Neue Software für den TI

Auf dem TI-Markt tut sich im Moment ja wieder einiges. Im Hardware-Bereich werden nun Produkte wie der 9640 Geneve, die 80-Zeichen-Erweiterung von Mechatronic, das GRAM-Loader-Modul, die Horizon-RAM-Disk sowie einige andere interessante Neuheiten angeboten. Weniger spektakulär vollzog sich eine Verbesserung der Software-Palette. Vor allem aus den USA und Kanada kommt seit einiger Zeit wieder eine ganze Reihe neuer brauchbarer Programme. Einige davon wollen wir hier einmal unter die Lupe nehmen.

Wenden wir uns zunächst einem Programm zu, das auf einfachste Weise die Verwaltung einer Programmbibliothek ermöglicht. Es wurde von Marty Kroll jr. geschrieben und nennt sich "Catlib". Gestartet wird es unter der E/A-Option 3, also LOAD and RUN. Nach dem Laden erscheint die mittlerweile übliche Aufforderung, dem Autor einen Obulus für die Benutzung des Programms zu überweisen. Danach folgt die Frage nach dem File-Namen, unter dem man seinen Katalog ,abspeichern. möchte. Hier macht sich allerdings ein wesentlicher Nachteil bemerkbar. Es ist nämlich nicht gestattet, einen x-beliebigen File-Namen zu verwenden, sondern nur, die vorgegebenen in den letzten beiden Stellen von 01-99 zu variieren. Hat man die Eingabe getätigt, sucht das Programm auf der Datendiskette nach diesem File. Ist es vorhanden, werden die Daten eingelesen. Befindet sich kein Füe mit dem gewählten Namen auf der Disk, wird dieses eingerichtet.

Nach dieser Prozedur, die sehr schnell vonstatten geht, erscheint das Arbeitsnienü. Es bietet die verschiedensten Funktionen, die alle durch die Eingabe eines Buchstabens und ENTER angewählt werden. An erster Stelle steht natürlich das Einlesen der diversen Disketteninhalte. Dafür genügt es, die entsprechende Diskette in ein beliebiges Laufwerk einzulegen und eine Taste zu drücken. Ihr Inhalt wird nun angezeigt, und es folgt die Frage, ob sie in den Katalog aufgenommen werden soll oder nicht. Sollte dieser bereits eine Diskette mit demselben Namen enthalten erkundigt sich das Programm nochmals, ob diese Disk hineinkommen soll und, wenn ja, ob der Name sich vom ersten, unterscheiden soll. In diesem Fall wird der Name mit einem t an der sechsten Stelle gekennzeichnet. Danach erscheint die Frage, ob noch mehr Einträge gewünscht werden oder nicht.

Der nächste Menüpunkt bietet die Möglichkeit, eine vorhandene Diskette aus dem Katalog zu löschen. Die folgenden Funktionen dienen der Bildschirmausgabe des Verzeichnisses. Hier kann man alle Disketten- oder File-Namen auf einen Schlag auflisten lassen, wobei dann alle wichtigen Informationen geliefert werden. Daneben ist es aber auch möglich, nach einer ganz bestimmten Diskette bzw. Programm zu suchen. Im ersten Fall erscheint dann ein Katalog der gewünschten Disk wie bei "Disk-Manager". Bei der Prograftimsuch-Option wird angezeigt, auf welcher Disk sich das Prog ramm befindet, wie lang es ist und einige Informationen mehr. Die gesamte Bildschirmausgabe, sowohl die einfache Auflistung als auch das Suchen, erfolgt mit sagenhafter Geschwindigkeit.

Sehr komfortabel wurde auch die Druckerausgabe gestaltet. Fünf verschiedene Möglichkeiten stehen zur Auswahl: man kann einen Katalog einer einzelnen Diskette, aller Diskettennamen, aller Disketten mit den jeweils zugehörigen Programmen sowie aller Programme als geordnete oder ungeordxiete Liste ausdrucken lassen. Dabei ist es auch möglich, einzelne Teile der Liste in Fettdruck, Engsehrift oder irgend einer anderen Schriftart darzustellen. Es müssen nur die nötigen Steuerzeichen übergeben werden.

Einige weitere Menüpunkte gestatten es, z. B. die Bildschirmfarben zu verändern, ein anderes Daten-File zu wählen und einen Sortier- und Speicherlauf zu starten. Beim Speichern und Einlesen der Dateien werden dann die Nachteile des Programms deutlich. Zu erwähnen ist hier die relativ geringe Kapazität von nur 900 Füe-Namen pro Daten-File. Außerdem dauert das Laden, Sortieren und Speichern ziemlich lange. Das läßt sich damit erklären, daß das Programm nüt einer sequentiellen Datei arbeitet, d . h., zunächst werden alle zu einem,File gehörenden Datensätze eingelesen. Erst dann kann die Bearbeitung beginnen, die aber nüt sehr hoher Geschwindigkeit erfolgt. Meiner Meinung nach darf "Catlib" in keiner Programmbibliothek fehlen.

Zur gleichen Kategorie der Disk-Utilities gehört auch das nächste Programm.- Es wird von der Firma Texaments vertriehen und heißt "Rapid Copy". Wie der Name schon sagt, handelt es sich hier wieder einmal um ein neues Kopierprogramm, das sich aber doch von der Masse der bisher erschienenen abhebt. Während diese ja fast ausnahmslos nur mit dem TIController arbeiten konnten, läßt sich "Rapid Copy" auf allen gebräuchlichen DiskControllern anwenden. Sogar mit dem CPS99 läuft es, eiriwandfrei.

Außerdem kopiert dieses Programm die Disketten nicht sektorweise, sondern gleich Track für Track. Dementsprechend hoch ist die Geschwindigkeit, mit der es arbeitet. Für eine Diskette mit 360 Sektoren benötigt es im schnellsten Fall (bereits formatierte CopyDisk, Verzicht auf eine †berprüfung der Kopie) lediglich 22 Sekunden! Mit Prüfung und Formatierung dauert das Ganze auch nur ca. 50 Sekunden. Eine Diskette mit 144 Sektoren wird im schnellsten Fall in 46 Sekunden, ansonsten in ca. 1 Minute 30 Sekunden kopiert.

Ein weiterer Vorteil von "Rapid Copy" ist, daß man während der Arbeit immer einmal kurz einen Katalog der gerade im Laufwerk befindlichen Diskette abrufen kann. Für alle, die des öfteren große Datenmengen kopieren, dürfte es sich lohnen, dieses Programm zu kaufen. Zu beziehen ist es bei der Fa. Rausch & Haub, Bonn.

Aber auch aus Deutschland kommt immer mehr gute Software, Seit Februar diesen Jahres befindet sich der "MouseEditor" auf dem Markt. Der Autor, Achim Jakobi, hat mit seinem, Erstlingswerk eine Marktlücke gefüllt. Seit auch für den TI eine Maussteuerung zur Verfügung steht, warten alle, die sich dieses Eingabemedium gekauft haben, auf entsprechende Software. Mit dem "Mouse-Editor" ist endlich eine vernünftige Anwendung gegeben. Er dient in erster Linie demselben Zweck wie der Editor des Editor/Assembler-Moduls.

Nach dem Laden über Option 3 des E/A-Moduls erscheint der Arbeitsbildschirm. Im oberen Drittel ist eine ganze Reihe von Symbolen zu sehen, die sich ganz einfach mit der Maus anwählen lassen. In diesem Menü stehen die LOAD- und SAVE-Routinen, der ERASE-Befehl, die Möglichkeit eines Printer-Outputs und einige andere Funktionen, auf die gleich noch etwas näher eingegangen werden soll.

Der Eingabeteil verfügt außerdem über einige Besonderheiten. So sind z.B. Label- und Commandfield kursiv dargestellt. Alle Zahlen und numerischen Operatoren erscheinen schwarz auf dem Bildschirm. Auch eine automatische Tabulatorfunktion ist eingebaut. Durch Druck auf den Maustaster läßt sie sich ein- und ausschalten. Dies alles kann noch als Standard bei einem solchen Programm gelten. Darüber hinaus wird aber eine Fülle von Zusatzfunktionen geboten, die fast keinen Wunsch offen lassen.

So erhält man auf Mausbefehl eine Routine zum Initialisieren oder auch zum Kopieren von Disketten. Ein farbiger Balken zeigt dem Programmierer jederzeit an, wieviel Speicherplatz zur Verfügung steht. Auch an vergeßliche TI-User wurde gedacht: In das Programm lassen sich bis zu vier mit dem "TI-Artist" erstellte HELP-Screens laden. Diese ermöglichen es, ständig über eine Kurzbeschreibung des zu editierenden Files sowie über generelle Informationen jeder Art und noch vieles mehr zu verfügen.

Außerdem ist ein elektronisches Notizbuch vorhanden. Hier lassen sich Anmerkungen und Kommentare eintragen und mit der Maus sogar kleine Zeichnungen anfertigen. Sehr erleichtert wird die Arbeit auch noch durch einen integrierten Zeichengenerator. Er erlaubt es, mit der Maus eigene Zeichen zu definieren. Der entsprechende Hex-Wert wird auf den Bildschirm und zusätzlich in die letzte bearbeitete oder in eine vorher festgelegte Zeile kopiert.

Besitzern einer Echtzeituhr bietet das Programm noch eine besondere Attraktion. Auf Tastendruck kann man -die momentane Uhrzeit auf den Bildschirm bringen. Beim Abspeichern werden darüber hinaus Datum und Uhrzeit automatisch als Remark-Zeile mit in das File übernommen. Zum gesamten Lieferumfang gehört neben einer gut verständlichen Bedienungsanleitung auch noch eine Maus-DSR-Routine, die sich ohne Probleme in "TI-Artist" einbauen läßt. Alles in allem kann man sagen, daß der Anwender hier- eine ganze Menge Programm für sein Geld erhält. Auch der "Mouse-Editor" ist von Rausch & Haub, Bonn zu beziehen.

Nicht im Handel, aber bei verschiedenen User-Clubs erhältlich, ist eine Wendediskette, die, den Namen "Funnelweb" oder "Funnelwriter" trägt. Diese Programmsammlung wird unter dem Freeware-Label vertrieben und stellt dem TI-User auf einer doppelseitigen oder zwei einseitigen Disketten alle wichtigen Programme und Utilities zur Verfügung, die er normalerweise benötigt. Als Autoren zeichnen Tony und Will MeGovern von der Funnelweb Farm in New Southwales, Australien.

Das Besondere an dieser Sammlung sind nicht die einzelnen Programme, sondern die An und Weise, wie diese miteinander verknüpft bzw. untereinander aufrufbar gemacht wurden. "Funnelwriter" läßt sich ruhigen Gewissens als eine Art Betriebssystem bezeichnen. Eine spezielle Programmiertechnik ermöglicht es, "TI-Writer", "Editor/Assembler", "DM1000", "Fast-Term", "C99" und "Disk & Aid" mittels Menü aufzurufen. Nun ist das allein ja nichts Weltbewegendes. Der Clou liegt darin, daß man nach endgültigem Verlassen von z.B. "TI-Writer" nicht in dessen Titelbild, sondern in das Hauptmenü von "Funnelwriter" zurückspringt. Von hier aus kann man dann in irgendein anderes Programm gelangen, dort seine Arbeiten erledigen und wieder zu "Funnelwriter" zurückkehren.

Die Anwendungsmöglichkeiten sind aber nicht nur auf die genannten Programme beschränkt. In "Funnelwriter" läßt sich jede als Program-File abgespeicherte Routine einbinden. Auf diese Weise kann der Anwender seine eigene Multiprogramm-Diskette zusammenstellen.

Diese kleine †bersicht zeigt wieder einmal, daß sich der TI auch im Hinblick auf das Software-Angebot nicht hinter anderen Rechnern verstecken muß.

Mike Heuser, TI 99er Workshop Rheinland



Aus: Computer Kontakt 06 / 1987, Seite

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