Iomega-kontra-Syquest

Auf der CeBIT '95 präsentierte die Firma Iomega, bisher vorwiegend im Streamer- Bereich aktiv, eine kleine Sensation. Sie stellte das ZIP-Laufwerk vor. Die Marktstrategie ist recht einfach: Ein günstiges Laufwerk und günstige Folgekosten, gepaart mit einer entsprechend hohen Speicherkapazität.

Einhundert MB passen auf das Medium, welches annähernd die Größe einer herkömmlichen Diskette hat. Einzig ein Schreibschutzschalter am Medium unterscheidet es funktionell von einer Diskette. Gleich ist jedoch das Verhältnis vom Laufwerkspreiszum Mediumpreis. Das ZIP-Laufwerk, erhältlich zu einem Preis von 400,- DM und der Mediumpreis von 35,- DM stehen in einem recht guten Preis-Speicherkapazitäts-Verhältnis. Im Vergleich dazu haben MO-Laufwerke einen hohen Anschaffungspreis aber dazu günstige Medienpreise. Bei Syquest-Wechselplattenlaufwerken ist es eher umgekehrt. Man erhält das Laufwerk zu einem recht günstigen Preis, wobei man für einzelne Medien recht viel bezahlen muß. MD Data und Floptical haben auch einen günstigen Medienkurs, jedoch einen höheren Laufwerkspreis als das ZIP-Drive. Zudem haben letztgenannte sich nie richtig durchsetzen können. Der Markt schien sowieso zwischen der Syquest-Technology und den MO-Drives aufgeteilt zu sein. Iomega bewies also viel Mut, ein neues Produkt in diesem Marktsegment lancieren zu wollen.

Preis vs Geschwindigkeit

Der Preis ist heutzutage jedoch nur das halbe Argument für die Kaufentscheidung. Was nützt einem ein ZIP-Laufwerk, wenn es nur etwas schneller als eine Diskette ist? Als Konkurrenz tritt lediglich Syquest und die PCMCIA-Technology auf den Plan. Alles andere ist bedeutend langsamer.

Bei so vielen Vorteilen, die für jedermann ersichtlich waren, war ein Erfolg dieses Produktes abzusehen. Die geschickte Plazierung von Laufwerken als Vorführmodelle beim Händler sorgte schnell für eine riesige Nachfrage. Bis heute ist Iomega nicht in der Lage, den Markt ausreichend zu beliefern. Und die Nachfrage nach dem ZIPDrive kann nun ganz schnell versiegen. Zum einen hat Iomega ein JAZ-Laufwerk angekündigt, welches 1 GB als Kapazität zu bieten hat. Erste Beta-Geräte konnte man auf der Systems '95 begutachten. Zum anderen hat Konkurrent/Mitbewerber Syquest keine Tomaten auf den Augen und hat entsprechend reagiert. Seine Antwort heißt EZ135 Drive (sprich: Easy Drive).

Für 50 DM mehr bekommt man das Laufwerk, wobei das Medium 4,- DM mehr kostet. Die Kapazität wächst um 35 MB, und die Geschwindigkeit erreicht gewohnte Syquest-Regionen. Doch es stecken noch mehr Unterschiede in diesen 50 DM.

Top oder Flop

Beide Drives sind als Stand-alone-Geräte konzipiert. Das heißt, man soll sie irgendwo schnell anschließen können, damit arbeiten und am Ende abklemmen und wieder mitnehmen. Denn beide Laufwerke sind zwar in einer AT-Bus und SCSI-Version, aber nicht als Einbaulaufwerke erhältlich. Durch die geringe Größe war auch kein Platzfürs Netzteil. Während das EZ-Drive mit richtigen -50poligen SCSI-Ports ausgestattet war, hat das ZIPLaufwerk nur 25polige Buchsen nach hinten herausgeführt. Neben diesen beiden Buchsen befinden sich noch zwei kleine Schiebeschalter am rückwärtigen Gehäuseende. Der eine dient der SCSI-Terminierung, die beim EZ-Drive per eigenem Stecker erfogen muß (wird mitgeliefert), und der andere ist für die SCSI-ID. Diese kann nur zwischen 5 und 6 verändert werden. Für den Betrieb an einem Rechner mit mehreren SCSI-Devices kann dies erstmal eine größere Hardware-Aktion bedeuten. In unserem Falle hatten wir z.B. einen Streamer, eine 88er WP und ein CDDrive in einem externen Gehäuse. Dort mußte die entsprechende ID eines Gerätes erstmal geändert werden, um Platz fürs ZIP-Laufwerk zu schaffen. Einfacher war es beim EZ-Drive. Dort kann über einen Tip-Schalter eine ID von 0 bis 7 eingestellt werden. Technisch bietet das Syquest-Medium noch einen Mechanismus, um es mit einem Schreibschutz zu versehen.

Design und Funktionalität

Vom Design her sollte jeder für sich entscheiden, was hübscher oder funktioneller ist. Auf uns machte das EZDrive jedoch einen stabileren Eindruck. Das ZIP-Laufwerk ist auch für den Hochkantbetrieb ausgelegt. Ein Sichtfenster gewährt jederzeit einen Blick aufs Mediumetikett, so daß man schnell erkennen kann, welches Medium eingelegt ist. Der Auswurf beim ZIP-Laufwerk ist ein einfacher Knopf, der ein motorisiertes Ausschieben des Mediums als Funktion hat. Das EZ-Drive hat die bekannte Knopf/Hebel-Kombination. Einen eigenen Ein/AusSchalter, wie am EZ-Drive, vermißt man beim ZIP-Laufwerk. Bei einem Unfall haben beide Laufwerk einen gut funktionierenden Notauswurf. Eine umgebogene Büroklammer reicht vollkommen aus, um das Medium behelfsmäßig aus dem Laufwerk zu entfernen.

Alles dabei

Wie es sich heutzutage gehört, liefern die Hersteller alles an Hardware mit, was man zum Betrieb braucht. Netzgerät, SCSI-Terminator, SCSI-Kabel, Handbuch und Software sind im Lieferumfang enthalten. Die Software beschränkt sich auf die gängigsten Systeme; DOS, Windows und Mac OS. Die mitgelieferten Medien sind schon fertig bespielt, und auf ihnen befindet sich bereits allerlei Software, die im Kaufpreis enthalten ist.

Fazit

Nach Abwägung aller Informationen und Testergebnisse avanciert das EZ135 Drive eher zum Liebling als das ZIP 100. Zwar ist das ZIP-Drive 50 DM billiger, aber die Leistungsdaten liegen deutlich hinter denen des EZ 135. Auch die SCSI-Ports und die ID-Einstellung überzeugen beim EZ135 Drive. Wir blicken jedoch gespannt Richtung CeBIT '96, wo Iomega das JAZ-Laufwerk in Serienreife vorstellen wird, und werden uns dann wieder zu diesem Thema melden.

JH

Preise:
Iomega ZIP 100: 399 DM
Medium einzeln/10er-Pack: 35,-/340,- DM
Syquest EZ135S: 449,- DM
Medium einzeln/10er-Pack: 39,-/370,- DM



Aus: ST-Computer 01 / 1996, Seite 28

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