NVDI 2.0 - Schneller, kompakter, universeller!

Auf der diesjährigen Atari-Messe vom 23. bis zum 25. August in Düsseldorf präsentierte die Firma BELA eine neue Version des mittlerweile sehr beliebten NVDI. Für Atari-Anwender, die mit dem Namen NVDI nichts anfangen können, sei an dieser Stelle eine kleine Erklärung gegeben. Der Name NVDI steht für New-Virtual-Device-Interface oder, anders gesagt, für eine neue Sammlung von grafischen Funktionen, die für die Ein- und Ausgabe z.B. für Bildschirmgrafiken und Bildschirmzeichensätze zuständig sind.

Das Atari-VDI, welches ja Bestandteil des Atari-Betriebssystem ist und sich deshalb auch in den ROMs befindet, wird von dem AUTO-Ordner-Programm NVDI vollständig ersetzt. Da GDOS ein wesentlicher Bestandteil des VDI und im Atari-VDI überhaupt nicht vorhanden ist und deswegen auch als externes Programm nachgeladen werden muß, enthält NVDI auch ein vollständiges GDOS. Da einige Programme am Markt nicht mit GDOS zusammenlaufen, kann man das GDOS in NDVI abschalten. Unter anderem durch die Anwendung konsequenter Assembler-Programmierung wurde erreicht, daß die neuen VDI-Funktionen erheblich schneller geworden sind, was z.B. bei der Textausgabe einen Faktor von 3 bis 10 ausmacht. Auch die BIOS- und die GEMDOS-Zeichenausgabe wurde erheblich beschleunigt. Das Programm NVDI kann man somit also auch zu den sogenannten Software-Blittern zählen, bei denen auf dem Software-Wege eine schnelle Bildschirmausgabe ermöglicht wurde.

Was hat sich aber nun von der Version 1.04 auf die Version 2.0 geändert? Als erstes fällt einem der gewaltige Sprung in der Versionsnummer auf. Dies ist darauf zurückzuführen, daß dem NVDI ab 2.0 ein neues Konzept zugrunde liegt. In der Version 1.04 waren alle Teilbereiche in einem Programm zusammengefaßt. Da die neue Version jetzt neben den Monochrom- auch die Farbmodi von ST und TT unterstützt, wäre das AUTO-Ordner-Programm immer größer geworden, was ja auf Kosten des freien verfügbaren Systemspeichers ginge. Aus diesem Grund wurden alle Programmteile von NDVI in externe Dateien ausgelagert, die dann je nach verwendeter Bildschirmdarstellung monochrom, in Farbe oder höherer Auflösung nachgeladen werden. Diese externen Dateien, z.B. NVDIDRV1.SYS, müssen bei der GDOS-Installation im GEMSYS-Ordner liegen. Wird kein GDOS installiert, d.h. ist keine ASSIGN.SYS-Datei auf dem Boot-Laufwerk vorhanden, müssen diese Zusatzdateien im Hauptverzeichnis des Boot-Laufwerks liegen. Durch diese Auslagerung von speziellen Programmteilen wurde erreicht, daß der RAM-Speicher nicht unnötig belastet wird.

Hier eine kleine Übersicht der wesentlichen Änderungen von 1.04 auf 2.0:

Nun aber mal ein Blick auf die Beschleunigung der verschiedenen Bildschirmauflösungen bei ST und TT (Tabelle 1).

Wenn man sich besonders die Werte für den Geschwindigkeitszuwachs bei den ST-Farbmodi (mittel und niedrig) anschaut, kann man zwischen der Version 1.04 und der neuen Version 2.0 eine erhebliche Steigerung in der Sparte GEM-Dialoge feststellen. Bei den restlichen Darstellungen hat sich keine Verbesserung ergeben.

Anders sieht das beim TT aus. Dort hat sich in jeder Sparte eine mehr oder weniger große Geschwindigkeitssteigerung ergeben (Tabelle 2).

Wie man hier an den Werten sehen kann, ist die Geschwindigkeitssteigerung z.B. in der Gruppe ‘GEM dialog’ bei den Farbdarstellungen des TTs in der Regel um das 3.5-fache gegenüber der Vorgänger-Version 1.04 gestiegen.

Auch die Fehlerausgabe wurde in der Version ab 2.0 komplett überarbeitet. In den alten Versionen wurden Fehlerausgaben per BIOS in die erste Bildschirmzeile geschrieben. Da aber die Praxis gezeigt hat, daß diese Lösung bedingt, durch verschiedene Bildschirmauflösungen und GDOS-Farbtreiber, Probleme hervorrufen konnte, werden nun alle Fehlermeldungen in Alert-Boxen auf dem Bildschirm ausgegeben.

Auch eine besondere Option für Programmierer enthält das neue NVDI 2.0; und zwar kann man nun per mitgeliefertem NVDICONF-Accessory oder CPX-Modul für das neue Atari-Kontrollfeld XCONTROL die Line-A-Funktion - bis auf die Line-A-Init-Funktion, die vom AES benötigt wird, abschalten. Dies ist besonders dann wichtig, wenn z.B. Software für Grafikkarten entwickelt wird.

Alte NVDI-Anwender, die bereits eine 1.x-Version ihr eigen nennen, können für eine Upgrade-Gebühr von DM 35,- (inkl. Versandkosten) die Version 2.0 erwerben. Das Upgrade beinhaltet neben der Disk ein Ergänzungshandbuch, das sich ausführlich der ASSIGN.SYS-Datei und den beliebtesten Fragen widmet. Wie von BELA zu erfahren war, werden alle registrierten Anwender angeschrieben, sobald das neue Handbuch verfügbar ist. Diejenigen, die bereits die Version 2.0 auf der Atari-Messe erworben haben, bekamen noch das alte Handbuch. Sie sollen aber das neue Handbuch kostenlos bekommen können.

Fazit

Für NVDI-Anwender, die nur in der Monochromauflösung arbeiten, bringt NVDI 2.0 keine so großen Vorteile wie für Farbmonitorbesitzer. Zwar fallen die Werte für den Monochrombetrieb nicht so spektakulär aus wie bei dem TT oder der Farbauflösung, es bleiben aber immer noch die anderen Features, die die Version 2.0 von NVDI deutlich von der Version 1.04 unterscheiden. Z.B. macht das bereits erwähnte neue Prinzip von NVDI (für jede Auflösung einen entsprechenden Treiber) dieses Utility noch universeller. Wie Sie der Tabelle entnehmen können, hat sich bei der GEM-Darstellung sowohl in der hohen, mittleren und in der niedrigen Auflösung etwas getan.

Für Besitzer von TT-Rechnern ist die Steigerung dank eines optimierten Assembler-Codes für den 68030-Prozessor einfach enorm. Wer seinen Atari TT richtig ausnutzen will, sollte unbedingt mit NVDI arbeiten.

Nun bleibt abzuwarten, was in Zukunft noch an Leistungssteigerungen möglich sind, denn was den ST angeht, dürfte doch so langsam das Machbare erreicht sein, oder?

NVDI läßt sich über ein CPX-Modul...

... oder ein separates Accessory konfigurieren.

Bildschirmauflösung Q u i c k - 1 n d e x 2 . i mit und ohne NVDI | TOS text | TOS String | TOS scroll | GEM dialog ST-Hoch | 110% | 106% | 132% | 133% ST-Hoch+NVDI 1.04 ST-Hoch+NVDI 2.0 | 289% | 1075% | 132% | 283% | 289% | 1075% | 131% | 308% | | | | | 108% | 105% | 129% | 130% ST-Mittel | | | | ST-Mittel+NVDI 1.04 | 205% | 403% | 128% | 122% ST-Mittel+NVDI 2.0 | 205% | 403% | 128% | 296% ST-Gering | 115% | 110% | 127% | 149% ST-Gering+NVDI 1.04 | 205% | 328% | 127% | 140% ST-Gering+NVDI 2.0 | 205% | 328% | 127% | 335%

(Rechner: Atari MEGA ST 2 mit Blitter, TOS 1.4, SM 124 +SONY-Scart-Fernseher)

Bezugsadresse:

Bela Computer Unterortstr. 23-25 W-6236 Eschborn

Bildschirmauflösung mit und ohne NVDI | Q u TOS text | i c k - 1 n TOS string | d e x 2 TOS scroll | . i GEM dialog TT/ST-Hoch | 177% | 157% | 161% | 149% TT/ST-Hoch+NVDI 1.04 | 457% | 2079% | 169% | 396% TT/ST-Hoch+NVDI 2.0 | 536% | 2172% | 170% | 475% TT/ST-Mittel | 186% | 161% | 156% | 148% TT/ST-Mittel+NVDI 1.04 | 372% | 751% | 161% | 138% TT/ST-Mittel+NVDI 2.0 | 469% | 1077% | 162% | 495% TT/ST-Gering | 228% | 192% | 153% | 165% TT/ST-Gering+NVDI 1.04 | 399% | 647% | 159% | 155% TT/ST-Gering+NVDI 2.0 | 510% | 879% | 160% | 554% TT/TT-Mittel | 108% | 112% | 36% | 114% TT/TT-Mittel+NVDI 1.04 | 195% | 324% | 36% | 108% TT/TT-Mittel+NVDI 2.0 | 242% | 425% | 36% | 377% TIYTT-Gering | 72% | 82% | 36% | 86% TT/TT-Gering+NVDI 1.04 | 109% | 173% | 36% | 83% TT/TT-Gering+NVDI 2.0 | 137% | 224% | 36% | 285%

(Rechner: Atari TT030 mit 8 MB, TOS 3.01 und Atari-Monitor TCC1434)


Stefan Keinhorst
Aus: ST-Computer 11 / 1991, Seite 39

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite