E-Copy: Extra dicht

E-Copy ist eigentlich konzipiert worden, um mit den ED-Laufwerken des Herstellers als Formatier-Utility ausgeliefert zu werden. Doch hat man hier das einzig Vernünftige gemacht: Anstatt in einer dunklen Stube schnell ein derartiges Progrämmchen zusammenzustricken, hat man die Rechte an einem bereits als Shareware auf dem Markt befindlichen Kopierprogramm erworben und es auf ED-Fähigkeit getrimmt.

Schon mit der Version 1.0, die in [ 1 ] ausführlich besprochen wurde, konnte man dem Benutzer ein leistungsfähiges Werkzeug zum Umgang mit seinem ED-Laufwerk an die Hand geben. Da das Programm aber auch mit „normalen" DD- und HD-Disketten umzugehen vermag, fand es auch schnell Freunde bei anderen ATARI-Anwendern.

To GEM or not to GEM

An der Version 1.0 wurde vor allem bemängelt, daß die Autoren sämtliche Dialoge, statt in ein Fenster in Dialogboxen verfrachtet hatten, so daß mit dem Aufruf von E-Copy, das entweder als Accessory oder aber als normales Programm gestartet werden kann, alle anderen Programme keine Bildschirmausgaben mehr machen konnten. Dies ist, besonders unter Multitasking-Betriebssystemen wie MagX!, MultiGEM oder dem neuen MultiTOS, als sehr störend zutage getreten, da dadurch andere Prozesse in einen unnötigen Wartezustand versetzt wurden. In der Version 1.5 ist dies nun behoben: Alles, was von E-Copy auf den Bildschirm ausgegeben wird, wird auf Wunsch in ein Fenster befördert, so daß nun keinerlei Probleme mehr mit den genannten Multitasking-Systemen entstehen. Ebenso werden alle ATARI-Computer, vom einfachen ST über den Falcon030 bis hin zum TT, unterstützt. Auch Grafikkarten oder andere Erweiterungen bereiten dem Programm dank seiner GEM-konformen Programmierung keine Probleme, allerdings werden die erweiterten Farbfähigkeiten der neuen ATARI-Rechner noch nicht sinnvoll ausgenutzt.

Ein weiterer Kritikpunkt an der ersten Version war, daß der Hauptbildschirm durch die Funktionsvielfalt des Programms sehr überladen und unübersichtlich wirkte. Auch hier haben die Programmierer eine Lösung gefunden, die alle zufriedenstellen dürfte: E-Copy verfügt jetzt über eine eigene Menüleiste in seinem Fenster, über die alle nicht so häufig benötigten Optionen angewählt werden können. Der eigentliche Arbeitsschirm dagegen enthält nur noch die allernötigsten Angaben, die für das Arbeiten mit E-Copy gebraucht werden. Alle Optionen enthalten übrigens sinnvolle Voreinstellungen, so daß der Käufer sofort nach der Installation mit dem Programm arbeiten kann und nicht mit einem Konfigurationsmarathon beginnen muß.

Mit Format...

Besonders beim Formatieren zeigt E-Copy, daß in ihm ungeahnte Leistungsreserven stecken. So kann man für jede Sektoranzahl die Formatierung beliebig beeinflussen und mit Lückengrößen, der Sektorenanordnung, Interleave und Spiralfaktor herumexperimentieren . Dabei können im Optimalfall Geschwindigkeitssteigerungen um den Faktor drei erreicht werden: Eine mit E-Copy optimal formatierte HD-Diskette schafft eine Übertragungsrate von ca. 45 KB/s; eine über das Betriebssystem formatierte dagegen liefert nur ca. 14 KB Daten in der Sekunde beim ST ab. Außerdem können diese Optionen nützlich sein, wenn man für ein dejustiertes Laufwerk eines Bekannten eine Diskette „nach Maß" schneidern möchte.

E-Copy ist außerdem in der Lage, beim Formatieren einer Diskette automatisch einen Virenschutz-Boot-Sektor zu schreiben. Hierbei ist E-Copy nicht nur auf seinen intern vorhanden Boot-Sektor angewiesen, sondern kannbeliebige Boot-Sektoren auslesen und in Zukunft als Schutzsektor auf die Diskette aufbringen. Dies allerdings birgt auch eine Gefahr: Hat der Benutzer den Boot-Sektor einer virenverseuchten Diskette ausgelesen und ihn als Schutzsektor ausgewählt, wird jede in Zukunft neu formatierte Diskette frisch mit dem Virus verseucht.

Schlußspurt

Daß E-Copy problemlos nahezu beliebig formatierte DD-, HD- und ED-Disketten kopieren kann, versteht sich natürlich von selbst. Dabei kann auf die Eigenarten vieler HD-Module ebenso Rücksicht genommen werden wie auf den verwendeten ATARI, so daß bei zuwenig Hauptspeicher auch die Daten auf der Festplatte zwischengespeichert werden können. Das 48seitige Handbuch ist sehr informativ und führt von Grund auf in die Bedienung des Programms ein. Alle Funktionen von E-Copy hier zu beschreiben dürfte sicher den Rahmen sprengen, es kann nur wärmstens empfohlen werden, sich die Demoversion des Programms einmal anzusehen.

Für mich aber steht fest: E-Copy ist im Bereich Kopier- und Formatier-Utilities das Maß aller Dinge. Mit einem Preis von 89 DM ist es außerdem sehr günstig zu bekommen und sollte eigentlich für jeden Anwender erschwinglich sein.

[1]: Oliver Scheel: E-Copy 1.0., ATARI-Journal 11/92, Seite 84f

Bezugsquelle: MW-Elektronik Postfach 2168 W-5330 Königswinter 1 Preis: 89 DM

Positiv:
unterstützt nahezu beliebig formatierte DD-, HD- und ED-Disketten
sehr leistungsfähige Formatierfunktionen
voll GEM-konform
übersichtlicher Dialogaufbau
preiswert

Negativ:
frei wählbarer Boot-Sektor kann Virenfortpflanzung begünstigen


Dirk Johannwerner
Aus: ST-Computer 06 / 1993, Seite 46

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