Bücher

GEM für den Atari 520 ST

Am Anfang war das Buch, und dann kam der Computer. Kurz nachdem Atari seine neue ST-Generation von Computern auf der Hannover-Messe vorgestellt hatte, brachte der Verlag Markt & Technik zwei Bücher über diese Rechnerserie heraus. Eines davon erschien unter dem obengenannten Titel. Zu diesem Zeitpunkt hatte schon ein anderer Verlag ein Buch über den ST veröffentlicht. Aus verschiedenen Gründen werden wir auf dieses Buch jedoch nicht weiter eingehen. Offensichtlich läßt sich darüber streiten, ob es angemessen ist, ein Buch über einen Computer zu veröffentlichen, ohne daß dieser vorher erschienen ist. In diesem Falle müssen wir es als positiv bewerten, jedenfalls zu einem Zeitpunkt, wo so wenig Konkretes über diesen Computer wie das dazugehörige GEM bekannt war und die breite Öffentlichkeit so wenig davon wußte.

Eines der stärksten Kapitel dieses Buches ist die Beschreibung des GEM-Schreibtisches. Es wird in aller Ausführlichkeit (besser als in dem beiliegenden Handbuch, welches von Atari mitgeliefert wird) die Bedienung mit der Maus von Fenstern, Pull-Down-Menüs, Icons usw. beschrieben. Genauso werden die Handhabung von Dateien und die Möglichkeiten, die dadurch entstehen, erklärt.

Ein anderes Kapitel beschäftigt sich mit der Zusammenarbeit zwischen GEM und Anwender-Programmen. Am Beispiel von LOGO und BASIC (zwei Programmiersprachen, die zum Lieferumfang gehören) wird dem Leser versucht der Gewinn an Leistung, sowie Bedienungsfreundlichkeit, die so ein Programm durch GEM erreicht, deutlich zu machen. Seltsamerweise ist der LOGO gewidmete Teil um einiges besser und umfangreicher beschrieben als der BASIC-Teil. Das lag wohl daran, daß zu diesem Zeitpunkt Atari nicht in der Lage war eine lauffähige Version von BASIC zu liefern.

Das Kapitel über GEM ist wahrscheinlich für den potentiellen Käufer eines der wichtigsten, schließlich ist das GEM ein bei den Atari ST Computern entscheidendes Kaufargument. Das Buch geht zwar nicht sehr ins Detail, aber übermittelt dennoch einen ernsthaften Überblick über eine faszinierende und extrem komplizierte Software Schnittstelle. Es wird in dem Buch auch die allgemeine Unterteilung in VDI und AES ausgeführt. Später werden die wichtigsten Routinen genannt und kurz erklärt.

Zuletzt kommt das schwächste Kapitel überhaupt, über die Hardware des 520 ST. Diejenigen, die über Arbeitsweisen des 68 000er Prozessors etwas erfahren möchten, ist mit einem spezialisiertem Buch eher gedient, als mit diesem Bericht. Das Buch ist (oder war?) eine exzellente Anleitung vor einer Kaufentscheidung. Die Frage ist, ob sich jetzt, nachdem soviele Zeitschriften über das Thema ausführlich berichtet haben, der Kauf eines nicht gerade billigen (52,- DM) Buchs noch rentiert. Aber wie man sagt, bleibt die endgültige Entscheidung bei... dem Leser.

Titel: GEM für den Atari 520 ST
Autoren: Josef Steiner/Gerhard Steiner
Verlag: Markt & Technik 1985
8013 Haar bei München
ISBN 3-89090-173-5

Atari ST Intern

Wer schon in Besitz eines anderen Computers ist oder sich allgemein für Computer interessiert hat, wird Data-Becker ein Begriff sein. Die Serie Intern ist schon seit dem Volks-Computer VC 20 und dem Commodore 64 bekannt. Damit hat Data-Becker eine Tradition geschaffen.

Rund 470 Seiten umfaßt dieses neue Werk, und dies sind keine leeren Seiten. Dem Leser kommt eine grandiose Masse von Informationen entgegen, die ohne die nötigen Vorkenntnisse nicht leicht zu verstehen sind.

Anders als im Inhaltsverzeichnis, bei dem das Buch in IC’s, Schnittstellen und Betriebssystem eingeteilt wird, ist das Buch unserer Ansicht nach in drei große Themenkreise zu unterteilen: die Hardware des ST, das Betriebssystem und das BIOS-Listing.

Die Beschreibung der Hardware ist eines der Hauptthemen und von dem Leser nicht leicht zu verstehen. Ein Minimum an Vorkenntnissen in Elektronik sowie Grundkenntnissen über TTL-Technik werden vorausgesetzt, und das nicht ganz zu Unrecht, insofern, daß die neue ST-Generation nicht mehr unter die Kategorie von Home-Computern fällt.

Die Beschreibung aller IC’s überfüllt die meisten Seiten des ersten Teils des Hardware Berichts. Der andere Teil beschäftigte sich mit den zahlreichen Schnittstellen, in dem jede einzeln beschrieben wird. Teilweise in einem neuen Stil, der uns eine unbekannte Seite von Data-Becker enthüllt. Gemeint ist hier die nicht ohne Humor beschriebene Funktion des ICs, das das Überwachen der Tastatur übernimmt.

Das zweite und längste Thema ist dem Betriebssystem des Atari ST gewidmet. Nach einer allgemeinen Erklärung über die Bezeichnung sowie die Ähnlichkeit (oder nicht) des ST Betriebssystems mit CP/M oder MS-DOS werden die Funktionen gründlich beschrieben und Beispiele für die Funktionen gezeigt. Gerade hier zeigt dieses Buch seine Stärke. Für jeden, der sich mti dem Betriebssystem auseinandersetzen möchte, ist dieses Kapitel eine obligatorische Lektüre, die man mehrmals wiederholen muß. Innerhalb des genannten Themas wird ausführlich eine Anzahl von Grafik-Routinen, die in das GEM-DOS implementiert sind, beschrieben. Die Routinen dienen der Realisierung von Grafiken auf Maschinensprachebene. Die Nutzung solcher Prozeduren werden durch Beispiele abgeschlossen.

Das BIOS-Listing umfaßt die letzten 150 Seiten und ist vor allem für Software Entwickler von großer Bedeutung. Gerade jetzt, wo das Betriebssystem von der Diskette nachgeladen werden muß, sind Änderungen an diesem System ohne weiteres denkbar. Insofern ist dieses gutdokumentierte Listing für den Programmierer ein unentbehrliches Werkzeug.

Das Intern für den ATARI ST ist ein Muß für jeden Programmierer, der ernsthaft mit seinem Computer arbeiten will und nicht nur fertige Programme bedienen möchte. Es mag wohl sein, daß sich in der Zukunft einiges an den Computern ändern wird, aber man lebt heute und der Computer steht schon auf dem Tisch.

Titel: Atari ST Intern
Autoren: Brückmann/Englisch/Gerits
Verlag: Data-Becker Merowingerstr. 30 4000 Düsseldorf
ISBN 3-89011-119-X



Aus: ST-Computer 01 / 1986, Seite 60

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