Nie erträumte Geschwindigkeiten, bestechende Grafiken sowie ein scheinbar unbegrenzter Speicher — das sind die entscheidenden Merkmale der Atari ST-Computer.
Mit 4 MByte Speicher stellt das neueste Modell alle bisher dagewesenen Heimcomputer in den Schatten. Obwohl es den ST schon zwei Jahre gibt, hat er nichts von seiner anfänglichen Faszination verloren. Was macht diesen Computer so beliebt und erfolgreich?
Der ST war der erste Heimcomputer, in dem als Herz ein Mikroprozessor vom Typ MC68000 schlägt.
Obwohl der Prozessor bis zu 16 MByte adressieren kann, läßt sich der interne Speicher von 1 MByte nur bis zu 4 MByte ausbauen. Diese Grenze setzt die MMU (»Memory Management Unit«), der Speicherverwaltungschip. Für die Darstellung der Grafiken sorgt ein eigens dafür entwickelter Baustein, der Shifter. Er unterstützt drei Grafikmodi, zwei davon in Farbe und eine in Schwarzweiß. Bei der niedrigen und mittleren Auflösung stehen dem Benutzer 16 beziehungsweise vier Farben aus einer Palette von 512 möglichen Farbtönen zur Verfügung. Die hohe Auflösung kann nur auf dem Atari-eigenen Monochrom-Monitor oder einem Multisync-Monitor dargestellt werden. Dafür wird man in diesem Modus mit der besten und schärfsten Bildqualität belohnt, die Heimcomputer derzeit bieten. Der ST erreicht das mit einer hohen Bildwiederholfrequenz von 71 Hz.
Die Soundfähigkeiten stehen im krassen Gegensatz zu den guten Grafiken. Atari verwendet einen Standardchip, wie er auch in Telespielen oder MSX-Computern zu finden ist. Auf drei Kanälen lassen sich deshalb Geräusche und Instrumente nur in begrenztem Umfang wiedergeben.
Mit Schnittstellen ist der ST sehr gut ausgerüstet. Neben den Standardanschlüssen für Drucker (Centronics) und Modem (RS232) finden wir einen speziellen Anschluß für Laufwerke. Allerdings kann das Betriebssystem nur zwei Laufwerke verwalten. Dafür lassen sich bis zu acht Hard-Disks an den DMA-Port anschließen. An der linken Seite findet man den Modulport, in den man fertige Software auf speziellen Karten einschieben kann. Verschiedene Basic-Versionen und andere Software auf Karten bekommt man bereits im Laden.
Auch Musikfreunde kommen auf ihre Kosten. An der MIDI-Schnittstelle steht dem Musikfreund ohne zusätzliches Interface ein Anschluß für seine Orgel oder seinen Synthesizer zur Verfügung. Es können aber auch mehrere ST-Computer über diese Schnittstelle vernetzt werden.
Der Anschluß für den Monitor wird über eine spezielle Buchse hergestellt. Bei Monitoren anderer Firmen muß man zum Lötkolben oder einem Adapterkabel greifen. Außerdem steht lediglich ein RGB-Signal an der Monitor-Buchse zur Verfügung, so daß sich kein Composite-Monitor betreiben läßt.
Der Atari ST ist ein Tastaturcomputer. Das Tastaturgehäuse nimmt zugleich noch die Hauptplatine mit auf. Da bleibt kein Platz für das Netzteil. Es wird an einer Buchse angeschlossen, bietet aber ausreichend lange Kabel, um unter dem Tisch aufgestellt zu werden. Die Maus wird an der rechten Seite angeschlossen, genauso wie ein Joystick.
Die Tastatur ist großzügig angelegt. Sie verfügt über einen separaten Cursor- und Zehnerblock sowie über zehn Funktionstasten. Allerdings besitzt die Tastatur keinen definierten Druckpunkt und ist weich und schwabbelig. Der softwaremäßige Tastenklick kann diesen Nachteil nicht ausgleichen.
Das Betriebssystem TOS ist in sechs ROM-Chips enthalten, bei früheren Modellen mußte es von Diskette geladen werden. Aber auch bei diesen Computern lassen sich die Chips nachrüsten, da die Sockel für die Bausteine schon vorgesehen sind.
Besonders benutzerfreundlich wird der Atari durch GEM. In dieser grafischen Benutzeroberfläche wird der Anwender mit Hilfe von Symbolen und Menüs durch Programme geführt. Sogar das mitgelieferte Basic und Logo sind der Benutzeroberfläche angepaßt.
Die ST-Familie besteht mittlerweile aus einer Vielzahl von Modellen. Die meistverkauften Computer sind der 520 ST und der 1040 STF. Der 520 ST besitzt 1 MByte an Speicher genauso wie der 1040. Dieses Modell hat lediglich noch ein Laufwerk mit ins Gehäuse integriert. Der 260 ST wird nicht mehr hergestellt. Auch verfügt er »nur« über 0,5 MByte Arbeitsspeicher. Ansonsten leistet er genauso viel wie seine größeren Brüder. Den 520 und den 1040 gibt es noch als »M«-Modelle. Dort ist ein HF-Modulator für den Fernsehanschluß mit eingebaut. Die neuesten Modelle der »Mega«-Reihe besitzen 2 beziehungsweise 4 MByte Speicher sowie eine abgesetzte Tastatur und eingebautes Laufwerk. Der Preis liegt mit zirka 3000 Mark doch noch recht hoch.
Aber trotz der Vielzahl an verschiedenen Modellen, Gehäuseformen oder Speicherausbaustufen hat Atari eines beibehalten: die Kompatibilität untereinander. (rz)