MS-DOS-News: Schneiders neuester Meisterstreich

Am 29. Juni stellte Schneider der Fachpresse eine neue PC-Modellpalette vor, die für einigen Wirbel auf dem deutschen PC-Markt sorgen und die so manchem der zahlreichen Konkurrenten das Fürchten lehren wird.

Seit Monaten bereits schwirrten die wildesten Gerüchte durch die Computerszene »Schneider bringt einen AT auf den Markt», »Der 68000er-Computer ist fast fertig« und ähnliche Spekulationen machten die Runde.

Doch seit dem 29. Juni ist die Welt wieder in Ordnung. An diesem Tag nämlich stellte Schneider der Presse eine neue PC-Modellpalette vor Kein AT und auch kein Computer mit einem 68000-Prozessor, doch eine neue PC-Generation, die auf einer Systemeinheit namens PC 1640 basiert und gegenüber dem Vorgängermodell PC 1512 erweiterte Leistungsmerkmale bietet, sowie technisch ausgereift ist. Ein weiterer Vorteil: Die neuen PCs mit EGA-Monitor sind sofort und die Modelle mit Monochrom- oder Farbmonitor ab Herbst lieferbar.


Bild 1. Äußerlich unterscheidet sich der neue Schneider-PC kaum von seinem Vorgänger, anders im Innern

Äußerlich ist zwischen PC 1640 und PC 1512 kaum ein Unterschied festzustellen (Bild 1), doch im Inneren hat sich einiges geändert. So befindet sich auf der Hauptplatine des neuen Schneider-PC jetzt serienmäßig ein Arbeitsspeicher von 640 KByte, ein neuer, sehr leistungsfähiger Grafikchip und ein zusätzlicher. vierter Steckplatz, der ohne öffnen des Gehäuses nicht zugänglich ist und für die Aufnahme eines Festplatten-Controllers oder einer EMS-Speichererweiterung vorgesehen ist (Bild 2).

Der Anschluß eines Monitors erfolgt jetzt über eine neunpolige Standard-SUB-D-Buchse. so daß sich an die Schneider-Systemeinheit fortan auch die Monitore von Fremdherstellern anschließen lassen. Der Original-Monitor des Schneider-PC muß jedoch angeschlossen und eingeschaltet bleiben, weil er, wie beim Vorgängermodell PC 1512, das Netzteil des Computers enthält. Schade, daß man sich bei Schneider hier nicht für eine anwenderfreundlichere Lösung entscheiden konnte.

Bei dem neuen Grafikchip im PC 1640 handelt es sich um den Pega-1 von Paradise, der drei verschiedene Grafikmodi erlaubt: Zum ersten den monochromen Hercules-Modus mit 720 x 350 Bildpunkten, zum zweiten den vom PC 1512 bereits bekannten CGA-Modus mit 640 x 200 Bildpunkten in zwei Farben, beziehungsweise mit 320 x 200 Bildpunkten in 16 Farben und zum dritten den fantastischen EGA-Modus mit 640 x 350 Bildpunkten in 16 aus 64 Farben!


Bild 3. Hohe Auflösung und brillante Farben bietet die EGA-Grafik des neuen Schneider PC 1640

Wer bereits Bilder in EGA-Auflösung mit 16 Farben gesehen hat. weiß diese Grafik zu schätzen. Bild 3 zeigt ein EGA-Demo auf dem neuen Schneider-PC.

Der exotische Grafikmodus 2 des PC 1512. der bei einer Auflösung von 640 x 200 Bildpunkten die Darstellung von 16 Farben gleichzeitig erlaubte, ist im PC 1640 nicht mehr implementiert, doch dank der zusätzlichen EGA-Grafik kann man diesen Verlust getrost verschmerzen. Eines ist jedoch zu beachten: EGA-Grafik läßt sich nur auf dem passenden EGA-Monitor darstellen, so daß mit dem monochromen Monitor oder dem CGA-Monitor von Schneider keine EGA-Grafik dargestellt werden kann.

Bezeichnung PC 1640 PC 1512
Prozessor 8086 8086
Taktfrequenz 8 MHz 8 MHz
Arbeitsspeicher 640 KByte 512 KByte
Grafik Hercules, CGA, EGA CGA
Schnittstellen Centronics, RS232C Mausanschluß Joystickbuchse Centronics, RS232C Mausanschluß Joystickbuchse
Steckplätze 3+1 3
Laufwerke 1 Diskettenlaufwerk. 2 Diskettenlaufwerke oder 1 Diskettenlaufwerk und eine 20-MByte-Festplatte 1 Diskettenlaufwerk, 2 Diskettenlaufwerke oder 1 Diskettenlaufwerk und eine 20-MByte-Festplatte
Software MS-DOS 3.2, GEM, Basic 2, GEM-Desktop, GEM-Paint MS-DOS 3.2, DOS-Plus, GEM. Basic 2, GEM-Desktop, GEM-Paint
Preis in der Grundausstattung 1698 Mark 1499 Mark
Technische Daten der neuen 1640-Systemeinheit im Vergleich zur bereits bekannten 1512-Systemeinheit

Natürlich wollten wir auch wissen, ob der neue Schneider-PC schneller als der alte ist. Doch der Norton-Faktor ist mit 1,9 gleichgeblieben (IBM-PC 1.0). und die Systemleistung des Schneider-PC entspricht weiterhin einem AT mit einer Taktfrequenz von 4,4 Megahertz. Auch der Großteil der Benchmarktests brachte exakt das gleiche Ergebnis, nur bei der Bildschirmausgabe ist der neue Schneider-PC dank dem Grafikchip Pega-1 ziemlich flott, so daß je nach Grafikmodus ein bis zu doppelt so schneller Bildaufbau zu verzeichnen ist, und der Schneider-PC nun auch in dieser Beziehung den IBM-PC schlägt.


Bild 2. Die Hauptplatine der Systemeinheit des PC 1640 mit mehr Speicher, dem Grafik-Chip Pega-1 und einem zusätzlichen, vierten Steckplatz

Die Preise der neuen PC-Konfigurationen sind gewohnt günstig. Den Anfang macht die Systemeinheit inklusive einem Diskettenlaufwerk und dem monochromen Monitor für Hercules-Grafik mit 1698 Mark, und das High-End-Modell, mit einem Diskettenlaufwerk, einer 20-MByte-Festplatte (Zugriffszeit: 85 ms) und EGA-Monitor kostet 4498 Mark. Rechnet man zusammen. was ein PC. eine 20-MByte-Festplatte, sowie EGA-Karte und EGA-Monitor einzeln kosten, so ist auch der letzte, auf den ersten Blick etwas hohe Preis, gerechtfertigt. (ma)



Aus: Happy Computer 08 / 1987, Seite 15

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