Bar-Codes: Punkt, Punkt, Komma, Strich

Seit etlichen Jahren schon begegnen sie uns täglich. Auf vielen Produkten des täglichen Lebens sind sie zu finden. Kaum einer weiß, was sie bedeuten und wozu sie überhaupt da sind. Natürlich ist hier die Rede von den Bar-Codes. Jene mystisch anmutenden Strichmuster, mit seltsamen Zahlencodes unterlegt (nein, es sind leider nicht die Lottozahlen der nächsten Wochenziehung).

Lange Zeit blieb der Daseinszweck dieser Strichmuster im Dunkeln. Mit Computern müsse es etwas zu tun haben. Mittlerweile hat sich das Geheimnis etwas gelüftet. Seit es in vielen großen Supermärkten sogenannte Scanner-Kassen gibt, kann man dort den Einsatz der Bar-Codes live erleben. Per Laserstrahl gelesen werden aus den Strichen Zahlen, zu denen wiederum im Zentralcomputer Artikelbezeichnungen und, ganz wichtig, die aktuellen Preise gespeichert sind. Lästiges und zeitraubendes Eintippen an den Kassen entfällt. Dies setzt natürlich voraus, daß auch wirklich alle Artikel mit einem Bar-Code bedruckt sind.

Wie so oft, findet auch hier eine Entwicklung vom High-Tech-Einsatz im professionellen Bereich hin zu Anwendungen in Kleinbetrieben oder sogar zur Privatnutzung statt. Durch die neue Tastatur mit integriertem Bar-Code-Lesestiftanschluß aus dem Hause Cherry, made in Germany, kann man diese fortschrittliche Technologie der Datenerfassung jetzt auch in kleinerem Rahmen sinnvoll einsetzen. Die Tastatur baut auf dem wohl bekanntesten Cherry-Modell G80-1000 auf. Diese bewährte Tastatur wurde äußerlich nur um zwei Sondertasten und eine öpolige Anschlußbuchse an der rechten Seite erweitert. Hier findet der mitgelieferte Bar-Code-Lesestift Anschluß. Auch an ATARI-ST-Computern kann diese Tastatur angeschlossen werden. Hierzu bietet sich das schon einmal in einer früheren Ausgabe der ST-COMPUTER (7/8 1991) vorgestellte Interface der Firma HG-Computer an. Damit ist der Betrieb der Tastatur samt Bar-Code-Leser sofort möglich. Aber auch Tastatur-Interfaces anderer Hersteller lassen sich verwenden, sofern sie den Anschluß einer PC/AT-kompatiblen Tastatur unterstützen.

Universal einsetzbar

Der große Vorteil der Cherry-Tastatur ist, daß zum Betrieb des Bar-Code-Lesers keine spezielle Software benötigt wird. Nachdem der Bar-Code mittels des Lesestiftes eingelesen wurde, sendet die Tastatur ohne weiteres Zutun des Anwenders die entschlüsselten Daten als Tastencodes an den Computer. Dieser braucht also gar nicht zu wissen, ob die Zeichen von Hand eingegeben wurden oder vom Lesestift kamen. Dadurch wird das Gerät für alle Programme einsetzbar, die eine Dateneingabe über Tastatur ermöglichen (welches Programm kann dies nicht?). Selbst die Eingabe von „Return“ nach dem Bar-Code kann man sich ersparen, dazu lassen sich über die Tastatur ein Header- und ein Terminator-String programmieren, die bei jedem erkannten Bar-Code vor bzw. nach diesem gesendet werden. Diese Strings können 12 beliebige Zeichen der Tastatur enthalten, somit auch die Return-Taste. Anwendungen wären zum Beispiel eine Lagerverwaltung oder eine Scanner-Kasse für den Kleinbetrieb.

BAR-CODE-ST bietet eine einfache Bedienung durch eine übersichtliche Dialogbox.

Bar-Codes drucken

Mit der Tastatur und dem Bar-Code-Lesestift sind also schon diverse Anwendungen machbar. Allerdings beschränken sie sich auf Produkte, die schon mit den entsprechenden Bar-Codes ausgestattet sind. Will man eigene Codes erstellen und aus-drucken, benötigt man eine spezielle Software. Auf diesem Gebiet ist seit einiger Zeit ein Produkt aus dem Hause Yellow-Computing auf dem Markt. Mit „Bar-Code-ST“ lassen sich beliebige Bar-Codes nach EAN13, EAN8 und CODE39 erstellen und ausdrucken. Codes nach EAN8 bestehen aus insgesamt 7 Ziffern plus einer Prüfziffer, die eine Art Check-Summe der vorangegangen Ziffern darstellt. Ähnlich sehen die Codes nach EAN13 aus, hier sind es aber 12 Ziffern plus einer Prüfziffer. Letztere sind die gebräuchlichsten Bar-Codes, die auf fast allen Produkten im Handel zu finden sind. Positiv ist, daß das Programm die Prüfziffer selbst generiert bzw. korrigiert, falls sie nicht korrekt eingegeben wurde. Hierdurch ist immer gewährleistet, daß der Bar-Code im korrekten Format ausgegeben wird. Zusätzlich zu den reinen Ziffern-Codes kann das Programm aber auch Buchstaben in Bar-Codes verwandeln. Hierzu steht der sogenannte CODE39 zur Verfügung. Damit lassen sich Großbuchstaben von A bis Z, Zahlen und Zeichen wie Plus und Minus in Bar-Codes ausdrücken. Eine Zeichenkette kann dabei maximal 18 Zeichen enthalten. Eine nützliche Sache, wenn man Artikel mit ihren Namen oder Kurzbezeichnungen verschlüsseln will.

Das Programm bietet die Möglichkeit, die eingegebenen Daten direkt als Bar-Code zu drucken oder als GEM-IMG-Grafik auf Disk oder Festplatte zu speichern. Mitgeliefert werden Druckertreiber für EPSON- und NEC-kompatible Drucker. Erweiterungen sind aber vorgesehen. Ein Laser-Treiber soll folgen. Für die Massenerstellung von Bar-Codes haben sich die Software-Entwickler von Yellow-Computing etwas Besonderes einfallen lassen. Über eine einfache Batch-Programmierung läßt sich eine beliebige Anzahl von Bar-Codes erstellen und ausgeben. Dazu braucht lediglich eine Textdatei mit den entsprechenden Anweisungen erstellt und mit der Batch-Option des Programmes ausgeführt zu werden. Praktisch ist dabei, daß sich alle Funktionen, die das Programm bei der manuellen Bedienung bietet, auch über die Batch-Programmierung nutzen lassen. Selbst zukünftige Erweiterungen werden dabei berücksichtigt.

In der Parameter-Box lassen sich alle wichtigen Einstellungen tätigen.

Zusammenfassung

Die Cherry-Tastatur G80-1600 samt Lesestift und das Programm „BAR-CODE-ST“ der Firma Yellow-Computing bilden ein gutes Gespann. Bar-Codes, die mit Bar-Code-ST ausgedruckt wurden, lassen sich einwandfrei mit dem Lesestift erkennen. Selbst auf einfachen 9-Nadeldruckern ausgedruckte Bar-Codes werden noch problemlos erkannt. Die Software erfüllt ihren Zweck und ist durch die Batch-Möglichkeit auch in der Lage, Massenverarbeitung durchzuführen. Leider ist sie nicht großbildschirmfähig, und auch auf dem ATARI-TT versagt sie ihren Dienst. Im allgemeinen Zuge der Entwicklung dürfte aber eine diesbezügliche Anpassung nicht lange auf sich warten lassen. Für alle, die professionell mit Bar-Codes arbeiten müssen oder dies zukünftig wollen, sind sowohl die Tastatur als auch die Bar-Code -Software eine lohnende Anschaffung.

CM

Bezugsquellen:

Tastatur/Lesestift/Interface:
HG-Computersyteme
Krugenofen 88-90
W-5100 Aachen

Bar-Code-ST-Software:
Yellow-Computing
Friedrichshaller Straße 66
W-7107 Bad Friedrichshall



Aus: ST-Computer 12 / 1991, Seite 16

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