TKR TriStar

Ein neues 28800 Bit/s Modern mit Voice-Funktion wird von TKR ab Mitte März angeboten.
Wir konnten ein Vorseriengerät testen. Nachdem die Kieler Firma TKR seit Mitte Januar mit dem TKR FastLine V.34 zu den wenigen Firmen gehört, die 28800er Modems mit Unterstützung der neuen ITU V34 Norm tatsächlich ausliefert, hörten wir von Gerüchten über ein neues TKR- Modem. Auf Nachfrage erfuhren wir, daß in der Tat ab Mitte März die Auslieferung eines neuen Modems unter der Bezeichnung TKR TriStar geplant ist. Nach einigem Zögern war TKR bereit, uns das z.Zt. einzige verfügbare Vorserienmuster zum Test zu stellen.
Die Qual der NormVterbo, V.FastClass, HST, oder ZyXEL-Mode, neue Normen für Datenübertragung oberhalb von 14400 Bit/s verunsichern die Benutzer von Modems nun seit über zwei Jahren. Das Problem, welches sich bei diesen Standards bisher immer stellte, war die InKompatibilität der Normen untereinander. So war ZYXEL nur zu ZYXEL, US Robotics nur zu US Robotics und Vterbo nur zu anderen (AT&T) Vterbo Geräten kompatibel.
Mit V.FastClass brachte der Chipsatzhersteller Rockwell die erste Lösung für 28800 Bit/s Übertragungsgeschwindigkeit auf den Markt. Aber auch dieses war letztlich eine Firmennorm, so daß allumfassende Kompatibilität nicht gewährleistet war.

Der neue Standard

Seit Ende 1994 hat die Verwirrung nun ein Ende. Das ITU (Nachfolgeorganisation des CCITT) hat mit der V.34 eine endgültige Norm für die Datenübertragung mit 16800, 19200, 21600, 24000, 26400 und 28800 Bit/s festgelegt. An diese Norm halten sich zukünftig alle Modemhersteller; Kompatibilität unabhängig vom Hersteller oder verwendetem Chipsatz ist damit endlich hergestellt. Auch wenn z.Zt. fast alle lieferbaren 288000er Modems auch die Rockwell V.FastClass-Norm unterstützen, sollte heute nur noch ein Modern gekauft werden, welches die ITU V34 unterstützt.

Nur damit ist auch zukünftig Kompatibilität gewährleistet.

Äußerlichkeiten

Eine kleine Überraschung erlebten wir beim Auspacken des TKR Tristar. Mit nur 11 * 13,5 * 3,5 cm Größe (Breite * Tiefe Höhe) fällt das neue Gerät, trotz größerer Leistung, deutlich kleiner als die meisten 14400er Modems aus. Auf der Rückseite des graulackierten Metallgehäuses befindet sich der Anschluß für das serielle Kabel, das Telefonkabel, das Steckernetzteil und der Ein/Ausschalter. Ungewöhnlich ist hier die Verwendung einer 9-poligen Buchse für das serielle Kabel. TKR liefert zwar alle notwendigen Kabel mit; zum Anschluß an den Mega STE, TT oder Falcon ist aber noch ein zusätzlicher Adapter notwendig. An der Frontseite informieren 9 LEDs über den Betriebszustand des Modems. Ein kleines Loch mit der Bezeichnung "Micro" deutet dezent auf die Besonderheit des TriStar, den Voice-Modus hin (dazu später mehr).

Aus dem Inneren

Ein Blick auf die Platine zeigt, daß hier mit recht hochwertigen Bauteilen gearbeitet wurde. Die Bestückung erfolgte mischweise in konventioneller und in SMD-Technik. Wohl zur Platzersparnis wurde auch die Unterseite der Platine bestückt. Lediglich die von Hand eingelötete Datenpumpe und zwei nachträgliche Änderungen weisen auf den Prototyp-Status unseres Testmusters hin.
Aufschlußreich ist hier der Aufdruck "ELSN' auf der Platine und auf einem Bauteil.
Das TKR TriStar stammt von der Modemschmiede ELSA aus Aachen, was uns TKR bestätigte.
Der Lautsprecher ist in konventioneller Membrantechnik ausgeführt und an der Frontseite ist ein Mikrophon angebracht. Die Auslegung dieser Bauteile ist so gewählt, daß das Modern im Betrieb als Anrufbeantworter von der Aufnahme- und Wiedergabequalität einem konventionellen Anrufbeantworter entspricht.

Der Lieferumfang

Neben allen notwendigen Anschlußkabeln und dem Steckernetzteil liefert TKR ein deutschsprachiges Handbuch mit aus, welches, vernünftig strukturiert und leicht verständlich alle Funktionen des Modems erläutert. Angenehm fiel hier auf, daß auch die speziellen Bestimmungen des BZT für die deutsche Zulassung erläutert sind. Hinweise auf andere Länder legen nahe, daß das TriStar auch über Zulassungen für weitere Länder verfügt. TKR bestätigte, daß Zulassungen für fast alle EU-Länder erteilt oder in Vorbereitung sind.
Für Atari-Benutzer wohl uninteressant, für Besitzer von MS-DOS PCs aber um so wichtiger ist, daß sich eine Vollversion des Terminalprogramms Telix für Windows in deutsch im Lieferumfang befindet. Gegenüber der sonst fast 200.- DM teuren Version dieser Software unterscheidet sich diese Version nur durch das fehlende gedruckte Handbuch.
Für Atari-User liefert TKR das übliche Softwarepaket, bestehend aus der Sharewareversion des Terminalprogramms RUFUS, der Faxsoftware Junior Office, dem Btx-Dekoder Multiterm Mini und einem Konfigurationsprogramm für Modems mit. Eine zu Rockwell-Modems kompatible Voice-Software für Atari konnte TKR nach eigenen Angaben bisher nicht finden, hieran besteht aber intensives Interesse.

Die Werte des TriStar

Das TKR TriStar ist im Connect kompatibel zu allen Modems die in den Normen CCITT V.21, V22, V.23, V.22bis, V32 und V.32bis (300 - 14400 Bit/s) arbeiten. Dieses bedeutet Kornpatbilität zu allen Modems. Oberhalb von 14400 Bit/s werden die Rockwell V.FastClass und die ITU V.34 Norm mit Übertragungsraten von 16800, 19200, 21600, 24000, 26400 und 28800 Bit/s unterstützt.
Somit ist Kompatibilität zu allen 28800er Modems gegeben. Lediglich zu Geräten, die nur Firmennormen wie HST, ZyXEL-Mode oder V.Terbo unterstützen sind "nur" Connects in 14400 Bit/s möglich. Im Faxmode unterstützt das TriStar CCITT V.27ter, V.29 und V.17 (2400 bis 14400 Bit/s) und ist kompatibel zu allen Gruppe 2 und Gruppe 3 Faxgeräten und somit weltweit zu allen Faxgeräten. Da die Ansteuerung nach Class-1, Class-2 und Class-2.0 erfolgen kann, dürfte nicht nur die TKR-Faxsoftware, sondern auch andere Atari-Software mit dem TriStar problemlos benutzt werden können.
Im Voice-Betrieb ist das TriStar Rockwell-kompatibel. Lediglich Voice-Software, die nur ZyXEL-Modems unterstützt kann daher nicht benutzt werden.

Die lästige Wahlsperre des BZT wurde beim TriStar elegant gelöst. Per Register sind die beiden erlaubten Lösungen (12-malige erfolglose Anwahl mit Pause von 5 Sekunden oder unbegrenzte Anwahl mit 30 Sekunden Pause) umschaltbar möglich. Neben den bei schlechten Leitungen erforderlichen Fallback auf niedrigere Geschwindigkeiten beherrscht das TriStar auch die in der V.34 definierten Verfahren zum Fallforward, wenn sich die Leitungsqualität wieder verbessert. Auch die Unterstützung asymmetrischer Bitraten (unterschiedliche Geschwindigkeit im Sende- und Empfangsbetrieb) ist beim TriStar einstellbar. Da dieses nicht unbedingt alle Modems unterstützen, ist diese Funktion in den Default-Settings ausgeschaltet. Zusätzliche Register erlauben auch das Abfragen der gerade aktuellen Connect-Geschwindigkeit und Norm.

Negativ fiel auf, daß das TriStar nur in Nebenstellen betrieben werden kann, in denen ein Amt durch Wahl einer Ziffer angefordert wird. Die bei älteren Anlagen in Deutschland noch verbreitete Amtsholung durch Erdtaste wird nicht unterstützt. Die Praxis: Wir testen Connects mit dem TKR TriStar auf Modems der Hersteller US Robotics (Dual Standard V.34, Sportster V.34), TKR FastLine V.34, Discovery 2814CX V.34 und ZYXEL 1496 EG+. Als Telefonleitung wurde eine ISDN-Leitung mit qualitativ hochwertigem a/b Wandler und eine "mittelmäßige" analoge Leitung, ohne digitale Vermittlungsstelle, benutzt.

Es wurden jeweils mehrere Connects im Orts- und im Ferntarif hergestellt. Auf der guten digitalen Leitung erreichten wir zu anderen V34 Modems fast generell Connects mit 28800 Bit/s. Im Vergleich zum Connect in der Rockwell V.FastClass zur ITU V.34 fiel hauptsächlich die kürzere Connectphase auf. Beim Anruf des ZYXEL U-1496 EG+ wurde erwartungsgemäß immer ein 14400er V.32bis Connect hergestellt.

Selbst auf der schlechteren analogen Leitung kam es im Ortsbreich fast ausschließlich zu 28800er Connects. Lediglich zu US Robotics Modems kam es, fast unabhängig von der Leitungsqualität, meist zu einem 24000er oder 26400er Connect. Nach Aussage von TKR soll dieses in der Tat auffällig sein. Da dieses Phänomen allerdings nicht nur mit dem TKR TriStar, sondern auch mit allen anderen bei TKP, vorhandenen Testmustern von V.34 Modems beobachtet wird, vermutet TKR die Ursache hier beim US Robotics. Fragt man per Register beim TKR TriStar kurz nach dem Connect mit einem US Robotics per Register die aktuelle Verbindungsgeschwindigkeit ab, fällt auf, daß diese häufig kurz nach einem 24400er Connect bereits auf 26400 Bit/s angestiegen ist. Dieses deutet darauf hin, daß im Connect zu US Robotics Modems häufig kurz nach dem eigentlichen Connect bereits ein Fallfoward auf die nächsthöhere Bitrate stattfindet. Auf der schlechteren analogen Leitung erreichten wir noch recht häufig 28800er Connects. Teilweise kam es hier aber auch zu Verbindungen mit 26400 oder 24000 Bit/s. Auffällig war hier, daß die Phasen des Retrains deutlich kürzer waren, als dieses bei 14400er oder 19200er Verbindungen nach V32bis oder V.Terbo üblicherweise der Fall ist. Auf Nachfrage konnte TKR hierzu noch keine exakten Praxisergebnisse nennen. Aufgrund der Hotline- Anrufe geht TKR bisher davon aus, daß V.34-Modems sich hier wohl "kulanter" als V.FastClass Geräte verhalten. Eine gewisse Leitungsgüte für den einwandfreien Betrieb von 28800er Modems wird allerdings vorausgesetzt.

Support

Neben dem Lieferumfang und der Qualität des Modems ist immer der Support des Herstellers ein Kaufargument. Hier setzt TKR Maßstäbe. Neben dem Support über telefonische Hotline ist TKR über Datex-J (Btx), Compuserve, Internet, das Maus-Netzwerk und über eine eigene Mailbox mit 4 Ports erreichbar. Auch Updates der Firmware des Modems sind so problemlos möglich. Als einziger Modem-Hersteller bietet TKR nicht nur Windows und MS-DOS, sondern auch Atari-Software kostenfrei bei Modemkauf mit an.

Fazit

Das TKR Tristar hinterließ auf uns einen guten Eindruck. Von der Qualität der Konstruktion scheint TKR ziemlich überzeugt, denn immerhin wird eine außergewöhnlich hohe Garantiezeit von 36 Monaten auf das Gerät gewährt. Auch wenn das TriStar nicht immer eine 28800er Verbindung herstellen konnte, sind wir mit den Connect-Ergebnissen zufrieden, insbesondere da wir auch bei aufgetretenen Retrains keine Abbrüche zu verzeichnen hatten. Negativ fällt die fehlende Voice-Software für Atari-Computer und die fehlende Unterstützung von W-Ader und Erdtaste auf. Als sehr unglückliche Lösung empfinden wir die Benutzung der 9-poligen Schnittstellenbuchse am Modern. Je nach verwendetem Rechner muß hier noch ein zusätzliches Kabel oder Adapter hinzugekauft werden. Gemessen am Preis des TKR TriStar halten wir dieses Gerät aber dennoch für ein sehr interessantes Produkt.

Lieferumfang

Hardware: Modem, Steckernetzteil, Telefonkabel, serielles Kabel, deutsches Handbuch. Software: Rufus 1.4 (Shareware), Junior Office, MultiTerm Mini, Konfigurationssoftware Tele Office und MultiTerm professional gegen Aufpreis im Bundle erhältlich.

Bezugsquelle:
TKR GmbH & Co. KG
Stadtparkweg 2
24106 Kiel
Btx: *TKR#
Compuserve: 74431,562

Preis: 498,00 DM


Carmen Lopez
Aus: Atari Inside 03 / 1995, Seite 24

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