Superbase Professional: Datenbank für Profis

"Superbase" ist mit weiteren Fähigkeiten ausgestattet worden

Im ATARImagazin 11/88 haben wir bereits über "Superbase 2" berichtet. Mit "Superbase Professional" für alle STs liegt jetzt eine erweiterte Version dieses relationalen Datenbanksystems vor, die alle Möglichkeiten von "Superbase 2" enthält. Da wir diese hier aber nicht nochmals aufzählen wollen, sollten Sie sich einmal mit den Seiten 28 und 29 der erwähnten Ausgabe beschäftigen.

Lädt man "Superbase Professional", so lassen sich zunächst keine großen Unterschiede zur "kleinen" Version feststellen. Lediglich die Menüleiste wurde um den Begriff Programm erweitert. Tatsächlich kann die Datenbank nun programmiert werden, wie es von Anwendungen wie "dbase" bekannt ist. Dies hat im wesentlichen zwei Aufgaben. Zum einen lassen sich auf diese Weise Makros, also Befehlsfolgen erstellen, mit denen man immer wieder gleich ablaufende Bedienungsfolgen zusammenfassen kann. Die Hauptaufgabe einer solchen Programmiersprache liegt jedoch in der Automatisierung von Anwendungen.


Die eingebaute Programmiersprache erinnert stark an Basic

Dazu gleich ein Beispiel. Als Hersteller von Computern verwenden Sie verschiedene Karteikästen, in denen Sie Ihre Lieferanten- und Kundenadressen sowie den Warenbestand festhalten. Bestellt nun ein Kunde, so suchen Sie zunächst über Name und/oder Kundennummer die Karte mit der entsprechenden Adresse, anschließend die Karten der Artikel, die der Interessent wünscht. Anhand der geforderten Stückzahl und des auf der Karteikarte notierten Verkaufspreises ermitteln Sie den Rechnungsbetrag und veranlassen den Versand. Dann prüfen Sie, ob der Bestand so weit abgesunken ist, daß eine Nachbestellung notwendig wird. Sollte dies der Fall sein, suchen Sie die Karteikarte des Lieferanten, dessen Name und/oder Nummer Sie auf der Karte des Artikels notiert haben und ordern entsprechend .

Wenn Sie einen Computer besitzen, werden Sie diese Karteien wahrscheinlich nicht mit Papier und Bleistift, sondern mit dem Rechner führen, z.B. über "Superbase 2". Selbstverständlich bedeutet es dann eine enorme Erleichterung, möglichst schnell und einfach auf die gewünscht, Daten zugreifen zu können. Aber damit ist ein Computer noch lange nicht ausgelastet. Sie verwenden deshalb "Superbase Professional" und erstellen ein Programm, das bestimmte Eingaben benötigt (z.B. Name des Bestellers) und anschließend entsprechende Teile eines Datensatzes präsentiert (z.B. Adresse und Zahlungsmoral dieses Kunden). Es kann dann weitere Eingaben anfordern, z.B. die gewünschten Artikelnummern, worauf eine Artikelbeschreibung, die Angabe des Preises sowie der am Lager befindlichen Stückzahl folgen. Natürlich werden die Preise mit der Stückzahl automatisch multipliziert und aufaddiert, Bestellvormerkungen erzeugt und schließlich Adreßaufkleber, Rechnung, Lieferschein, Paketkarte, Überweisungsvordrucke u.ä. aus druckt.

Wo liegt nun aber der Vorteil, wenn man alles erst einmal programmieren muß? Könnte man dann nicht gleich ein eigenes System in Basic erstellen? Dies ist natürlich teilweise richtig, nur muß man sich dann um Datenfelder, Index-Files, Such- und Sortieralgorithmen selbst kümmern. Die DML (Database Management Language) stellt dagegen Befehle zur Verfügung, die der Bedienung über Maus, Tastatur und Menüleiste entsprechen, ergänzt um Schleifen, Vergleiche und (Rechen- )Funktionen.


Auch umfangreiche Rechnungen sind mit "Superbase professional" kein Problem

Damit sich der Anwender auch schnell an DML gewöhnen kann, ähnelt diese Programmiersprache sehr dem beliebten und verbreiteten Basic. Die meisten Standardbefehle und -funktionen werden implementiert und um datenbankspezifische Worte ergänzt. So sind beispielsweise neben zahlreichen Rechen- und Datumsfunktionen auch Kommandos für benutzerdefinierte Menüs und Funktionstastenbelegungen vorhanden. Damit lassen sich also komfortabel die verschiedensten Programme erstellen, die in irgendeiner Form mit Datensätzen zu tun haben können, aber nicht müssen. Wer will, kann "Superbase Professional" und DML auch zur Berechnung seines Biorhythmus verwenden. Allerdings läßt sich dies in Basic einfacher verwirklichen.

Außer der Programmiersprache DML gehört bei "Superbase Professional" auch ein Formulareditor zum Lieferumfang. Maus- und menügesteuert lassen sich mit ihm Ein- und Ausgabemasken auch grafisch ansprechend aufbereiten. Verschiedene Textgrößen, Farben, Boxen, Füllmuster und sogar Bilder (z.B. mit Ihrem Firmenzeichen) können verwendet werden. Die Bedienung gestaltet sich allerdings nicht besonders günstig. Wer schon einmal mit einem guten Resource-Editor gearbeitet hat, weiß, daß man Formulare auch weniger umständlich erstellen kann.

Programm und Anleitung sind in Deutsch verfaßt. In der umfangreichen Begleitliteratur wird auf rund 550 Seiten alles Wissenswerte zu den verschiedenen Programmteilen und Demodaten beschrieben, die auf vier Disketten verteilt sind. Diese sind übrigens nur einseitig beschrieben, so daß man "Superbase" auch mit 354- Laufwerken einsetzen kann. Obwohl das Programm mit "kleinem" Speicher (ab 512 KByte) und einseitigem Laufwerk arbeitet, erleichtern reichlich Disketten- und Speicherkapazität die Anwendung sehr. Wahlweise kann ein SW- oder Farbmonitor verwendet werden.

Wer bisher mit "Superbase 2" gearbeitet hat, kann für 300.DM ein Update erwerben. Ein Neueinstieg kostet allerdings 599,- DM. Verglichen mit anderer ST-Software gehört "Superbase Professional" zwar nicht gerade zu den preiswertesten Programmen, für ähnliche Leistungen auf IBM- kompatiblen Rechnern darf man aber meist bedeutend tiefer in die Tasche greifen.


Thomas Tausend
Aus: Atari-Magazin 04 / 1989, Seite

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