Gunship (C64)

 Grafik  86 ★
 Sound & Musik  45 ★
 Happy-Wertung  88 ★
C 64 (Amiga, Apple II, Atari ST, Atari XL/XE, MS-DOS)
Simulation
69 DM (Diskette)
Aufwendige Militär-Hubschrauber-Simulation
**Fliegen auch Sie mit Ihrem C 64 den, laut führenden Waffenexperten, gefährlichsten Hubschrauber der Welt, den »AH-64 A Apache«, Spitzname: Gunship.**

Der »AH-64 A Apache«, ist ein moderner amerikanischer Militär-Hubschrauber. Der Gunship, wie er auch genannt wird, wird zur bodennahen Unterstützung von Truppen eingesetzt, also etwa gegen gepanzerte Fahrzeuge und Raketen-Werfer des Feindes. Mit der Produktion dieses Hubschraubers wurde erst 1982 begonnen. Allein die Herstellungskosten betragen 7,3 Millionen Dollar pro Hubschrauber, die hohen Entwicklungskosten kommen noch dazu.

Mit dem Simulations-Programm »Gunship« gaben sich die Programmierer alle erdenkliche Mühe, die potentiellen Einsätze des echten Gunship so naturgetreu wie möglich zu simulieren. Dies beweist schon eine stattliche Zahl von grafisch sehr ansprechenden Menüs, durch die man sich kämpfen muß, bevor man im Hubschrauber sitzt.

Als erstes können Sie sich in vier verschiedene Krisengebiete der Welt versetzen. Diese sind (in ansteigendem Schwierigkeitsgrad): Südost-Asien, Zentral-Amerika, der Mittlere Osten und die Bundesrepublik Deutschland (bei einem Vorstoß kommunistischer Truppen aus der DDR). Es werden aber keine konkreten Missionen aus diesen Gebieten gespielt! Die vier Ortsangaben dienen nur dazu, die Stärke und die Bewaffnung des Feindes festzulegen. Die Kampfhandlungen finden auf fiktiven Geländen statt, Ortsangaben erfolgen nur über Koordinaten auf einer frei erfundenen Landkarte. Außerdem gibt es noch für Anfänger ein Trainingsgelände in den USA, auf dem nur mit Platzpatronen geschossen wird.

Zusätzlich legen Sie fest, wie gut Ihr Feind trainiert sein soll und welche Art von Mission (Standard, Freiwillig, Selbstmord-Kommando) Sie fliegen wollen. Daraufhin erhalten Sie von Ihrem kommandierenden Offizier einen konkreten Auftrag (Beispiele: »Unterstützen Sie die Truppen am Ort XX.YY« oder »Zerstören Sie das feindliche Waffendepot und die SAM-Basen im Bereich QQ-PP«). Ist Ihnen der Auftrag zu gefährlich, dürfen Sie sich immer noch vom Sanitäts-Offizier krankschreiben lassen.

Nachdem Sie sich über die Mission im klaren sind, rüsten Sie Ihren Hubschrauber aus. Sie entscheiden, welche Waffensysteme Sie benötigen und wieviel Sprit Sie mitnehmen. Der Computer stellt Ihnen zwar eine optimale Ausrüstung für die Mission zusammen, Sie dürfen diese aber nach eigenem Bedarf verändern.

Nachdem Sie all diese Angaben gemacht haben, können Sie endlich Ihren Hubschrauber besteigen. Halt, eines bleibt noch zu tun: Da viele Funktionen des Gunship über die Tastatur gesteuert werden, sollten Sie die mitgelieferte Tastaturschablone auf Ihren Computer legen. So müssen Sie nicht die Belegung der knapp 30 Tasten-Funktionen auswendig lernen.

Sie schalten die beiden Motoren an. koppeln den Rotor ein und heben ab. Ein Joystick ist für die Richtungs-Steuerung (links, rechts, vorwärts, rückwärts) zuständig, die Höhe wird per Tastatur geregelt. Das Flugverhalten scheint dem des echten Gunship aufs Haar zu gleichen; zwar hat keiner unserer Redakteure je einen Hubschrauber geflogen, um dies zu bestätigen, jedoch enthält das Handbuch derart detaillierte Angaben über Flugverhalten und Aerodynamik. daß wir den Programmautoren vertrauen. Zusätzlich hatten wir beim Fliegen einfach das Gefühl, daß alles stimmt.

Die ausgefeilten Waffensysteme des echten Gunship sind Computer-kontrolliert. Der C 64 simuliert nun diesen Bordcomputer. Für den Piloten ist die Steuerung genial einfach: Sollte ein Ziel durch das Cockpit-Fenster erkennbar sein, wird es vom Target-Computer erfaßt. Unter dem Cockpit befindet sich nun eine dreh- und schwenkbare Apparatur mit einer Video-Kamera, einem Nachtsichtgerät, einer 30-mm-Kanone und einem Laser. Solange das Ziel sichtbar ist, richtet der Target-Computer dieses System auf das Ziel, egal welche Bewegungen der Hubschrauber macht. Im Cockpit kann der Pilot auf einem kleinen Bildschirm das bis zu 64fach vergrößerte Bild der Video-Kamera ansehen und das Ziel identifizieren. Zusätzlich wird per Head-Up-Projektion ein Zielkreuz in das Cockpit-Fenster eingeblendet. Dieses Zielkreuz gibt durch seine Farbe die Wahrscheinlichkeit eines Treffers an.

Wofür man eine 30-mm-Kanone verwendet, dürfte klar sein. Der Laser ist dagegen keine Waffe, sondern wiederum nur Ziel-System: Eine vom Hubschrauber abgefeuerte Rakete sucht sich automatisch den Gegenstand heraus, an dem der Laserstrahl reflektiert wird, und fliegt darauf zu. Ziele in bis zu sechs Kilometer Entfernung werden zentimetergenau getroffen.

Neben den Waffensystemen gibt es ein ebenso hoch entwickeltes Navigationssystem. Im Navigations-Computer ist eine detaillierte Landkarte des Gebiets enthalten, die sämtliche eigenen Stellungen und die bekannten Stellungen des Feindes enthält. Diese Landkarte wird aufgrund der eingehenden Daten ständig aktualisiert. Natürlich hilft der Navigations-Computer auch beim optimalen Anfliegen feindlicher Stellungen und der schnellen Rückkehr zur Heimat-Basis.

Sobald Sie gelandet und beide Motoren abgeschaltet sind, erhalten Sie einen Zwischenbericht zu Ihrer Mission. Danach können Sie weiterfliegen, aus Sicherheitsgründen abbrechen oder, sofern Sie bei einer eigenen Basis sind, neuen Sprit tanken und nachladen.

Haben Sie die Mission beendet oder abgebrochen, erhalten Sie eine Punkt-Abrechnung für diese Mission. Die Punkte werden Ihrem Piloten-Konto gutgeschrieben. Für eine erfüllte Mission winken oft Orden und Beförderungen. Sollten Sie einmal abgeschossen werden, können Sie sogar posthum ausgezeichnet werden — Ihre Pilotenkarriere ist dann aber verständlicherweise zu Ende.

Auf der Programmdiskette ist Platz für maximal acht Piloten mitsamt deren kompletter Karriere, in der alle Missionen, Auszeichnungen und die Gesamtpunktzahl enthalten sind. Sie können also auch zwischendurch eine Pause einlegen und erst einige Tage später weitermachen, ohne Ihren Dienstgrad und Ihre Orden zu verlieren. Außerdem zeigt eine High-Score-Liste die besten Einzel-Missionen an.


Was darfs denn sein? Große Auswahl im Waffen-Menü.

Trotz vieler Menüs und einer umfangreichen Tastaturbelegung ist die Bedienung von Gunship leicht zu erlernen. Hier nochmals ein Lob an den Hersteller, der umsonst eine Tastaturschablone beilegt. Auch das knapp einhundertseitige Handbuch ist sehr leicht zu lesen und bietet viele Hintergrundinformationen. Zum Test lag uns nur eine englische Version vor.

Am Punkt Grafik ist ganz deutlich zu sehen, welche Mühe man sich mit Gunship gab. Die Programmierer stellten einen beinahe optimalen Kompromiß zwischen Detailtreue und Geschwindigkeit her. Der 3D-Effekt der Landschaft mit den Bergen und den einzelnen Gebäuden ist gut gelungen, da verdeckte Flächen nicht gezeichnet werden. Bei allen beweglichen Dingen hat man dagegen die Grafik sehr simpel ausgelegt. Ähnlich anderen 3D-Spielen wie »Mercenary« sieht man von den Fahr- und Flugzeugen nur ein Drahtgitter-Modell. Dadurch ergibt sich eine schnelle 3D-Grafik, die selbst bei vielen dargestellten Objekten noch eine fließende Bildfolge mit etwa fünf Bildern pro Sekunde auf den Monitor zaubert. Ganz nebenbei wurden auch die vielen Menüs und der Vorspann grafisch exzellent gestaltet. Sogar der Sound, sonst Mauerblümchen bei Simulationen, wurde nicht im Stich gelassen. Neben dem »Ritt der Walküren« als Titelmelodie glänzen Motor-, Rotor- und Explosionseffekte.

Wenn man den Angaben des Herstellers trauen darf, ist die Simulation »Gunship« eines der aufwendigsten Unternehmen der Software-Branche. Vier Programmierer und einige Assistenten waren knapp drei Jahre lang beschäftigt; die Entwicklung verschlang angeblich eine ganze Million Dollar. Herausgekommen ist ein Hubschrauber-Simulator, der Maßstäbe setzen wird: hohe Realitätsnähe, schnelle Grafik, abwechslungsreiche Missionen und viel Action.

Erhältlich ist zur Zeit nur die C 64-Version. Die Umsetzungen für die angegebenen Computer werden in den nächsten Monaten folgen. (bs)


Boris Schneider
Aus: Happy Computer 02 / 1987, Seite 80

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