Toolkit II für den QL

Tony Tebby, der geistige Vater des QL-Betriebssystems QDOS, hat mit "Toolkit II" eine bemerkenswerte Erweiterung vorgestellt. Insgesamt werden über 100 neue Befehle zum SuperBasic hinzugefügt. Es würde hier zu weit führen, jede Anweisung zu besprechen; dies geschieht recht ausführlich auf den beiliegenden 24 Blättern, die in das QL-Handbuch geheftet werden.

"Toolkit II" wird auf EPROM, Microdrive und Diskette geliefert. Die EPROM-Version läßt sich einfach durch Sichern auf einen Datenträger speichern und später wieder laden. Dies ist wichtig, da viele Compiler auch einen Teil auf EPROM besitzen, zwei EPROMs aber nicht gleichzeitig betrieben werden können. Seit kurzem gibt es auch eine spezielle Software-Version, die sich auf eigene Anwendungen zuschneiden läßt. Man sucht sich die benötigten Erweiterungen aus und sichert dann diese spezielle "Toolkit"-Version. So sind bei knappem Speicherplatz einige KByte mehr möglich.

Nun aber zu den neuen Befehlen. Mit ED wird ein Fullscreen-Editor für SuperBasic bereitgestellt. Wer einmal damit gearbeitet hat, mag ihn wohl nicht mehr missen. Seine Besonderheiten bestehen darin, daß überschreiben möglich ist und das ändern einer Zeile jederzeit mit ESC rückgängig gemacht werden kann. Obwohl QDOS ein Einzelplatz-Multitasking-Betriebssystem darstellt, gibt es keine Befehle zur Beeinflussung von Jobs. "Toolkit II" erlaubt nun mit acht neuen Anweisungen ihr Auflisten, Löschen und ändern.

Wichtige Neuerungen ergeben sich auch bei der Verwaltung von Files. "Toolkit II" unterstützt endlich das vorgesehene Datum im Inhaltsverzeichnis. Ein wichtiger neuer Befehl ist RENAME, mit dem FileNamen geändert werden können. Das Kopieren mit Joker stellt eine Erleichterung für Tippfaule dar. So kopiert die Anweisung WCOPY MDV1_, FLP1_ alle Files von Microdrive 1 auf Floppy 1. Existiert ein File bereits, so erscheint die Frage: überschreiben? Dies stellt wohl für jeden QL-Besitzer eine Erleichterung dar. Viele der bereits existierenden Befehle (SAVE, LOAD usw.) werden erweitert. So gibt es einen Default-Laufwerknamen. Damit ist es nicht mehr notwendig, den vollen Namen anzugeben. Eine große Zahl von Funktionen unterstützt die Handhabung der Files. So können sie auch über jene geöffnet werden. Der Vorteil liegt darin, daß im Falle eines Fehlers eine negative Zahl zurückgegeben wird und er sich somit abfangen läßt. Es versteht sich fast von selbst, daß es auch Befehle zum beliebigen Positionieren des File-Zeigers im File gibt. Damit ist RANDOM ACCESS kein Problem mehr.

Etliche Funktionen erlauben es, Formatkonvertierungen für Zahlen durchzuführen. Umwandlungen von hexadezimalen in binäre machen nun keine Schwierigkeiten mehr. Auch ein PRINT_USING steht zur Verfügung, und sogar Änderungen des Zeichensatzes sind möglich. Mit weiteren nützlichen Befehlen kann man den freien Speicher anzeigen, eine Uhr einblenden (wird als Job gestartet) und einen Wecker stellen. Die Fehlerbehandlung, in JS- und MG-ROMS bereits teilweise implementiert (s. CK-Computer Kontakt 10-11/86, 35), ist vervollständigt, die enthaltenen Fehlet sind korrigiert.

Die Tastenkombination ALT und ENTER holt den letzten Befehl zurück. Damit können Tippfehler, die man erst nach seinem Abschicken bemerkt, leicht korrigiert werden. Mit der Anweisung ALTKEY wird aus jeder Taste eine Funktionstaste (so belegt ALTKEY 'd', 'dir mdv1_' die Tastenkombination ALT und d mit DIR MDV1_). Da das Ganze auch in QUILL, EASEL usw. funktioniert, ist es nicht zu verachten.

Ein echter Knüller ist aber die Erweiterung des Netzwerks. Man kann jetzt auf einem anderen QL ein Fenster öffnen und Input abfragen. Auch ist es möglich, jederzeit von dessen Laufwerk ein File zu laden. All dies würde z. B. in der IBM-Welt Investitionen von einigen 1000 DM erfordern.

"Toolkit" ist eine hervorragende Erweiterung und jedem ernsthaften QL-Anwender nur zu empfehlen. Es kostet rund 110 DM, wird aber beim Kauf eines Sandy SuperQBoards kostenlos mitgeliefert.


Rainer W. Gerling
Aus: Computer Kontakt 06 / 1987, Seite

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