Mal- und Zeichenprogramme im Vergleich


Bedingt durch die gute Auflösung des ATARI ST erfreuen sich Mal- und Zeichenprogramme wachsender Beliebtheit. Dies läßt natürlich auch die Softwarehersteller nicht untätig bleiben. Immer neue Programme erscheinen auf dem Markt und versuchen, die Gunst der Käufer zu erhalten. Es ist deshalb an der Zeit, einen Überblick über diese Programme zu geben, um den späteren Anwender vor Überraschungen zu bewahren und um ihm die Möglichkeiten, die sie auszeichnen, aufzuzeigen.

NEOchrome

Anmerkung: da zu NEOchrome meist keine Anleitung mitgegeben wird, werden hier einige wichtige Befehle erklärt:

Vom Gesamtbild ist bei NEOchrome meist nur eine Hälfte zu sehen. Der Rest des Bildes läßt sich nach Anklicken der Hand, bei gedrückter rechter Maustaste, verschieben. Alternativ dazu läßt sich das ganze Bild durch Drücken von 'PULL SCRt EN’ oder der ESC-l aste darstellen. Ins Menü gelangt man wieder mit ESC.

Das Einstellen der Farben ist besonders komfortabel geworden. Man kann entweder die Zahlen für den Rot/Grün/ Blauanteil anklicken oder sich die Farbe aus dem Farbfeld (kann auch mit der Hand verschoben werden!) direkt heraussuchen. Durch Doppelklicken auf der Parkfläche wird sie dann an die markierte Stelle in den Farbbalken übernommen.

Wenn man mit dem Zeiger auf dem Diskettensymbol steht, gelangt man mit der rechten Maustaste in das Lademenü. Beim Drücken der linken Taste erscheint das Speichermenü in dem auch die Option zum Verlassen des Programms zu finden ist.

Die interessanteste Fähigkeit von NEOchrome ist, daß man den Farbbalken verschieben kann. Dazu klickt man den gewünschten Richtungspfeil (siehe Bild 1) mit der linken Taste an. Die Farben verschieben sich nun um une Position in der gewünschten Richtung. Auf diese Weise verändern sich synchron auch die Farben des Bildes. Man kann dadurch schöne Verfremdungseffekte erreichen.

Noch besser wird das Ganze, wenn die Pfeiltaste mit der rechten Maustaste angewählt wird! Nun laufen die Farben des Balkens kontinuierlich weiter und bleiben erst nach Drücken des entgegengesetzten Pfeils stehen. Damit lassen sich bedingt Bewegungseffekte erzielen. Auf diese Weise wurde zum Beispiel der bekannte 'Wasserfall’ erstellt.

Bei diesem Demobild bewegt sich nur ein Teil der Farben. Der Verschiebebereich wird durch die Farbfelder bestimmt, die eine Pfeilform haben (siehe Bild 2). Durch Anklicken kann man sie, bei gedrückter rechter Maustaste, beliebig verschieben.

Dies ist dann wichtig, wenn man die Bewegungen nicht auf das ganze Bild übertragen, also nur bestimmte Teile bewegen will. Natürlich kann man die ’Farbspielereien’ auch für Werbezwecke, z. B. in Schaufenstern, benutzen.

Das erste Programm, das besprochen wird, ist das Malprogramm NEOchrome. Sein größter Pluspunkt ist, daß es frei kopierbar ist (siehe Publik-Domain-Service der ST-Redaktion). Dies gilt zumindest für die Versionen, die nicht die Fähigkeiten zur Animation haben (bis Version 0.6a). Bei der Version 0.6a sind zwar schon die Symbole vorehanden, die auf Animation hindeuten (Filmkamera), aber es funktioniert , noch nichts dergleichen.

Auffällig bei NEOchrome ist der zweigeteilte Bildschirm. In der oberen Hälfte befindet sich ein Teil des Bildes, darunter ein Farbbalken mit den 16 verwendbaren Farben. Außerdem ist im unteren Teil noch das Menü mit den Malutensilien und ein Feld mit dem Farben Spektrum. Wenn der Mauspfeil in der oberen Bildschirmhälfte ist, zeigt dieses Feld die Vergrößerung der Pfeilumgebung. Dies ist eine sehr praktische Einrichtung, die das Arbeiten sehr erleichtert. Wie auch bei den anderen Programmen kann man malen, Linien ziehen, Text schreiben, farbig ausfüllen, löschen und Ausschnitte kopieren.

Einige wichtige Optionen fehlen jedoch, so stehen zum Beispiel keine Füllmuster zur Verfügung. Das Einbringen von Schattierungen in Bilder ist deshalb nur schwer zu bewerkstelligen.

Weder kann ein neuer Zeichensatz nachgeladen werden, noch läßt sich der bestehende verändern.

Befehle wie ’Circle’ und ’Box’ zum Zeichnen von Kreisen, Ellipsen und Rechtecken fehlen völlig. Dafür gibt es einige bemerkenswerte Extras (siehe auch nebenstehenden Bericht), die das Programm für manche Anwendungen (z. B. Werbung) sehr interessant machen.

Zu diesen Extras zahlt die Möglichkeit, den Farbbalken mit den 16 darstellbaren Zeichen nach links oder rechts zu verschieben. Dadurch verschieben sich alle Farben des Bildes. Man erhält so ein völlig anderes Bild. Zusätzlich kann man den Farbbalken auch zyklisch durchlaufen lassen. Die dabei entstehenden Bewegungseffekte wurden z. B. bei dem bekannten Wasserfall eingesetzt.

Eine der nützlichsten Funktionen ist die Rücknahme des letzten Zeichenbefehls durch Drücken der UNDO-Taste. So kann z. B. ein durch den FIFF-Befehl verdorbenes Bild wieder gerettet werden. Es wird jedoch nur das rückgängig gemacht, was nach dem letzten 'Klicken’ ausgeführt wurde.

Da bei NEOchrome doch einiges an Möglichkeiten fehlt, muß man es als reines Malprogramm bezeichnen, zumal es auch nur in der niedrigsten Auflösung arbeitet (320x200 Bildpunkte). Der Benutzer wird vom Programm nicht immer unterstützt und muß vieles umständlich bewerkstelligen. Die bestehenden Bewegungseffekte und die angekündigten Animationsfähigkeiten (der fliegende Adler dürfte wohl jedem bekannt sein) machen das Programm jedoch sehr interessant. Vielleicht werden die - sonst nur minimalen - Möglichkeiten noch erweitert.


DEGAS

Degas ist ein sehr interessantes Mal- und Zeichenprogramm. Es arbeitet in allen Auflösungsstufen des ST mit der entsprechenden Anzahl von Farben. Wenn Degas auch nicht alle Möglichkeiten eines Zeichenprogramms bietet, wie zum Beispiel das nachfolgende EASY-DRAW, so liegt sein großer Vorteil in der einfachen Bedienbarkeit. Man muß nicht lange in der Anleitung herumblättern, um die Funktionen zu verstehen, sondern kann gleich mit dem Malen oder auch Zeichnen beginnen.

Die Optionen werden aus dem Einschaltmenü (siehe Bild) ausgewählt. Dann wird mit der rechten Maustaste zur Malfläche umgeschaltet.

Zum Malen steht eine Palette von 16 verschiedenen Pinselformen zur Verfügung. Linien, Kreise, Elypsen und Rechtecke stehen als Grundformen zur Verfügung und können mit der Maus gestreckt und verschoben werden, bis sie die richtige Form und Lage haben. Erst dann werden sie endgültig auf das Bild übertragen.

Besonders gut funktioniert das Malen mit dem K-LINE-Befehl. Dieser funktioniert wie der LINE-Befehl, doch wird am Endpunkt der Linie eine neue angefangen. Auf diese Weise lassen sich beliebige Formen zielsicher und einfach zeichnen.


Genaues Malen ist aber auch mit dem Befehle ’SLOW DRAW’ möglich, der die Bewegung des Mauszeigers verlangsamt und die Bewegungsfläche der Maus stark vergrößert.

Zusätzlich gibt es noch die Möglichkeit, einen etwa zwei Quadratzentimeter großen Ausschnitt auf den gesamten Bildschirm zu vergrößern. So kann auch die kleinste Feinheit gezeichnet werden.

Wie auch bei NEOchrome gibt es den wichtigen Befehl UNDO. Damit kann ein mißratener Zeichenbefehl rückgängig gemacht und so das Bild gerettet werden.

DEGAS läßt dem Benutzer viel Spielraum, um das Programm den eigenen Bedürfnissen anzupassen. So können eigene Füll-, Pinsel- oder Linienmuster entworfen und gespeichert werden. Auch die Wirkung der 'Sprühdose’, die sehr schöne Effekte entstehen läßt, kann komfortabel geändert werden. Das gleiche gilt auch für die Option SHA-DOW, die leider nur in den Farbmodi erreichbar ist. Beim Schatten können Richtung, Entfernung und die Farbe bestimmt werden.

Zum Zeichnen von symmetrischen Figuren ist der ’Spiegeleffekt’ geeignet. Damit kann senkrecht, waagrecht, diagonal oder auf allen Achsen ein Spiegel eingesetzt werden. Zeichnet man dann eine Figur, so erscheint sie spiegelverkehrt auch auf der anderen Seite der Achse.

Die verfügbaren Farben können aus einer Palette von über 500 verschiedenen Farben herausgesucht werden. Ein Andern ist jederzeit möglich und geschieht, wie im Kontrollfeld des Desktops, mit Schiebereglern. Ein paar 'Schönheitsfehler’ hat DEGAS jedoch auch; so steht nur eine Bildschirmseite zum Zeichnen zur Verfügung. Dadurch ist es nicht möglich, Teile aus anderen Bildern zu übernehmen. Da DEGAS nicht objektbezogen arbeitet (siehe Bericht über EASY-DRAW), können nur rechteckige Bildbereiche verschoben werden und nicht bestimmte Objekte. Das heißt, daß beim Verschieben eines Objektes immer die quadratische Umgebung mitverschoben wird. Leider gibt es auch nicht die Möglichkeit, bestimmte Objekte zu drehen oder nachträglich deren Form zu ändern. DEGAS eignet sich neben dem Zeichnen von Bildern auch zum Erstellen von Grafiken (Kuchen, Balkendiagramme), Schaubildern und elektrischen Schaltungen, beispielsweise PIN-Belegungen von Schnittstellen und einfache Schaltpläne. Der Fantasie sind hierbei keinerlei Schranken gesetzt.

Die Anwendungsgebiete reichen sogar bis hin zur professionellen Comiczeichnung. Die nebenliegende Bildersequenz zeigt die Entstehung eines Bildes aus einem Comicalbum, das komplett mit DEGAS angefertigt wird - eine interessante Anregung für den Umgang mit Füllmuster, Radiergummi und Sprühdose.

Für Interessenten: das Comic wird im Spätsommer unter dem Namen 'Das Robot Imperium’ erscheinen. Bei Fertigstellung werden wir Sie davon unterrichten.


Auf der Diskette sind außer dem Zeichenprogramm noch einige sehr nützliche Programme enthalten. Dazu gehört ein komfortabler Zeichensatzeditor (siehe Bild). Das zu bearbeitende Zeichen wird dabei vergrößert dargestellt und kann gedreht, invertiert, gespiegelt und verschoben werden.

Eine Bildershow läßt sich mit dem Programm SHOWPIC ablaufen. Dazu kann die Anzeigedauer eingestellt und ein Bild angehalten werden.

Sehr schön ist auch der Konverter, mit dem Bilder, die mit dem Malprogramm NEOchrome erstellt wurden, in das DEGAS-Format übernehmen kann. Die so übernommenen Bilder können mit DEGAS bearbeitet und in die Bildershow eingefügt werden.


DEGAS wird mit einem etwa 50seitigen Anleitungsbuch ausgeliefert. Dort findet man auch Hinweise auf das Format der DEGAS-Bilder und den Zeichensatz, außerdem Hinweise für die Erstellung von individuellen Druckertreibern (ein Treiber für EPSON-Drucker ist vorhanden) in Maschinensprache. Die Diskette ist auf der letzten Seite in einer Tasche beigelegt. DEGAS kostet zur Zeit 169 DM. Dieser Preis ist durchaus gerechtfertigt, doch könnten noch ein paar Bilder dabei sein, die dem Benutzer die Möglichkeiten des Programms vorführen und so die Kreativität anregen. Vertrieben wird das Programm in Deutschland von BERTELSMANN (ARIOLA SOFT).

EASY-DRAW

Um es deutlich herauszustellen: EASY-DRAW ist kein Zeichenprogramm im herkömmlichen Sinne. Die Fähigkeiten dieses Programmes liegen hauptsächlich in den Bereichen Design, Geschäftsgrafik und Konstruktion.


DRAW und PAINT

DRAW und PAINT, zwei Begriffe, die auf den ersten Blick eine ähnliche Bedeutung haben. Es handelt sich im Gegenteil aber um zwei Programmtypen, die sich stark voneinander unterscheiden. PAINT-Programme dienen hauptsächlich zum Erstellen von Bildern, sozusagen als Ersatz von Papier, Malstift und Radiergummi. Zwei typische Vertreter dieser Kategorie sind 'DEGAS’ und NEOchrome’. Die DRAW-Programme, vertreten durch EASY-DRAW, besitzen eine völlig anders aufgebaute Struktur und sind somit auch für einen anderen Anwendungsbereich vorgesehen.

Während bei PAINT-Programmen jeder gemalte Strich, jede geometrische Figur oder jeder Text ein Bestandteil des Gesamtbildes ist, wird bei EASY-DRAW jedes gezeichnete Objekt einzeln gespeichert. Ein solches Objekt kann im Nachhinein verändert werden, ohne den Rest des Bildes zu beeinflussen. Falls eine Figur zu groß geraten ist, kann man sie nachträglich verkleinern, bis sie den Proportionen des Gesamtbildes entspricht. Ebenso kann man die Größenänderung nur auf eine Achsenrichtung beschränken, wodurch die exakte Dimensionierung bestimmter Teile keinerlei Probleme bereitet. Ein kastenförmiges Auto läßt sich somit sofort in einen rasanten Sportwagen umformen. Obwohl das eher spielerisch klingen mag, ist es eine durchaus sinnvolle Anwendung dieses Programmes. Mit seinen Fähigkeiten ist EASY-DRAW für das Anfertigen von Konstruktionszeichnungen bestens geeignet. Es verfügt über alle geometrischen Grundfiguren, Elilfslinien, Bemaßungspfeile und Schraffuren, die dafür nötig sind. Ein weiteres, wenn nicht sogar eines der wichtigsten, Merkmale dieser Objekte ist die Möglichkeit, sie zu drehen und zu überlagern. So kann man mehrere Objekte übereinander plazieren, ohne daß sie sich gegenseitig löschen, was an einem einfachen Beispiel sichtbar wird. Das hinter zwei Kreisen verborgene Rechteck kann durch einen Menüpunkt in der Desktopleiste in den Vordergrund gebracht werden. Diese Möglichkeit bietet die Grundlage für mehrschichtige Zeichnungen, beispielsweise den Aufbau eines Autos. Nach Fertigstellung des Fahrgestells werden die Innenteile gezeichnet und plaziert, wobei die ZOOM-Funktion die Detailzeichnung unterstützt. Anschließend setzt man das Dach und die Motorhaube ein. Die Innenteile sind somit vorerst verborgen, man kann sie aber entweder im Transparentmodus oder durch transferieren der Karosserieteile in den Hintergrund wieder sichtbar machen. Ein weiterer Effekt, der auf der Objektstruktur beruht, ist die Verschiebe- und Kopiereinrichtung. Zwar beherrscht auch jedes Malprogramm eine Funktion mit diesen Bezeichnungen, doch besteht hier ein gewaltiger Unterschied. Bei Malprogrammen kann dabei lediglich ein rechteckiger Kasten definiert werden, wobei die Einkreisung eines bestimmten Bereiches meistens nicht möglich ist, ohne ein Nachbarobjekt mit einzuschließen. EASY-DRAW hingegen kann dadurch, daß es jedes Objekt getrennt bearbeitet, dieses - ohne die benachbarten Bereiche zu beeinflussen - markieren und verschieben.


Objektgruppen

Eine bestimmte Menge von Objekten kann zu einer Gruppe vereint und so als ein Objekt weiterverarbeitet werden. Will man, um beim Beispiel mit dem Auto zu bleiben, das gesamte Auto vergrößern, dann verändern sich die darin enthaltenen Einzelteile proportional dazu. Zum Bearbeiten der Einzelteile kann dieser Objektverband wieder aufgelöst werden.

Zwei Bildschirme

Durch die gleichzeitige Verarbeitung von zwei Bildschirmen können sehr einfach Objekte zwischen diesen Bildern ausgetauscht werden. Somit besteht z. B. die Möglichkeit zur Erstellung von Bauteilbibliotheken zur Entnahme wichtiger, mehrfach benutzter Teile.

ZOOM

Wie der Name schon verrät, kann EASY-DRAW einen beliebigen Bildschirmausschnitt vergrößern. Das charakteristische hierbei ist, daß, im Gegensatz zu Malprogrammen, der gewählte Ausschnitt nichts an Feinheiten

verliert. Dies ist eine interessante Fähigkeit, die es ermöglicht, ein Bild mit vielen Feinheiten zu versehen, man stelle sich hierzu das eben erwähnte Beispiel des Autos vor, welches bei der Totalen eine winzige Zündkerze zeigt. Bei der Vergrößerung des Motors wird die Zündkerze dann mit allen Details dargestellt. Nebenbei — die Fähigkeit des Vergrößerns ohne Detailverlust ist auch ein entscheidender Punkt bei professionellen Landschaftssimulatoren, die bei Näherung an ein Objekt dieses noch exakt, ähnlich wie in Wirklichkeit, abbilden.


Format

EASY-DRAW verfügt über mehrere Standarddruckformate, die die Ausgabegröße des Bildes auf dem Drucker beeinflussen. So kann man das Bild sowohl horizontal als auch vertikal ausdrucken, um das volle Bildformat auszunutzen. Dies übernimmt der eigene Druckertreiber des Programmes.

Grundfiguren

EASY-DRAW benutzt alle vom Rechner zur Verfügung gestellten grafischen Grundlagen des GEM’s: Kreis, Ellipse sowie deren Ausschnitte, Rechteck mit und ohne abgerundete Ecken, Linien und Polygone.

Auch die Möglichkeit zum freien Zeichnen wurde nicht vergessen, sie ist allerdings etwas komplizierter zu handhaben als bei den Malprogrammen.

Als Füllmuster der entsprechenden Figuren stehen sämtliche bekannten Muster und die Möglichkeit zur Definition eines eigenen Musters zur Verfügung. Die gezeichneten Figuren können zusätzlich mit Schattierungen versehen werden, was einen gewissen räumlichen Effekt bewirkt. Die Linienform (Pfeil, rund oder eckig) und -Stärke sind, wie sämtliche anderen Funktionen, durch die Menüleiste anzuwählen und somit leicht bedienbar. Sämtliche Figuren können auch noch nachträglich mit anderen Füllmustern versehen werden.


Schriftarten

EASY-DRAW bietet vier verschiedene Schriftgrößen. Diese können jeweils in fünf Arten (Kursiv, Fett, Light, Outlined, Unterstrichen) ausgegeben werden, wobei alle Kombinationsmöglichkeiten bestehen. Text wird wie ein Objekt verarbeitet, d. h. er kann nachträglich umgestaltet sowie in Form und Farbe verändert werden.

Anwendungsbereiche

Das Programm ist sicherlich für fast alle Bereiche, angefangen bei der kommerziellen Anwendung bis hinein in den Hobbybereich, geeignet. Architekten bietet es beispielsweise eine Hilfe beim Entwerfen von Fassaden, Räumen und Querschnitten durch einzelne Stockwerke. Auch für technische Zeichnungen und elektronische Schaltpläne ist dieses Programm durchaus einsetzbar. Durch die vorhandenen Grundsymbole eignet es sich auch für Buisenessgrafiken (z. B. Kuchen- oder Balkendiagramme).

Exakte Zeichnungen werden durch die Bemaßungsschienen (in INCHES) und die daraus resultierenden Hilfslinien unterstützt, die auch schrittweises Verschieben bzw. horizontale/vertikale Ausrichtung von Objekten ermöglichen.

Auflösungsstufen

Das Programm arbeitet momentan nur in mittlerer und hoher Auflösungsstufe. Die niedrige Stufe ist zwar vorgesehen, aber noch nicht betriebsfertig. Grundsätzlich ist dies auch kein Nachteil, da ein solches Programm durch die niedrige Auflösung seine Detailvielfalt verlieren würde und schlichtweg seinen Sinn verfehlte.

Durch die objektorientierte Arbeitsweise von EASY-DRAW ist es möglich, die erstellten Bilder in allen Auflösungsstufen zu verwenden. Dabei ändert sich nur die eventuell vorhandene Farbinformation. Diese Option ist z. B. dann sinnvoll, wenn man Zeichnungen, die man in der hohen Auflösung erstellt hat, nachkolorieren will.

Ausgabegeräte

EASY-DRAW ist für mehrere Ausgabegeräte ausgelegt, Drucker, Plotter oder sogar für eine Kamera zum Erzeugen von Bildschirmfotos. Für das wohl meist genutzte Ausgabegerät, den Drucker, existiert ein eigener Druckertreiber. Der Sinn und Zweck eines Druckertreibers ist die volle Ausnutzung der Druckerauflösung, die grundsätzlich höher als die des Bildschirmes ist. Dadurch werden Feinheiten sichtbar, die bei einer normalen Hardcopy verloren gehen. Dazu sei erwähnt, daß auch der Text bei dem Ausdruck nicht direkt aus dem Bild entnommen, sondern — genau wie bei anderen Figuren - neu berechnet wird, um eine besser lesbare Schrift zu erzeugen. Ähnlich einem NLQ-Drucker druckt EASY-DRAW zweimal pro Spalte. Für schnelle Ausdrucke und gezoomte Bereiche steht weiterhin die eingebaute Hardcopy zur Verfügung. Ein Manko ist die Anzahl der Druckertreiber, die sich momentan auf EPSON-Drucker beschränkt. Die größte Druckergruppe wird zwar dadurch abgedeckt, jedoch wäre auch die Möglichkeit, andere Typen anzupassen, erfreulich. Da es sich bei der uns zur Verfügung stehenden Version aber sicher nicht um die letzte handelt, kann dies ja noch geändert werden. Für die Verwendung des dritten Ausgabegerätes, einer speziellen Kamera, sind viele Einstellmöglichkeiten vorhanden; so können die Filmsorte und die Belichtung bestimmt werden. Für Farbfotographie ist die dazu notwendige Regulierung sämtlicher Farbwerte sehr einfach vorzunehmen.

Konfiguration

Da das Programm sehr viel Speicherplatz benötigt, ist es nur mit Rechnern lauffähig, die ein Megabyte Speicher zur Verfügung haben, oder mit 512k-Rechnern, die das TOS in ROM-Version eingebaut haben, wobei die Anzahl der verwendbaren Grafikobjekte zum verbleibenden Speicher abhängig ist.

Die uns zur Verfügung stehende Version (1.02) ist für amerikanisches TOS ausgelegt. Zur Anpassung auf das deutsche TOS sind die dazu notwendigen Files jedoch beigefügt, so daß dadurch keine Probleme auftreten. Diese werden auf eine TOS Diskette überspielt und nehmen die Anpassung beim Booten vor.


Dokumentation

Zu den zwei Programmdisketten, die viele Beispiele enthalten, wird ein Handbuch mit ca. 100seitigem Handbuch geliefert. Sie ist leicht verständlich geschrieben, könnte aber, auch in Bezug auf den Preis des Programmes (448,- DM) einige Beispiele mehr und besonders mehr Auskünfte zu den ansprechbaren Peripheriegeräten enthalten. Das Programm, das auffallende Ähnlichkeiten mit GEM-Draw aufweist, macht einen ausgereiften und soliden Eindruck. Die Handhabung ist durch die ausgiebige Nutzung des GEM’s einfach und nach kurzer Zeit überschaubar. Trotz des sehr unterschiedlichen Aufbaus, im Vergleich zu Malprogrammen, wäre bei einigen Funktionen, eventuell als Option, eine Erweiterung wünschenswert (Fill-Funktion, Freies Zeichnen), nicht zuletzt, um auch diese Anwendergruppe an sich zu ziehen. Der Preis dürfte, zumindest für den Hobbyanwender, einen ziemlich großen Brocken darstellen. Davon abgesehen ist dieses Programm empfehlenswert und eine Bereicherung des ST-Softwareangebotes in dieser Kategorie.

(MN & HS)



Aus: ST-Computer 05 / 1986, Seite 37

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