Der Sternenhimmel auf dem Bildschirm

Das im folgenden beschriebene Programm "Cosmos" von G. F. Cornwell ist nicht als mehr oder weniger kurzweiliges Spiel konzipiert, sondern läßt sich eher als gut organisierte Datenbank für astronomische Objekte bezeichnen. Genauer gesagt, es bietet dem Benutzer Informationen über die Planeten unseres Sonnensystems und die hellsten Sterne am Himmel. Dies geschieht zwar sicherlich nicht so ausführlich wie in gedruckten Sternkatalogen, ist jedoch hinsichtlich der visuellen Darstellung durchaus originell und reizvoll.

Die große Stärke von "Cosmos" liegt in der naturgetreuen Darstellung der Positionen von Himmelskörpern zu jedem beliebigen, vom Benutzer vorgegebenen Zeitpunkt (positive Jahreszahlen vorausgesetzt) und Beobachterstandort.

Es besteht die Möglichkeit, die volle Hemisphäre (Horizont bis Zenit) oder nur den Zenitsektor (Horizonthöhe über 50:) abbilden zu lassen oder eine von acht Blickrichtungen (Nord, Nordost,...) auszuwählen. Auf dem Bildschirm erscheinen dann Punkte (für Sterne), Kreuze (für Planeten) und Kreisscheiben (für Sonne und Mond) jeweils an der vom Programm errechneten Stelle im gewählten Himmelsabschnitt und in einer von zwei möglichen Helligkeitsstufen, um annähernd die wahren Verhältnisse zu verdeutlichen.

Weiterhin kann ein Blick von außerhalb der Ekliptik auf das innere oder äußere Planetensystem mit den aktuellen Positionen der Planeten simuliert werden. Zu den visuellen Informationen gehören ferner vergrößerte Bilder des Mondes und der inneren sechs Planeten, wie sie von der Erde aus zum angegebenen Zeitpunkt erscheinen. Die vier Galileischen Monde werden in ihrer Position relativ zum Jupiter dargestellt, und der Saturn kommt zusammen mit seinem Ringsystem auf den Bildschirm.

Textinformationen in Tabellenform sind zu allen gezeigten Himmelskörpern verfügbar. Sofern bereits ein Himmelsausschnitt gezeichnet wurde, kann der Benutzer den Cursor unmittelbar über das Objekt setzen, das ihn interessiert, und Daten anfordern. Eine menügesteuerte Direktauswahl ist dagegen immer möglich. Das Programm liefert spezielle Angaben über Sonne, Mond und Planeten sowie über die 502 von der Erde aus gesehen hellsten Sterne. Deren Anordnung erfolgt nach abnehmender scheinbarer Helligkeit; der überdeckte Bereich erstreckt sich von m = -1.5 (Sirius) bis m = + 4 (Volantis).

Will man also beispielsweise etwas über den Beteigeuze erfahren, muß man ihn entweder in einem geeignet gewählten Himmelsausschnitt ausfindig machen und mit dem Cursor ansteuern öder über seine Helligkeit vorab informiert sein. In beiden Fällen wird es sich als nützlich erweisen, einschlägige Literatur (s. später) zur Verfügung zu haben.

Die angebotenen Daten über Sterne betreffen im einzelnen:

Die Informationen über Planeten umfassen u.a. Angaben über Durchmesser, mittlere Entfernung von, der Erde, Rotationsperiode, mittlere Temperatur an der Oberfläche, Anzahl der Monde usw. Stichprobenartig vorgenommene Vergleiche mit Literaturwerten zeigten, daß es keinen Grund gibt, die Zuverlässigkeit der angegebenen Werte anzuzweifeln.

Alle Texte liegen in Englisch vor. Die Anweisungen an den Benutzer, Tabellen und Menüs sind leicht verständlich und unzweideutig. Probleme mit der Bedienung traten während des Tests nicht auf.

Besitzer einer deutschen QL-Version sollten allerdings berücksichtigen, daß der POINT-Befehl ohne entsprechende Gegenmaßnahmen zwei nahe nebeneinander gelegene Pixel anstelle eines einzelnen anspricht. Dies erweist sich dann beim Zeichnen eines Himmelsausschnitts am Bildschirm als ausgesprochen störend. Glücklicherweise sind Maschinenspracheroutinen erhältlich, die hier Abhilfe schaffen. Im Test haben wir dem Programm "Cosmos" die Routine mg-patch vorgeschaltet, die von Tony Tebby (QJump) vertrieben wird.

"Cosmos" wird seine Käufer sicherlich vor allem unter den Hobbyastronomen finden. Wer ohne irgendwelche Vorkenntnisse einen Einstieg in die Astronomie versuchen möchte, wird die Möglichkeiten dieses Programms wohl kaum ausschöpfen können. Das Verständnis von Begriffen wie scheinbare und absolute Helligkeit, Leuchtkraft und Entfernung (und der Zusammenhänge zwischen ihnen) dürfte sich ebenso als nützlich erweisen wie die .Kenntnis astronomischer Koordinatensysteme. Wer damit vertraut ist, kann den gesuchten Stern mit Hilfe der angegebenen Koordinaten in annehmbarer Zeit auf dem gewählten Himmelsabschnitt wiederfinden.

In diesem Zusammenhang möchte ich empfehlen, gelegentlich einen Blick in ein sachlich korrektes und dennoch leicht verständliches astronomisches Standardwerk zu werfen (z.B. K. Schaifers, G. Traving, Meyers Handbuch Weltall, Mannheim 1984).
Weitere Informationen sind erhältlich bei:
Philgerma
8000 München 40


Lothar Bätz
Aus: Computer Kontakt 10 / 1987, Seite

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