Vektorgrafik und die damit verbundenen CAD-Anwendungen gehören zu den interessantesten Einsatzgebieten der Computertechnik. Wie unser Test ergab, erleichtern die Programme »GFA-Draft plus«, »GFA-Objekt« und »GFA-Vektor« dem ST-Besitzer den Einstieg in diesen Anwendungsbereich.
Computergrafik ist ein Thema, das sowohl Einsteiger als auch Profis der elektronischen Datenverarbeitung begeistert. Eine Vielzahl von Farben, die Hilfsmittel zur Konstruktion von bestimmten Formen und die vielfältigen Manipulations- und Variationsarten erleichtern die Umsetzung von einfachen, aber auch komplexen Grafiken erheblich.
Die Anwendungsgebiete der Grafik teilen sich dabei in zwei Hauptbereiche: Es gibt einerseits die flächenorientierten Programme, die ein Bild als komplette Grafik speichern, und andererseits die objektorientierten Anwendungen, die die Daten zu jeder geometrischen Form einer Zeichnung als Vektoren speichern. Dieses Prinzip wird vor allem im Bereich der konstruktionsintensiven Fachgebiete angewandt. Als aktuelles Schlagwort dient hier der Ausdruck CAD (Computer aided design, also computerunterstütztes Zeichnen).
Zu dieser Sparte von Grafikanwendungen gehören auch die hier vorgestellten Programme GFA-Draft, GFA-Objekt und GFA-Vektor. Diese sind zwar fast vollständig in GFA-Basic geschrieben, überraschen aber trotzdem durch eine erstaunlich hohe Arbeitsgeschwindigkeit. Der Vorteil, daß diese Programme in GFA-Basic geschrieben sind, liegt auch darin, daß man die Grafiken untereinander austauschen und sogar in eigene GFA-Basic-Programme einsetzen kann.
GFA-Objekt ist ein dreidimensionales Zeichenprogramm für Atari ST-Computer, das sich zur Konstruktion von Objekten eignet, deren Lage und Größe durch Drehungen oder Verschiebungen völlig manipulierbar und fast beliebig wählbar ist. Der Anwender ist in der Lage, entweder einzelne Objekte durch die Festsetzung von bestimmten Punkten, Kanten oder Flächen zu editieren oder sie durch vorher konstruierte Module beziehungsweise Datenfelder zusammenzusetzen. Dieses Konzept ist sehr bedienungsfreundlich, da man die geladenen Module mit Hilfe der Maus an jede gewünschte Stelle der Zeichnung plazieren kann.
Im Gegensatz zu den flächenorientierten Zeichen- und Malprogrammen, die einen umfangreichen Befehlssatz zur Konstruktion von zum Beispiel Kreisen oder Ellipsen besitzen, besteht ein Objekt des GFA-Programms nur aus Linien und Flächen, die als Vektoren gespeichert sind. Wenn Sie aber jetzt der Meinung sind, daß die Konstruktion dieser geometrischen Grundgebilde viel Zeit in Anspruch nimmt, so seien Sie beruhigt. Erstens bereitet die Zeichnung dieser Objekte keinerlei Schwierigkeiten und zweitens sind viele Standardformen (wie zum Beispiel eine Kugel) als Module in der Bibliothek vorhanden. Die Konstruktion dieser Objekte wird durch viele Kommandos unterstützt, die mit Hüfe umfangreicher Arithmetikroutinen und weniger zusätzlicher Angaben schnell Rotations- und Translationskörper herstellen können. Hervorzuheben ist dabei die Fähigkeit von GFA Objekt, einen Körper durch die Eingabe der Summe der Drehwinkel zu erzeugen.
Wenn Sie einen Körper definiert haben, können Sie ihn auch wieder in seine Einzelteile zerlegen und so zum Beispiel Explosionszeichnungen anfertigen. Einzelteile einer Zeichnung lassen sich speziell weiterverarbeiten. Auch hier führt man diese Veränderung entweder mit der Maus oder durch die Angabe von Koordinatenwerten durch.
Verschiedene Genauigkeiten im Hidden-Line-Modus (hier werden die versteckten Linien nicht angezeigt) bewirken, daß die Geschwindigkeit bei der Bewegung erhöht wird.
Wichtig ist, daß GFA-Objekt nur auf ST-Computern läuft, die das ROM eingebaut haben. Auf den vorhandenen Speicherplatz stellt sich das Programm hingegen selbst ein.
Dem Anwender steht die Funktion zur Verfügung, verschiedene Maßstäbe und Hilfslinien in das Bild einzublenden, die für eine genaue Darstellung unumgänglich sind. Zusätzlich zu den Vektor-Dateien lassen sich mit GFA-Objekt ASCII-Dateien, GFA-Draft-plus-Makros, Bildausschnitte für die Put-Befehle des GFA-Basic, GFA-Vektor-Dateien und Bilder im Datei-Format von Degas oder Doodle speichern.
Fast alle Funktionen beziehungsweise Kommandos des Programms werden ziemlich schnell ausgeführt, aber die Geschwindigkeit der genauesten Hidden-line-Funktion und das Speichern als ASCII-Dateien ist sehr langsam.
Es ist unverständlich, warum der als Zusatzprogramm auf der Diskette enthaltene Animator nicht im Hauptprogramm von GFA-Objekt enthalten ist. Dieser Animator entspricht fast vollständig dem GFA-Vektor-Programm. Lästigerweise haben die Programmautoren aber die automatische Drehung eines Körpers weggelassen, so daß man immer die Werte für die verschiedenen Koordinaten eingeben muß.
Aufgrund der überraschend hohen Geschwindigkeit und der komfortablen Benutzerführung gehört GFA-Objekt zu den interessantesten Anwendungen im Bereich der dreidimensionalen Konstruktionsprogramme auf dem Markt.
Das älteste der hier vorgestellten Produkte ist GFA-Vektor. Das wird vor allem auch in der eingeschränkten Leistungsfähigkeit sichtbar. GFA-Vektor dient zur Konstruktion und Animation von dreidimensionalen Objekten, die über die Angabe von Punkten oder Linien definiert werden. Man kann diese Koordinaten entweder als Zahlenwerte eingeben oder mit Hilfe eines interaktiven Editors mit der Maus direkt auf dem Bildschirm bestimmen. Auf diese Weise erzeugt der Anwender relativ einfach dreidimensionale Grafiken und Strukturen, die daraufhin mit einer hohen Wiederholfrequenz auf dem Monitor bewegt dargestellt werden.
Das letzte der vorgestellten Programme ist das CAD-Programm GFA-Draft plus. Es eignet sich zur Konstruktion von technischen Zeichnungen und wissenschaftlichen Objekten. Zuerst zu den wichtigsten Merkmalen des Zeichenprogramms.
Bis zu zehn Bilder lassen sich zur gleichen Zeit bearbeiten und auch überlagern. Nachdem Sie den Maßstab eingestellt haben, in dem das Objekt gezeichnet werden soll, werden die realen Maße am Bildschirm angezeigt. Die Zeichnung kann man jederzeit bemaßen und mit Hilfe der Tastatur beschriften. Es gibt verschiedene Schriftarten, die man je nach Wunsch dreht, spiegelt, vergrößert oder verkleinert. Außerdem ist die Funktion vorhanden, neben den Standard-Grafikroutinen auch bestimmte Teile der Zeichnung zu schraffieren oder gesondert zu behandeln.
Im Gegensatz zu GFA-Draft wurden in der neueren Version Verbesserungen an der Bedienungsführung vorgenommen. Die Einführung eines Mausrasters und viele neue Funktionen (wie zum Beispiel Parallelen, Tangenten, das Verlängern von Linien) vergrößern das Einsatzgebiet für GFA-Draft plus erheblich.
Da man zusätzlich sogar noch eigene Zeichensätze definieren kann, stellt dieses Produkt eins der besten Atari-Programme auf dem Anwendungssektor dar.
Abschließend ist zu sagen, daß sowohl GFA-Draft plus als auch GFA-Objekt und GFA-Vektor das auf ihre Fähigkeiten zugeschnittene Aufgabenfeld befriedigend abdecken. Hervorzuheben ist vor allem die Fähigkeit, die eingegebenen Werte und ausgerechneten Daten mit einem GFA-Basic-Programm zu verwalten. Indem man die wichtigsten Routinen der einzelnen Grafikkomponenten in das Basic-Betriebssystem einbindet, erhält man einerseits Einblick in die verwendeten Programmierpraktiken, andererseits kann man die einzelnen Anwendungen auf die eigenen Bedürfnisse zuschneiden.
Das mitgelieferte Begleitmaterial muß man unterschiedlich bewerten. Während das Vektor-Handbuch aufgrund seines unstrukturierten Aufbaus ziemlich enttäuscht, überzeugen die beiden anderen durch ausführliche Informationen zum jeweiligen Programm und einen geschickt gestalteten Einführungskurs, der den Anwender mit Kommandos vertraut macht. Bei allen vorgestellten Programmen fehlt eine Referenztabelle, die man bei eventuell auftretenden Fragen zur Bedienungsführung schnell zur Hand nehmen könnte. Es ist ebenfalls wünschenswert, daß in den folgenden Veröffentlichungen wesentlich mehr Beispiele enthalten sein werden, die das Verständnis für die Ausführung eines Befehls erhöhen.
Angemessen ist der Preis für das CAD-System GFA-Draft plus mit 398 Mark. Es ist damit in diesem Bereich das preiswerteste Programm für den ST. Nach der Preissenkung ist auch GFA-Vektor mit 99 Mark erschwinglich geworden. GFA-Objekt ist dagegen im Preis mit 198 Mark gerade für den Heimanwender etwas hoch angesiedelt.
Sinnvoll sind diese Anwendungen vor allem im Datenverbund. So steht dem versierten Heimanwender mit dem kompletten Programmpaket eine zeitsparende und komfortable Befehlsbibliothek zur Verfügung, die den größten Teil des Themenkomplexes der Vektor-Grafik abdeckt.
Es ist zu hoffen, daß die drei Stand-alone-Applikationen in einer Version angeboten werden, die den kompletten Befehlssatz aller einzelnen Anwendungen beinhaltet. Darüber hinaus sollte dieses System über ein durchdachtes Konzept verfügen, das einerseits schnell zwischen den Programmteilen umschalten kann und andererseits auf dieselben Daten zurückgreift. Mit einem etwas niedrigeren Preis läge das Programmpaket dann in einer konkurrenzlosen Fassung vor.
Wenn man die Fakten zusammenfaßt, so bietet vor allem das GFA-Programm Draft plus die am meisten ausgereifte Umsetzung einer Programmieridee auf den Atari ST. Ebenfalls begeistert das 3D-Zeichenprogramm GFA-Objekt, das vor allem durch die hohe Rechen-und Detailgenauigkeit positiv überrascht. Durch die Preissenkung von GFA-Vektor, ist auch dieses Programm eine interessante Ergänzung der 3D-Programmsammlung. Vor allem die Darstellung der Bewegungsabläufe von Körpern ist eine neue Variante bei der Arbeit in der dritten Dimension. (Markus Zietlow/kl)
Es folgen nun noch einige Daten über GFA-VEKTOR :
Anzahl der Punkte : 1024
Anzahl der Linien : 1024
Anzahl der Objekte : 32
Winkelschritte : Die Winkel können in ein-Grad-Schritten verändert werden
Skalierung : Die Objekte können in 512 Schritten von 1/64 bis zum 8-fachen ihrer Größe skaliert werden
Darstellungsart : Oderieren oder exoderieren
Inplementierung : Die 3-D Routinen von GFA-Vektor sind vollständig in Maschinensprache geschrieben
Anzahl der Seiten : Wahlweise eine oder zwei Seiten
Die technischen Daten des GFA-Vektor auf einem Blick