Turbo-Toolkit-Module: Turbo mit Ladehemmung

Auf dem C 64 kommen Module wieder in Mode. Die Turbo-Serie bietet dem Benutzer ein Toolkit mit einigen Extras, die das Programmieren erleichtern.

Lange Zeit war es still um die ROM-Module auf dem C 64. Dabei bietet der C 64 mit seinem Expansionport geradezu ideale Bedingungen für Erweiterungen, die nicht langwierig geladen werden müssen, sondern sofort nach dem Anschalten zur Verfügung stehen. Nachdem es in der Anfangszeit einige Erweiterungsmodule gab, von denen das legendäre »Simons Basic« das bekannteste ist, geriet dieser Sektor in Vergessenheit. Die Entwickler gingen zu reinen Softwarelösungen oder zum Auswechseln der ROM-Bausteine über. Seit Mitte 1986 erleben die ROM-Module aber eine Renaissance.


Ein Produkt der Modulwellen ist auch die »Turbo«-Serie. Es gibt fünf verschiedene Module, die unterschiedliche Funktionen besitzen. Alle fünf enthalten ein Basic-Toolkit, das das Schreiben von Programmen vereinfacht. Die neuen Befehle umfassen vereinfachte Diskettenoperationen, wie das Anzeigen des Directories ohne Programmverlust. Nützlich ist auch, daß man Befehle an das Laufwerk ohne das aufwendige Öffnen des Befehlskanals senden kann. Alles in allem bieten die Turbo-Module aber nur Befehle, die in allen anderen Toolkits auch zu finden sind.

Interessanter sind die Module für Kassetten-Benutzer. Für sie gibt es bei allen Modulen einen Fastloader, der zu den gebräuchlichsten Programmen, wie Turbo Tape, kompatibel ist. Außerdem existiert ein Kopierbefehl, der Programme von Kassette oder Diskette auf das spezielle Turbo-Format umkopiert. Es sind aber auch Backups von Kassette auf Diskette möglich. Damit man keine Probleme mit falsch eingestellten Kassetten hat, liegen den Modulen Referenz-Kassetten bei, an Hand derer man selbst seinen Tonkopf einstellen kann. Leider ist das genaue Einstellen etwas schwierig, da in der Beschreibung von breiten und dünnen Balken die Rede ist, was bei einem bewegten Bild schwer zu unterscheiden ist. Bilder hätten die Beschreibung sicherlich verständlicher gemacht.

Neben dem Toolkit besitzt jedes Modul noch einen Reset-Schalter.

Damit haben die Gemeinsamkeiten aber schon ihr Ende gefunden, und der Käufer muß sich fragen, welche Funktionen er braucht und welche nicht. Es gibt leider kein Modul, das alle Erweiterungen und Punktionen der Serie besitzt. Am umfangreichsten ist Turbo 50, bei dem nur das DUMP-Kommando zur Auflistung der Variablen fehlt. Es ist aber auch das teuerste der Module.

Die Module Turbo 40 und Turbo 50 enthalten einen integrierten Maschinensprachemonitor. Er kennt alle wichtigen Funktionen, zum Assemblierern Disassemblieren, zum Suchen von Bytefolgen und zum Verschieben von Speicherbereichen mit Adressenumrechnung. Leider offenbart der Monitor eine große Schwäche der Module. Sie belegen den Speicherbereich ab $C000, was zur Inkompatibilität mit vielen Programmen führt, weil dieser Bereich häufig für Maschinenprogramme genutzt wird. Es bleibt dann nichts anderes übrig, als das Modul mit dem QUIT-Befehl auszuschalten, wodurch einige wertvolle Befehle und auch der Monitor nicht mehr verwendbar sind. Eine weitere Schwäche des Moduls sind die Funktionstasten. Sie sind zwar mit wichtigen Befehlen, wie zum Beispiel DLOAD und COPY belegt, die Belegung läßt sich aber nicht ändern.

Die Module Turbo 30 und 50 besitzen zusätzlich zum Kassetten-Fastloader auch ein Schnelladesystem für das Diskettenlaufwerk. Er lädt zirka fünfmal schneller und schaltet dabei das Bild ab. Er ist aber ohne Übertreibung als technisch veraltet zu bezeichnen.

Wesentlich besser gelungen ist die Centronics-Schnittstelle, die es erlaubt, einen Drucker über ein Centronics-Kabel an den User-Port anzuschließen. Die Übertragungssoftware kann übrigens alle Steuerzeichen in Klartext umwandeln, was der Lesbarkeit zugute kommt. Im Handbuch ist auch beschrieben, wie man dieses hilfreiche Extra mit einem Drucker am seriellen Bus benutzen kann. Die Centronics-Schnittstelle ist bei den Modulen Turbo 20 und 30 nicht enthalten.

Die Module kosten von 89 Mark für Turbo 10 und Turbo 20, über 109 Mark für Turbo 30 und 129 Mark für das Modul Turbo 40 bis zu 149 Mark für das Modul Turbo 50. Sie sind für Kassettenbesitzer interessant, die noch kein Toolkit besitzen. Wer aber mit Diskette arbeitet, findet weitaus bessere Programme oder Module für seine Zwecke. (gn)



Aus: Happy Computer 02 / 1987, Seite 42

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