MS-DOS (C 64, Amiga, Apple II, Atari XL/XE/ST, Macintosh, Schneider CPC) |
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Grafi | 0 ★ | |
Sound & Musi | 0 ★ | |
Happy-Wertung | 86 ★ |
»Planetfall allein ist es schon wert, sich einen Computer zu kaufen«, schrieb die amerikanische Zeitung »Memphis Magazine«. Ob auch der Nachfolger »Stationfall« diese Erwartungen erfüllen kann?
Sie haben es geschafft: Die ganze galaktische Raumflotte ist stolz auf Sie. Nachdem Sie in »Planetfall« als Fhnrich siebter Klasse den Planeten Residia vor dem drohenden Untergang gerettet haben, sind Sie zum Leutnant erster Klasse befördert worden. Sie sind jung, dynamisch und erfolgreich, aber Sie haben sich gründlich verrechnet.
Statt aufregender Abenteuer erwarten Sie der wenig herausfordernde galaktische Papierkram und öde Büroarbeit. Es sieht so aus, als ob Sie nach Ihren Abenteuern direkt ins Nirwana befördert worden sind.
Soeben haben Sie den Auftrag erhalten, auf der nahegelegenen Raumstation Gamma Delta Gamma ein Formular für einen Formularantrag zur Abholung eines Formularordners abzuholen. Alles klar? Als Sie auf der Station ankommen, bemerken Sie jedoch Dinge, die Ihnen nicht so ganz geheuer vorkommen. Beispielsweise ist die gesamte Besatzung der Raumstation verschwunden, und viele Dinge auf der Station verhalten sich nicht so, wie sie sollten...
So beginnt ein neues Science-Fiction Abenteuer von Infocom. »Stationfall« ist, wie bei Infocom so üblich, ein reines Textadventure. Es ist die Fortsetzung von »Planetfall« und wimmelt nur so von Anspielungen auf »Planetfall« und »Hitchhiker's Guide to the Galaxy«. Sie können Stationfall aber auch ohne Vorkenntnisse spielen, es verliert dadurch kaum an Witz.
Die Rtsel von Stationfall sind nicht so schwer zu lösen wie die des Hitchhiker's Guide. Sie sind eher komplex als schwierig, bergen aber doch einige Kopfnüsse.
*berschlagen hat sich Infocom diesmal mit den Beilagen: Drei Formulare, ein aufnhbares Abzeichen der Stellar Patrol (bald der Jackenschmuck jedes fanatischen Stationfall-Spielers) und Blaupausen liegen der Packung bei. Die Blaupausen sind detaillierte Plne der Raumstation, was dem Spieler das Kartographieren erspart. Sie können sich also sofort auf das Lösen der Puzzles verlegen. Ohne diese Beilagen kommt man bei Stationfall nicht weit.
Der Parser ist, wie von Infocom gewohnt, vom Feinsten. Er lßt kaum Wünsche offen, bis auf eine Ausnahme: Warum kann man »examine« nicht, wie schon bei einigen anderen Infocom-Titeln, mit »x« abkürzen? Dies ist aber auch schon wieder der einzige Mangel, den man beim Parser feststellen kann. Es gibt ganz selten Eingaben, die wie bei vielen anderen Adventures mit einem lapidaren »I can't understand you« abgetan werden.
Der Autor von Stationfall ist Steve Meretzky, der schon viele Adventure-Freaks mit Werken wie »Hitchhiker's Guide to the Galaxy«, »Sorcerer« und »Leather Goddesses of Phobos« zur Verzweiflung gebracht hat. Steve hat mit Stationfall einen Geschwindigkeits-Rekord bei Infocom aufgestellt. Nachdem er »Leather Goddesses of Phobos« veröffentlicht hatte, brauchte er nur fünf Monate für Stationfall.
Der größte Geniestreich bei Stationfall ist Floyd, der wohl liebenswerteste Roboter der ganzen Galaxis. Das einzig Problematische an ihm ist, daß er sich derart linkisch und unbeholfen verhlt, daß er eigentlich zu nichts zu gebrauchen ist. Floyd tauchte schon in Planetfall auf, um dem Spieler auf seine nette, etwas unbeholfene Art das Leben schwer zu machen. In Stationfall geht der Spuk sogar noch weiter: Floyd trifft den Roboter Plato, einen neuen Freund. Plato ist ein Bücherwurm und verwaltet die Bibliothek der Station. Außerdem gibt es noch Roboter, deren Aufgabe es ist, Löcher in der Außenhaut der Station zu reparieren. Unglücklicherweise halten die Roboter Sie für eine solche Wand, was relativ katastrophale Folgen für Sie haben kann.
Was bei diesem Aufeinandertreffen der schusseligsten Roboter der Galaxis herauskommt, sollten Sie sich auf keinen Fall entgehen lassen.
Wer schon Planetfall mochte, kommt an Stationfall nicht vorbei. Es hat eine sehr dichte Atmosphre, knifflige Probleme, einen nach wie vor kaum übertroffenen Parser und bietet dem Spieler viele Stunden Spielspaß. Hier kann man sogar behaupten, daß der Nachfolger den Vorgnger noch übertrifft. Was mich dann völlig für Stationfall eingenommen hat, waren die Fußnoten. Jedem Hitchhikerspieler sind diese bissigen Kommentare noch gut bekannt. In Stationfall wird in jeder Fußnote noch auf eine weitere verwiesen.
Besonders schön sind auch diesmal wieder die Packungsbeigaben, mit denen der Kufer belohnt wird und ohne die man das Spiel nicht lösen kann. Wer ein Liebhaber von beißendem Witz ist, wird von Stationfall begeistert sein.
Nach Testberichten zu Leather Goddesses, Hitchhiker's Guide, Bureaucracy und Hollywood Hijinx habe ich langsam Probleme, mir immer neue Superlative für die witzigen Infocom-Adventures auszudenken. Also sage ich mal ganz objektiv: Stationfall ist ein weiterer Schritt nach vorne für Infocom, denn die Handlung ist erfrischend neu und nicht einfach ein Aufguß des alten Planetfall, wie man vielleicht vermuten könnte. Sogar die ernstesten Szenen werden durch Floyd, den Roboter mit dem Gemüt eines sechsjhrigen Kindes, zum reinsten Science-Fiction-Slapstick. Ein Beispiel: Wenn man einen Spielstand speichern möchte, meldet sich Floyd freudestrahlend zu Wort: »Are we gonna try something dangerous now?«. Gesamturteil: höchst empfehlenswert.
Anatol Locker