäftsbrief ist als ASCII-Datei gerade mal 1690 Zeichen (Bytes) lang. Genauso viele Zeichen muß der Drucker verarbeiten, wenn er ihn zu Papier bringt. Mit Signum! in der Auflösung 360x180 DPI gedruckt, müssen Rechner und Drucker schon fast 126000 Bytes schaufeln, bis das Dokument gedruckt ist. Da sich bei solchen Datenmengen die ST-eigene Druckfunktion als zu langsam erweist, geht Signum! eigene Wege und bedient die parallele Schnittstelle selbst. D.h. die Daten kommen um einiges schneller beim Drucker an, als das bei “normalen” Programmen der Fall ist. Der Schreibknecht hat also richtig zu tun.

Was liegt demnach näher, als eine Signum!-Seite als Testdokument zu benutzen und die Zeit zu stoppen, die der Drucker braucht, um sie zu Papier zu bringen? Weil’s so schön ist, benutzen wir den Geschäftsbrief gleich nochmal, diesmal geschrieben mit Signum! im Font “Grotfe”. Bevor Sie für diesen Test das Signum!-Druckprogramm starten, sollten Sie sich den Signum!-Spooler mit 150 kByte einrichten. Starten Sie dann den Druck, doch schalten Sie den Drucker vorher Off-Line. Der Spooler leitet diesen Status nicht an das Druckprogramm weiter und so füllen Sie den Spooler langsam auf. Wenn das Druckprogramm sein Werk vollendet hat, sind Sie dran.

Nehmen Sie sich eine Stopuhr und messen Sie die Zeit, die vom On-Line-Schalten des Druckers bis zum letzten Zeichen des Briefes vergeht. Wenn Sie gerade keine zur Hand haben, nehmen Sie die aus dem Testprogramm.

Durch den Trick mit dem Spooler (Strobedauer 5 Mikrosek.) erreicht man, daß nicht etwa unterschiedliche Berechnungs- oder Ladezeiten die Testergebnisse beeinflussen. Auf diesem Wege wird der Drucker mit maximaler Geschwindigkeit bedient. Da die Dokumente die gleichen sind, können Sie auch direkt ablesen, wieviel Zeit Sie der gegenüber dem normalen ASCII-Druck aus dem DRU_TEST.PRG weitaus schönere Signum!-Druck kostet. Diesen Test werden wir fortan mit jedem Drucker machen und so nach und nach weitere Vergleichsdaten sammeln, die Ihnen helfen können, sich im Dschungel des Druckermarktes ein wenig zu orientieren.

Die neue, erweiterte Version des DRU_TEST.PRG wird nebst Geschäftsbrief im Signum!-Format ab nächstem Monat im MAXON PD-Service erhältlich sein. Wenn Sie zum Thema Drucker Anregungen, Fragen, Kritik haben, dann halten Sie damit nicht hinterm Berg, sondern schreiben Sie an die ST-Computer.



Aus: ST-Computer 12 / 1989, Seite 46

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