Editorial

Montag, 9. Mai 1988


Hinter uns liegen 2600 Aussteller, 86 Pressekonferenzen und viel, viel Papier. Sechs Happy-Redakteure sind zur CeBIT, Deutschlands wichtigster Computermesse, gefahren. Was wir für Sie alles an neuen Produkten, an Trends und Perspektiven gefunden haben, lesen Sie auf Seite 10.

Daneben ist so eine große Messe immer eine Chance, mit Ihnen, unseren Lesern, ins direkte Gespräch zu kommen. Der Stand der Happy-Redaktion war immer dicht umlagert. Neben vielen Fragen konnten Gregor Neumann, Hartmut Wörrlein und Udo Reetz auch Disketten mit selbstgeschriebenen Programmen von Lesern ansehen. Einige werden Sie schon in den nächsten Monaten in Happy bewundern können.

Die normale Redaktionsarbeit muß während der Messetage weiterlaufen. Zum Glück war unser Messestand mit modernster Technik ausgestattet. So gelang es buchstäblich in letzter Minute, bevor die letzten Seiten in die Druckerei gingen, ein Messetelegramm und die Nachricht über die Verhaftung eines CCC-Mitglieds in Paris noch in Happy 5/88 unterzubringen.


Alle Softwarefirmen beschweren sich (zurecht) über Raubkopien. Die jugendlichen Computerfreaks, so heißt es, machten die Preise kaputt. Doch wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen.

Kann man für Jugendliche mit schmalem Taschengeld ein gewisses Verständnis aufbringen, sollten Profis doch mehr Verantwortungsbewußtsein besitzen. Aber an einem Stand wurde ein MS-DOS-Emulator mit der Aussage angepriesen. der Käufer könne sich doch jetzt Programme von den PCs in seiner Firma problemlos kopieren. Und da war auch noch das Vorstandsmitglied eines großen Wirtschaftsverbandes, der mir auf dem Presseabend zuraunte, ob ich ihm nicht einige Disketten mit Spielen kopieren könnte. Er hätte daheim einen AT...

Über einen Mitarbeiter freuen wir uns besonders: Werner Gadde, den wir bei unseren Recherchen zum Thema »Computer und Behinderte« kennengelernt haben. Er ist vollständig gelähmt und auf einen elektrischen Rollstuhl angewiesen. Er hat für uns auf der CeBIT recherchiert. Seinen Erfahrungsbericht. den er übrigens auf seinem PC mit Spracheingabe-Karte geschrieben hat. da er keine Tastatur benutzen kann, lesen Sie auf Seite 34.

Wenn uns Redakteuren unsere Happy in letzter Zeit noch besser gefällt als bisher, dann liegt das ganz wesentlich mit an ihr: Katja ist unsere neue Layouterin. Zusammen mit Friedemann ft>r-scha, unserem Art-director, ist sie für die optische Gestaltung zuständig. Ihr Markenzeichen ist ihre ständig wachsende Bröschen-Sammlung.

Uns gefällt die neue Happy-Gestaltung sehr gut. Ihnen auch? Schreiben Sie uns, was Sie davon halten. Katja freut sich über Lob, Kritik und Anregungen. Natürlich auch über eine neue Brosche. Wenn Sie eine in der Schublade liegen haben, schicken Sie sie ihr doch zu. Wir revanchieren uns mit einem Original-Layout-Bogen.


Als Boris Schneider am Samstag nochmal »ganz kurz« in der Redaktion vorbeischaute, wimmelte es auf der bis dahin fehlerfrei arbeitenden Festplatte von Lesefehlern. Einen Hardware-Fehler vermutend, baute Boris schweren Herzens seine Festplatte wieder aus — und verbrannte sich fast die Finger.

Auf die Schnelle war kein Lüfter aufzutreiben, so lieh er sich von seinem Kollegen Udo Reetz kurzerhand den Tisch-Ventilator aus, baute seinen PC auseinander, stellte ihn senkrecht auf den Tisch und kühlte mit dem Ventilator die gebeutelte Festplatte. Schön sah das zwar nicht aus (siehe Foto), aber »Hauptsache, es funktioniert«.

Ich wünsche Ihnen auch in diesem Monat viel Spaß mit Ihrem Computer und mit Happy-Computer

Ihr stellvertretender Chefredakteur Joachim Graf



Aus: Happy Computer 06 / 1988, Seite 9

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