Funktioniert ein gewöhnlicher Monitor am ATARI ST?

Um es gleich vorweg zu sagen, sie können mit einem Monitorstecker und vier Widerständen einen normalen Monitor oder auch einen Fernseher mit Video-Eingang anschließen. Bei unserem Test funktionierte ein kleiner schwarz-weiß Fernseher mit nachgerüstetem Videoeingang genauso gut wie ein moderner Grün-Monitor, sogar ein großer Farbfernseher mit Videorecorder-Anschluß erzeugte ein gutes Bild. Da die drei RGB-Ausgänge des ATARI ST nur über drei Widerstände ä 330 Ohm gemischt werden, um die erforderliche Bild-Information zu bekommen (schwarz-weiß Bild), ist der hochauflösende Bildschirm nicht darstellbar. Zusätzlich zu den drei Farben (Rot, Grün und Blau) wird noch das Composite-Synchron Signal benötigt, dieses wird dann noch über einen 47 Ohm Widerstand zu den drei gemischten Farbsignalen hinzugemischt. Das so entstandene Video-Signal kann nun. über eine abgeschirmte Leitung (75 Ohm Kabel) einem normalen Monitor zugeführt werden.

Die Monitorbuchse von hinten gesehen!

Doch nun zur Praxis. Da der Monitorstecker des ATARI ST nur sehr schwer oder gar nicht zu bekommen ist, muß man sich einer anderen Technik bedienen. Zum Glück haben bei dieser Buchse die einzelnen Pins den genormten Abstand von 2,54 Millimeter zueinander. Dadurch hat man die Möglichkeit sich den Stecker selber zu bauen, indem man ein Stückchen Lochraster-Platine (ca. 20 x 20 Millimeter) mit den benötigten Pins bestückt. Als Anschlußpins kommen fünf dünne Lötnägel, die eine Länge von ca. 15 Millimeter haben müssen, in Frage. Diese werden dann am Besten in die benötigten Anschlüsse der Monitorbuchse gesteckt. Es sind die Pins zwei (Composite Synchron), sechs (Grün), sieben (Rot), zehn (Blau) und noch ein Pin für Masse (Pin 13). Nun wird die Lochraster-Platine auf die Enden der Lötnägel gesteckt und mit diesen von hinten verlötet. Leider fällt Pin 13 aus der Reihe, dieser Lötnagel muß ein wenig hingebogen werden. Beim Verlöten der Nägel mit der Platine ist auf kurze Lötzeiten zu achten, denn sonst könnte die Monitorbuchse des Rechners schmelzen. Somit hat man sich einen Monitorstecker gebaut.

Monitor am 260 ST oder 520 ST+

Jetzt werden die Widerstände mit einem Ende auf die Platine gelötet und zwar an Pin zwei ein 47 Ohm und an die Pins sechs, sieben und acht je ein 330 Ohm Widerstand (siehe Schaltbild unten). Die vier freien Enden aller Widerstände werden miteinander verlötet und mit dem Innenleiter des Monitorkabels verbunden. Der Außenleiter des Kabels wird mit Masse (Pin 13) verbunden. Das andere Ende des Kabels wird mit einem passenden Stecker für den Monitor versehen. Meist sind diese Eingänge mit „Video in (75 Ohm)“ bezeichnet. Will man auch den Ton des Rechners hören, so muß auch noch der Pin eins (Audio-Ausgang) des Steckers bestückt werden. Dieses Signal kann direkt einem NF-Verstärker zugeführt werden.

Farbfernseher mit SCART-Buchse als Farbmonitor (auch am „alten“ 520 ST)

Der oben beschriebene Vorgang, zum Anschluß eines normalen monochromen Monitors (hier ist nicht der ATARI Monitor SM 124 gemeint), ist nur beim ATARI 260 ST und 520 ST + möglich, da diese neueren Modelle den Composite-Synchron Ausgang (Pin zwei) besitzen. Außerdem kann bei diesen Modellen ein modernes Farb-fernsehgerät mit SCART-Eingang direkt als Farbmonitor verwendet werden, da auch plus 12 Volt am Pin acht vorhanden ist. Diese Spannung wird benötigt, um den Fernseher auf „Datensichtgerät“ umzuschalten.

Beim 520 ST wird die Sache etwas schwieriger, da die 12 Volt Schaltspannung und der Composite Synchron Ausgang fehlen. Der Anschluß eines normalen Monitors über die RGB- Ausgänge dürfte bei diesem Modell nicht so sehr interessieren, da ja ohnehin ein sehr guter schwarz-weiß Monitor beim Kauf dabei ist. Wer aber dennoch einen Monitor an seinen „alten“ 520 ST anschließen möchte, der muß sich ein Composite-Synchron Signal (gemischter Synchronimpuls) erst erzeugen. Für denjenigen der einen kleinen Eingriff am Computer nicht scheut, besteht die einfache Möglichkeit dieses selbst, nach folgender Schaltung bzw. Foto, zu tun. Die kleine Schaltung mischt mittels der beiden Dioden das vorhandene horizontale-und vertikale Synchronisations-Signal. Der Transistor verstärkt das so entstandene Composite Synchron Signal und gibt es am Pin zwei der Monitorbuchse aus. Wegen der wenigen Bauteile ist eine freie Verdrahtung (wie beim Original auch) angebracht. Platz für die Schaltung ist genug vorhanden, da sie an die Stelle eingebaut wird, wo früher ein FIF-Modulator geplant war. Dieser wird, wie schon erwähnt, aber nie eingebaut werden. Zum Anschluß eines Farbfernsehers mit SCART-Eingang als Farbmonitor fehlt nun nur noch die 12 Volt Schaltspannung. Diese wird am Besten direkt vom Netzteilstecker (Pin 4) über einen 1200 Ohm Widerstand zum SCART-Stecker geführt. Vorsicht, der Pin acht der Monitorbuchse des 520 ST liegt auf Masse und nicht auf plus 12 Volt, wie bei den neueren Modellen 260 ST und 520 ST + .

Die hochauflösende Bildschirmdarstellung

Die hochauflösende Bilddarstellung bleibt, vorerst zumindest, nur dem monochromen ATARI Monitor SM 124 Vorbehalten. Erkennt der Rechner am Pin vier der Monitorbuchse ein Low (Masse), so schaltet er in die „monochrome Betriebsart“. Man erkennt dies daran, daß z. B. die niedrige bzw. mittlere Auflösung nicht anwählbar sind. Da die vertikale Frequenz (Bildwiederholfrequenz) des Monitors 71 Hz (gegenüber normalen 50 Hz) und die horizontale Frequenz (Zeilenfrequenz) 35,7 KHz (gegenüber normalen 15,625 KHz) beträgt, ist das Bild des Monitors ausgesprochen scharf und flimmerfrei. Erklärt jedoch auch warum ein gewöhnlicher Monitor in der hohen Auflösung nicht funktionieren kann. Ein solcher Monitor hätte nämlich gerade die Hälfte einer Zeile „geschrieben“, dann würde auch schon der Synchronimpuls für die nächste Zeile kommen.

Der Pin vier der Monitorbuchse (Monochrom-Sensor) ist durch einen internen Pull-up Widerstand auf High gelegt, so daß dieser Pin bei einem Farbmonitor unbenutzt bleibt. Erst durch den monochromen Monitor wird (wie oben erwähnt) dieser Pin vier auf Masse gezogen. Dies löst einen Interrupt im MFP-Baustein (689C1) aus, was zu Folge hat, daß beim Initialisieren des Rechners die „monochrome Betriebsart“ eingeschaltet wird. Hierin liegt auch der Grund, warum der Rechner beim Herausziehen des Steckers eines monochromen Monitors abstürzt.

Aufbau der nebenstehenden Schaltung


Aus: ST-Computer 01 / 1986, Seite 5

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