Keine Angst vor Druckertreibern: Druckeransteuerung (Folge 1)

Sie sind der neuralgische Punkt auf dem Übertragungsweg vom Bildschirm zum Papier. In unserer Serie verraten wir, wie Ihr Drucker am besten mit »1st Word Plus« harmoniert.

Es ist fast schon Binsenweisheit: Nirgendwo lassen sich Texte einfacher bearbeiten als am Bildschirm. Notwendige Korrekturen können postwendend ausgeführt werden. Die Nachbearbeitung und der Austausch einzelner Passagen sind jederzeit möglich, ohne daß der gesamte Text neu geschrieben werden muß. Ein ideales Werkzeug, könnte man meinen, brächte nicht so mancher Drucker Mißklänge in das harmonische Verhältnis von Texteingabe und -ausgabe. Auch dem stoischsten Anwender verhagelt es zuweilen die Stimmung, wenn der Drucker nicht so will, wie er eigentlich soll. Die Laus im Pelz: der Druckertreiber.

Wort-Prozessoren benutzen dieses kleine, ungemein effektive Übermittlungsprogramm zur Druckeransteuerung. Ein Miniaturwerkzeug, das, wie ein Dolmetscher bei der Fremdsprachenübermittlung, Formatierungssteuerzeichen an den Drucker weitergibt.

Generell sollte alles, was Ihre Textverarbeitung kann, auch Ihr Drucker können. Aber Blocksatz, Zeilensprünge, die Verwendung von Schriftattributen (z.B. Fett-, Kursiv- und Schmalschrift) sind die Fallstricke bei der Umleitung Ihrer Texte. Moderne Drucker beherrschen solche Textgestaltungsmerkmale spielend und bieten darüber hinaus eine Reihe weiterer Features. Die Qualität Ihrer Textverarbeitung hängt in starkem Maße davon ab, inwieweit der Leistungsumfang Ihres Druckers unterstützt wird.

Nicht immer, wenn sich Textformatierungen auf dem Weg zum Drucker verändern, ist Ihr Textverarbeitungsprogramm daran schuld. Den großen Druckerherstellern ist es bisher nicht gelungen, sich auf einen einheitlichen Standard zu einigen. Das einzig verläßliche ist zur Zeit der ASCII-Zeichensatz (American Standard Code for Information Interchange): Eine internationale Vereinbarung, nach der ein Byte einem bestimmten Zeichen (Buchstaben) zugeordnet wird. Fast alle Computer arbeiten mit dieser Verschlüsselungstechnik, die in erster Linie die im anglo-amerikanischen Sprachraum vorkommenden Buchstaben unterstützt. Jedes Zeichen wird durch sieben Bits bestimmt. Ein achtes Bit ist als Prüfbit reserviert. Auf diese Weise sind 128 Buchstaben und Sonderzeichen, wie Klammern, Punkte und Doppelpunkte definiert.

Deutsche Umlaute, französische und spanische Sonderzeichen sind dabei nicht enthalten. Mit Unterstützung eines Prüf- oder Paritätsbits können weitere 128 Zeichen (der erweiterte ASCII-Zeichensatz) wiedergegeben werden. Hier finden Sie Umlaute oder grafische Blocksymbole.

Auf andere Vereinbarungen ist dahingegen selten Verlaß, sieht man einmal (mit Einschränkungen) vom »IBM«-»Epson«-Druckerstandard ab.

Babylonisches Sprachengewirr

Die eigentliche Aufgabe des Druckertreibers ist es also, die babylonischen Druckersprachen zu entwirren. Je mehr dieser hilfreichen Übersetzer ihre Text-Software bereitstellt, desto weniger Schwierigkeiten erwarten Sie, wenn Sie einmal Ihren Printer gegen ein neues Modell eintauschen.

Jedes Textverarbeitungsprogramm benutzt eigene Treiberdateien. Nur die wenigsten bieten einen so hilfreichen Service wie »WordPerfect«, das mit einem Treibereditor ausgeliefert wird. »1st Word Plus« geht einen anderen Weg. Grundlage für den Druckertreiber ist eine ganz normale ASCII-Datei, ein aus Buchstaben und Leerzeichen bestehendes File. Einziges erlaubtes Formatierungszeichen ist der Zeilensprung (Hard-Return). Aus dieser Text-Rohdatei wird mit dem »INSTALL.RRG« der eigentliche Druckertreiber (mit der Extension ».CFG«) herausgefiltert.

Das ASCII-File für Ihren Drucker erkennen Sie am Extender ».HEX«. Mit Word Plus können Sie sich diese Datei auf dem Bildschirm ansehen. Achten Sie aber darauf, daß der WP-Modus ausgeschaltet ist. Nehmen Sie dafür die Datei »IBM_PROP.HEX« und machen Sie sich erst einmal mit der speziellen Syntax einer solchen Hexadezimaldatei vertraut.

Sie werden feststellen, daß jede Zeile mit einer Zahl oder einem Stern (Asterik) beginnt. Zeilen mit Stern werden bei der Übersetzung in eine ».CFG«-Datei nicht mitgelesen. Mit Zahlen beginnende Zeilen sind dagegen aktiv. Sterne tauchen überall dort auf, wo Wordplus eine Funktion anbietet, die Ihrem Drucker auch ohne Treiber keine Sorgen bereitet oder die in seinem Funktionsumfang nicht verfügbar ist.

Alle anderen Zeilen beginnen mit einer hexadezimalen Zahl. Der erweiterte ASCII-Zeichensatz kann mit diesem zweistelligen Code am effektivsten verwaltet werden. Bis zur Zahl 9 entspricht dieser Code dem Dezimalsystem. Die 10 wird bereits durch einen Buchstaben, in diesem Fall dem »A«, dargestellt. Die höchste darstellbare Zahl (255) wird als »FF« wiedergegeben. Sie werden sich schon recht bald an diesen ungewöhnlichen aber wirkungsvollen Numeriercode gewöhnen.

Wie man Druckertreiber-Dateien interpretiert und verändert, schildern wir in der nächsten Ausgabe. Wer sich bis dahin eingehender mit dem Thema befassen möchte, dem sei das Buch »Atari ST -1st Word Plus« von Jens Muus und Wilhelm Besenthal (besonders die Seiten 173 bis 212) empfohlen [1].

[1] Jens Muus, Wilhelm Besenthal, »1st Word Plus«, Markt & Technik Verlag München

1st Word Plus ist erhältlich bei Atari Deutschland, Postfach 1213, 6096 Raunheim.

WordPerfect bekommen Sie bei WordPerfect Software GmbH, Frankfurter Str. 33-35, 6236 Eschborn oder allen Atari Systemfachhändlern.


Egbert Meyer
Aus: ST-Magazin 09 / 1990, Seite 25

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