Heatseeker: Der schnelle Weg vom Falcon zum Laser

Besitzer des ATARI Falcon sahen bislang in die Röhre, wenn es darum ging, die ATARI-SLM-Laserdrucker an ihrem Rechner zu betreiben. Abhilfe schafft nun ein Interface mit dem klangvollen Namen „Heatseeker“, das die Berliner Firma R.O.M. Logicware seit kurzem im Vertrieb hat. Angeschlossen wird der Laserdrucker jedoch nicht, wie bei ST und TT, am Festplattenanschluß, sondern am DSP-Port des Falcon.

Der „Heatseeker“ ist ein etwa 7*5 *2 cm kleines schwarzes Kästchen, das zunächst durch sein erstaunliches Gewicht auffällt. Er verfügt über zwei Anschlüsse, deren einer den Stecker des Laserdruckerkabels aufnimmt, während der andere seinen Platz am DSP-Port des Falcon findet. Eine externe Stromversorgung wird nicht benötigt. Im Lieferumfang befinden sich neben dem Interface noch eine HD-Diskette mit der Treiber-Software sowie eine deutschsprachige Anleitung, die knapp und präzise in die Materie einführt.

Die Installation...

... ist schnell getan: der Controller, der üblicherweise den SLM-Laserdruckern beiliegt, wird gänzlich durch den „Heatseeker“ ersetzt; das Kästchen wird zwischen den Laserdrucker und den DSP-Port des Falcon030 gesteckt - ein Eingriff am Laser oder gar am Falcon ist nicht notwendig. Wer allerdings den DSP-Port anderweitig benötigt, z.B. zum Betrieb eines Digital-Interfaces für Harddiskrecording, wird um das Umstöpseln der jeweiligen Anschlüsse nicht herumkommen. Auch fehlt eine Möglichkeit, die Verbindungen des „Heatseeker“ zu verschrauben. Mit dem sperrigen Laserdruckerkabel ist also etwas Vorsicht geboten, damit die Stecker nicht während des Betriebes herausrutschen. Erfreulicherweise verhält der „Heatseeker“ sich in solchen Situationen aber sehr robust. So war es ohne weiteres möglich, bei laufendem Rechner den Stecker abzuziehen. Nachdem die Verbindung wieder hergestellt war, konnte man sofort weiterdrucken; dennoch ist so ein Verhalten nicht zu empfehlen. Mit dem „Heatseeker“ ist es sogar möglich, den SLM-Drucker erst nachträglich einzuschalten. Endlich muß man die Geräuschkulisse eines ATARI-Lasers nur dann ertragen, wenn man auch tatsächlich drucken will.

Den Diablo per CPX konfigurieren

Erfreuliches sichtet das Auge auch auf der beiliegenden Diskette: R.O.M. hat auf die Entwicklung eines eigenen Treiberpaketes verzichtet und bei ATARI Lizenzen der neusten Version des Diablo-Treibers erworben, der an die neue Hardware-Umgebung angepaßt wurde. Außerdem liegen ein FontGDOS mit passendem Treiber und Zeichensätzen sowie spezielle Treiber für einige Anwendungen bei. Daher ist es nicht notwendig, sich durch umfangreiche Manuals zu wühlen, um die Funktionsweise der „Heatseeker“-Software zu verstehen: wer einmal einen SLM-Laser am ST oder TT betrieben hat, kann ihn nun ebensoleicht am Falcon benutzen. Darüber hinaus sorgen der erprobte Diablo-Emulator und der GDOS-Treiber für ein hohes Maß an Kompatibilität zu bestehender Software.

Positiv fällt auf, daß die Menüs des Diablo-Installations-Tools „Setup630“ stark überarbeitet wurden. So ist die Funktionalität des Programmes dieselbe geblieben, während die Gestaltung der Menüs und Dialoge an den heutigen Stand der Technik angepaßt wurde. Neben der Konfiguration des Diablo-Treibers ermöglicht „SETUP630“ den Reset des SLM, den Ausdruck der Testseite und das Auslösen eines Formfeed. Der Error-Report-Dialog gibt den Zustand des Druckers analog zum Bedienfeld wieder. Mit den gleichen Symbolen werden hier Papierstau, Tonermangel und fehlendes Papier gemeldet.

Nach der Installation der benötigten Zeichensätze und dem Speichern des eigentlichen Treibers „DIAB630.PRG“ im AUTO-Ordner des Falcon mit Hilfe von „SETUP630.PRG“ kann’s losgehen.

Der Hauptdialog des CPX

Kompatibilität

Beim Neustart des Rechners meldet der „Heatseeker“ das erfolgreiche Laden der Zeichensätze. Als erster Test wird auf dem Desktop eine Datei angeklickt und der Druckvorgang im Desktop-Dialog gestartet. Und tatsächlich: in gewohnt zügiger Geschwindigkeit spuckt der Drucker die Seiten aus. Ebenso zuverlässig funktioniert der Druck mit allen Programmen, die im ASCII-Modus ausgeben. Getestet wurde dies sowohl mit Druckern des Typs SLM 804 als auch mit solchen des Typs SLM 605. Beide verrichteten problemlos ihren Dienst; das Druckbild ist gewohnt sauber, die Geschwindigkeit erfreulich schnell und der Speicherbedarf des Emulators wie immer gering. Auch der Test mit etwas exotischeren Betriebssystemen wie „MiNT“ und „MultiTOS“ verlief erfolgreich. Die kommende Falcon-Version von „MagiX!“ soll den Diablo ebenfalls auf Anhieb ansprechen können.

Neben der für den Diablo-Emulator unverzichtbaren Installations-Software finden wir eine Sammlung bekannter Laser-Zeichensätze auf der Diskette sowie ein völlig neues CPX, mit dem während des Betriebes die Konfiguration des Emulators verändert werden kann. Als zusätzliches Feature zeigt das CPX ständig den Zustand des Lasers an - ein Papierstau wird hier ebenso gemeldet wie ein abgeschalteter Laser. Und wenn man für den Ausdruck eines Listings plötzlich nur noch in Großbuchstaben drucken möchte: das CPX stellt’s ein.

Der Konfigurationsdialog des Diablo

Zusätzliche Features

Der „Heatseeker“ hat jedoch mehr zu bieten als nur den Diablo-Emulator. Als nächstes soll der mitgelieferte GDOS-Treiber „SLM-HS .S YS“ seine Alltagstauglichkeit unter Beweis stellen. Er arbeitet nicht nur mit dem FontGDOS aus dem „Heatseeker“-Paket, sondern mit allen gängigen GDOS-Versionen. Der erste Testkandidat ist die ebenfalls von R.O.M. vertriebene Textverarbeitung papyrus. Seit einiger Zeit bietet das Programm die Möglichkeit, auch über GDOS-Treiber zu drucken. Die über den „Heatseeker“ mit einem SLM 605 erzeugten Ausdrucke verschiedener Beispieldokumente sind nicht von denen eines HP Lasers zu unterscheiden. Genauso einfach arbeiten alle anderen über GDOS druckenden Programme, die getestet wurden, mit dem „Heatseeker“ zusammen.

Etwas schwieriger wird es bei Programmen, die weder mit dem Diablo noch mit GDOS etwas anfangen können, wie „Signum!“ oder „Tempus Word“. Bei R.O.M. Logicware bemüht man sich jedoch, auch hier Lösungen zu finden. So gehören Treiber für „Wordplus“, „Calamus S“ und „Calamus SL“ ebenso zum Lieferumfang wie Treiber für „That’s Write“ und „CompoScript“. „Ghostscript“, der Shareware-Emulator für PostScript-Dateien, lief sogar auf Anhieb, ohne daß ein spezieller Treiber installiert werden mußte.

Auf der beliegenden Diskette fanden sich darüber hinaus noch einige für den Betrieb von FontGDOS hilfreiche CPX-Module und GDOS-Rasterzeichensätze sowie die Treiber „MEMORY.SYS“ und „META.SYS“, die zum üblichen Lieferumfang eines ATARI-GDOS gehören. Auf Wunsch ist bei R.O.M. aber auch ein komplettes SpeedoGDOS-Paket erhältlich, mit dem der „Heatseeker“-GDOS-Treiber auf Anhieb lief und das den Betrieb von Programmen wie „XAct“, „Papilion“, „Prolist“ und anderen gestattet.

Bedienfeld-Symbole auch im Error-Dialog

Fazit

Mit diesem umfangreichen Treiberpaket stehen die ATARI-Laserdrucker zahlreichen Applikationen auch auf dem Falcon030 zu Verfügung, so daß als Fazit festzuhalten bleibt, daß R.O.M. sich mit dem „Heatseeker“ erfolgreich der eingeschworenen ATARI-Fans angenommen hat, deren SLM-Laser bislang am Falcon zur Untätigkeit verdammt waren. Durch die robuste Verarbeitung und den unproblematischen Betrieb werden die 199,-DM für das Gerät zu einer lohnenden Anschaffung. Es bleibt zu wünschen, daß bald noch mehr Programme den „Heatseeker“ unterstützen. Besonders der Druck über den „SLM-HS.SYS“-GDOS-Treiber ist hier anzustreben, damit nicht für jedes Programm ein eigener Treiber geschrieben werden muß.

Bezugsquelle:
R.O.M. Logicware Raschdorff Straße 99 13409 Berlin

Preis: 199,- DM

Heatseeker

Positiv:
hohe Kompatibilität
umfangreiche Software mitgeliefert
robuste Verarbeitung
Laser in Druckpausen abschaltbar
günstiger Preis

Negativ:
keine mechanische Befestigung des Interface vorgesehen
derzeit nicht für alle Anwendungsprogramme nutzbar


Frank Schneider
Aus: ST-Computer 07 / 1994, Seite 48

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