BAVARIA SOFTs neustes Kind: BS-TIMEADRESS

Die Adress- und Terminverwaltung für Büro und zu Hause

Die Softwarefirma BAVARIA SOFT aus Bayern hatte sich als neuer Softwareanbieter für den ATARI ST schon mit ihrem ersten Produkt BS-HANDEL auf dem ST-Markt etabliert. Mit Spannung erwartete man nun das bereits angekündigte Softwarepaket BS-TIMEADRESS.

Ende August konnte man dann endlich diese gehobene Adressverwaltung mit integriertem Terminplaner bewundern. Zuerst wollte man, so die beiden Entwickler, wie bei den Produkten BS-LAGER und BS-FAKT den Programmteil Adressverwaltung von BS-HANDEL einzeln anbieten. Doch da der Softwaremarkt mit gewöhnlichen Adressverwaltungen geradezu überhäuft ist, wurde eine mit der Adressverwaltung zusammenarbeitende Terminverwaltung hinzugenommen. So tun sich dem Anwender ganz neue Möglichkeiten auf. Gespeicherte Adressen lassen sich mit BS-TIME-ADRESS nicht nur für Serienbriefe oder für Telefonlisten weiterverarbeiten, sondern auch mit Terminen, Treffen, Anrufen oder Besuchen verknüpfen. Dank der hohen Flexibilität beider Programmteile, auf die ich später noch eingehen werde, ist BS-TIME-ADRESS in fast jedem Anwendungsgebiet einzusetzen.

Zum Programm

BS-TIMEADRESS wird zusammen mit einem umfangreichen und für einen „normalen“ Menschen sehr gut verständlichen Handbuch geliefert. Durch einen Kopierschutz, der die Laufwerke nicht gerade sehr schonend behandelt, ist ein Harddiskbetrieb nur für die Daten möglich. Da das eigentliche Programm jedoch auch einiges an Zeit in Anspruch nimmt, wäre hier ein Harddiskbetrieb schon wünschenswert. Auf der Diskette befinden sich die Programmdatei und zwei Resource Files, womit man zum einen aufatmend feststellt, daß es sich um eine GEM-unterstützte Anwendung handelt, und zum anderen, daß lediglich die Einträge per Tastatur eingegeben werden. Um Listen ausdrucken zu können, muß man bei der Installation von BS-TIMEADRESS auf dem eigenen Rechner ein Ist Print.Dot-File des Textverarbeitungsprogramms Ist Word kopieren. Da sich dieses Programm im Softwarerepertoire eines ST-Besitzers befinden müßte, braucht man diese Abhängigkeit nicht negativ zu bewerten. Ganz im Gegenteil, denn so kann man alle Features von 1st Word bei der Serienbrieffunktion voll ausnutzen.

Die Bedienung

Eine gewisse Zeit nach dem Programmstart meldet sich BS-TIMEADRESS mit einem Begrüßungsbild, das die Möglichkeit eröffnet, Datum und Zeit einzugeben, falls man diese Eingabe nicht bereits mit dem Kontrollfeld erledigt hat. Wenn man das Programm nicht zum erstenmal aufruft, folgt diesem ein Ladevorgang, der eine Suche nach den aktuellen Tagesterminen bezweckt. Handelt es sich jedoch um eine Erstbenutzung, so muß das Programm, bevor man es richtig benutzen kann, erst einmal installiert werden.

Nun hat man einen „Schreibtisch“ auf dem Bildschirm, der mit lauter Pikto-grammen oder sogenannten „Icons“ belegt ist, mit denen alle Funktionen entweder durch Überlagerung oder durch Anklicken angesprochen werden. Die Programmierer bedienen sich bei dieser Anwendung der Benutzeroberfläche GEM, wie es kein anderes Programm auf dem ATARI ST (bis vielleicht auf KUMA SPREAD und GRAPH) vorher tat. Das einzige Pull-Down Menü, das man hier vorfindet, ist nur für das DESK-INFO und die Accessories gedacht. Das größte Icon ist nicht anklickbar, sondern dient dem Benutzer nur als Information, wieviele Adressen und Termine verwaltet werden. Doch was bedeuten jetzt die verschiedenen Bilder, die eher an ein Grafikprogramm erinnern?

Man kann die Piktogramme in drei nach ihrer Funktion zu unterscheidende Gruppen unterteilen. Die erste Gruppe enthält die mit TERMINDATEI, TERMIN, ADRESSDATEI und ADRESSE betitelten Bilder... und dient zur Neueingabe bzw. zur Änderung, zum Zeigen oder gar zum Löschen von Terminen und Adressen. Mit der zweiten Gruppe, die die Bilder ÜBERSICHTSLISTEN, BRIEF und DRUCKEN enthält, ist es möglich, die gespeicherten Termine und Adressen nach allen erdenklichen Suchkriterien am Bildschirm, in Serienbriefen oder auf dem Drucker auszugeben. Die letzte Gruppe beinhaltet programmspezifische Icons, wie PARAMETER, HILFE, STOP und „Müll“.

Die Eingabe

Durch ein Bewegen des Stiftes auf den Karteikasten TERMINE kann die Eingabe von Terminen erfolgen. Zuerst erscheint ein Auswahlfeld, bei dem man das Datum „anklickt“ und die Terminfrequenz einstellt, sowie darauf folgend eine Maske, wo man die Terminart, wie z. B. Treffen, Besuch, Telefon und andere, die über das Installationsmenü individuell editierbar sind, Uhrzeit, Termingrund, Kommentar, Ansprechpartner, Termindauer, Adresse, Ergebnis und nicht zuletzt den Status ERLEDIGT/OFFEN angibt. Hat man sich jedoch vorher eine Adresse aus dem Karteikasten ADRESSEN auf den Schreibtisch geholt, so erscheint oberhalb der Maske, für wen dieser Termin gilt. Leider werden hierbei die Adressdaten nicht in das Terminblatt mitaufgenommen. Gibt man bei der Eingabe von Adressen ein Geburtsdatum ein, erstellt TIMEADRESS automatisch ein Terminblatt für den nächsten Geburtstag mit dem Vermerk „Geburtstag Harald Mustermann“. Angemerkt sei hier noch, daß man für allgemeine Tagestermine keine Uhrzeit anzugeben braucht.

Um nun die gewünschten Adressen einzugeben, geht man genauso vor wie bei der Eingabe von Terminen. Auch hier erhält man direkt die Eingabemaske. Als Eingabekriterien hat man Name, zwei Vornamen (wichtig für Ehepaare oder Geschwister), Adresse, Telefon, Briefanrede, vier Stichwörter und Kontodaten zur Verfügung. Zwecks grober Differenzierung der Adressen kann man hier zwischen sechs Adres-stypen oder -arten (wiederum, ähnlich wie bei der Terminverwaltung im Installationsmenü, individuell editierbar) durch ein Anklicken unterscheiden.

Die Adressverwaltung von TIMEADRESS zeigt gerade hier, daß man sich einige Gedanken bei der Programmierung gemacht hat. Das sieht man nicht zuletzt an den Möglichkeiten, zwei Vornamen mit Geburtsdatum eingeben zu können, die sofort als kommender Geburtstagstermin gespeichert werden, oder durch ein einfaches Anklicken der Anrede (ob Firma, Herr, Frau usw.) direkt schon eine entsprechende Begrüßungsformel erscheinen zu lassen. Diese Idee hat zwar schon das Programm C-ADRESS von der Firma C-SOFT aufgegriffen, doch warum soll man eine gute Idee nicht mit guten eigenen Ideen verknüpfen? Nicht zuletzt ist der Platz von acht Stellen für die Postleitzahl ein kleines, bei anderen nicht immer vorzufindendes Detail, das den Ärger erspart, den Anwender bei nur vier Stellen haben, wenn sie Briefe nach Frankreich oder den Niederlanden adressieren wollen.

Die Weiterverarbeitung

BS-TIMEADRESS läßt dem Anwender bei der Weiterverarbeitung von den eingegebenen Datensätzen viele Freiheiten, egal ob es sich um Termine oder Adressen handelt. Bevor man nun aber eine Liste am Bildschirm oder Drucker ausgeben läßt, fragt BS-TIMEADRESS in Form der Eingabemasken nach einem oder mehreren gewünschten Such- bzw. Sortierkriterien ab. Man kann hierbei jeden Eingabepunkt als Kriterium benutzen. Sucht man jedoch einen Herrn oder Frau Meyer und weiß nicht, ob dieser sich mit „i“ oder „y“ schreibt, kann man hier den betreffenden Buchstaben mit einer Wildcard, nämlich mit einem Lückenfüller ersetzen (ME?ER). Hat man aber eine Frau oder Herrn Adel... und weiß nicht weiter, ob Adelbert oder Adelheidt, so kann man hier einen Restersetzer hinten dranhängen (ADEL*). Gibt man an dieser Stelle bloß ADEL an, so sucht sich BS-TIMEADRESS nur alle Personen, die als Nachname wirklich ADEL heißen, und das heißt wiederum, Adelbert oder Adelheidt bleiben unberücksichtigt und werden so, wenn der Zufall es nicht will, als Dateileiche geführt (dieses Phänomen trat bisher hauptsächlich in irgendwelchen Ämtern auf). Die Möglichkeit, eine „Wildcard“ benutzen zu können, macht es dem Anwender mit seiner Maschine leichter, Mißverständnisse zu vermeiden.

Doch fahren wir mit der Weiterverarbeitung oder Datenausgabe fort. Man hat die verschiedensten Wege der Ausgabe offen. Durch ein Doppelklick auf einen der beiden Karteikästen, also TERMINE oder ADRESSEN, kann man hier alle entsprechenden Datenblätter durchschauen. Da diese Methode nicht gerade zu den übersichtlichsten gehört, kann man auch alle Daten als ein Ubersichtsfenster darstellen lassen, welches durch Verkleinern, Vergrößern und Scrolling die wichtigsten Daten tabellarisch aufgeführt enthält. Dieses erreicht man dadurch, daß man einen der beiden Karteikästen auf das „Icon“ ÜBERSICHTEN legt. Möchte man sich einen Datensatz detaillierter anschauen, klickt man diesen einfach an und kann dann das Datenblatt betrachten.

Die Ausgabe auf den Drucker verläuft ähnlich. Man kann hier wieder einen der beiden Karteikästen auf das Piktogramm DRUCKEN, welches eine liebevoll gezeichnete alte Schreibmaschine darstellt, legen und erhält ein Auswahlmenü mit den verschiedensten Übersichtslisten: Adressliste, Adress-kurzliste, Telefonliste, Etiketten, Terminliste, Terminkurzliste. Legt man den ADRESSEN-Karteikasten auf den BRIEF, so kann man ein umfangreiches Mail-Merge betreiben. Alle in der Adressverwaltung vorkommenden Eingabekriterien lassen sich in Form von Platzhaltern in einen Brief oder in einer selbst erstellten Liste ausgeben. Leider sind in der jetzigen Version noch keine Platzhalter für die Kriterien in der Terminverwaltung vorgesehen, aber nach Aussage von BAVARIA-SOFT ist dies eine Frage der nächsten Version.

Die Sache mit der Einstellung, des Mülls und der Hilfe

Das Programm verfügt desweiteren über drei noch nicht beschriebene „Icons“. Das mit Hammer und Zange versehene Piktogramm läßt noch einmal alle Voreinstellungen betrachten und ändern. Der an das Desktop erinnernde Mülleimer ist für alle einzeln auf dem Schreibtisch abgelegten Daten ein Greuel. Diese kann man nämlich direkt in den Müllschlucker fallen lassen. Soweit so gut, das letzte „Icon“ zeigt dem verzweifelten „Hacker“ oder dem zerstreuten Professor zu jedem nach HILFE angeklickten „Icon“ einen entsprechenden Hilfetext. Eine gut durchdachte Möglichkeit, dem Anwender das ewige „ins Handbuch gucken“ abzunehmen.

Das Wort zum Schluß

BS-TIMEADRESS ist ein Programm, das den Anwender wieder mit seinem Computer versöhnt oder ein weiteres Argument darstellt, den ATARI ST zu kaufen. Es bietet so hervorragende Features, daß jeder, der viele Adressen parat haben muß und vieles termingerecht erledigen will, die perfekte Übersicht hat. Die Terminverwaltung jedoch ist, da zu umfangreich, nicht für alle Tagesabläufe zu empfehlen, für solche Anwendungen sind der CA-LENDAR von Michtron oder TIMELINK von Batteries Included geeigneter. Der stolze Preis von 299,- DM ist jedoch schon allein wegen Absturzsicherheit und hervorragender Benutzerführung gerechtfertigt.


Maximilian Koewius
Aus: ST-Computer 11 / 1986, Seite 47

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