Mailboxen faszinieren seit ihrem Bestehen die Freaks in aller Welt. Ihren Ursprung haben Sie in den USA. Unser »digital-telefonischer« Besuch führte in dieses Eldorado der Hacker.
Eine Mailbox ist nur dann interessant, wenn für jedermann ein Zugriff besteht. Diese Voraussetzung bietet Delphi, eine noch recht junge, aber leistungsfähige Mailbox in den USA. Sie hat derzeit etwa 25000 zugelassene Benutzer und läuft auf zwei parallel geschaltenen VAX-Computern. Der Zugriff kostet für internationale Teilnehmer 8 Dollar in der Stunde (ohne Telefongebühren), gleich zu welcher Zeit das System benutzt wird. Lediglich einige spezielle Dienstleistungen werden gesondert in Rechnung gestellt, zum Beispiel Datenbankrecherchen oder Telex.
Die Anmeldung bei Delphi ist denkbar einfach: Man besorgt sich ein sogenanntes »Starter Kit« für etwa 30 Dollar und erhält damit neben einem ausführlichen Handbuch gleich eine Stunde kostenlose Verbindungszeit. Die anfallenden monatlichen Rechnungen können entweder durch Versenden von American Express Traveller-Schecks beglichen werden, oder man bedient sich einer Kreditkarte.
Beim Bezahlen mit Traveller Schecks ist lediglich darauf zu achten, daß der Kreditrahmen auf 50 Dollar beschränkt ist, danach wird der Zugriff gesperrt, bis die nächste Zahlung gebucht wird. Am sinnvollsten schickt man gleich den voraussichtlichen Betrag für mehrere Wochen, dann vermeidet man unliebsame Sperrungen.
Starter-Kits sind entweder bei Delphi direkt oder bei der im Kasten angegebenen Adresse in Deutschland erhältlich. Wem dieses Zahlungssystem zu kompliziert erscheint, der kann sich auch in der Delphi-CUG anmelden und bezahlt die Rechnungen monatlich auf ein deutsches Konto.
Genug der Formalitäten — was leistet Delphi eigentlich? Der Name klingt verlockend und erinnert an das griechische Orakel, das auf jede Frage eine Antwort wußte. Diese Legende entspricht auch der Philosophie der Delphi-Betreiber: Der Teilnehmer soll im Umgang mit dem System den größtmöglichen Komfort genießen und bei Fragen niemals allein gelassen werden. Ein spezieller Menüpunkt in Delphi, das »Oracle«, verspricht sogar auf die dümmste Frage eine Antwort.
Grundsätzlich ist Delphi in zwei Bereiche gegliedert: Unterhaltung und Information. Beginnen wir mit dem Informationsteil: Jedem Benutzer stehen umfangreiche Briefkasten-Funktionen zum Verwalten seiner Box zur Verfügung.
In einem speziellen Bereich der »Working Area« kann man ganze Files ablegen, austauschen, kopieren oder bearbeiten. Und das alles ohne Mehrkosten. Lediglich bei extremer Speicherplatzbelegung werden Zusatzgebühren berechnet.
Wer auf dem laufenden sein will, der benötigt häufig Informationen aus Datenbanken. Neben einer eigenen Online-Enzyklopädie bietet Delphi direkten Zugriff auf alle Dialog-Datenbanken. Die bei Dialog verwendete Retrieval- (=Abfrage-) Sprache ist recht komplex und die Gebühren für die Datenbankrecherche liegt zwischen 50 und 250 Dollar je Systemstunde.
Ebenfalls zur Information dienen die fast zum Standard gehörenden Bulletin-Boards. Das sind »schwarze Bretter«, in denen man Nachrichten hinterlassen kann. Erwähnenswert ist hier jedoch die gute Abfrage-und Suchfunktion: Bis zu drei Boards aus den verschiedensten Themenbereichen lassen sich verknüpfen. Danach kann man mit Hilfe der Booleschen Algebra (oder, nicht) durchsuchen.
Kommen wir zum Unterhaltungsteil: Gerade in diesem Bereich ist das Angebot fast schon erdrückend. Ein Beispiel sind die Online-Spiele: ein Flugsimulator mit VT100-Emulation (das ist eine Terminalsimulation) wirkt schon beeindruckend. Gesteuert wird das Spiel über die 10er-Tastatur. Der Cursor zeichnet dabei mit allen erdenklichen Sonderzeichen wie Striche, Sterne, Herzen etc. die Instrumente und den künstlichen Horizont auf den Monitor. Damit kommt man ohne hochauflösende Grafik aus. Äußerst beliebt sind auch die »Conferences«: Hier treffen sich alle Gleichgesinnten, um endlich einmal in aller Ruhe zu plaudern — und das nicht nur über Computer! Delphi ist bekannt dafür, daß sich hier die Vertreter der Grünen Bewegung aller Nationen zum Plausch treffen.
Das Wichtigste bleiben jedoch die SIGs (Special Interest Groups), die zu den verschiedensten Themen existieren. Neben Gruppen zu fast allen Computertypen, (Commodore, Amiga, MS-DOS, Tandy etc.) gibt es auch SIGs mit medizinischen oder sozialen und ethischen Themenkreisen. Jede SIG hat ihre eigenen Datenbanken, worin man entweder aktuelle Artikel oder auch Programme (Freeware) zum Download vorfindet.
Das sind jedoch nur ein paar der interessanten Themen. Der Benutzer kann sicher sein, daß es ihm als Delphi-Teilnehmer nie langweilig wird. Denn irgendwo gibt es immer etwas Interessantes zu entdecken — bei der hohen Teilnehmerzahl kein Wunder. Störend sind nur die hohen DATEX-P-Übertragungskosten, (im Schnitt weitere 35 Mark je Stunde) die zusätzlich zu den 8 Dollar Mailbox-Gebühr anfallen. Aber dafür bekommt man Informationen und Neuigkeiten, die in keiner europäischen Mailbox zu finden sind.
(T.Freiberg/Udo Reetz/lg)
Das sind die Delphi-Bezugsmöglichkeiten für das Delphi-Kit
System-Verwaltung:
Delphi General Videotex Corporation
3 Blackstone Street Cambridge,
Massachusetts 02139
DelphiCUG:
TransDAT
Postfach 440131
8000 München 44
Starterkits:
ACI Micro GmbH
Vogesenstr 16
8000 München 82
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DATEX-P: Verbindung hergestellt mit 0 3125 61703088 (18B)(i, n, Tlnkg dcamel zahlt, Paket-Laenge: 128) Usemame: THFMUCFRG
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