Erste Hilfe für den Joystick

Oft genug passiert es, daß mitten im Spiel das wichtigste Handwerkszeug ausfallt: der Joystick. Mit einigen Handgriffen und etwas Geschick wird der Stick wieder fit.

Herrje! Es ist passiert: von rechts nahen die allesfressenden Monster, große Hektik im Spiel. Ein fürchterliches Knirschen im Innern des Joystick zerstört die Spannung. Voller Schrecken stellt man fest, daß man in eine Richtung absolut nicht mehr steuern kann. Was tun?

Die Antwort auf diese Frage hieß bis jetzt immer: Kauf eines neuen Joysticks. Doch nur die wenigsten haben das Geld, alle paar Wochen knapp 20 Mark auf die Ladentheke zu legen, geschweige denn sich einen Joystick mit Mikroschaltern zuzulegen.

Dabei kann man sich mit wenigen Handgriffen leicht selbst helfen. Voraussetzung hierzu sind Kenntnisse im Umgang mit dem Schraubenzieher. Je nach Art des Schadens kann auch ein Lötkolben nötig sein.

Die häufigste Fehlerursache ist das Versagen der Kontakte (durch Verschmutzung oder Oxidation). Bei allzu »starken« Spielern brechen auch gern die Kontakte ab. Um den Joystick zu reparieren, sollte man über die Art der Kontakte Bescheid wissen.

Bei der Joystickherstellung verwendet man drei Arten von Kontakten: »Knackfrösche«: Das ist ein nach oben gewölbtes, meist rundes Metallblättchen, das durch Niederdrücken den Kontakt mit der darunterliegenden Metallfläche (meist eine Leiterbahn) herstellt. Beim Niederdrücken gibt es einen »Knack«. Nach dem Loslassen springt das Metallblättchen durch die Wölbung in seine ursprüngliche Form zurück. Durch den Knack und ihre Form haben diese Kontakte ihren Namen bekommen. Oft brechen diese Knackfrösche in der Mitte durch.

Metallzungen: Ein elastisches Stück Metall schließt beim Niederdrücken den Kontakt. Die Ausfallursache liegt meist darin, daß billige Materialien verwendet werden. Deshalb ist ein Bruch dieser Metallzungen keine Seltenheit.

Mikroschalter: das ist wohl die beste Art von Schaltkontakten für einen stabilen Joystick. Diese Schalter sind in einem eigenen Gehäuse untergebracht und außergewöhnlich robust. Die gleichen Mikroschalter werden zum Beispiel in der Industrie eingesetzt, wo Schaltvorgänge oft und sicher erfolgen müssen. Einen Nachteil haben diese Schalter: Sie sind im Vergleich zu den beiden anderen Kontaktarten recht teuer.

Hat man nun einen Defekt in seinem Joystick, so öffnet man ihn. Dazu löst man die Schrauben an der Unterseite (meist vier Kreuzschlitzschrauben). Anschließend nimmt man die Unterseite ab. Jetzt läßt sich die Platine, auf der die Kontakte zu finden sind, herausnehmen. Die Kontakte werden dann auf die oben beschriebenen Schäden hin optisch untersucht.

Ist ein Knackfrosch gebrochen, so wechselt man ihn einfach aus. Das ist ganz einfach, denn das Metallblättchen wird nur mit einem Klebestreifen an seinem Platz gehalten. Dieser wird entfernt und das Blättchen abgehoben.

Wo bekommt man nun Ersatz her? Viele Geräte besitzen diese Knackfrösche (zum Beispiel Taschenrechner, Fernbedienungen und dergleichen). Hat man so etwas nicht daheim, bekommt man in den Elektronik-Bastelläden oft alte Platinen, auf denen man diese Kontakte findet. Der neue Kontakt wird an Stelle des alten wieder mit einem Klebestreifen befestigt und fertig ist die Reparatur.

Bei einer abgebrochenen Metallzunge braucht man nicht zu verzweifeln. Hier hilft auch wieder der Griff in die Bastelkiste. Eine Kontaktfeder aus einem Relais (zum Beispiel aus dem Telefon) läßt sich anstelle der Metallzunge einlöten. Und schon kann man weiterspielen.

Ist ein Mikroschalter defekt, so bekommt man in jedem Elektronikladen Ersatz. Nur noch die beiden Anschlüsse ablöten, den alten Mikroschalter herausnehmen und den neuen dafür einsetzen. Nachdem die beiden Kabel angelötet sind, ist der Joystick wieder einsatzbereit.

Ist an den Kontakten kein Schaden zu sehen oder ist man sich nicht sicher, kann man mit einem Durchgangsprüfer die Kontakte testen. Ohne Durchgangsprüfer hilft man sich mit einer 4,5-Volt-Taschenlampenbatterie, einem Birnchen und etwas Draht. Einen Pol der Batterie verbindet man mit dem einen Anschluß des Birnchens. Am zweiten Anschluß des Birnchens und am anderen Pol der Batterie werden je ein Kabel befestigt. Diese Kabel sind die Prüfkabel. Verbindet man die freien Enden, so leuchtet das Birnchen und zeigt damit, daß die Verbindung einwandfrei ist.

Kabel kaputt?

Mit dieser Hilfsschaltung kann man Kabel und Kontakte überprüfen. Bei einem Kabelschaden lokalisiert man zuerst die Stelle, an der es gebrochen ist. Das sind meist Knickstellen (zum Beispiel kurz hinter dem Stecker). Hat man die Stelle gefunden, so wird das Kabel etwa fünf Zentimeter vor der Bruchstelle (vom Joystick aus gesehen) abgeschnitten. Nachdem die Kabel abisoliert sind, werden sie an einen neuen Stecker angelötet. Diesen Stecker bekommt man unter der genauen Bezeichnung »Amphenolstecker 9polig Weibchen« in jedem Elektronikladen für rund zwei Mark. Die Steckerbelegung ist in den meisten Handbüchern zu finden. Falls das Handbuch sich darüber ausschweigen sollte, kann man am alten Stecker nachschauen, wo welches Kabel angelötet ist. Die Kabel haben in aller Regel unterschiedliche Farben. Das erleichtert die Arbeit. Nach dem Löten prüft man den neuen Stecker auf eventuelle Kurzschlüsse.

Noch ein Tip zum Schluß: Sehr oft sind die Anschlußkabel der Joysticks zu kurz. Mit einem neunpoligen Kabel, einem Stecker und einer Buchse lassen sich beliebig lange Verlängerungen für den Joystick basteln. Selbst bei Kabellängen von 10 Metern und mehr hat es noch keine Probleme gegeben. So kann man den Joystick sogar mit ins Bett nehmen und ohne krummen Rücken spielen! (rz)



Aus: Happy Computer 09 / 1987, Seite 157

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