Manche mögen’s bunt: Thomson CM 36382 AR


Bild 1: Thomson Farbmonitor

Ein Bericht über den Thomson Farbmonitor und allgemeine Überlegungen über Datensichtgeräte.

Vor dem Kauf eines Farbmonitors oder einer grundsätzlichen Entscheidung zwischen bunt und schwarzweiß sollte man sich genau darüber im Klaren sein, in welchen Einsatzgebieten der Rechner verwendet wird. Denn wer ausschließlich mit einem Textverarbeitungsprogramm arbeitet, ist mit dem monochromen ATARI Monitor SM 124 ausgezeichnet bedient. Doch meistens sind die Anwendungsgebiete des Rechners nicht so fest fixiert. Allgemein kann man feststellen, daß demjenigen, der vor allem mit Text und Zahlen zu tun hat, der oben erwähnte Schwarzweiß-Monitor mit seiner enormen Schärfe und Auflösung am besten geholfen ist. Liegen Ihre Anwendungen mehr im Bereich der Grafik oder auch in Spielen, so ist ein Farbmonitor durchaus angebracht. Aber, um es gleich vorweg zu sagen, für etwa die gleiche Bildqualität des SM 124 müssen Sie in Farbe schon einige tausend Mark anlegen. Haben Sie sich für einen Farbmonitor entschieden, wäre dies sicher nicht der richtige Moment, um Geld zu sparen, denn die Arbeit vor der „Röhre“ sollte ja Spaß machen und nicht zur Quälerei der Augen werden.

Damit Sie die technischen Daten eines Monitors (egal ob bunt oder schwarzweiß) besser verstehen können, wollen wir hier in kurzer Form die wichtigsten Merkmale erläutern. Die Bildröhre ist neben der Elektronik ganz entscheidend für die Bildqualität. Sie „schreibt“ mittels eines Elektronenstrahles ein Bild, das Zeile für Zeile von oben nach unten aufgebaut wird. Dies geschieht so schnell, daß das träge menschliche Auge von diessem zeilenweisen Bildaufbau (fast) nichts merkt.

Die Leuchtschicht der Bildröhre besteht meistens aus Stoffgemischen mit Phosphor und bestimmt unter anderem auch die Nachleuchtdauer des Bildes. Es ist festzuhalten, daß, je schneller bzw. öfter ein Bild pro Sekunde aufgebaut (geschrieben) wird, es desto flimmerfreier wird. Diese Tatsache spiegelt sich in der Vertikalfrequenz oder auch Bildfrequenz wieder, je höher sie ist, desto flimmerfreier ist das Bild. Selbstverständlich spielt hier die Nachleuchtdauer der Leuchtschicht auch noch eine Rolle. Eine lange Nachleuchtdauer verhindert aber schnelle Bildwechsel, da dann das alte Bild noch sichtbar ist. Für einen guten Monitor ist bei normaler Nachleuchtdauer eine Bildfrequenz von 70 Hz notwendig. Leider wird die Bildfrequenz (aus Kostengründen) oft direkt von der Netzfrequenz abgeleitet, die hierzulande 50 Hz beträgt, was dann 50 Bildwechseln pro Sekunde entspricht. Dieser kleine Wert kann besonders im Randbereich zu Flimmereffekten führen.

Neben dem Flimmern ist die Schärfe des Bildes ein wichtiges Kriterium für die Bildqualität. Sie wird durch verschiedene Faktoren beeinflußt, aussetzung für eine gute Bildschärfe ist ein hoher Kontrast des Bildes. Doch was bedeutet eigentlich ein hoher Kontrast? Kontrast ist die Fähigkeit, nebeneinanderliegende Bildpunkte mit unterschiedlichen Helligkeitswerten, im Extremfall abwechselnd schwarze und weiße kleine Punkte, noch konturenscharf wiederzugeben, ohne daß dabei die Punkte zu einem einheitlichen grau verschwimmen. Ein Computerbild kann nun, da es digital erzeugt wird, extreme Helligkeitsunterschiede zwischen zwei benachbarten Bildpunkten erzeugen, das Videosignal weist dann eine enorme Flankensteilheit auf (Rechtecksignal). Diese Tatsache unterscheidet ein Computerbild z. B. von dem eines Videorecorders, bei dem zwei Punkte mit großem Helligkeitsunterschied immer ineinander verschwimmen. Um ein solches kontrastreiches Computerbild auch wiedergeben zu können, muß der Monitor eine extrem große (Video-) Bandbreite besitzen. Je größer die Bandbreite ist, desto feiner sind die Strukturen, die das Bild wiedergeben kann. Mit den heutigen Bauelementen ist es allerdings relativ einfach, dem Videoverstärker eine große Bandbreite zu verpassen. Für ein gestochen scharfes Bild ist aber nicht nur eine große Bandbreite des Videoverstärkers erforderlich, vielmehr muß auch die restliche Elektronik diesen hohen Anforderungen gewachsen sein, und vor allem muß die Bildröhre diese feinen Strukturen noch auflösen können. Man sollte daher nicht, durch die Angabe einer riesigen Bandbreite, automatisch auf ein sehr scharfes Bild schlußfolgern. Allerdings sind 6 MHz (Megaherz) Bandbreite, wie sie bei normalen Fernsehempfängern zu finden sind, für einen guten Monitor viel zu wenig. Ein solcher sollte mit einer Bandbreite von ca. 15 MHz oder mehr aufwarten können.

Bei einem Farbmonitor besteht nun jeder Bildpunkt aus drei Farbpunkten, die den drei Grundfarben (Rot, Grün und Blau) entsprechen. Je nach Intensität dieser drei Farben entsteht durch Mischung dieser, ein Bildpunkt in einer beliebigen Farbe. Nun können diese drei Farbpunkte nicht beliebig klein bzw. dicht angeordnet werden. Daher ist die Größe einer solchen Dreiergruppe, die schließlich einen Bildpunkt ergibt, gleichbedeutend mit der Auflösung bzw. der kleinsten Struktur, die die Bildröhre verarbeiten kann. Es ist daher ein wichtiges Kriterium für die Qualität einer Bildröhre, wie breit eine solche Dreiergruppe ist. Sie wird üblichersweise als Pixelabstand bezeichnet und in Millimeter angegeben (engl, dot pitch). Fernseher haben einen Pixelabstand von ca. 0,65 mm, ein sehr guter Monitor erreicht immerhin 0,28 mm. Oftmals wird die Auflösung auch mit Bildpunkten in horizontaler- und vertikaler Richtung angegeben. Je größer die Zahlenwerte sind, desto besser ist die Auflösung. Sie sollte aber mindestens so gut sein, wie die des Rechners.

Noch ein paar Worte zur Signalübertragung. Es gibt hier verschiedene Normen und Formen, auf die wir hier jedoch nicht alle eingehen wollen. Bekannt ist vor allem das Video-Compo-site-Signal oder auch BAS- (schwarzweiß) bzw. FBAS-Signal (bunt). Dieses Mischsignal aus Bildinformation, Synchronimpulsen und evtl. Farbinformation ist an die Fernsehnorm gebunden und hat besonders bei Computerbildern den Nachteil, daß die einzelnen Informationen (Impulse) vor der eigentlichen Bildwiedergabe im Monitor wieder getrennt werden müssen. Dies ist besonders bei Farbbildern mit Qualitätsminderung verbunden. Aus diesem Grund wird beim ATARI ST diese Signalform auch nicht verwendet, sondern es werden alle benötigten Signale separat übertragen. Optimal ist die Ansteuerung eines Farbmonitors nur, wenn jede Grundfarbe ihre eigene Leitung besitzt. Man spricht von der sogenannten RGB-Ansteuerung, wie sie beim ST vorhanden ist.

Solche technischen Daten können vor dem Kauf eines Monitors eine gute Richtlinie sein. Es sollte aber auf jeden Fall ein optischer Vergleichstest, auch mit sehr teuren Monitoren gemacht werden.


Bild 2: Textbeispiel bei mittlerer Auflösung

Der THOMSON RGB-Farbmonitor CM 36382 AR

Oder auch schlicht „THOMSON for ATARI“ genannt, ist der erste Farbmonitor der von ATARI für die ST-Serie geliefert wird. Der Monitor ist mit der Europa-Normbuchse, der sogenannten SCART-Buchse, ausgestattet. Er wird komplett mit einem zwei Meter langen Anschußkabel geliefert. Dabei fällt positiv auf, daß der Monitorstecker für den ST eine Verriegelung besitzt, so daß er nicht ungewollt herausrutschen kann. Im Betrieb zeigt er sich zuverlässig und bedienerfreundlich, da sämtliche Einstellregler auf der Frontseite untergebracht sind. Allerdings sind nur die wichtigsten Regler, nämlich für Kontrast, Helligkeit und Lautstärke mit „Knöpfen“ bestückt, alle anderen, für vertikale Synchronisation, Bildhöhe und Farbsättigung, können nur unter Zuhilfenahme eines Schraubendrehers verstellt werden. Die Farbwiedergabe ist kräftig und brillant. Die Bildverzerrungen sind auch im Randbereich als sehr gut einzustufen. Allerdings ist ein „Pumpen“ des Bildes bei schnellem Bildwechsel festzustellen, d. h. die Bildgröße schwankt mit der Helligkeit des dargestellten Bildes. Die beiden Bildschirmfotos (leider sind z. Z. noch keine Farbfotos möglich) zeigen die Qualität des Monitors bei niedriger und mittlerer Auflösung. Angenehm ist, daß die Bildröhre ent-spiegelt ist. Die Standfestigkeit des Monitors könnte etwas besser sein, bei leicht schiefer Standfläche kippt der Monitor nach vorne über. Das Gerät kostet mit Anschlußkabel 1398,- DM. Dieser Preis erscheint uns etwas zu hoch. Zum Schluß noch ein paar technische Daten des Monitors.


Bild 3: Der gleiche Text bei niedriger Auflösung

Technische Daten: THOMSON CM 36382 AR

Farbbildröhre: 36 cm diagonal; entspiegelt
Pixelabstand: 0,38 mm
Videobandbreite: 12 MHz (RGB)
Auflösung: 640 x 240 Punkte; mittlere Auflösung
Horizontale- (Zeilen-)Frequenz: 15,625 KHz
Vertikale- (Raster-)Frequenz: 50 Hz
Eingangssignal: RGB / 75 Ohm
Audio-Ausgang (Ton): 0,85 Watt (max.)
Netzspannung: 220-240 Volt / 50 Hz
Leistungsaufnahme: 54 Watt
Gehäuseabmessung: 37 x 38 x 35 cm (B x T x H)
Gewicht: 9,5 kg



Aus: ST-Computer 03 / 1986, Seite 20

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