... dann geht es nicht um Drogenkriminalität, sondern um ein Programm für den C 64, das sich in Hackerkreisen bereits einen Namen gemacht hat: »Hans«. Hans (»Hackers Network Service«) ist ein voll menügesteuertes Terminal-, Hack- und Scanprogramm. Größte Errungenschaft dieses Programms gegenüber anderen, die schon seit längerem in der Hackerszene kursieren: Hans ist intelligent. Das heißt, es hat eine eigene Sprache eingebaut, vergleichbar mit Framework oder dBase. »SHIT« (»Symbolic Hack Instruc-tions for Computer Tarm«) heißt diese Sprache und ist angepaßt an alles, was mit Datenfernübertragung zu tun hat. Genauso, wie »Fred« in Framework an Spreadsheets und ihre Verarbeitung angepaßt ist.
Hans hat jetzt eine kleine Schwester bekommen, die allerdings viel mehr kann: »DIANE« (»Dialing Network Encounter«) heißt das Nachfolgeprogramm zu Hans und beherrscht neben allen seinen Funktionen auch das automatische Wählen und das Ansteuern von Modems. Darüber hinaus hat sich der Paßwortspeicher verdreifacht.
Mit der Symbolsprache Shit lassen sich die langweiligen Aspekte der schlaflosen Hakkernächte wegrationalisieren:
Statt nächtelang Paßwörter auszuprobieren. kann man sich einen Algorithmus schreiben und braucht dann nur noch sogenannte »Paßwortdateien« mit Stichwörtern zu füllen. »Shit« kennt bedingte Sprünge. Rekursionen. DO-UNTIL- und IF-THEN-ELSE-Konstruktionen. Hat man sich erstmal eingearbeitet, ist Shit das beste Hackerpascal, das es je gab. Zwanzig Dateien sind auf der Datendiskette von Hans/Diane schon dabei. Schön sortiert nach Themengebieten von »engl/1« bis *deutsch/9«. Dazu noch vier Dateien nur mit Namen, in englisch und deutsch, sortiert nach Männlein und Weiblein. Jeder erfahrene Hacker kann schließlich bestätigen, daß Frauennamen als Paßwörter bei den Systembenutzern von Rechenzentren sehr beliebt sind. Denn was merkt man sich (normalerweise) besser als den Namen von Frau oder Freundin?
»Hans« und »Diane« sind intelligente, programmierbare Hackprogramme, von denen der Autor sagt, daß sie jeden Computer mit 50*/oiger Wahrscheinlichkeit knacken
Durchprobieren lassen kann man Hans jede beliebige Datei. Oder auch alle nacheinander. Oder bunt gemischt — wie man will. Eine fünfzigprozentige Wahrscheinlichkeit, daß Hans einen Zugang in ein beliebiges System findet, hat der Autor des Programms ausgerechnet.
Nicht schlecht, weil das bedeutet. daß der derart automatisierte Hacker bei jedem zweiten Besuch eines Rechensystems Erfolg hat.
Was für große Softwarefirmen noch lange keine Selbstverständlichkeit ist, für die kleine Freakfirma »Computer Video Arts« ist sie es: Updates von Programm und Handbuch kann man abonnieren. Es gibt sie für 20 Mark je Version. Jeder registrierte Käufer bekommt sogar eine Postkarte, wenn es eine neue Version von Hans gibt.
Eine wahre Freude ist das mitgelieferte, 180 Seiten starke Handbuch. Im Stil emer ausgeflippten Schülerzeitung ist es dennoch didaktisch aufgebaut, mit Beispielen und Übungen zu Hackalgorithmen und Paßwortlisten. Exkurse über die Phüoso-phie des Hackens und den Sinn oder Unsinn von Paßwörtern machen aus dem Handbuch ein spaßiges und spannendes Nachschlagewerk über die Subkultur der elektronischen Netze.
Hans kostet inklusive Handbuch 88 Mark. Das ist weniger, als man in der Regel für ein übliches Terminalprogramm für den C 64 zahlen muß. Diane kostet 128 Mark und als »Hackerpaket« mit einem 300-Baud-Modem für den C 64 256 Mark. Selbstverständlich hat das Modem keine postalische Zulassung, weswegen die Autoren einen energischen Hinweis losgelassen haben: »Der von uns angebotene Krempel darf auf gar keinen Fall und unter uberhauptgarmcht-keinen Umständen mit dem öffentlichen Talefonnetz in Verbindung gebracht werden« Und was ein echter Hacker ist. der hält sich daran. (jo)
Computer Video Arts, c/o Günther Eysenbach. Schwedlerstraße 37, 8520 Erlangen