Einlauf in die Zielgerade - das Finale der 8-Biter

Unser großer Vergleichstest nähert sich dem Ende. Die wichtigsten Ergebnisse haben wir zusammengefaßt und sind dabei auf die Vorteile der 8-Bit-Computer gegenüber den 16-Bittern gestoßen.

Auf den vorangegangenen Seiten haben wir den Rahm aus einer Fülle von Informationen und Meinungen abgeschöpft. Einen Testsieger, den besten 8-Bit-Computer, können wir Ihnen nicht bieten. Jedes System besitzt Stärken, die sich für manche Einsatzgebiete besonders eignen. Es ist nicht sinnvoll, einen C 64 schwerpunktmäßig für Taxt- und Datenverarbeitung zu nutzen. Er trumpft in Sachen Grafik und Sound auf. Hochwertige Programme lassen sich auf dem C 64 nur in Maschinensprache entwickeln. Sein integriertes Basic ist kümmerlich.

Der zum C 64 konträrste Computer unserer Testreihe ist der Schneider CPC. Sein Basic ist sehr leistungsfähig. Eine hohe Rechen-Geschwindigkeit, die 80-Zeichen-Darstellung und das Diskettenlaufwerk mit dem Betriebssystem CP/M prädestinieren ihn für Textverarbeitung und Datenverwaltung. Daß die grafischen Fähigkeiten teilweise dem C 64 überlegen sind, beweist das Programm OCP Art Studio. Weiches, schnelles Scrolling und wildes Sprite-Getummel auf dem Bildschirm sind dagegen eher eine Seltenheit. Dergleichen zu programmieren ist mit dem Schneider ungleich schwieriger als auf dem C 64 oder einem Atari.


Je Kürzer der Balken, desto besser das Ergebnis

Die Atari-Computer jedoch führen seit geraumer Zeit ein Mauerblümchen-Dasein in der Software-Szene. Ihre Grafik- und Soundmöglichkeiten sind nicht herausragend genug, um auf sich aufmerksam zu machen. Das Basic des Atari ist besser als das des C 64, kann aber mit dem Locomotive Basic der CPCs nicht konkurrieren. Eine Domäne Ataris ist der niedrige Preis, eine Schwäche das geringe Software-Angebot. In ganz anderem Licht stehen die 128er-Modelle von Commodore. Besitzer des C 128 oder 128D werden mit dem größten Software-Angebot der 8-Bit-Szene verwöhnt. Durch die CP/M-Tüchtigkeit der beiden Modelle steht ihnen (ähnlich wie beim Schneider) eine riesige Programm-Bibliothek zur Verfügung. Dazu öffnet der 64er-Modus einer unüberschaubaren Programmflut des kleinen Bruders Tür und Tor. Aber neben dem sehr hoch gegriffenen Preis für die Hardware des C 128(D) stört die quälend niedrige Geschwindigkeit im CP/M-Modus. Dort ist ein Einsatz des C 128(D) nicht zu empfehlen.

Angesichts der nicht gerade berauschenden Preis-Leistungsverhältnisse unserer Testkandidaten dürfte sich mancher Leser fragen, ob es sinnvoll sei, sich einen 16-Bitter ins Haus zu stellen. Es ist jedoch abzusehen, daß die »Kleinen« der Branche noch weitere Jahre existieren werden. Alleine die Zahl von über einer Million verkaufter C 64 spricht dafür. Atari hat erst kürzlich einen neuen 8-Bit-Computer auf den Markt gebracht, den 800 XE; und auch die CPCs verkaufen sich munter weiter. Niedrige Einsteiger-Preise (in der 8-Bit-Klasse kann in kleinen Schritten erweitert werden — ein 16-Bitter muß sofort als Komplett-System gekauft werden) und billige Software sind die Hauptargumente der 8-Bit-Klasse. Hinzu kommt, daß das Programm-Angebot wahrlich riesig ist. Diese Gründe tragen dazu bei, den Einsteigern einen 8-Bit-Computer wärmstens zu empfehlen.

Letztlich müssen Sie aber Ihre eigenen Vorstellungen vom Einsatz eines zukünftigen Computers haben. Die wichtigsten Fakten und Anregungen haben wir Ihnen in diesem zweiteiligen Test geliefert. Sie sollten den Ausschlag bei Ihren Überlegungen geben. Die Benotung des Angebots gewichtet sich nach Qualität (70 Prozent) und Quantität (30). »Praxis« steht für Taxt- und Datenverarbeitung.

Wir haben es uns schwer gemacht, damit Sie es bei Ihrer Entscheidung leichter haben. (rh)


rh
Aus: Happy Computer 12 / 1987, Seite 163

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