DFÜ mit Komfort

Auch im Bereich der Kommunikationssoftware lassen sich die gleichen Trends erkennen, die auch allgemein im ST-Softwaremarkt bestehen. Immer umfangreicher (teilweise unübersichtlich) wird das Angebot, immer mehr Programme benehmen sich „GEM-like“.

Auch DFÜ kann man nun mit der Maus betreiben. Von RDS und dem Ingenieurbüro Zoschke werden Terminal-Emulationsprogramme angeboten, die komplett mit der Maus bedient werden können (Schreiben von Text mal ausgenommen).

Wozu noch ein Emulator?

Der Unerfahrene wird sich vielleicht fragen: „Wozu ein Programm zur Terminal-Emulation? Wir haben doch schon einen VT 52 Emulator als Acce-sory.“ Stimmt nur teilweise. Schon Anfänger im „mailboxen“ haben sehr bald den Wunsch, ankommenden Text dauerhaft zu speichern oder Dateien direkt per Koppler „abzuschicken“. Weitere Einsatzmöglichkeiten können natürlich im Koppeln von Rechnern liegen. Wenn Sie Ihren alten Rechner per V24-Kabel mit dem ATARI ST verbinden, lassen sich zumindest Programmquelltexte problemlos übertragen. Voraussetzung hierfür ist allerdings das Benutzen eines komfortablen Terminalprogrammes, denn mit dem VT 52 Emulator aus dem Desktop werden lediglich die Zeichen auf dem Bildschirm angezeigt, deren Codes über die V24-Schnittstelle ankamen, beziehungsweise wird über die Schnittstelle gesendet, was per Taste eingegeben wurde.

Welches Programm wählen?

Die wichtigsten Funktionen für ein taugliches Terminalprogramm stehen nun also fest. Beim Erproben der beiden hier beschriebenen Programme stellte sich heraus, daß Unterschiede nur in Details der Bedienung und in zusätzlichen Funktionen bestehen. Zunächst eine Auflistung der einzelnen Funktionen in beiden Programmen:

Details der Bedienung

Datei senden: Mit der üblichen Methode kann der Programmnutzer aus einem angezeigten Inhaltsverzeichnis die zu sendende Datei auswählen. VT 100 Terminal bietet noch die Möglichkeit, Verzögerungen nach jedem Zeichen und nach einem Zeilenvorschub einzufügen. Die Verzögerungszeiten sind einstellbar. Beim Senden von Dateien an Mailboxen ist diese Funktion einigermaßen wichtig. Immer wieder kann man in Pinboards diverser Mailboxen Texte bewundern, die an jedem Zeilenanfang verstümmelt sind. Da war dann der sendende Computer schneller, als der Mailboxrechner die Zeilen verarbeiten konnte.

Datei speichern: Hier kann man in VT 100 das Speichern einschalten, anschließend wird nach dem Dateinamen gefragt, und der ATARI schreibt alles, was kommt, munter mit (auf Disk). S-TERM hat einen Puffer, in dem alle einkommenden Zeichen abgelegt werden. Den Inhalt dieses Puffers kann man per Befehl auf die Disk schreiben.

Empfangenen Text drucken: Bei VT100 wird sozusagen parallel, d. h. während des Empfanges (bei Bedarf) mitgedruckt. Bei S-TERM kann ähnlich wie beim Speichern auf Diskette, der Inhalt des Puffers im OFFLine-Modus gedruckt werden.

Funktionstasten: VT 100 lädt bei jedem Programmstart eine Datei, in der die Texte der zehn Funktionstasten abgelegt sind. Durch das Drücken einer Funktionstaste wird das Senden eines bis zu 32 Zeichen langen Textes ausgelöst. Die Belegung der Funktionstasten kann im VT 100 editiert und auf Dauer gesichert werden. Die Funktionstasten wirken in S-TERM etwas anders. Nach Drücken einer Funktionstaste wird eine Datei gesendet. Analog zur betätigten Taste wird der Text einer Diskettendatei gesendet (Dateinamen Fl bis F10). Dadurch ist die Textlänge zwar nicht begrenzt, aber immer ein Diskettenzugriff notwendig, und ein schnelles Belegen der Funktionstasten mit Texten ist nicht möglich. Die Texte können nur außerhalb des Terminalprogramms mit einem Editor erstellt werden.

Funktion VT 100 S-TERM
Datei senden ja ja
Empfangenen Text auf Disk sichern ja ja
Empfangenen Text drucken ja ja
Funktionstasten benutzen ja ja
Lokales Echo einschaltbar ja ja
Automatische Linefceds ja ja
Codewandeln für Umlaute ja ja
Automatischer Zeilenumbruch ja nein
Softscrollen ja nein
Verschiedene Zeichengrößen ja nein
Eingestellte Parameter sichern ja ja
Funktionen ändern im Onlinemodus ja nein

Lokales Echo: Das lokale Echo bewirkt, daß per Taste gegebene Zeichen sofort auch am Bildschirm angezeigt werden. Der Normalfall ist jedoch, daß ein Echo von der „Gegenstation“ kommt. Im VT 100 kann der Bediener auch im Online-Modus auf lokales Echo umschalten.

Automatische Linefeeds: Manche Rechner benutzen intern nur ein Zeichen (CR), andere zwei (CR,LF) zur Zeilentrennung. Mit dieser Funktion kann nach jedem CR ein LF eingefügt werden.

Umlautcodes wandeln: Praktisch alle Computer der „Vor-IBM-Ära“ benutzten den standardisierten “ASCII“-Code.' Dieser Standard kommt aus USA und kennt keine deutschen Umlaute. Deshalb wurden einige ungebräuchliche Zeichen hierzulande durch die für Texte notwendigen Umlaute ersetzt (eckige Klammern etc.). Dadurch sind diese Zeichen des original ASCII-Codes nicht mehr verfügbar. Wohl, weil für einige Programmiersprachen eckige und geschweifte Klammern notwendig sind, und weil IBM in der Lage ist, neue Standards zu setzen, benutzt IBM für länderspezifische Zeichen bisher nicht belegte Codes jenseits von 127 (dezimal). Mit der Funktion „Umlautcodes wandeln“ ist es möglich, beim Senden und Empfangen ein Umsetzen von ASCII - nach IBM - Code und und zurück einzuschalten.

Automatischer Zeilenumbruch: VT 100 kann, wenn diese Funktion eingeschaltet ist, eine beim Empfang verlorengegangene „CR LF“-Sequenz bei Erreichen der letzten Bildschirmspalte einfügen.

Softscrollen: Professionelle Terminals können oftmals den Bildschirminhalt völlig gleichmäßig nach oben schieben, um Platz für eine neue Zeile zu schaffen. Der Versuch, das Gleiche im Programm VT 100 zu verwirklichen, ist gründlich mißlungen. Flimmernd und wackelnd bewegt sich der Bildschirminhalt in feineren Stufen als sonst nach oben. In einem anderen Terminalprogramm (PC Intercom) ist diese Funktion wesentlich besser verwirklicht worden.

Pulldown-Menüs VT 100

Verschiedene Zeichengrößen: Im VT 100 kann man die Zeichengröße der Bildschirmdarstellung in drei Stufen wählen. Von der normalen Darstellung bis zu 68 Zeilen a 106 Zeichen reicht die Spanne der Möglichkeiten.

Parameter sichern: Mit dieser Funktion kann man die eingestellten Parameter (Echo, Umlaute, etc.) auf der Diskette sichern. Das bedeutet, daß beim nächsten Start des Programms die gleichen Bedingungen bestehen wie beim letzten Ausführen der Funktion „Parameter sichern“.

Funktionen per Taste: Der Programmierer von VT 100 ist offenbar mit mir einer Meinung, daß der Griff zur Maus lästig sein kann, wenn man ein Programm benutzt, das meistens per Tastatur bedient wird. In einem Editor sind die Verhältnisse ähnlich, aber zum Positionieren des Cursors und zum Markieren von Blöcken kann man die Maus gut gebrauchen. Bei der Benutzung eines Terminalprogramms kann ich keine Vorteile durch die Maus erkennen. VT 100 bietet die Möglichkeit, alternativ Befehle durch Drücken von Alternate und einer anderen Taste auszulösen. Ein Menü der möglichen Befehle im Online-Modus erhält man mit der Help-Taste.

Zum Schluß noch ein paar Worte über die Handbücher. Hier gibt es einen ganz klaren Sieger - S-TERM. Alle Funktionen des Programms werden extrem ausführlich erklärt, und auch mit dem Herstellen der Verbindung vom ATARI zum Modem oder vom ATARI zu einem anderen Computer wird man nicht alleingelassen. Das Handbuch zu VT 100 ist wesentlich knapper gehalten. Es geht nur auf die Funktionen des Programms ein, und auf der letzten Seite werden die Befehle einer früheren Version beschrieben, die in der aktuellen Version nicht mehr gelten.

Als weiteres (wichtiges?) Detail zur Auswahl — die Preise:

VT 100 TERMINAL DM 248,-
S-TERM DM 149,-

Pulldown-Menüs S-TERM

Peter Gebhart
Aus: ST-Computer 06 / 1986, Seite 38

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