Atari ST online

Als zukunftsweisender Computer hat sich der Atari ST bei Datenreisenden und bundesdeutschen Hackergruppen besonders schnell etabliert. In der Tat gibt es für ihn eine Fülle an ausgezeichneten Terminalprogrammen.

Bei den hier vorgestellten Programmen handelt es sich um die Creme de la creme der Terminalprogramme für den Atari ST. Jedes hat spezielle Eigenschaften: »Ist Terminal« die ausgefeilte GEM-Oberfläche, »PC/Intercomm« die Vielzahl an Übertragungsprotokollen und bei »Uniterm« ist es das exzellente Preis-/Leistungsverhältnis. Suchen Sie sich eins aus.

1st Terminal — GEM über alles

Von Brainworks, einer Softwarefirma aus Rosenheim, stammt Ist Terminal. Ist Terminal bietet neben den Standardfunktionen einige revolutionäre Neuerungen. Nicht nur die gesamte Benutzeroberfläche des Terminalprogramms ist GEM-orientiert: Falls die Mailbox mit einem ebenfalls von Brainworks hergestellten Programm (»Profi-Box«) betrieben wird, kann die Datenreise komplett GEM-gesteuert abgehen: Menüpunkte werden dann mit der Maus angeklickt, wichtige Informationen erhält der Mailboxbesucher per Alert-Box.

Dies bringt eine enorme Zeitersparnis mit sich und erleichtert dem Benutzer den Umgang mit der Mailbox. Da es immer mehr solcher GEM-Boxen geben wird, wird sich die Idee der Programmierer bald als eine Art Terminal-Standard auf dem Atari ST durchsetzen.

Neben dem oben beschriebenen Boxmodus bietet Ist Terminal auch noch eine VT52-Emulation, die für alle Mailboxen und Datenbanken geeignet ist, die diese unterstützen (wie zum Beispiel das »Online Information System« vom Verlag Markt und Technik). Aber auch bei den Übertragungsprotokollen hat Ist Terminal einiges zu bieten. So kann man die Daten mit Hilfe eines ASCII-, XMODEM, Kermit- oder 1st-Word-Protokolles übertragen. Wobei das 1st-Word-Protokoll bisher nur von Ist Terminal unterstützt wird.

Außerdem bietet Ist Terminal einen kleinen, sehr brauchbaren Editor. Darüber hinaus lassen sich Programme, wie zum Beispiel eine Textverarbeitung, direkt aus dem Terminalprogramm aufrufen. Dies hat den Vorteil, daß man es nicht jedesmal verlassen muß, um kurz einer anderen Arbeit nachgehen zu können.

Die Baudrate läßt sich stufenlos zwischen 19200 und 1 Baud einstellen. Für Modembesitzer dürfte besonders die Autodial-Funktion interessant sein. Hierbei kann man aus einer Liste von Mailboxnummem mehrere auswählen.

Die ausgewählten Mailboxen werden dann so lange angerufen, bis das DFÜ-Programm einen Carrier empfängt. Sobald dieser Carrier-Detect stattgefunden hat, beginnt das Programm mit dem Autologin, natürlich nur, wenn es der Benutzer vorher eingestellt hat. Dies geschieht in Form einer Logon-Datei, die man zuvor in den Computer laden muß. Besonders ist bei Ist Terminal jedoch die exzellente Benutzerführung hervorzuheben. Das Lesen des deutschen Handbuches dürfte sich dank des klaren Aufbaus erübrigen. Die letzten Unklarheiten über die einzelnen Menüpunkte werden, falls überhaupt vorhanden, durch kleine Grafiken in den Menüs beseitigt. Dank seines angemessenen Preises von 149 Mark und gebotenen Leistung kann man Ist Terminal sowohl dem DFÜ-Einsteiger als auch dem Profi empfehlen.

1st Terminal

Emulationen Boxmodus(GEM), VT52

Übertragungsprotokolle XModem, Kermit, ASCII, Ist-Word Gefallen hat uns Modem-Ansteuerung, Editor, Auto-Login, ausführliches Handbuch, Programmstart vom Terminalprogramm aus

Nicht gefallen hat uns: wenig Terminal-Emulationen Programmart GEM-orientiert Preis: 149 Mark Bewertung: ® ® ® ® ®

PC/Intercomm: Profipower vom PC

PC/Intercomm ist eines der ältesten Terminalprogramme für den Atari ST, und erfreut sich deshalb großer Verbreitung. Aber nicht nur auf dem ST, sondern auch auf MS-DOS-Computern hat PC/Intercomm einen sehr guten Ruf, begründet durch seine Professionalität und die hohe Zuverlässigkeit. Bei den Übertragungsprotokollen dürfte es wohl kaum noch Wünsche geben, da neben ASCII, MODEM7 und Kermit, auch Raw und Kermit Image vorhanden sind. Bei den Terminalemulationen bietet PC/Intercomm VT52 und VTKXXANSI) an. Dies sind die wohl meistverbreitetsten Tarminalemulationen, die es gibt. Leider liegt bei der VT100-Emulation ein kleiner Fehler vor, Fettschrift wird invers dargestellt. Dies dürfte aber kein Handikap sein. Bei den Zeichensätzen kann man zwischen US-ASCII, GB-ASCII und einem speziellen Grafikzeichensatz wählen. Einen deutschen Zeichensatz mit Umlauten wird man jedoch vergeblich suchen. Um alle Online-Aktivitäten mitprotokollieren zu können, bietet PC/Intercomm einen 64 KByte langen Puffer, in dem alles Gesendete und Empfangene steht. Diesen kann man dann entweder komplett oder teilweise auf Diskette speichern.

Sogar einen eigenen Standard zur Übertragung von »Ist Word«-Dateien hat »1st Terminal«

Professionell, aber ohne GEM, zeigt sich das Terminalpro-gramra »PC/Intercomm«

PC/lntercomm:

Emulationen VT52, VT100(Ansi) Übertragungsprotokolle: Kermit, Kermit Image, Raw, ASCII, Modem7

Gefallen hat uns Modem-Ansteuerung, viele Übertragungsprotokolle

Nicht gefallen hat uns hoher Preis, keine Maussteuerung Programmart TOS Preis: 298 Mark Bewertung ® ® ® &

Außerdem können Sie mit PC/Intercomm Hayes-kompatible Modems direkt ansteuern. Somit können Sie Ihren Computer softwaremäßig die Mailbox-Telefonnummern wählen lassen, und andere Funktionen des Modems aufrufen. Dies erleichtert die Arbeit enorm, besonders bei gut besuchten Mailboxen wird sich schon so mancher DFÜ-Fan seine Finger wundgewählt haben. Das ist, falls Sie Besitzer eines Modems sind, mit PC/Intercomm zukünftig vorbei.

Daneben können Sie noch eine große Anzahl von Parametern, wie zum Beispiel die Baudrate, einstellen. Diese Parameter kann man auch als Setup-File speichern, das sofort nach dem Laden von PC/Intercomm installiert wird. Angesichts des Lieferumfangs und dessen Qualität kann man den hohen Preis von 298 Mark vertreten. PC/Intercomm dürfte jedoch eher für die berufliche Anwendung als für den privaten Bereich geeignet sein. Ein einziger Nachteil für den eingefleischten ST-Besitzer: Auf GEM und damit auf

Maus, Rollbalken, Alertkästen und Pull-Down-Menüs muß er völlig verzichten. PC/Intercomm kann seine Herkunft aus der MS-DOS-Welt halt nicht verleugnen. Aber da Desk-Top-Oberflächen bei der Datenfernübertragung sowieso Geschmackssache ist (der eine mag’s, der andere mag's nicht), ist dieser Verlust zu verschmerzen.

Uniterm:

Emulationen VT52, VT100, YT102, VT200 und Tektronix 4010
Übertragungsprotokolle: Kermit, XModem, YModem, ASCII

Gefallen hat uns: viele Terminalemulationen, niedriger Preis, verschiedene Bildschirmformate

Nicht gefallen hat uns Handbuch auf Diskette

Programmart GEM
Preis: Public Domain

Bewertung: ® ® ® ® ®

Uniterm: Grotis-Leistung

Dieses Public Domain-Programm des Schweizers Simon Poole ist eines der besten Terminalprogramme für den ST. Es beeindruckt durch seine klare Struktur und die große Anzahl von Funktionen, die die Arbeit mit Uniterm sehr vereinfachen.

Uniterm bietet zwar nicht eine dem Boxmodus von Ist Terminal ähnliche Emulation, kann aber sonst mit fast allem aufwarten, was sich ein DFÜ-Fan wünschen kann.

Bei den Terminalemulationen hat man eine sehr große Auswahl.

Uniterm bietet neben den üblichen Standardemulationen, wie VT52 und VT100, auch VT102, VT200 und ein Grafikterminal namens Tektronix 4010, mit dessen Hilfe man Vektorgrafiken übertragen kann.

Auch beim Bildschirmformat darf der Benutzer wählen: zwischen 80 und 132 Zeichen pro Zeile, und 24 oder 49 Zeilen pro Bildschirmseite.

Diese große Anzahl von Funktionen wird auch bei den Übertragungs-Protokollen beibehalten. So kann man die Daten mit Hilfe eines ASCII-, XMODEM-, YMODEM-oder Kermit-Protokolls übertragen.

Uniterm bietet neben diesen Funktionen auch noch einen Puffer zum Mitprotokollieren. Die Größe dieses Puffers beträgt maximal 512 KByte. Nach dem Onlinebetrieb kann man nun die im Puffer gesammelten Daten auf Diskette oder auf ein VDI-Device ausgeben, wie zum Beispiel einen Drucker oder ein GEM-File. Dies dürfte besonders in Verbindung mit dem Grafikterminal Tektronix 4010 interessant sein. Dadurch kann man nämlich die empfangenen Grafikdaten in einem Grafikprogramm wie GEM-Draw weiterverarbeiten. Von diesen oben genannten Fähigkeiten kann so manches käufliche Programm nur träumen.

Die Anleitung zu Uniterm wird auf Diskette mitgeliefert. Das wird manchen Einsteiger abschrecken, denn auf ein gebundenes Handbuch, didaktische Erklärungen gar, muß er verzichten.

Doch das Shareware-Konzept (der Benutzer darf kopieren und zahlt freiwillig den Autor, wenn ihm das Programm gefällt), mit dem Uniterm vertrieben wird, entschädigt dafür. Uniterm erhält man über viele ST-Userclubs und über einige Mailboxen, die Public Domain-Programme anbieten. (Claus Dürr/jg)

Bewertung: 6 Telefone: ausgezeichnet 8 Telefone: sehr gut 4 Telefone: gut 3 Telefone: Durchschnitt 2 Telefone: mäßig 1 Telefon: schlecht

»Uniterm«, das Public Domain-Programm, besticht durch sein übersichtliches Hilfs-Menü



Aus: Happy Computer 09 / 1987, Seite 117

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite