Richtig getippt: Textverarbeitung für Einsteiger — Teil 1

Dieser Kurs wendet sich an Einsteiger ohne Erfahrungen mit der Textverarbeitung. Er ist nicht auf ein spezielles Programm zugeschnitten, sondern behandelt wichtige Grundfunktionen fast jeder Textverarbeitung. Um von unserer Einführung zu profitieren, sind für Sie nur ein wenig Zeit zum Lesen und ein gutes Textprogramm zum Nachvollziehen der einzelnen Übungsschritte erforderlich.

Die gute alte Schreibmaschine ist in der Ecke verstaut, der Atari ST schmückt den Schreibtisch. Ein Schreibprogramm ist vorhanden, nun geht's los mit der Textverarbeitung. Wie man das Textprogramm installiert, beschreibt Ihnen das mitgelieferte Handbuch auf den ersten Seiten. Daß Sie ein Atari-Programm mit einem Doppelklick (zweimal schnell hintereinander die linke Maustaste drücken) starten, wissen Sie vermutlich schon.

Nach dem Start zeigen die meisten Programme ein leeres, weißes Blatt und eine blinkende Schreibmarke (Cursor) am oberen Bildschirmrand. Das Programm ist jetzt aktiv, und der Texteingabe steht nichts mehr entgegen. Doch zunächst ein Blick auf die Tastatur. Sie ist viergeteilt und besteht aus Haupttastatur, Funktionstasten, Cursorblock und Zahlenblock.

Uns interessiert zunächst nur die Haupttastatur, die weitgehend der üblichen Schreibmaschinentastatur entspricht. Die lange untere Taste ist für die Leerzeichen. In der Reihe darüber sind am äußeren linken und rechten Rand die beiden Umschalt-Tasten für Großbuchstaben angeordnet, die Shift-Tasten. Der Wagenrücklauftaste einer Schreibmaschine entspricht die Return-Taste neben dem kleinen »ä«. DieTab-Taste (für Tabulator) funktioniert ähnlich der Tabulatortaste der Schreibmaschine. Darauf kommen wir noch zurück. Rechts neben der Leertaste ist die Caps-Lock-Taste angeordnet, die Ihnen das Festhalten der Shift-Taste erspart, wenn Sie nur Großbuchstaben tippen wollen.

Beim Tippen eines kleinen Probetextes stellen Sie als erstes fest, daß auf dem Bildschirm eine Markierung, ein kleiner Strich oder ein schwarzes Feld, steht, welche die aktuelle Schreibposition kennzeichnet. Dieser »Cursor« steht immer an der Position, an der nach einem Tastendruck der nächste Buchstabe erscheint. Weiterhin springt er mit dem letzten Wort der Zeile an den linken Rand der nächsten Zeile, sobald das Zeilenende erreicht ist. Dieser Vorgang heißt »Zeilenumbruch« oder »Zeilenschaltung«. Im Unterschied zur Schreibmaschine ist eine Betätigung der Return-Taste also nicht erforderlich, da der Zeilenumbruch automatisch erfolgt. Schreiben Sie nun den folgenden Text, ohne Return zu betätigen:

Herzlichen Dank für den Vertragsentwurf, den mir Ihr Anwalt Dr. Müller zugeschickt hat. Nach Prüfung in unserer Rechtsabteilung sehen wir einem baldigen Vertragsabschluß entgegen.

Konnten Sie den Zeilenumbruch mitverfolgen?

Das Textprogramm machte am Zeilenende eine kleine Pause und brach das gerade eingegebene Wort in die nächste Zeile um (englisch: »word wrapping«).

Manche Textprogramme verfügen außerdem über eine automatische Silbentrennung. In diesem Fall trennt das Textprogramm das letzte Wort der Zeile nach den deutschen Trennungsregeln.

Die Return-Taste ist zur Eingabe von fortlaufendem Text (Fließtext) also nicht erforderlich. Einer der häufigsten Anfängerfehler bei der Textverarbeitung besteht in der Eingabe von überflüssigen Zeilen-

Schaltungen (im Jargon auch: »Returns«). Die Betätigung der Re-turn-Taste hinterläßt im Text eine Art unsichtbare Markierung, die das Textprogramm immer als Absatzende interpretiert. Ein versehentliches Drücken dieser Taste markiert also fälschlicherweise das

Ende eines Absatzes. Merke: die Return-Taste nur am Absatzende betätigen. Zweimaliges Drücken von Return fügt eine Leerzeile zwischen zwei Absätzen ein.

Backspace und Delete

Eine der beliebtesten Tasten der Schreibmaschine ist vermutlich die Korrekturtaste. Betätigt man nach einem Tippfehler die Korrekturtaste, so fährt der Wagen um eine Schreibposition zurück und

eine raffinierte Automatik löscht mit Hilfe des Korrekturbandes den falschen Buchstaben. Die Korrekturtaste bei der Textverarbeitung heißt in der Regel Backspace (»ein Zeichen zurück«) und ist oben rechts auf der Haupttastatur angeordnet. Tippen Sie:

Dies ist kein Satx

Nach dem Schreiben des »x« steht der Cursor rechts neben dem »x«. Eine kurze Betätigung der Backspace-Taste radiert das Zeichen links des Cursors aus. Im Unterschied zur Schreibmaschine vermag die Backspace-Taste mehr als nur ein Zeichen auf einmal zu löschen.

Schreiben Sie einige Wörter und halten Sie dann die Backspace-Taste für einige Sekunden fest.

Richtig, der Cursor löscht nun alles, was links von ihm steht. Die Wiederholfunktion bei langem Festhalten der Taste gibt es auch bei elektrischen Schreibmaschinen. Sie gilt im übrigen für fast alle Tasten der Textprogramme auf dem Atari ST.

Die Backspace-Taste löscht Buchstaben links des Cursors. Umgekehrt funktioniert die Delete-Taste (»Löschen«), die direkt unter Backspace angeordnet ist. Delete löscht in der Regel das Zeichen, auf dem der Cursor steht. Bei längerem Festhalten der Delete-Taste zieht sie die rechts stehenden Buchstaben zum Löschen heran. Probieren Sie das einmal aus.

Cursorbewegung im Text

Bei den vorhergehenden Übungen ist Ihnen sicherlich schon klar geworden, welche Aufgabe der Cursor bei der Textverarbeitung spielt. Er gibt die jeweilige Schreibposition an und gleicht damit dem Wagen der Schreibmaschine. Wie sich der Wagen der Schreibmaschine über dem eingelegten Blatt Papier in alle vier Richtungen bewegen läßt, ist auch der Cursor im Text frei verschiebbar. Dazu dienen die vier Pfeiltasten der mittleren Tastatur (Cursorblock). Tippen Sie einige Sätze ein und »fahren« Sie dann mit dem Cursor über den Text. Die Cursortasten verfügen ebenfalls über eine Wiederholfunktion. Bei längerem Drücken der Cursor-rechts-Taste folgt der Cursor dem Text in Schreibrichtung. Er stößt nicht am rechten Rand an oder bleibt dort stehen, sondern geht automatisch in die nächste Zeile. Das ist ein weiterer Unterschied zur Schreibmaschine. Mit Cursor-links wandert die Schreibmarke in umgekehrter Schreibrichtung rückwärts. Am Zeilenanfang angekommen, springt der Cursor auf das Zeilenende der vorhergehenden Zeile.

Drücken Sie die Taste Cursor-hinunter, dann merken Sie, daß die Schreibmarke nicht tiefer als in die letzte Zeile des Textes fährt. Der Cursor steht immer nur auf bereits geschriebenem Text. Er fügt keine Leerzeilen am Textende ein, dafür gibt es schließlich die Re-turn-Taste. Fügen Sie nun am Ende eines kurzen Textes mit der Return-Taste zehn Zeilenschaltungen ein. Jetzt fährt der Cursor tiefer, aber eben nur besagte zehn Zeilen. Dort enden die eingefügten »Returns«. Umgekehrt gilt also: Wenn sich der Cursor auch unterhalb des geschriebenen Textes fahren läßt, so stehen dort immer unsichtbare Zeilenschaltungen, die vom Anwender stammen. Zeilenschaltungen gibt man mit der Return-Taste und nicht mit Cursor-abwärts ein.

Einen weiteren interessanten Effekt zeigt diese Schlußfloskel:

Wir freuen uns auf Ihre Antwort.
< Return > < Return >
Mit freundlichen Grüßen
< Return >

Fahren Sie nun den Cursor auf das kleine »f« bei »Mit freundlichen Grüßen«. Drücken Sie anschließend Cursor-aufwärts. Man erwartet, daß der Cursor in der Leerzeile genau über dem »f« stehen bleibt. Tut er aber nicht. Er springt vielmehr auf die linke Seite der Leerzeile, wo die unsichtbare Return-Markierung steht. Dies bestätigt noch einmal die Regel, daß die Schreibmarke nur auf bereits geschriebenem Text steht, selbst aber weder Text noch Leerzeichen oder Zeilenschaltungen erzeugt oder einfügt.

Cursorbewegung mit der Maus

Man unterscheidet streng zwischen Zeilenenden und Absatzenden Eine weitere Möglichkeit, den Cursor im Text zu bewegen, besteht im Einsatz der Maus. Sobald Sie die Maus anfassen, tritt ein Mauszeiger in Erscheinung. Der Mauszeiger ist über dem Bildschirm frei bewegbar. An der gewünschten Stelle reicht ein einfacher Klick mit der linken Maustaste, um den Cursor dorthin zu setzen. Für das vertikale Bewegen in längeren Texten verwenden Sie bei den meisten (aber nicht allen) Textprogrammen die beiden grauen Rollbalken im rechten Randbereich des Textfensters. Ein Klick auf den oberen Rollbalken blättert den Text zurück, und umgekehrt blättern Sie vorwärts durch einen Klick auf den unteren Rollbalken.

Zwischen den beiden Rollbalken befindet sich ein weißer Bereich, der »Schieber«. Er gibt die aktuelle Textposition im Verhältnis zum Gesamttext wieder: Je höher der Schieber steht, desto näher ist der Textanfang. Mit dem Schieber blättern Sie mehrere Seiten vorwärts oder zurück. Das geht so: Mauszeiger auf den Schieber fahren, linke Maustaste drücken und festhalten, den Schieber nach oben oder unten bewegen und an der gewünschten Position die Maustaste loslassen.

Für die Cursorbewegung mit der Maus spricht die einfache und intuitive Bedienung. Andererseits nimmt jede Mausaktion mehr Zeit in Anspruch als die Tastatursteuerung. Geübte Sekretärinnen und Vielschreiber setzen deshalb die Maus nur selten ein.

So, damit wäre das Ende des ersten Kursteils erreicht. Machen Sie sich bis zum nächsten Mal schon ein wenig mit den genannten Funktionen vertraut, denn dann geht es weiter mit dem Gestalten des Textes und einigen nützlichen Hilfen für den Umgang mit dem ganzen Text. (wk)

# Kursübersicht

Teil 1: Zeilenschaltung und Return-Taste, wichtige Tasten □ Backspace und Delete □ Cursor im Text mit Tasten und Maus bewegen

Teil 2: Wortweise springen, springe an Anfang/Ende des Textes □ Einfügung und überschreiben □ Formatierung und Silbentrennung □ Pull-Down-Menüs und Dialogboxen □ Blockfunktionen □ Speichern des Textes und Objektauswahlbox

Teil 3: Suchen und ersetzen □ Fett, unterstreichen und Textattribute allgemein □ Tabulatoren und Einrückungen □ Seitennumerierung □ Kopfzeilen, Bilder, Fuß- und Endnoten, Absatzformate und Seitenformate


Michael Spehr
Aus: TOS 06 / 1991, Seite 60

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