HP Deskjet Plus: Tinte statt Laser

Bekommt der Laserdrucker Konkurrenz aus der Mittelklasse?

Auch bei Grafik steht der Deskjet Plus einem Laser in nichts nach

Für bestimmte Anwendungsgebiete ist der Tintenstrahldrucker eine Alternative zu den mehr verbreiteten Matrix- oder Laserdruckern.

Hewlett-Packard hat einen Tintenstrahldrucker in der Angebotspalette.

Mit seinem kantigen Erscheinungsbild und seinem externen Netzteil gewinnt der Deskjet Plus keinen Design-Wettbewerb. Die Konstrukteure legten bei diesem Drucker mehr Wert auf die praktischen Eigenschaften, als auf das flotte Aussehen. So beschränkt sich der Platzbedarf auf 44 x 37,7 Zentimeter. Bei den meisten Druckern kommt dann noch etwas Platz für die verschiedenen Stecker hinzu. Die Designer bei HP fanden beim Deskjet Plus allerdings eine einfache, aber sehr nützliche Lösung für dieses Problem. Die Buchse für die Stromversorgung sowie alle Schnittstellen befinden sich in der Mitte unter dem Drucker.

Über den Platzbedarf von Endlospapier brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen, da der HP Deskjet nicht über einen Traktor verfügt und somit auch kein Endlospapier verarbeitet. Der vollautomatische Einzelblatteinzug macht diesen Nachteil allerdings fast vollständig wett. Für die Papieraufnahme finden Sie vorne zwei Ablagefächer. Die obere Ablage dient zur Ausgabe der bedruckten Blätter sowie dem manuellen Einzelblatteinzug (meistens Briefumschläge).

Die Bedienung des Deskjet Plus erweist sich ebenfalls als vorbildlich. Die DIP-Schalter erreicht man mit einem kleinen Schraubenzieher leicht von vorne. Druckerübliche Funktionen, wie Font-Auswahl und Seitenvorschub finden sich auf einem von acht Tasten eingerahmten Bedienfeld wieder. Diese Tasten sind sicher zu bedienen und die hell leuchtenden Bedienungstasten geben jederzeit über die aktuellen Einstellungen Auskunft. Neben den schon erwähnten Standardfunktionen hat man sich bei Hewlett-Packard aber noch einige nützliche Hilfen einfallen lassen. So kann der Zeilenvorschub sowohl vor- als auch rückwärts ausgeführt werden. Besonders lobenswert ist der Reset-Taster. Dieser kleine, vom Computer her bekannte und sehr geschätzte Knopf findet sich auch beim Deskjet Plus. Ein- und Ausschalten erübrigt sich damit oft.

Schon in Entwurfsqualität überzeugt der Deskjet Plus
Im High-Quality-Modus erreicht das Schriftbild Laserqualität

Papierfragen

Die meisten Tintenstrahldrucker benötigen für einen sauberen Ausdruck Spezialpapier. Nicht so der HP Deskjet Plus. Er begnügt sich mit herkömmlichem Schreibmaschinen- oder Kopierpapier. HP rät sogar von der Spezialpapier-Verwendung ab. Lediglich auf hohe Qualität des Papiers ist zu achten. Die Investition von wenigen Pfennigen mehr sorgt für eine merkliche Qualitätssteigerung des Ausdrucks. Dies liegt an der Tintenaufnahme der jeweiligen Papierart.

Die Tinte befindet sich bei dem Deskjet Plus in einem Behälter, der fest mit den Düsen, also dem Druckkopf, verbunden ist. Eine solche Tintenpatrone enthält laut Herstellerangaben bei Entwurfsqualität etwa 1 Million Zeichen.

Laserqualität

Zum Vergleich ein Matrixdrucker: Das Farbband eines NEC P6 reicht für etwa 2,2 Millionen Zeichen. Hierbei sollten Sie jedoch beachten, daß die Druckqualität beim Deskjet Plus nicht wie bei Matrixdruckern mit der Zeit nachläßt, sondern immer von gleichbleibender Güte ist.

Die leere Patrone tauschen Sie mit einem einfachen Handgriff aus. Hierbei wird quasi der ganze »Druckkopf« gewechselt und verstopfte und verklebte Düsen gehören der Vergangenheit an.

Mit einer Auflösung von 300 dpi verspricht der Hersteller Laser-Qualität. Von der Softwareseite her ist der Deskjet Plus kompatibel zum HP Laserjet, dem Standardgerät im Bereich Laserdrucker. Treiber hierfür existieren inzwischen für einen Großteil der Atari-Programme.

Wir versuchten es zuerst mit »Calamus«. Um es vorwegzunehmen, das Gerät beeindruckte uns im wahrsten Sinn des Wortes. Die Qualität entspricht tatsächlich fast der eines Laserdruckers. Beim Problem vieler Laserdrucker — den großen schwarzen Flächen — erzielte der Deskjet Plus sogar einige Vorteile. Solche Stellen erscheinen in einem tiefen Schwarz, kommen allerdings direkt nach dem Ausdruck ziemlich feucht aus dem Drucker. Das Problem mit der Feuchtigkeit existiert jedoch nur bei größeren Flächen und ist durch eine kurze Trockenzeit nicht tragisch. Leider wellt sich das Papier an solchen Stellen etwas.

Andere grafikorientierte Programme wie »Signum« oder »DynaCADD« erzielten ebenfalls erfreuliche Ergebnisse.

Aber auch die reine Textausgabe, beispielsweise mit 1st Word Plus fällt sehenswert aus. Da für »1st Word Plus« leider immer noch kein HP Laserjet-Treiber existiert, hilft hier nur Eigeninitiative. Dies stellt mit den beiden Handbüchern kein großes Problem dar. Scheuen Sie diese Arbeit, oder wollen Sie auch die Grafikeinbindung in 1st Word Plus nutzen, so erreichen Sie mit einem Zusatzmodul Epson FX80-Kompatibilität.

Leisetreter

Standardmäßig verrichten 16 KByte und ein unproportionaler Zeichensatz in zahlreichen Sprachen ihre Arbeit. Auf Wunsch bringt der Drucker die Zeichen auch fett, kursiv, einfach oder doppelt unterstrichen sowie mit 5,10,16, 67 oder 20 cpi zu Papier. Weitere Zeichensätze bis zur 30-Punkt-Größe können in Form von Modulen erworben werden. Ein solcher Text ist jedoch nicht auf das herkömmliche Hochformat beschränkt, sondern kann auch im Querformat ausgegeben werden und ist damit besonders bei breiten Tabellen nützlich.

Der Speicher ist bis auf 512 KByte aufrüstbar, was gerade im Grafikdruck einiges an Geschwindigkeitsvorteilen bringt.

Aber auch ohne Speichererweiterung kann sich der Deskjet Plus in puncto Druckgeschwindigkeit sehen lassen. Sind die 240 Zeichen pro Sekunde im Draft-Modus nichts Ungewöhnliches, so stellen die 120 cps im High Quality Modus die meisten Matrixdrucker in den Schatten. Im Grafikdruck wird der Unterschied noch größer. Die Ausdruckzeit einer DIN-A4-Seite mit Calamus auf einem Mega ST2 lag komplett mit Berechnungszeit, während der der Druckkopf, um eine Austrocknung zu vermeiden in eine Parkposition gefahren wird, unter drei Minuten.

Der wohl größte Vorteil des HP DeskJet Plus neben der Ausdruckqualität ist das Arbeitsgeräusch oder besser: die Arbeitsruhe. Da sich die Tinte relativ geräuschlos auf das Papier niederläßt und kein Lüfter vorhanden ist, hört der Anwender lediglich die Geräusche des Papiertransportes und des Druckkopfes. Da hier keine Nadeln hämmern, sind sie allerdings so gering, daß Ausdrucke den telefonierenden Kollegen nicht stören.

Die zwei mitgelieferten Handbücher erläutern die Aufstellung und Bedienung des Gerätes ausführlich. Während die erste Anleitung sich in zahlreichen Sprachen mit der Bedienung beschäftigt, behandelt die zweite die Programmierung des Druckers in englischer Sprache.

Bleibt eigentlich nur noch die Frage nach dem Preis. Der Listenpreis liegt bei 2498 Mark plus Mehrwertsteuer: ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis. Gleiches gilt für die Ersatzpatrone mit 42,95 Mark plus Mehrwertsteuer.

Der HP Deskjet Plus reiht sich hervorragend zwischen den Matrix- und den Laserdruckern ein. Er ist eine preiswerte Alternative zum Laserdrucker, auch wenn dieser noch einige Vorteile wie beispielsweise eine höhere Druckgeschwindigkeit besitzt. Der Preisunterschied zwischen einem hochwertigen 24-Nadler und dem Deskjet Plus ist relativ gering, der Qualitätsunterschied jedoch erheblich. (hb/uw)

Zu wenig beachtete Alternative

Die Kardinalfrage eines jeden, der sich einen hochwertigen Drucker kaufen möchte, heißt fast immer: Matrix oder Laser. Diese Entscheidung fällt oft für den Matrixdrucker, da die Folgekosten, wie Toner und Walze, hoch sind.

Für einen Programmierer, der gelegentlich ein paar Listings oder Briefe ausdruckt, reicht wahrscheinlich die Qualität eines Matrixdruckers vollkommen aus. Gehen die Ausgabearbeiten jedoch bis in den Desktop Publishing-Bereich hinein, so wird die Qualität eines Laserdruckers gefordert.

Die wenig bekannte Alternative, Tintenstrahldrucker, wird oft zuwenig beachtet. Leider haften dieser Technik eine Reihe von Vorurteilen an, die einen diese Druckerart schnell wieder vergessen läßt. Zu den häufigsten Kritikpunkten zählen die erforderliche Verwendung von Spezialpapier, nasse Ausdrucke — damit verbunden schwarze Finger, Softwareprobleme und nicht zuletzt die oftmals verstopften Düsen.

Die Technik entwickelte sich hier, aber auch wie in anderen Bereichen, schnell weiter. So daß ein Tintenstrahldrucker heute einem Laserdrucker in manchen Bereichen durchaus überlegen ist.

Der Deskjet Plus präsentiert sich in kantigem aber funktionellen Design

Wertung

Name: HP Deskjet Plus
Hersteller: Hewlett-Packard
Druckprinzip: Tintenstrahl
Auflösung: 300 dpi
Schnittstellen: Centronics, RS232C
Emulationen: HP Laserjet
Pufferspeicher: bis zu 512 KByte aufrüstbar
Papiertransport: Friktion
Geschwindigkeit:
Brief: LQ: 25 s Draft: 16 s
Tabelle: LQ: 43 s Draft: 29 s
Preis: 2850 Mark

Stärken: □ sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis □ hervorragende Ausdruckqualität □ sehr geringe Betriebsgeräusche □ vollautomatischer Einzelblatteinzug □ geringer Platzbedarf □ Centronics- und RS232-Schnittstelle □ hohe Druckgeschwindigkeit □ kein Spezialpapier erforderlich □ Reset-Taster □ Düsen werden mit der Patrone gewechselt □ LF auch rückwärts möglich

Schwächen:
□ externes Netzteil □ kein Endlospapier □ keine Durchschläge □ große schwarze Flächen werden feucht und etwas wellig □ leichte Unsauberkeiten bei Tabellen


Andreas Käufer
Aus: ST-Magazin 08 / 1989, Seite 49

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