Amiga im Aufwind


Die beiden neuen Amigas auf einen Blick: links der Amiga 2000 mit Zentraleinheit und abgesetzter Tastatur

Mit dem Amiga 500 und dem Amiga 2000 präsentiert Commodore zwei Computer, die zur Sensation des Jahres 1987 werden können. Lesen Sie, warum.

Seit einiger Zeit wird über die möglichen Nachfolger des Amiga 1000 spekuliert. Anfang des Jahres war es dann soweit, der »kleine« Amiga 500 und der »große« Amiga 2000 wurden offiziell vorgestellt. Wir haben die beiden neuen Stars der Amiga-Produktlinie genau unter die Lupe genommen.

Auf den Bürobereich zielt das neue Commodore-Flaggschiff, der Amiga 2000. Er präsentiert sich im klassischen PC-Look mit Zentraleinheit und abgesetzter Tastatur. Das Gehäuse ist wesentlich massiver und höher als beim Amiga 1000. An die ausführlichen Modellbezeichnungen muß man sich jetzt gewöhnen, denn mit dem einfachen Schlagwort »der Amiga« ist es seit dem Familienzuwachs nicht mehr getan.

Auf das stabile Stahlblechgehäuse kann man ohne weiteres seinen Monitor stellen, wie es in Büros üblich ist. Die Anschlüsse für die Maus befinden sich beim Amiga 2000 an der Vorderseite, genau wie die Buchse für die Tastatur. Diese paßt jetzt leider nicht mehr unter das Gehäuse, was bei engen Schreibtischen zu Platzschwierigkeiten mit der Maus führen kann. Man braucht an der Seite genug Bewegungsfreiheit, um alle Orte auf dem Bildschirm zu erreichen, ohne die Maus anheben zu müssen.


Der Amiga 2000 von innen betrachtet. Auf dem Bild sehen Sie eine Karte mit Festplatte im Computer.

Gute Tastatur

Wer also einen kleinen Arbeitsplatz hat, wird mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Die Maus ist übrigens gleich geblieben, aber an der Tastatur hat man einige Änderungen vorgenommen. Sie ist jetzt großzügiger ausgelegt und nicht mehr so dicht zusammengedrängt. Links befinden sich die Buchstabentasten mit den 10 Funktionstasten und der < ESCAPE >-Taste darüber. Hier hat sich am Design nichts geändert, sieht man von der farblichen Abgrenzung zwischen den Zusatztasten, wie zum Beispiel der <Amiga>- oder der <TAB>-Taste, und den Buchstabentasten ab. Rechts daneben befindet sich jetzt ein separater Cursorblock, der auch die HELP- und die DEL-Taste enthält. Ganz rechts außen ist der übliche Zahlenblock, wobei die Tasten aber schon nach PC-Mamer beschriftet sind. Die Tastatur ist in der Höhe verstellbar, wodurch man sie seinen eigenen Bedürfnissen anpassen kann.

Auf der Rückseite befinden sich die üblichen Standardanschlüsse. Die Centronics-Schnittstelle ist jetzt nach Norm belegt. Man braucht also kein spezielles Kabel mehr, wie beim Amiga 1000. Das heißt aber auch, daß alle Hardware, die die Spannung auf dem Pin 23 verwendet, nicht mehr korrekt funktioniert. Die Anpassung an den Amiga 2000 sollte den Herstellern aber keine Probleme bereiten. Ein Videoausgang fehlt beim Amiga 2000, er kann aber durch einen kleinen Zusatz eingebaut werden. Der entsprechende Einschub ist bereits vorgesehen. und die Platine ist auch schon entwickelt. Wer also unbedingt ein Video-Signal braucht, kann den Amiga 2000 nachrüsten. Daß der Video-Ausgang nicht serienmäßig vorhanden ist, stört zunächst auch nicht, da der Computer zusammen mit dem RGB-Monitor verkauft wird, was eine wesentlich bessere Bildqualität garantiert. Zum Arbeitskomfort trägt auch der leise Lüfter bei, den man schon aus dem Amiga 1000 kennt. Durch ihn hat man einen angenehm ruhigen Computer vor sich.

An der Vorderfront befinden sich drei Einschubfächer für die Laufwerke. Vorgesehen sind zwei 3,5-Zoll-Laufwerke. und ein 5,25-Zoll-Laufwerk darunter. Damit hat man in der Wahl seines Diskettenformats freie Hand, und braucht auch nicht mehr nach einem geeigneten Platz für die dringend benötigten zusätzlichen Laufwerke zu suchen. Commodore hat hier aus der Praxis gelernt, daß man für den Amiga zwei Laufwerke benötigt. In den Schächten finden entweder die entsprechenden Laufwerke oder eine Festplatte in dieser Größe Platz Die Festplatte wird durch eine Blende einfach in das Gesamtbild integriert. Wenn man also ohne 5,25-Zoll-Laufwerk auskommt, bleibt kein häßliches Loch auf der Vorderseite.

Auch im Inneren hat sich beim Amiga 2000 einiges getan. Statt der kümmerlichen 256 KByte RAM befinden sich 1 MByte RAM im Amiga 2000, der sich bis zu 9,5 MByte aufrüsten läßt. Dazu gibt es Steckplätze für Erweiterungskarten. Der Amiga 2000 ist nämlich ein Kartenkünstler mit freien Steckplätzen für spezielle Amiga- und .PC/XT/AT-Steckkarten. Damit ist die Frage, ob der Amiga 2000 zu diesem oder jenem Computer kompatibel ist, hinfällig. Durch die Steckkarten kann man prinzipiell alle Funktionen ergänzen, die man sich wünscht. Auf den Karten kann man zum Beispiel zusätzlichen RAM-Speicher unterbringen, oder nützliche Erweiterungen, wie zum Beispiel Co-Prozessoren

Auf der offiziellen Presse-Präsentation für Europa auf der Kanaren-Insel Fuerteventura wurden schon einige Steckkarten vorgeführt. Aus dem Commodore-Werk Braunschweig, wo der gesamte Amiga 2000 entwickelt wurde, stammen auch die PC- und die XT-Karte, die den Amiga zum MS-DOS-Computer machen. Das geht denkbar einfach. Man braucht nur die Karte in einen freien Steckplatz zu installieren. Der Amiga stellt beim Einschalten automatisch fest, welche Karten benutzt werden, und weist ihnen bestimmte Speicherbereiche zu. Steht allerdings zuwenig Speicher zur Verfügung, kann es passieren, daß die letzten Karten nicht mehr angesprochen werden. Bei einem serienmäßigen Hauptspeicher von 1 MByte RAM dürfte das aber nicht so schnell geschehen. Ansonsten ist die Wahl der Steckplätze frei. Wer schon einmal bei einem herkömmlichen PC eine Erweiterung eingebaut hat, weiß zu schätzen, daß man beim Amiga 2000 keine Schalter mehr einstellen muß, um die Karte zu aktivieren. Die Entwickler verfolgten auch hier die Amiga-Philosophie, daß der Benutzer mit nicht mehr computerspezifischen Details belastet werden soll, als nötig.

Der Amiga 2000 arbeitet weiterhin mit dem Prozessor MC 68000 und einer Taktfrequenz von 7,14 MHz. Auch die Customchips Paula, Agnus und Denise sind die gleichen wie im »alten« Amiga 1000. Im Vorfeld hatte man in den einschlägigen Blättern schon lange über die Leistungsdaten spekuliert, doch den allenthalben erwarteten MC 68020 sucht man vergeblich. Commodore hat aus Kostengründen darauf verzichtet, weil der 68020 momentan zu teuer ist. Wer aber unbedingt mit dem 68020 arbeiten möchte, kann das »Turbo Board« in den Amiga stecken, auf dem sich neben dem vielzitierten MC 68020 auch eine spezielle MMU befindet. Das Turbo-Board besteht aus zwei Platinen und benötigt daher zwei Steckplätze. Durch das Turbo-Board wird der Amiga bis zu 16mal schneller, sofern das Turbo-Board richtig angesprochen wird. Die Standard-Software, die nicht für die Erweiterung ausgelegt ist, wird nämlich nicht beschleunigt. Im Moment ist die Anschaffung des Turbo-Boards, das übrigens nicht von Commodore direkt entwickelt wurde, noch sehr zweifelhaft. In Zukunft ist es aber denkbar, daß Programme das Turbo-Board als Ergänzung ansprechen können. Dann hat man allerdings einen echten Turbo-Amiga, der seinesgleichen in der PC-Weit sucht.

Man darf angesichts der Steckplätze aber nicht glauben, daß man den Amiga 2000 bis ins Unendliche aufrüsten kann. Zunächst einmal ist die Anzahl der Steckplätze begrenzt. Für den Amiga stehen sechs Erweiterungs-Slots zur Verfügung, wobei aber die PC-Karte sowohl einen PC- als auch einen Amiga-Steckplatz belegt. Möchte man mit drei eingebauten Laufwerken arbeiten, so belegen die PC-Karte. der Harddiskcontroller und die Harddisk selbst alle PC-Steckplätze. Mit einer Speichererweiterung und dem Turbo-Board ist der Amiga 2000 dann voll ausgebaut. Allerdings hat man dann einen echten Supercomputer, der kaum Wünsche offenlassen dürfte. Die Steckplätze erlauben es, den Amiga zu einem Nobel-Computer aufzurüsten, nur kann es bei ganz speziellen Anwendungen — Hardware-Entwickler sind bekanntlich sehr kreativ — zu Platzproblemen kommen. Für die nähere Zukunft ist das aber noch unwahrscheinlich.

Neues Innenleben

Erfreulicherweise hat man sich aber nicht nur auf die Erweiterungen verlassen, sondern gleich einige nützliche Ergänzungen auf die Platine gepackt. Neben dem großen Hauptspeicher ist hier noch die Akkugepufferte Echtzeituhr zu nennen. Durch sie bekommt das Datum im Directory einen Sinn, denn nur die wenigsten haben bisher die Zeit und das Datum im Preferences-Programm bei jeder Benutzung aktualisiert. Mit der Echtzeit-Uhr braucht man die Zeit und das Datum nur noch ein einziges Mal einzustellen, danach ist man in dieser Hinsicht aller Sorgen ledig. Wenn man sich fragt, welches Programm die aktuellere Version ist, genügt ein Blick ins Directory.

Eine letzte Änderung der Hardware macht sich beim Einschalten bemerkbar. Nach einigen Sekunden verlangt der Amiga 2000 nicht mehr die Kickstart-Diskette, sondern gleich die Workbench. Das Betriebssystem ist jetzt so ausgereift. daß man es als ROM-Modul eingebaut hat, und dem Benutzer so die zusätzliche Wartezeit erspart. Bei der Einschaltmeldung hat man die Kennung »V 1.2« im Bild ergänzt, um zu verdeutlichen, daß man keine Workbench 1.1 einlegen darf,


Die Hauptplatinen der ungleichen Brüder im Vergleich, links der Amiga 2000, rechts der Amiga 500

weil das Kickstart 1.2 im ROM verwendet wurde Dadurch kann man momentan keine Programme benutzen, die nur mit den ersten Versionen von Workbench und Kickstart funktionieren.

Trotz der schwerwiegenden inneren Veränderungen ist der Amiga 2000 zum Amiga 1000 völlig kompatibel. Alle Programme funktionieren mit ihm einwandfrei, sofern sie nicht Probleme mit dem größeren Speicherplatz haben. Einige Software arbeitet nämlich mit einem Speicher über 512 KByte nicht korrekt zusammen, weil sie für die Grafik Speicherbereiche verwendet, die die Spezialchips nicht ansprechen können. Dieser Fehler wird durch die inkorrekte Verwendung einer Betriebssystem-Routine hervorgemfen.

Da das Amiga-DOS uneingeschränkt multitaskingfähig ist, kann man mehrere Programme gleichzeitig im Speicher haben, die auch gleichzeitig zu laufen scheinen. Diese Fähigkeit kommt erst dann richtig zum Tragen. wenn man einen weiteren Prozessor verwendet, zum Beispiel einen Intel 8088 auf der PC-Karte. Alle Programme, die auf dem PC arbeiten, laufen ohne Geschwindigkeitseinbußen. Man kann also ohne weiteres seine Datenbank auf dem PC sortieren lassen, und gleichzeitig seinen Text auf dem Amiga schreiben, ein Adventure spielen oder ein Bild malen. Die Kommunikation zwischen Amiga und den Steckkarten läuft über einen speziellen RAM-Speicher, auf den beide Systeme zugreifen können. So muß sich die Amiga-CPU nicht ständig um die Vorgänge auf der Karte kümmern, sondern behandelt alle Daten, die in den gemeinsamen Speicher, das sogenannte Dual-Ported-RAM. geschrieben werden, wie ein reguläres Amiga-Programm. Alles was man braucht, ist ein Initialisierungsprogramm. das die Daten der Karte analysiert und umsetzt.


Viel Leistung zum kleinen Preis: Amiga 500. Hier sehen Sie noch die amerikanische Version. Für den deutschen Markt wird es auch eine deutsche Tastatur wie beim Amiga 2000 geben.

PC-kompatibel

So übernimmt der Amiga bei der PC-Karte die Bildschirmverwaltung. Ein Teil des Speichers sieht der PC als Video-Chip oder Grafikkarte an und schreibt die Werte in die scheinbar vorhandenen Register. Das Grafik-Emulationsprogramm auf der Amigaseite wertet die Eingaben aus, und bringt die Grafik »Amiga-gerecht« auf den Bildschirm. Durch dieses System kann der Amiga als Monocolor-PC arbeiten, oder auch eine Grafikkarte emulieren, sofern sie keine höhere Auflösung besitzt, als der Amiga selbst. Da die Grafik letzten Endes von einem Amiga-Programm erzeugt wird, sieht man die Programme auf dem PC auch in den typischen Windows. Auf dem Bildschirm kann man also ohne weiteres Windows mit Amiga- und PC-Programmen mischen. Je nach Programm läßt sich der Amiga ideal auf das MS-DOS-Programm einstellen. Die Amiga-Maus kann momentan zwar noch nicht auf PC-Ebene verwendet werden. Man arbeitet aber daran, eine stärkere Verbindung zwischen den unterschiedlichen Computersystemen herzustellen. So ist es zum Beispiel denkbar, daß man Daten von MS-DOS-Windows in Amiga-Windows übernimmt, wodurch das perfekte Zusammenspiel gewährleistet wäre. Die Zusammenarbeit gelingt bislang nur bei der gemeinsamen Benutzung einer Festplatte, die in einen Amiga und einen PC-Bereich eingeteilt werden kann. Leider ist es bislang nicht möglich, die Workbench von der Harddisk zu laden, so daß man hier noch auf eine Diskette mit der Workbench angewiesen ist.

Der Amiga 2000 ist der klassische Bürocomputer. Er ist die ideale Lösung für alle, die das Software-Angebot der MS-DOS-Computer nützen wollen, und gleichzeitig die überragenden Grafik- und Soundeigenschaften des Amiga brauchen. Durch das Steckkarten-Konzept kann sich jeder Benutzer den Amiga 2000 für seine Bedürfnisse ausrüsten. Das erfordert eine qualifizierte Fachberatung. Deshalb wird der Amiga 2000 nur über speziell geschulte Fachhändler vertrieben.

Der Preis stand bei Redaktionsschluß noch nicht fest, er wird aber im Basis-System mit Monitor und zwei 3,5-Zoll-Laufwerken unter 4000 Mark liegen. Damit ist er für den privaten Anwender wahrscheinlich zu teuer, besonders weil die Steckkarten zusätzliche Kosten bedeuten. Eine PC-Karte wird mit weiteren 1000 Mark zu Buche schlagen, wobei die Anschaffung des 5,25-Zoll-Laufwerks nicht vergessen werden darf. Der Amiga 2000 ist insgesamt aber nicht teurer als ein Amiga 1000 mit externem Laufwerk. RAM-Erweiterung und Echtzeit-Uhr. Der Paketpreis täuscht hier über die tatsächliche Sachlage. Trotzdem ist abzusehen, daß der Amiga 2000 kein Computer für den reinen Heimanwender wird, denn wer möchte schon auf einen Schlag 4000 Mark berappen? Das ist eigentlich bedauerlich, denn durch das fortschrittliche Konzept stellt der Amiga 2000 eine interessante Alternative zu den herkömmlichen PCs dar. Den Heimbereich hat Commodore aber nicht aus den Augen verloren, und präsentiert gleichzeitig einen Computer, der zum Renner des Jahres 1987 werden könnte, sogar werden müßte: den Amiga 500.


Hier ist das eingebaute Laufwerk des Amiga 500 gut zu sehen

Der Amiga 500 ist der kleine Bruder des Amiga 2000. Er ähnelt auf den ersten Blick einer Mischung aus einem C 128 und dem Atari 1040. Er ist das Low-Cost-Produkt. das die Wunderwelt des Amiga für jedermann erschwinglich macht. Er soll zwischen 1000 und 1500 Mark kosten, und weist dabei die gleichen Leistungsmerkmale wie der Amiga 1000 auf, übertrifft ihn sogar in einigen Punkten.

Auf den ersten Blick macht der Amiga 500 einen sehr eleganten Eindruck. Die Tastatur ist wie bei Heimcomputern üblich im Gehäuse integriert. Sie ist mit der des Amiga 2000 identisch, wodurch er insgesamt sehr breit wirkt. An der rechten Seite befindet sich ein eingebautes 3,5-Zoll-Laufwerk. Es läßt sich ohne Probleme erreichen, und hat mit 880 KByte die gleiche Speicherkapazität wie das Laufwerk des Amiga 1000. Der Amiga 500, der uns zur Verfügung stand, hatte noch eine amerikanische Tastatur ohne deutsche Umlaute. Für Deutschland wird aber eine deutsche Tastatur vorliegen. Der einzige Unterschied, neben der Beschriftung der Tastenkappen wird eine zusätzliche Taste sein, für die durch eine kleinere < RETURN > -Taste Platz geschaffen wird. Es handelt sich um eine »richtige« Tastatur, und nicht um billige Gummitasten, wie man es bei einem Low-Cost-Gerät vermuten könnte.

Auf der Rückseite haben alle Schnittstellen Platz gefunden. Die Anschlüsse sind wie beim Amiga 2000 normgerecht. Man kann also ein beliebiges Centronics-Kabel zum Anschluß eines Druckers verwenden. Die Buchsen für weitere Laufwerke sind ebenso vorhanden, wie die zwei Ports für Maus, Joysticks, Paddles und Lichtgriffel. Es handelt sich um die üblichen 9poligen Anschlüsse. Durch diese Anordnung verliert man immer etwas von der Kabellänge seiner Maus oder seines Joysticks. Wer gerne entspannt aus dem Sessel liegend spielen möchte, sollte einen Joystick mit langem Kabel besitzen.

Im Unterschied zum Amiga 2000 findet man beim Amiga 500 einen Videoausgang. Es scheint also so, als könnte man einen billigen Farb-Monitor anschließen, den man vielleicht schon für seinen jetzigen Computer verwendet. Hier darf man sich keinen zu großen Hoffnungen hingeben, denn der Videoausgang liefert leider nur ein monochromes Bild. Wer also auf Farbe nicht verzichten will, muß sich noch einen RGB-Monitor kaufen. Es ist bedauerlich, daß man hier nicht das Videoteil aus dem Amiga 1000 übernommen hat. Es ist aber denkbar, daß Commodore dieses Detail für den deutschen Markt noch ändert.

Schade - keine Farbe

Der Expansion-Port fehlt ebenfalls nicht, allerdings ist er um 180 Grad gedreht an der linken Seite untergebracht. Da er darüber hinaus ziemlich flach über der Tischebene liegt, kann man zur Zeit das Sidecar noch nicht anschließen. Er kann aber für Erweiterungen genutzt werden.


Die Platine des Amiga 500 mit... ... und ohne die Zusatzplatine

Schraubt man den Amiga 500 auf, sieht man eine Platine, auf der ein großer quadratischer Chip auffällt. Es ist »Fat Agnus«, der verbesserte Nachfolger des bekannten Agnus. Er kann mehr Speicher ansprechen, und übernimmt einige Funktionen, für die man früher noch andere Bausteine benötigte. Das Ergebnis ist eine Hauptplatine, die das Volumen des Gehäuses nur zum Teil nutzt. Es bleibt noch genügend Platz übrig. Besonders eine rechteckige Aussparung erstaunt auf den ersten Blick. Hier kann man weitere Platinen ergänzen. Es gibt bereits eine 512-KByte-RAM-Erweiterung mit einer Batterie-gepufferten Echtzeit-Uhr. Steckt man diese ein, verschwindet sie hinter der Öffnung auf der Unterseite. Man sieht dem Amiga 500 dann nicht an. daß er im Inneren über die gleichen Leistungsmerkmale verfügt, wie der Amiga 2000. Es ist denkbar, daß man noch ganz andere Karten entwickelt, die man dort einstecken kann.

Die beiden anderen Custom-chips, Paula und Denise, sind mit denen des Amiga 1000 identisch, und auch an der Taktfrequenz wurde nichts geändert. Das Netzteil sucht man im Gehäuse des Amiga 500 vergeblich. Es wird extern angeschlossen. Damit das separate Netzteil am Boden nicht wieder zur unfreiwilligen Fußbodenheizung wird, ist der An- und Ausschalter am Stecker untergebracht. Steht das Netzteil also wieder auf dem Boden, wo es am wenigsten stört, ist vor jeder Benutzung ein Kniefall vor dem Computer fällig, oder ein unwilliger Fußtritt auf den Stecker, um das technische Wunderwerk zum Leben zu erwecken. Das sind die Tücken, die man für den geringeren Preis auf sich nehmen muß.

Die letzte Änderung betrifft wiederum das Kickstart-ROM. Wie beim Amiga 2000 liegt das Betriebssystem schon fertig vor, so daß man nur noch die Workbench laden muß. Auch der Amiga 500 ist auf Kickstart und Workbench 1.2 ausgelegt.


Ein zweites Laufwerk ist empfehlenswert

Bei der Software machen sich die vielen Änderungen nicht bemerkbar. Der Amiga 500 ist völlig kompatibel zu allen Programmen, die schon auf dem Amiga 1000 mit Kickstart 1.2 korrekt funktionierten. Bei der Hardware-Erweiterung gibt es aber noch Probleme, weil es hier zu viele wichtige Detail-Änderungen gab. Es ist aber wohl nur eine Frage der Zeit, bis es angepaßte Versionen geben wird.

Man darf nicht glauben, einen wesentlich besseren Amiga mit den neuen Computern zu bekommen. Die grundlegenden Leistungsdaten der Amiga sind gleichgeblieben. Sie sind von Hause aus weder schneller, noch haben sie eine bessere Grafikauflösung.

Der Amiga 500 hat alle Anlagen, den Heimcomputermarkt zu revolutionieren. In seiner Preisklasse hat er einen klaren Technologie-Vorsprung. Man darf aber nicht verkennen, daß ein voll ausgebautes System, also Zentraleinheit, RGB-Monitor, RAM-Erweiterung und zweites Laufwerk, über 3000 Mark kosten wird. Wer auf den Komfort verzichten kann, erhält aber für etwas mehr als 2000 Mark einen Computer der Extraklasse. Die Erweiterungen kann man sich nach und nach kaufen.

Bei der Markteinführung des Amiga 1000 war lange Zeit umstritten, ob er dem Büro- und Profibereich oder eher dem Bereich der Heimcomputer zuzuordnen ist. Der Amiga 1000 hatte dadurch lange eine Zwitterstellung. Durch die zwei neuen Amigas wird diese Unklarheit beseitigt. Der Amiga 2000 ist die Antwort auf die Frage, ob der Amiga ein professioneller Computer ist. Der Amiga 500 ist eindeutig dem Heimbereich zuzuordnen, wodurch die Amiga-Produktlinie an Profil gewonnen hat. Je nach Anwendungsbereich kann sich jetzt jeder »seinen« Amiga kaufen. (gn)



Aus: Happy Computer 04 / 1987, Seite 14

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