Richtige Perspektive: Räumliches Zeichnen mit MegaPaint II

Wer seine Arbeiten perspektivisch illustrieren möchte, findet kaum ein Programm mit den dazu nötigen Funktionen. Also hilft er sich am besten mit einem Verfahren aus dem traditionellen technischen Zeichnen.

Bild 1 und 2. Komplexe geometrische Figuren und perspektivisch korrekte Abbildungen entstehen schnell mit diesen eingeblendeten Hilfsrastern

Der Meistermaler »MegaPaint II« verfügt über ein riesiges Angebot an Zeichenfunktionen. Dennoch bietet auch er kein entsprechendes Werkzeug zum perspektivisch korrekten Zeichnen. Mit dem im folgenden beschriebenen Hilfsmittel sind Perspektiven nach DIN 5 (axonometrische Projektion) äußerst schnell und hinreichend präzise auf den Bildschirm zu bringen.

Analog zum konventionellen Reißbrettzeichnen unterlegt man das transparente »Zeichenpapier« (Bild 1) in MegaPaint mit einem passenden »Perspektivraster« als Bild 2 und blendet es mit verringerter Intensität ein (25 Prozent oder 50 Prozent). Bei einer Voreinstellung von 180 dpi läßt sich im 5-mm-Raster zeichnen. Ist zusätzlich die Mega Paint-Rasteranzeige auf 2,5 mm x 2,5 mm eingeschaltet, können Sie die Anfangs- und Endpunkte leicht mit der »Fangfunktion« anklicken.

Die Raster finden Sie auf der Diskette zu dieser Ausgabe. Sie sind nur 640 mal 400 Pixel groß, so daß man auch bei 1 MByte RAM gleichzeitig mit zwei Bildern arbeiten kann. Die entsprechenden Einstellungen nehmen Sie im Menü »System« unter dem Punkt »Einstellung ändern« vor.

Mit der gleichen Methode lassen sich auch größere Raumbilder zeichnen, sofern das unterlegte Raster groß genug ist. Das erfordert entsprechend größere Speicherkapazitäten. Ich habe solche Raster bis zu 20 cm x 27 cm Größe (je knapp 200 KByte-Dateien) für die isometrische und die dimetrische Projektion angefertigt. Die isometrische Darstellungsart arbeitet mit den Winkeln 30, 90 und 30 Grad bei nur einem Maßstab (ohne Verkürzungen). Die entsprechenden Rasterdreiecke sind gleichseitige Dreiecke und decken sich in ihren Endpunkten mit dem Bildschirmraster von 2,5 mm. Das dimetrische Raster hat annähernd die Winkel 7, 90 und 42 Grad mit den Maßstäben 1:1, 1:1 und 1:2. Die genormten Winkel von 7 Grad 10 s und 41 Grad 25 s lassen sich in MegaPaint genau festlegen. Kleine Abweichungen sind durch die Bildschirmauflösung bedingt.

Bild 3 und 4. Bei den dimetrischen Rastern sind die Winkel in zwei verschiedenen Richtungen ausgerichtet. Die Objekte zeigen sich entsprechend von der linken oder rechten Seite.

Wie beim Handskizzieren hat die Rastermethode in Bezugaufdie Maßhaltigkeit nur einen Nachteil: Da die Raumtiefenachse (42 Grad) im Rasterdreieck rund 44 Prozent länger ist als die beiden anderen Seiten, läßt sich in der Regel das Raumtiefenmaß nicht so genau bestimmen wie in den beiden anderen Richtungen. Dank der vielseitigen Koordinatenanzeige von MegaPaint ist selbst dieses Manko zu umgehen. Dazu ist ein etwas höherer Bedieneraufwand erforderlich. Ein kleiner Trick steigert die Zeichengeschwindigkeit und die Präzision: Im Menü »Bild« ordnet man das MegaPaint-Schmankerl »Minilupe« dem unterlegten Rasterbild zu. So sieht man beim Anvisieren der Körperecken schnell, ob der Cursor auch im Rasterschnittpunkt ist. Die Pixel der schon gezeichneten Linienendpunkte stören dann nicht.

Bild 5 und 6. Diese Treppe zeigt im Vergleich zu Bild 1 und 2 noch einmal genauer den Ansichtsunterschied zwischen isometrischen und dimetrischen Rastern. Da die Winkel in der isometrischen Darstellung kleiner sind, erreicht man eine stärkere Seitenansicht.

Im konventionellen Zeichnen ist die Darstellung von Kreisen als perspektivische Ellipsen schon immer mit viel Arbeit, Frust und Sachverstand verbunden. Selbst der Einsatz kostenintensiver passender Schablonen ist nicht problemlos. MegaPaint verschafft in diesem Punkt schnelle Erfolgserlebnisse. Mit der Funktion »Ellipse M 2« lassen sich Ellipsen sehr schnell konstruieren und das in jeder Abbildungsvorschrift mit beliebigen Winkeln und Achsenverhältnissen. Das Bildbeispiel des Würfels mit den »Kreisen« auf den Außenseiten verdeutlicht diesen Sachverhalt. Die Vorgehensweise ist einfach. Den »Ellipsenmittelpunkt« (hier »M«) legt man in die Achsenmittel des zugehörigen Parallelogramms und überdeckt mit der Maus die Längen und Richtungen der Ellipsenachsen. Noch schneller und präziser läßt sich eine perspektivische Ellipse nicht zeichnen.

Mit der Selbstbauhilfe »Perspektivraster« verwirklichen Sie eine Reihe weiterer Varianten und Formen des Perspektivzeichnens - allgemein mit dem Computer und besonders mit MegaPaint. Die hier gezeigten und besprochenen Wege sind nur elementare Anfänge, die sich im Bereich des technischen Zeichnens und auch der Zentralperspektiven beliebig erweitern lassen. Der Vektorteil von MegaPaint Professional eröffnet hier noch ganz andere Wege, die neben dem Zeichenkomfort auch noch kräftig Speicher- und Diskettenplatz sparen. (wk)

Bild 7 und 8. Auch das Anpassen von Kreisen in die richtige Perspektive ist mit den beiden Grundrastern kein Problem

Hubert Heinrichs
Aus: TOS 02 / 1991, Seite 54

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite