Der Trackball im Test

Eine Super-Steuerung fürs perfekte Spielen oder nur ein unrentables Zubehör? Der Trak-Ball, der sich an alle 9poligen, Atari-kompatiblen Joystick-Buchsen anschließen läßt, ist ein nicht gerade billiges Vergnügen. Vom Hersteller wird er jedoch als lohnender Profi-Regler für schnelle Spiele angepriesen. Wir haben die flotte Kugel in der Praxis getestet.

Die Wiege des Trak-Balls ist die Spielhalle. Als Atari vor ein paar Jahren das Arkaden-Spiel »Centipede« entwickelte, ersannen die Tüftler und Techniker des Konzerns eine neue Regler-Einheit, die als bessere Alternative zum Joystick gedacht war: eben den Trak-Ball. Nun, »Centipede« gehört mittlerweile schon zu den Videospiel-Oldies und der Trak-Ball hat sich in den Spielhallen fest etabliert. So zum Beispiel auch bei Ataris aktuellem Renner »Crystal Castles«. Seit kurzem ist der »Verfolger-Ball« (eingedeutscht) auch für die Computerspiel-Fans zu haben. Für etwa 179 Mark kommt man in den Besitz des ausgesprochen gut aussehenden Geräts. Anschließen läßt sich der Trak-Ball an eine ganze Reihe von Computern, nämlich an alle Typen, die mit einer 9-poligen Joystick-Buchse ausgestattet sind. Dies sind neben Atari zum Beispiel Commodore, Coleco/Adam und die Joystick-Interfaces für den Sinclair Spectrum.

Nach soviel Vorrede kommen wir aber endlich zur Sache, sprich: zum Ball. Der Trak-Ball besticht durch sein futuristisches, edel-schwarzes Design, optisch passend zu. Ataris XL-Computern. Die schwarze Kugel, die zur Hälfte im Plastik-Gehäuse versteckt ist, macht schon beim ersten »Probe-Rollen« einen flotten Eindruck. Schräg links und rechts oberhalb des Balls befindet sich je eine leichtgängige Feuertaste, die die Funktion des roten Action-Knopfs auf den normalen Atari-Joysticks übernimmt. Bei dem zweiten Feuerknopf hat man lobenswerterweise an die Linkshänder gedacht, er ist zum Ersten parallel geschaltet.

Eine kleine Aufschraub Aktion offenbart das Innenleben des TrakBalls: Die schwarze Kugel ruht auf drei Punkten. Damit sie nach schwungvollem Antippen noch eine Weile weiterrollt, ist sie kugelgelagert. Die Bewegungen der Kugel werden auf zwei zueinander senkrecht stehende Achsen übertragen. Auf jeder Achse befindet sich eine Schlitzscheibe. Lichtschranken, von denen auf jeder Welle zwei zu finden sind, erkennen die Richtung, in die die Kugel gedreht wird. Die Elektronik verarbeitet die Geschwindigkeits- und RichtungsSignale und gibt sie über die Joystick-Buchse an den Computer weiter. Im Grunde genommen wird also ein Joystick simuliert. Der Anschluß des Trak-Balls an die Buchse verläuft völlig problemlos, womit dem Spielvergnügen mit Spielhallen-Atmosphäre nichts mehr im Wege steht.

Als erstes wage ich mich an »Centipede« ran, das Spiel, dem die Kugelsteuerung sozusagen ihre Geburt verdankt. Einige Minuten braucht man, um sich umzustellen, Hatte man seinen Joystick stets fest im Griff, so wird der Trak-Ball sachte mit den Fingerspitzen dirigiert. Nach der Eingewöhnungs-Phase läuft aber alles wie geschmiert. Dem Spiel »Centipede« ist anzumerken, daß es von Haus aus für die fetzige Kugel vorgesehen wurde, Man kann sein Geschütz sehr schnell und - nach einiger Übung - exakt manövrieren. Gegen diese elegante Steuerung wirkt das Hantieren mit dem Joystick regelrecht plump. Bei anderen Programmen ließ die spontane Begeisterung jedoch rasch nach: Labyrinth- und Kletter-Spiele wie »Pac Man» oder »Donkey Kong« geraten mit dem Trak-Ball zu einer frustrierenden Angelegenheit. Hier führt die Sensibilität der Steuerung nur zu Verzögerungen und Patzern im Spielablauf. Ohne Joystick sind insbesondere Labyrinth-Spiele nicht ernsthaft zu meistern. Auch bei einer anderen Spielgattung findet der Trak-Ball keinen ungeteilten Beifall: die Schießspielchen. Bei »Vanguard« heimst die schwarze Kugel Pluspunkte ein. Anders sieht es beim nicht ganz so rasanten »Defender« aus. Bei diesem Spiel kann der Trak-Ball nicht so sehr mit seiner schnellen 360-Grad-Steuerung glänzen und unterliegt einem guten Joystick.

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß der Trak-Ball um so lohnender ist, je mehr Action und Tempo ein Programm enthält. Geschicklichkeits- und Kletten-Spiele bleiben klar eine Domäne der Joysticks. Als echte Verbesserung gegenüber dem Steuerknüppel hat sich die Kugel-Steuerung nur bei wenigen Programmen erwiesen. Für Spiel-Freaks, die insbesondere an Fast-Action-Games ihre Freude haben, ist die Kugelsteuerung durchaus lohnend. Vom Blindkauf ist in jedem Fall abzuraten, weil die Umstellung auf den Trak-Ball nicht unbedingt jedermanns Sache ist. Eine schillernde Bereicherung der Peripherie-Landschaft ist der schwarze Roll-Regler allemal, wenn man auch feststellen kann: Am Joystick kommt keiner vorbei...


Heinrich Lenhardt
Aus: Happy Computer 08 / 1984, Seite

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