Steinberg Twentyfour

Nach langer Wartezeit ist vor zwei Monaten endlich ein wirklich professionelles Midi-Sequencerprogramm auf dem Markt erschienen. Es kommt von der Hamburger Firma Steinberg Research, deren Produkte für den C64 Keyboardern schon lange ein Begriff sind. Ob das Programm die hohen Erwartungen professioneller Musiker erfüllen kann, soll der folgende Test zeigen.

Den Nicht-Musikern unter den Lesern soll zuerst der Begriff Sequencer erläutert werden. Elektronische Musikinstrumente besitzen heute zumeist ein genormtes Computerinterface namens Midi (es wird an anderer Stelle in diesem Heft erläutert), über welches genaue Informationen zur Ansteuerung seiner Tonerzeugung gesendet und empfangen werden können. Diese Informationen können von einem Computer ähnlich wie akustische Ereignisse von einem Tonbandgerät aufgezeichnet und wiedergegeben, im Unterschied zu einem Tonbandgerät aber vielseitiger bearbeitet werden. Wohlgemerkt, der Computer zeichnet nicht die vom Instrument erzeugten Töne, sondern nur die Betätigung der Bedienungselemente auf, die zu ihrer Entstehung führt. Geräte, die musikalische Ereignisse auf diese Weise speichern, nennt man Sequencer.

Das Steinberg Twentyfour ist also ein Programm, das den ST in einen solchen Sequencer verwandelt. Wie der Name des Programms schon sagt, handelt es sich hierbei um einen Sequencer mit 24 Spuren, das heißt, man kann maximal 24 polyphone Spuren nacheinander aufnehmen und dann zusammen wieder abspielen.

Das Programm wird auf einer Diskette geliefert, zusammen mit einem 63-seitigen Handbuch und einer Anleitung im DIN-A4-Format. Außerdem ist im Lieferumfang ein kleines Hardware-Modul enthalten, das vor der Benutzung des Programms in den ROM-Port gesteckt werden muß: es handelt sich um den elektronischen Kopierschutz des Programms, ohne den überhaupt nichts läuft, und der eine beliebige Anzahl von Sicherheitskopien (die natürlich nur auf einem Rechner mit Modul laufen) ermöglicht. Dem Kopieren auf Festplatte, z. B. für den Bühnenbetrieb, steht also nichts im Wege. Für Anwender, die den ROM-Port für andere Zwecke benötigen, ist diese Art von Kopierschutz natürlich ärgerlich, aber Steinberg hat damit wohl die Konsequenz aus den schlechten Erfahrungen mit der ‘normal’ geschützten C64-Software gezogen. Man hätte das ROM-Modul allerdings ruhig ein wenig größer machen können; im jetzigen Format ist sowohl das Einsetzen wie (vor allem) das Entfernen des Moduls recht mühsam, und der ROM-Port ist ja nicht nur für Sequencer da...

Die Firma Steinberg bietet über ihren Vertrieb einen Update-Service, so daß die jeweils neueste Version für eine geringe Gebühr zur Verfügung steht. Die im Moment verkaufte ist bereits die zweite, die sich von der ursprünglichen neben einigen kleineren Veränderungen im Programm selbst vor allem dadurch unterscheidet, daß sie auch den Farbmonitor unterstützt, also auf allen Rechner-Setup’s der ST-Familie läuft. Selbst auf einem billigen, über Adapterkabel angeschlossenen, monochromen Monitor ist die Farbversion noch gut genug lesbar, so daß auch Besitzer des billigsten ST-Angebots dieses Programm benutzen können.

Bild 2: Die „Mainpage“ des Programms

Konzept des Programms

Der Sequencer ist so konzipiert, daß jeder, der ein Tonbandgerät benutzen kann und den Unterschied zwischen einer Midi- und einer Bandaufnahme begriffen hat, sofort und problemlos mit dem Programm arbeiten kann.

Nach dem Laden des Programms sieht man die wichtigsten ‘Bedienungselemente’ bereits vor sich, von denen aus sämtliche Grundfunktionen erreicht werden können (Bild 2).

In dem Feld rechts unten kann man Tasten erkennen, die denen eines Bandgerätes entsprechen: Tasten zum Vor-und Zurückspulen in zwei Geschwindigkeiten, eine Play-, Record- und eine Stop-Taste. Außerdem kann man ein Bandzählwerk erkennen.

In dem obersten Feld, direkt unter der Menüleiste befinden sich die ‘Kontrollampen’ für die 24 ‘Bandspuren’, mit denen angezeigt wird, welche Spuren benutzt, welche an- oder ausgeschaltet und welche auf Aufnahme geschaltet sind.

Das Feld links unten macht die Simulation eines großen Studio-Bandgerätes vollständig: es handelt sich hierbei um einen Autolocator, ein Gerät, mit dem bei einem Bandgerät vollautomatisch bestimmte Stellen des Bandes gefunden werden können, das bei Erreichen solcher vorprogrammierte Stellen automatisch auf Aufnahme schaltet, oder das bestimmte Teile einer Aufnahme immer wieder hintereinander abspielt. Alle diese Funktionen beinhaltet auch dieser Autolocator; er besitzt hierfür zwei Speicher, die mit ‘Left Locator’ und ‘Right Locator’ betitel sind.

Unterhalb des Autolocators und der ‘Laufwerks’-Tasten befinden sich noch 24 ‘VU-Meter’, Anzeigen, auf denen bei laufendem Band die gerade ausgegebenen Midi-Daten als bewegliche Balken angezeigt werden.

Das simulierte ‘Band’, auf das aufgenommen wird, besteht beim Twentyfour aus 999 Takten eines beliebigen Taktmaßes (das sich auch mitten im Stück beliebig oft ändern kann), die in einem (ebenfalls beliebig oft änderbaren) Tempo zwischen 40 und 240 Metronomschlägen aufgenommen oder wiedergegeben werden können. Diese 999 Takte können, je nach Speichergröße, mit bis zu 100 000 Midi-Events gefüllt werden, so daß Probleme wegen zu geringer Aufnahmezeit endgültig der Vergangenheit angehören dürften.

Das Aufnehmen selbst gestaltet sich nun äußerst einfach: aufzunehmende Spur anwählen, zur gewünschten Bandstelle spulen, mit der Maus die ‘Record’-Taste drücken - jetzt hören Sie zwei Takte Vorzähler vom eingebauten Metronom und können danach losspielen, der Twentyfour nimmt auf, bis Sie die Stoptaste drücken.

Bei der Bedienung des Programms sind Sie übrigens bei den allermeisten Funktionen nicht an die Maus gebunden; besonders alle für den Bühnenbetrieb notwendigen Funktionen lassen sich genauso auch über die Tastatur steuern, eine Möglichkeit, die Musiker, die viel auf engen Bühnen spielen, sicher zu schätzen wissen, denn nicht überall ist Platz für die Maus. Das Grundkonzept des Sequencers ist also die möglichst weitgehende Simulation der Arbeit mit einem Bandgerät. Mit der bisher beschriebenen Vorgehensweise kann der Musiker bereits ganze Stücke aufnehmen, genauso, wie er es früher auf seiner 8-, 16- oder 24-Spur Bandmaschine auch getan hat. Darüber hinaus bietet der Steinberg Twentyfour aber auch zahlreiche Funktionen, die weit über das, was eine Bandmaschine bietet, hinausgehen. Da bei einer Midi-Aufnahme keine Töne, sondern nur ihre Entstehungsinformation aufgezeichnet wird, kann man z. B. das Tempo der Wiedergabe beliebig gegenüber dem der Aufnahme verändern, ohne daß sich, wie bei einem Bandgerät, die Tonhöhe mitändert. Genauso kann eine aufgenommene Spur mit einem anderen Klang abgespielt werden als sie aufgenommen wurde. Andere Möglichkeiten sind ähnlich denen, die ein Textprogramm auf einem Computer einer Schreibmaschine voraus hat: es ist möglich, einzelne Teile des musikalischen ‘Textes’ beliebig zu kopieren, zu versetzen, auszuschneiden, ja sogar einzelne Noten können auf jede erdenkliche Weise manipuliert werden. Außerdem bietet das Programm die Möglichkeit, ‘persönliche’ Daten eines Synthesizers, also seine Klangprogramme, über Midi zu empfangen und auf Diskette abzuspeichern, was (meist) eine Zeit- und Geldersparnis gegenüber den von den Synthesizer-Herstellern vorgeschlagenen Speichermedien bedeutet.

Bild 3: „Mainpage“ mit „Trackinfo“

Solche Features erlauben es dem professionellen Musiker, eine Menge Geld zu sparen. Aufwendige Produktionen können zu Hause vorbereitet werden, also wird weniger der sehr teuren Studiozeit benötigt. Hobbymusikern eröffnen sich neue Welten, denn selbst semiprofessionelle Bandmaschinen sind sehr viel kostspieliger als ein Sequencer. Zusammen mit einigen elektronischen Instrumenten können so zu Hause Aufnahmen von überraschender Qualität entstehen.

Bevor nun all diese Features im einzelnen erläuten werden, zuerst noch eine Beschreibung der übrigen Bedienungselemente: oberhalb des Ailtolocators befindet sich ein Feld für allgemeine Kontroll-Einstellungen, so eine Art Sequencer-Kontrollfeld. Hier befinden sich Anzeigen für die globalen Werte von Tempo und Taktmaß sowie einige Schalter. Der oberste der drei kleinen Schalter dient zum An- und Ausschalten des Metronoms (Beep), der darunter erlaubt, das Tempo des Sequencers mit externen Taktquellen zu synchronisieren. Wiederum darunter befindet sich die Anzeige des verbleibenden Speicherplatzes. Rechts von der Speicheranzeige ist die Solo-Taste angebracht, die es erlaubt, einzelne Spuren einzeln abzuhören, also alle übrigen stummzuschalten. Der letzte Schalter schließlich betrifft den sogenannten Mastertrack, quasi eine 25. Spur, auf der nur Daten über Tempo und Taktmaß aufgezeichnet werden (siehe Bild 4). Mit dem Schalter kann dieser Mastertrack abgeschaltet werden, so daß die globalen Tempo- und Taktwerte Gültigkeit haben. Ansonsten gilt an jeder Stelle des Bandes der im Mastertrack angegebene Wert.

Klickt man eines der Zahlenfelder im obersten Anzeigefeld doppelt an, so wird das ganze Anzeigefeld überdeckt vom sogenannten Trackinfo (Bild 3). In diesem Trackinfo können für jeden Track sowie für jedes Pattern bestimmte Werte eingestellt werden, die die Ausgabe der aufgenommenen Daten verändern. Aber zuerst mal: was ist überhaupt ein Pattern? Benutzer von Grafik- und Malprogrammen werden unter dem Begriff Pattern kleinere Ausschnitte eines Bildes, zumeist bestimmte Füllmuster, verstehen. Die meisten älteren Sequencer-Programme, besonders für den C64, sind Pattern-orientiert. Das bedeutet, daß ein Musikstück bei der Aufnahme in eine Anzahl von einzelnen kleinen Teilen (Patterns) aufgeteilt wird, die dann in der gewünschten Reihenfolge aneinandergehängt werden. Diese Arbeitsweise hat, besonders in der Popmusik, ihre Vorteile. Hat zum Beispiel ein Stück die Form ‘Einleitung - Strophe - Refrain - Solo - Refrain - Strophe - Refrain’, muß der Refrain nur ein einziges Mal aufgenommen werden, weil er dann in der Kette von Pattern beliebig oft verwendet werden kann. Gleiches gilt für die Strophen. Dieses Verfahren ist einfach und schnell, hat jedoch bei komplizierten Stücken den Nachteil, daß alle Spuren im Pattern gleichzeitig beginnen und enden müssen und es nicht möglich

ist, Töne über Patterngrenzen hinaus zu halten. Man ist also in der musikalischen Konzeption doch recht stark eingeengt, sobald man über einfache Formschemen hinaus will, oder muß doch großen Aufwand betreiben, um diese Probleme zu umgehen. Beim Twentyfour sieht nun alles ganz anders aus. Jede Aufnahme auf irgendeiner Spur, unabhängig von ihrem Startoder Endpunkt oder ihrer Länge wird grundsätzlich als Pattern bezeichnet. Für jedes dieser Pattern, die innerhalb jeder Spur durchnummeriert werden, aber auch einen Namen erhalten dürfen, sind alle für einen Sequencer üblichen Parameter einstellbar, außerdem noch einige neuartige. Wie bereits oben erwähnt, lassen sich diese Parameter aber auch global für eine ganze Spur einstellen. Um nun dennoch die Vorzüge traditionell pattern-orientierter Sequencer nutzen zu können, besitzt der Twentyfour Kopierfunktionen, die eine Simulation dieser Arbeitsweise erlauben. Doch dazu später mehr. Zuerst aber zurück zum Trackinfo.

Auf der linken Seite des Trackinfos finden sich zuerst einmal Informationen darüber, welches Pattern sich in der Bearbeitung befindet (Nummer und Name werden angezeigt, rechts daneben auch Start- und Endpunkt). Der darüber liegende Mode-Umschalter entscheidet, ob die Einstellungen nur ein Pattern oder die ganze Spur betreffen. Rechts befinden sich nun die Parameter, von oben nach unten:

STATUS

An- und Ausschalter für Pattern oder Spur.

QUANTISIZE

Die ‘Quantisierung’ ist eine automatische Timingkorrektur, mit deren Hilfe rhythmisch ungenaue Aufnahmen verbessert werden können. Die Auflösung des Sequencers ohne Korrektur beträgt 1/384 Note. Mit der Korrektur kann sie bis auf eine Viertelnote verringert werden.

DELAY

Für jedes Pattern kann hier eine Verzögerung eingestellt werden, so daß Echo-Effekte erzeugt werden können oder durch den benutzten Synthesizer-Klang verursachte Timingfehler ausgeglichen werden können.

VOICE

Am Anfang jedes Patterns kann eine Midi-Programm-Change-Meldung gesendet werden, so daß der angeschlossene Synthesizer automatisch einen bestimmten Klang einstellt.

VOLUME

Statt einer Program-Change Meldung wird hier eine Volume-Change-Meldung gesendet, die am Synthesizer die Lautstärke regelt.

TRANSPOSE

Die aufgenommene Musik kann hiermit um beliebige Werte transponiert, d. h. in der Tonhöhe verschoben, werden.

SPLIT

Beispiel: Sie nehmen etwas auf einer Spur auf, das aus einer tiefen und einer hohen Stimme besteht. Jetzt bemerken Sie, daß die hohe Stimme viel besser klänge, wenn sie von einem anderen Keyboard gespielt würde. Alles nochmal aufnehmen? Nein: Mit Split wählen Sie einen Punkt auf der Klaviatur an, der zwischen den beiden Stimmen liegt, stellen den danebenliegenden CH-Wert auf das schöner klingende Keyboard ein, und schon ist Ihre Aufnahme auf zwei Midi-Kanäle verteilt.

VELOC

Erlaubt eine Veränderung der Midi-Anschlagsdynamik (engl. Velocity für Anschlagsgeschwindigkeit), d. h. der Anschlagsstärke, mit der Sie Ihr Keyboard malträtieren. Es gibt zwei Modes: der eine addiert oder subtrahiert einen bestimmten Betrag zu dem eingespielten (shift), der andere ersetzt den eingespielten durch einen fest eingestellten (fixed) Wert.

OUT-FILTER

Hiermit ist es möglich, bestimmte Daten aus der Wiedergabe auszublenden, die nicht mehr erwünscht sind, z. B. Modulationsdaten, Program-changes, oder auch alle gespielten Noten, so daß nur noch Modulationsdaten gesendet werden usw.

Alle diese Parameter wirken ausschließlich bei der Wiedergabe, d. h., das von Ihnen eingespielte Original wird nicht verändert. Sie können also experimentieren.

Oberhalb des Tastenfeldes befindet sich ein Feld, das den Zugriff auf einige Parameter des Trackinfos beschleunigt. Hier kann, jeweils für ein Pattern oder eine Spur, abhängig vom Mode-Schalter in der Trackinfo-Box, einer der Parameter Quantisize, Transpose, Delay oder Velocity verändert werden, ohne erst das Trackinfo aufrufen zu müssen. Um einen Track anzuwählen, muß nur einmal die Nummer des gewünschten Track im oberen Anzeigefeld angeklickt werden. Mit der Zeit ist der langsame Bildschirmaufbau des ATARI doch lästig, und außerdem verdeckt das Trackinfo nun mal die gesamte obere Anzeigefläche. Welcher der vier möglichen Parameter in dieser Fast-access-Box angesprochen wird, kann man mit der gleichnamigen Menü-Option wählen.

Die Veränderung von Parametern mit der Maus geschieht immer nach der gleichen Methode: Schalter werden durch Anklicken betätigt, Zahlenfelder werden durch Anklicken angewählt und im Wert mit Hilfe des am rechten Bildrand in der Mitte befindlichen ‘DATA-ENTRY’ Schiebers verändert. Für das genaue Verändern gibt es zwei Pfeil-Tasten. Die Ausführung des Schiebers ist ein kleiner Kritikpunkt: bewegt man die Maus auf die Schieberfläche, wird der Cursor zum Fadenkreuz, und die Veränderung des Wertes erfolgt nur durch die Bewegung der Maus innerhalb der Schieberfläche. Ein Regler von der Art der Rollbalken an den Fenstern wäre doch leichter zu bedienen.

Die einfachste Methode, etwas aufzunehmen, wurde bereits beschrieben. Zusammen mit dem Autolocator ergeben sich jedoch noch weitere komfortable Möglichkeiten. Bei ‘normalen’, pattern-orientierten Sequencern muß eine Aufnahme immer an einer Patterngrenze beginnen, ohne daß es möglich wäre, das vorherige Pattern anzuhören und dann in die Aufnahme aus der Wiedergabe heraus ‘einzusteigen’. Die ‘Auto-Rec’-funktion des Autolocators macht’s möglich: der linke Locator wird auf die Stelle, an der die Aufnahme beginnen soll, eingestellt, der rechte Locator auf die, wo sie enden soll. Jetzt wird die Auto-Rec-Taste betätigt und das ‘Band’ an einer beliebigen Stelle vor dem linken Locator gestartet. Sobald nun der linke Locator erreicht ist, schaltet der Twentyfour auf ‘Aufnahme’, wird dann der rechte Locator erreicht, schaltet die Aufnahme ab, und das Band läuft im Wiedergabe-Modus weiter. Absolut präzise Korrekturen von Passagen sind also kein Problem, da man die Locator-Positionen auf die Note genau einstellen kann. Die ‘Cycle’-Funktion erleichtert z. B. das Üben schwieriger Teile, indem sie den Bereich eines Stückes zwischen linkem und rechtem Locator pausenlos wiederholt (ohne die Pausen, die bei einem Bandgerät mit Autolocator zwangsläufig beim Zurückspulen des Bandes anfallen -in den ersten verkauften Programmen ging der Bandgerätsimulationstrieb sogar so weit, diese Rückspulpausen in der ‘Cycle’-Funktion zu simulieren. In der jetzigen Version ist das aber behoben). Die Locator-Positionen können auch über Patternnamen eingestellt werden; bei Eingabe eines Patternnamens in das Namensfeld unter den Locatorboxen stellt sich der linke Locator auf den Patternanfang, der rechte auf das Patternende. Durch einfaches Anklicken einer Locatorbox wird das ‘Band’ auch an deren Position gesetzt. Zu guterletzt beinhaltet der Autolocator noch eine ‘Zero’-Funktion, die das ‘Band’ auf die Null-Position zurückspult.

Mit den bisher beschriebenen Funktionen lassen sich bereits perfekte Aufnahmen machen, wobei die Bedienung weitgehend der einer Bandmaschine entspricht. In der Menüleiste verbergen sich nun die bereits angesprochenen erweiterten Kommandos, die im folgenden erläutert werden sollen.

Bild 4: Der „Mastertrack-Editor“

Das File-Menü

Hier sind die Disk-Funktionen enthalten, im einzelnen ‘Save/Load Pattern’ und ‘Save/Load Song“. Es können also sowohl ganze Stücke wie auch einzelne Pattern auf Disk gespeichert und geladen werden. Das Speichern und Laden von Pattern ist besonders interessant, um verschiedene Ideen nachträglich zu einem Song zusammenzufassen.

Das Pattern-Menü

In diesem Menü finden sich Kommandos zur Bearbeitung von einzelnen Pattern. Die meisten dieser Funktionen sind Kopierfunktionen. Am universellsten ist die schlicht ‘Copy’ genannte Funktion, die eine große Dialogbox aufruft und auch von den im Track-Menü aufgeführten Kopierfunktionen benutzt wird (Bild 5). Diese Kopierfunktion erlaubt es, Pattern oder Teile von Pattern an beliebige freie Stellen beliebiger Tracks zu kopieren oder Pattern zu kürzen, wobei die Kopie eine tatsächliche Kopie der Daten oder nur eine ‘Ghostcopy’ sein kann. ‘Ghostcopies’ werden im Unterschied zu echten Kopien von jeder Änderung am Original mitbetroffen, die über eine Veränderung des Trackinfos hinausgeht. D. h., ‘Ghostcopies’ haben zwar ein eigenes Trackinfo, die tatsächlichen Daten aber werden bei der Kopie nicht kopiert, sondern nur ein Zeiger auf diese Daten. Je nach Anwendung wird man also die geeignete Form wählen (will man die Kopie, z. B. mit dem Note-Editor, siehe unten, noch verändern, ist eine ‘Ghostcopy’ nicht zu gebrauchen).

Die anderen Kopierkommandos dieses Menüs sind spezialisierteVe Formen des ‘Copy’-Kommandos.

Repeat

Kopiert ein Pattern beliebig oft hintereinander, zum Beispiel muß man den Refrain, der sich am Schluß des Songs tausendmal wiederholt, nicht mit tausend Aufrufen von ‘Copy’ hintereinanderkopieren, sondern der Aufruf von Repeat genügt. Es sind allerdings maximal 99 Wiederholungen möglich.

Append

Fügt zwei aufeinanderfolgende Pattern zusammen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sehr nützlich.

Delete

Löscht ein Pattern. Leider gnadenlos, weil ohne Sicherheitsabfrage.

Extend

Ein Kommando, das Pattern, die auf ungeraden Takten beginnen, angleicht, was für eine korrekte Quantisierung notwendig ist (laut Handbuch).

Create

Erzeugt ein leeres Pattern mit den in den Locatorboxen eingestellten Daten.

Für alle diese Kopierfunktionen gilt, daß nur auf leere Bandstellen kopiert werden darf. Daher vermisse ich ein Kommando, das ein Pattern nicht kopiert, sondern einfach nur verschiebt. Will man nämlich ein achttaktiges Pattern um z. B. vier Takte nach vorne verschieben, muß man es erst irgendwo anders hinkopieren, dann das alte Pattern löschen und anschließend die Kopie an die richtige Stelle kopieren. Ich verrechnete mich jedenfalls recht häufig mit dem richtigen Bestimmungsort für ein Pattern oder überlegte es mir einfach anders, so daß ich mir ein Verschiebe-Kommando wirklich wünschen würde.

Die mit Abstand interessanteste Funktion des Pattern-Menüs aber ist die letzte, die sich unscheinbar ‘Note-Edit’ nennt. Dahinter verbirgt sich eine bildschirmfüllende Dialogbox, die sowohl die detaillierteste Veränderung jeder einzelnen Note, wie auch die komfortable Step-by-Step Eingabe ganzer Musikstücke erlaubt (siehe Bild 6). Die ‘Note-Edit’-Dialogbox wird im wesentlichen von einem Feld, in dem die Notenlängen als schwarze Balken zu sehen sind, sowie einem weiteren, in dem zu jedem Balken die dazugehörigen Daten angezeigt werden: die Position, die Tonhöhe, die Anschlagsdynamik und die Länge der Note, angegeben in l/384stel Noten. Diese Anzeigefenster stellen immer einen zwei Takte umfassenden Ausschnitt aus dem gerade editierten Pattern dar. Mit den ‘Tasten’ in der rechten oberen Ecke der Dialogbox kann man sich nach Belieben an die gewünschte Position ‘scrollen’. Dieses ‘Scrollen’ ist auch das einzige, was mir am Note-Editor überhaupt nicht gefällt: manchmal ist es sehr schwierig, den gewünschten’Ausschnitt ganz auf den Bildschirm zu bekommen, obwohl er der Länge nach eigentlich auf den Bildschirm passen würde. Eine Verbesserung dieser Routine wäre wünschenswert, am besten mit verschiedenen Vergrößerungsstufen, um auch größere als zweitaktige Ausschnitte überblicken zu können. Allerdings kann man auch mit der jetzigen Version sehr gut arbeiten, es ist jedoch nicht optimal.

Am unteren Bildrand befinden sich die wichtigsten Editierkommandos, zahlreiche (und leistungsstarke) weitere verbergen sich in der Menüleiste unter dem Titel ‘Edit’. Das Verändern von Noten gestaltet sich wirklich sehr einfach: zum Verschieben einer Note braucht man nur mit der Maus die Note anzuklicken (Cursor wird zur flachen Hand) und sie an die gewünschte Stelle zu transportieren.

Zum Verändern der Länge klickt man einfach die untere rechte Ecke des schwarzen Balkens an, der Cursor wird zur zeigenden Hand, und man kann die Note auf einer beliebigen Länge ziehen. Außerdem lassen sich auch die Angaben in der Textspalte mit einem Data-Entry-Schieber direkt verändern.

Bild 5: Die „Copy-Box“

Während des Editierens kann man sich die Spur, an der man arbeitet, anhören, man muß also zur akustischen Kontrolle nicht zurück auf die Hauptseite. Es gibt auch eine sehr komfortable Step-by-Step Aufnahmemöglichkeit: man produziert mit der ‘Create’-Funktion aus dem ‘Pattern’-Menü ein leeres Pattern, ruft den Note-Editor auf, schaltet die ‘Step’-Option in der unteren Zeile ein und kann nun über ein angeschlossenes Midi-Keyboard bequem Note für Note oder auch Akkorde eingeben. Die Länge dieser Noten kann man mit ein paar Tasten wählen, auch Triolen und punktierte Werte sind möglich. Diese Länge läßt sich bei der Eingabe auch beliebig oft wechseln (Bei den meisten Sequencern muß man vor einer Single-Step Aufnahme einmal eine feste Notenlänge wählen, von der während der Aufnahme nur Vielfache verwendet werden können. Das macht das Editieren natürlich sehr unkomfortabel). Das Löschen und Einfügen von Noten in bereits existierenden Pattern ist ebenfalls problemlos möglich. Hat man beim Editieren völligen Unsinn fabriziert, kann man mit ‘Restore’ das ursprüngliche Pattern rekonstruieren: erst durch das Verlassen des Editors mit der ‘OK’-Taste wird das editierte Pattern auf das Band übernommen. Verlassen des Editors mit ‘Cancel’ stellt ebenfalls das Original wieder her. Nun zu den zusätzlichen Editier-Kommandos im ‘Edit’-Menü:

Die erste Option heißt Note-on-Quantisize und erlaubt eine besonders ‘musikalische’ Quantisierung (siehe oben) einer Aufnahme, denn hier wird nicht nur der Anfang der Note verschoben, wie beim normalen Quantisieren, sondern die ganze Note. Dadurch bleibt die Länge der Note auch nach dem Quantisieren unverändert. Meinen Erfahrungen nach sind die Ergebnisse dieser Art der Quantisierung fast immer besser, allerdings kann man sie, im Gegensatz zur Quantisierung bei der Wiedergabe, nach dem Verlassen des Note-Editors nicht mehr zurücknehmen. Außerdem Existiert noch eine Möglichkeit namens ‘Lenght-Size’, die das Notenende statt den Notenanfang quantisiert.

Weitere, die Notenlängen betreffende Funktionen sind ‘Fixed-Length’, ‘Minimum-Size’ und ‘Maximum-Size’. Mit ‘Fixed-Length’ erhalten alle Noten die gleiche, einstellbare Länge, ‘Minimum-Size’ und ‘Maximum-Size’ verändern nur Noten, die kürzer bzw. länger sind als der eingestellte Wert.

Mit ‘Fill’ wird das ganze Pattern mit gleichen Noten gefüllt, deren Tonhöhen sich nachträglich mit dem Midi-Keyboard leicht verändern lassen. Auf diese Weise erhält man leicht typische Sequencer-Linien. ‘Fixed Note’ ‘setzt alle Noten auf die gleiche, einstellbare Tonhöhe, was sehr nützlich ist, um z. B. mühelos den Rhythmus einer Basslinie mit der Bass-Drum zu doppeln.

Die Funktionen ‘Split-Delete’ und ‘Delete-Keep’ erlauben es, bestimmte Noten aus einem Pattern herauszufiltern. Beide haben zwei Arbeitsweisen ‘Delete-Keep’ löscht alle Noten der eingestellten Tonhöhe oder läßt genau diese übrig, ‘Split-Delete’ löscht alle Noten, die über oder unter der eingestellten Tonhöhe liegen.

Schließlich kann man mit ‘Double Speed’ das Tempo eines Pattern verdoppeln, wobei das Pattern einmal wiederholt wird, um nicht nach der halben Patternlänge (ein Pattern im doppelten Tempo ist nur noch halb so lang) eine Pause entstehen zu lassen. Das ‘Reverse’-Kommando läßt Pattern von hinten nach vorne abspielen, ein sehr hübscher, wenn auch nur sehr selten nützlicher Effekt.

Außerdem existiert noch eine Option ‘Event-Edit’. Im Note-Editor kann man nur Noten-Informationen bearbeiten, alle anderen Midi-Informationen werden nicht dargestellt. Der Event-Editor stellt in der gleichen Dialogbox alle anderen Midi-Events dar und erlaubt, sie zu verändern, zu verdoppeln oder zu löschen. Leider ist es in dieser Version nicht möglich, Midi-Events zu verschieben.

Die Arbeit mit dem Note-Editor gestaltet sich wirklich sehr angenehm, besonders alle Aufgaben im Bereich Rock/ Pop/Jazz lassen sich durch Spezialkommandos sehr schnell und mühelos erledigen. In anderen Bereichen dürfte ein Sequencer wohl auch nur selten verwendet werden. Ich habe den Note-Editor aus Spaß einmal zur Eingabe einer Brahms-Motette verwendet; das Ergebnis war sehr hübsch, die Übersicht im Editierfenster allerdings weniger, aber wer benutzt auch einen Sequencer für Single-Step Aufnahmen von Brahms-Motetten oder ähnlichem... Wäre die Ausgabe im Editierfenster noch etwas besser gelöst, ich wäre fast wunschlos glücklich. .

Ein echtes Notendruck-Programm zum Beispiel könnte man sich noch wünschen, das perfekte Partituren aus dem eingespielten Material erstellt und das Editieren in Notenschrift erlaubt, aber wer weiß, vielleicht gibt es sowas mal als Update. Außerdem bietet ein solches Notendruck-Programm für den normalen Aufnahme-Betrieb mit einem Sequencer keinerlei Vorteile, selbst das Eingeben von Partituren ist mit dem hier vorhandenen Editor sehr komfortabel, nur bei der Kontrolle des Eingegebenen und der Fehlerkorrektur ist ein echtes Notationsprogramm der Übersicht wegen klar im Vorteil. Die Erstellung von Partituren aus dem eingespielten Material (in professioneller Qualität) machte einen Sequencer natürlich für ganz neue Anwender interessant, zum Beispiel Komponisten, die es leid sind, Tage und Wochen mit dem Abschreiben von Noten zu verbringen. Aber ich will nicht weiter abschweifen...

Das nächste Menü heißt ‘Track’, und wie sich im vorigen Menü alles auf Pattern befzog, so geht’s jetzt um ganze Tracks. Dieses Menü beinhaltet weitere, zum Teil sehr komplexe Kopierfunktionen sowie einige Anzeigefunktionen, die eine Hilfe darstellen sollen, sich in dem Dschungel, den man nach der Aufnahme sehr vieler kleiner Pattern angelegt hat, zurechtzufinden.

Zuerst die Anzeige-Funktionen:

’List’
gibt eine Liste aller bisher auf dem angewählten Track aufgenommenen Pattern mit Start- und Endposition aus.

’Where am I’
Sozusagen ein Hilferuf, der für die aktuelle Bandposition ausgibt, welches Pattern sich gerade an dieser Stelle (auf allen Tracks) befindet, welches sich vor und welches sich hinter dem aktuellen Pattern befindet.

Mit diesen Kommandos findet man sich auch bei sehr langen Stücken immer recht gut zurecht. Schade ist nur, daß diese Listen nicht ausdruckbar sind.
Der Menüpunkt ‘Mastertrack’ erlaubt, die oben schon angesprochene 25. Spur, auf der sich Tempo- und Taktwechselinformationen befinden, zu editieren.
Mit dem ‘Track-Copy’-Befehl können eine ganze Spur oder Teile davon kopiert werden. Außerdem ist es möglich, Teile einer Spur zu löschen.
Ganze Spuren werden mit der ‘Erase Tracks’ Dialogbox gelöscht, wobei beliebig viele Spuren auf einmal gelöscht werden können.

Die komplizierteste und mächtigste Kopierfunktion, die der Twenty four zu bieten hat, ist aber die ‘Multi-Copy’-Option. Grob gesagt erlaubt sie so ziemlich alle Operationen, die man auch mit einem echten Tonband, Bandschere und Klebeband durchführen könnte. Es kann also das imaginäre Band geschnitten und wieder ‘zusammengeklebt’ werden, wobei leeres oder bespieltes Band eingefügt oder auch einfach ein Stück Band herausgeschnitten werden kann. Diese Schneideoperationen können leider nur an Patterngrenzen durchgeführt werden, ganz so flexibel wie mit Tonband ist man also bedauernswerterweise nicht. Es kann mit dieser Funktion aber auch einfach kopiert werden: man kann mehrere Spuren gleichzeitig kopieren, Teile mehrerer Spuren löschen und man kann mehrere Pattern gleichzeitig kopieren. Dazu ein Beispiel: man hat auf den Spuren 3, 4, 5, 7 und 23 einige Pattern aufgenommen und möchte sie an eine andere Stelle und auf andere Spuren kopieren (z. B. weil die Spuren am Bestimmungsort nicht alle frei sind). Als Copy-Source werden also die Spuren 3, 4, 5, 7 und 23 angegeben, zusammen mit dem gewünschten Bereich des Bandes (z. B. Start an Takt 4, Ende an Takt 8), als Copy-Destination die Spuren 6, 8, 9, 22 und 24 von Takt 324 an. Nach dem Kopiervorgang befindet sich ab Takt 324 auf Spur 6 eine Kopie von Takt 4-8 der Spur 3, auf Spur 8 eine Kopie von Spur 4, auf Spur 9 eine von Spur 5 und so weiter.

Wie bei allen Kopierfunktionen darf an der Position des Bestimmungsortes das Band nicht bespielt sein, man kann mit einer Kopie keine bereits vorhandene Aufnahme überspielen. Leider stellt die ‘Multi-Copy’-Funktion ausschließlich ‘Ghostcopies’ (siehe oben) der Originalaufnahme her.

Das letzte Menü, das noch zu betrachten ist, heißt ‘Midi’ und beinhaltet alle Funktionen zur Einstellung von Midi-Parametern.

Vier Funktionen stehen zur Verfügung:

’Midi-Definitions’

Einige grundsätzliche Einstellungen. Es kann bestimmt werden, ob das am Midi-Eingang anliegende Signal softwaremäßig an den Ausgang durchgeschleift werden soll oder nicht. Außerdem kann man die Ausgabe des Midi-Clock-Signals an- oder ausschalten, und es ist möglich, diese um einen kleinen Wert zu verzögern, um Synchronisationsprobleme zu beseitigen. Schließlich kann man besondere Midiinformationen bereits am Eingang ausfiltern (vgl. Trackinfo!).

’Midi-Channel’

Erlaubt, für jede Spur einen Midi-Kanal einzustellen. Dies kann man allerdings auch in der ‘Fast-access’-Box.

’Midi-Setting’

Das wichtigste der hier aufgerührten Kommandos erlaubt es doch, Midi-Mode-Messages für jeden Midi-Kanal zu senden, ohne die viele Midi-Instrumente nicht korrekt funktionieren. Außerdem kann für jeden Kanal die notwendige ‘Note-off-Message eingestellt werden, so daß man das sonst häufige Hängenbleiben von Noten wegen fehlender oder falscher Messages vermeiden kann.

’Dump-Utility’

Eine Erweiterung, die mit der eigentlichen Sequencer-Funktion des Programms nur indirekt zu tun hat. Mit dieser Dialogbox ist es möglich, sogenannte ‘Dump-Request’-Messages zu senden, um Klangdaten von angeschlossenen Synthesizern zu empfangen (siehe oben). In der aktuellen Version des Twenty four funktioniert dies jedoch nur mit sehr wenigen Geräten (Yamaha DX-7 und Korg Poly 80011).

Damit ist der Ausblick auf die Fähigkeiten des Steinberg Twentyfour beendet. Zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Artikels ist wahrscheinlich bereits eine erweiterte Version im Handel, die folgende zusätzliche Features besitzen soll:

Zum Schluß noch einige Worte zur Bedienungsanleitung des Programms: die Verpackung der Anleitung ist zwar sehr schön, die Anleitung selbst ist es jedoch weniger. Das fängt mit der Druckqualität an, geht weiter mit der teilweise doppelten Seitennummerierung und endet bei der textlichen Qualität. Es ist zwar verständlich und richtig, daß die Anleitung für Musiker und nicht für Computerleute geschrieben wurde (Computerleute oder Musiker ohne Sequencergrundwissen, werden erstmal gar nichts verstehen), aber sie könnte sowohl auf sprachlicher wie pädagogischer Seite doch einige Verbesserungen vertragen. Leider ist das ja bei vielen Anleitungen so, die Hersteller investieren viel Mühe in das Produkt, aber kaum Mühe und vor allem Zeit in die Anleitungen. Bei einem Produkt, das so viele Möglichkeiten bietet wie dieser Sequencer und dessen Bedienung deshalb zwangsweise etwas komplizierter ist, sollte man sich doch etwas mehr auch auf diesem Gebiet engagieren. Die Kunden werden es mit mehr Zufriedenheit lohnen.

Zusammenfassung

Um dem Programm und seinen Fähigkeiten gerecht zu werden, muß man es mit anderen Sequencerprogrammen, aber auch mit ‘Hardware’-Sequencern, also Spezialcomputern vergleichen.

Unter den Sequencer-Programmen sind in Deutschland die für den C64 am weitesten verbreitet. Im Vergleich mit diesen Programmen zeigt sich, daß der Twentyfour alle Features dieser Programme ebenfalls enthält, die meisten mit mehr Komfort, darüber hinaus aber einiges mehr kann, es seien nur das Dump-Utility, die Auflösung von l/384stel Note oder die große Aufnahmedauer genannt (Steinberg PRO-16 oder C-Lab Supertrack auf dem C64: l/192stel Note). Der viel leistungsfähigere Computer ermöglicht im Vergleich mit diesen Programmen mehr Leistung bei mehr Komfort. Außerdem ist der Twentyfour schon vom Konzept her flexibler, erlaubt er doch eine beliebige Mischung von pattern- und bandgeräteorientiertem Arbeitsstil. Damit lassen sich auch komplizierte musikalische Strukturen ohne Umwege und Einschränkungen verwirklichen. Das reine Pattern-Konzept ist von der Bedienung her übersichtlicher, allerdings eben dadurch, daß alle musikalische Arbeit hierbei in ein recht festes strukturelles Korsett gepreßt wird. Für IBMs und kompatible Rechner gibt es zwar Midi-Software, aber zumindest die mir bekannte kann von der Leistung und/oder dem Bedienungskomfort her nicht einmal mit der C64-Software konkurrieren. Die bisher auf dem Commodore Amiga verfügbare Software ist zwar sehr reizvoll, aber nicht für den Gebrauch durch professionelle Musiker gedacht und für deren Anforderungen auch nicht geeignet.

Bild 6: Der „Note-Editor“

Bleibt der Apple Macintosh, für den wirklich exzellente Musiksoftware auf dem Markt ist. Die mir bekannten Programme basieren fast alle auf einem anderen Bedienungskonzept, das ist Geschmackssache, aber sie sind sehr leistungsfähig. Die Sequencer-Leistungen dieser Programme sind mit denen des Twentyfour vergleichbar, zumindest nach Erscheinen des Updates. Zu beinahe jedem Musikprogramm für den Macintosh gibt es aber als ‘Zubehör’ auch eine Erweiterung für professionellen Notendruck, der, vor allem bei Benutzung des LaserWriters, fast wie gestochene Noten aussieht. In diesem Punkt wird sich bei Steinberg hoffentlich noch etwas rühren.

Bei den Hardware-Sequencern werden die Leistungen des Twentyfour nur von einem Gerät erreicht, nämlich dem QX-1 von Yamaha. In Puncto Übersicht gibt es hier aber ein dickes Minus, das Display ist ziemlich klein und dadurch werden die Bedienung und die Editierung doch sehr erschwert. Der QX-1 ist auch der einzige Hardware-Sequencer, der die gleiche Auflösung bietet. Er besitzt 8 unabhängige Midi-Outs.

Nicht ganz so leistungsfähig ist der Roland MC-500, aber er ist sehr kompakt und für viele Anwendungen (Bühne!) dadurch im Vorteil (was für alle Hardware-Sequencer gilt). Er ist der billigste Hardware-Sequencer dieser Leistungsklasse.

Interessant wird dieser Vergleich, der keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, wenn man die Preise für vergleichbare Konfigurationen betrachtet:

Diese Betrachtung soll zeigen, warum ich den Steinberg Twentyfour für ein State-of-the-Art Produkt halte. Preislich je nach Rechner-Ausstattung bei den billigsten Geräten, teuerstenfalls im Mittelfeld liegend, ist er doch einer der leistungsfähigsten Sequencer auf dem Markt. Die angesprochenen Mängel sind, bis auf die Anleitung, sekundär, und es gibt keine perfekten Produkte.

Es mag Musiker geben, die eine andere Philosophie bei Sequencern bevorzugen, doch ist dies kein Maßstab. Mit dem Twentyfour sollte man jedenfalls alle musikalischen Probleme bewältigen können.

Name:
Steinberg Twentyfour
24-Spur Sequencer für den Atari ST
Preis: 390 DM


Christian Schormann
Aus: ST-Computer 10 / 1986, Seite 20

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