Volle Kraft auf allen Nadeln: Tips zum Umgang mit Nadeldruckern

Zwar gehören Matrixdrucker zu den robustesten Geräten der Computer-Peripherie, dennoch sollte man ein paar Regeln im täglichen Umgang mit ihnen beherzigen. Denn gepflegte Drucker leben länger.

Die wichtigste Voraussetzung für problemloses Arbeiten mit Ihrem Nadeldrucker ist die Auswahl eines geeigneten Standortes. Das klingt zunächst wie eine Binsenwahrheit. Doch wie oft muß man erleben, welch beeindruckende Artistikeinlagen viele Anwender aufs Parkett legen, wenn sie so simple Aufgaben wie Papier einlegen oder Farbband wechseln zu meistern versuchen. Abgesehen vom Unterhaltungswert für die Umwelt kosten solche Gymnastikeinlagen unnütz Zeit und provozieren Fehlbedienungen. Zugegeben, auf vielen Schreibtischen ist freier Platz Mangelware, und viele schätzen sich glücklich, überhaupt ihren Computer halbwegs ergonomisch untergebracht zu haben. Doch spätestens der zweite erst nach einer

halben Minute mit einigen Blessuren beseitigte Papierstau macht die Notwendigkeit eines weniger stiefmütterlichen Ambientes deutlich. So sollte sich Ihr Drucker in unmittelbarer Reichweite befinden, um einen bequemen Zugang zu allen Bedienelemente in kurzer Zeit zu gewährleisten. Achten Sie bei der Benutzung von Endlospapier darauf, daß es ungehindert in den Drucker gelangt. Im Idealfall beträgt der Abstand vom Druckereinzug zum Papierstapel eine Blattlänge. Auch für einen reibungslosen Papierabzug sollten Sie ausreichend Platz bereitstellen, denn nichts ist fataler, als sich mit dem Nachschub verhedderndes oder sich erneut in den Drucker einziehendes Papier. Da Drucker während ihrer anstrengenden Arbeit erhebliche Wärme produzieren, sollte ihr Arbeitsplatz über ausreichende Lüftungsmöglichkeiten verfügen, um einem vorzeitigen Hitzetod vorzubeugen. Widerstehen Sie auch in jedem Fall der Versuchung, Ihren Drucker als Ablage für Erfrischungsgetränke und kleine Zwischenmahlzeiten zu mißbrauchen. Konfitüre auf dem Druckkopf oder klebrige Cola auf dem Druckerschlitten bewirken nicht nur eine ästhetische Minderung der Ausgabequalität. Der Fachhandel bietet eine reiche Auswahl an Druckerständern an, mit denen Sie Ihren Drucker auch bei beengter Arbeitsfläche optimal aufstellen.

Matrixdrucker sind zwar flinke Druckgesellen, doch treten sie bei ihrer Arbeit nicht gerade auf besonders leisen Sohlen. Ihren und den Nerven Ihrer Nachbarn verschaffen Sie Entspannung, wenn Sie zwischen Drucker und Druckerunterlage eine etwa einen Zentimeter dicke Schaumstoff matte legen. Besonders bei resonanzstarken Druckerständern wie Holzschreibtischen (möglicherweise steht der Drucker auch noch über einer Schublade ...) läßt sich mit dieser Maßnahme die Lärmbelastung erheblich mindern. Solche Matten finden Sie bereits gebrauchsfertig im Fachhandel, Sie dürfen sich aber auch unbesorgt ein Stück Schaumstoff im Heimwerkermarkt zurechtschneiden lassen und dabei sogar noch ein paar Mark sparen.

Um die Lebensdauer des Druckkopfes nicht zu gefährden, sollten Sie darauf achten, daß seine äußerste linke Position nicht außerhalb des Papiers liegt. Sie riskieren sonst besonders bei Verwendung von dickerem Papier oder bei der Anfertigung von Durchschlägen ein Verbiegen oder gar Abbrechen der relativ empfindlichen Nadeln, wenn der Kopf über die Papierkante fährt. Sollte das Malheur doch einmal passiert sein, so gehört Ihr Drucker in eine autorisierte Fachwerkstatt. Von Versuchen, das Gerät im »Do-it-yourself«-Verfahren wieder flott zu bekommen, raten wir dringend ab. Mangelnde Sachkenntnis und falsches Werkzeug fügen dem Drucker eher noch mehr Schaden zu. Einzig der Austausch des kompletten Druckkopfes ist auch vom Laien problemlos durchzuführen. Doch hier gilt ebenfalls: im Zweifelsfall lieber in die Werkstatt.

Im Laufe eines langen Druckerlebens läßt wahrscheinlich irgendwann einmal die Druckqualität nach und ist auch durch Wechseln des Farbbands nicht 100prozentig wiederherzustellen. Prüfen Sie dann zunächst den Abstand zwischen Druckkopf und Walze, der sich bei den meisten Modellen mit einem Hebel an die verschiedenen Papierstärken anpassen läßt. Sowohl ein zu großer (blasses Druckbild) als auch ein zu geringer Abstand (verschmierte Schrift) sind optimalen Druckergebnissen abträglich.

Erzielen Sie durch Änderung des Abstands keine deutliche Verbesserung, ist höchstwahrscheinlich der Druckkopf durch Tinte und Gewebeablagerungen der zahlreichen Farbbänder verschmutzt oder verstopft. Zur Reinigung des Kopfes gehen Sie folgendermaßen vor: Schrauben Sie den Druckkopf vorsichtig aus seiner Halterung und tropfen etwas Lösungsmittel (z.B. Isopropylalkohol) auf den Nadelbereich. Richten Sie den Kopf jetzt auf ein Blatt Papier und aktivieren Sie den Druckerselbsttest. Achtung: Der Druckkopf wird im Betrieb sehr heiß, benutzen Sie sicherheitshalber Handschuhe. Die Nadeln drucken jetzt ins Leere und entledigen sich dabei des auf ihnen befindlichen Schmutzes, den Sie in Form von Tintenspritzern auf dem Blatt Papier wiederfinden. Wiederholen Sie diese Prozedur (Lösungsmittel, ins »Leere« drucken) solange, bis sich das Papier nicht mehr verfärbt. Befestigen Sie jetzt den Druckkopf wieder an seiner ursprünglichen Position. Jetzt sollte Ihr Drucker in alter Frische und Schwärze arbeiten. Vergessen Sie nicht, daß der Druckkopf extremen mechanischen Belastungen ausgesetzt ist und daher nur eine begrenzte, vom Hersteller im Handbuch angegebene Lebensdauer hat (z.B. P6+ 200 Millionen Punkte). Bei ausgesprochenen Vieldruckern kommt es daher durchaus vor, daß der Druckkopf das Zeitliche segnet und zu ersetzen ist.

Doch hat normalerweise das Erblassen des Druckbilds einen weitaus profaneren Grund: Das Farbband ist erschöpft. Wir empfehlen Ihnen, bei der Wahl der Farbbänder nicht allzu sehr mit dem Pfennig zu rechnen, da besonders günstige Exemplare häufig Mängel im Bereich der Mechanik und des Textilbandes aufweisen. Uns sind sogar No-Na me-Produkte bekannt, bei denen das Farbband im Inneren der Kassette regelmäßig verdreht war, was im harmlosesten Fall zu einem blockierten Farbband-Transport, im schlimmsten Fall zum Druckkopftod durch die sich in der »Schlaufe« verfangenden Nadeln führt. Auch vom Hersteller gutgemeinte, aber oft übertriebene Farbsättigung der Kassette ist einem optimalen Druckbild abträglich, da sich die überflüssige Tinte in häßlichen Schmierstreifen über Ihr Druckwerk verteilt. In Anbetracht der günstigen Kosten für ein hochwertiges Farbband (ca. 10-20 Mark) raten wir auch von Versuchen ab, verbrauchte Kassetten in Heimarbeit mit Einwegspritze und Tintenfaß wieder auf Vordermann zu bringen. Abgesehen von der hohen Wahrscheinlichkeit, sich selbst farblich dem Farbband anzugleichen, steht auch der erforderliche Zeitaufwand in keinem Verhältnis zum ohnehin zweifelhaften Endergebnis: unregelmäßige Einfärbung, Übersättigung, verschmutzter Druckkopf. (wk)


Kai Schwirzke
Aus: TOS 10 / 1991, Seite 106

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