Der ATARI PC- Nun auch ein MS-DOS Rechner von ATARI

Las Vegas, Nevada, der 8. Januar 1987: Auf der CES-Messe staunten die Anwesenden nicht schlecht, als ATARI Pressesprecher Neil Harris bekannt gab, daß ATARI einen MS-DOS Kompatiblen auf den Markt bringen wird. Sein wörtlicher Kommentar lautete: "Wir sahen keinen Grund, die Tatsache zu ignorieren, daß wir Gewinne auf dem PC Kompatiblen-Markt einfahren können. Besonders da dies ein anderer Markt ist, als der, mit dem wir mit unseren Flaggschiffen der ST Serie ansprechen."

Augenblicklich läuft die PC-Kompatiblen Industrie in zwei Richtungen: Am Ende der einen gibt es die mehr oder weniger anonymen Firmen, die ihre Billig-PCs über die Post verschicken. Die Käufer müssen dann nicht selten feststellen, daß sie noch einige hundert Mark hinzulegen müssen, um auch ein nutzbares System zu besitzen. Am anderen Ende sind dann Firmen wie COMPAQ zu finden, die sogar besser ausgerüstete Maschinen als IBM selbst liefern. Bei Preisen von 1200 Dollar und mehr sind diese Systeme allerdings nur im direkten Vergleich mit IBM zu sehen.

Als Atari anfing, ihren PC zu entwickeln, entschieden sie sich, keinem der beiden Trends zu folgen. Statt dessen will ATARI mit neuer Technologie und dem alten Wahlspruch "Power without the price" den neuen PC auf den Markt bringen.

Der neue PC soll ca. 500 Dollar kosten und wird alle die Dinge bieten, die sonst nur auf anderen Systemen der höheren Preisklasse zu finden sind. Das Gehäuse mißt 22" x 22" und hat eine Höhe von 2". Eine 5 1/4-Floppy und Netzteil sind eingebaut. Die abgeteilte Tastatur ähnelt der IBM-XT-Tastatur. Eine zweite 5 1/4- oder auch 3 1/2-Floppy, die in der Lage ist, sowohl ST als auch IBM-Format zu lesen, sind als zusätzliche Option erhältlich. Der ATARI PC wird mit 512 KByte ausgeliefert und ist wie alle XTs auf 640 KByte auf der Mutterplatine erweiterbar. Als Schnittstellen stehen eine RS232-, eine Parallel, eine Kombinations-Video und eine ST ähnliche Schnittstelle zur Verfügung. Ein Mausanschluß, basierend auf dem Microsoft-IMPORT-Chip, wird ebenfalls implementiert sein. Das bedeutet, daß der ATARI PC im Gegensatz zu anderen Mitbewerbern in der Lage sein wird, PC GEM, Microsoft Windows und mausorientierte Programme wie MS-Word laufen zu lassen, ohne daß irgendeine Erweiterung nötig wäre.

Der PC besitzt einen 8086-Prozessor, der sowohl mit 4,77 als auch mit 8 MHz getaktet werden kann. Ein Sockel für einen Mathematik-Coprozessor 8087 ist ebenfalls auf der Mutterplatine vorhanden. Wie man sich denken kann, hat sich ATARI auch im Bereich der Grafik etwas besonderes einfallen lassen. Die meisten Kompatiblen unterstützen nur den IBM-Monochrom-Modus, sind also fast nur zur Textverarbeitung geeignet. Neuerdings kommen die Rechner der gehobenen Preisklasse mit EGA (Enhanced Graphic Adapter)Grafikkarten auf den Markt. Interessant sind ansonsten noch eine höhere Auflösung im Monochrom Mode. Dazu diente bisher die sogenannte Hercules-Karte. Doch bei den Grafikkarten gibt es inzwischen eine Unmenge von verschiedenen Versionen verschiedener Hersteller und nicht alle sind mit den IBM-Original-Karten kompatibel.

ATARI hat es jetzt geschafft, die am häufigsten benutzten Karten (IBM-Monochrom, CGA, EGA und Hercules) in einem Rechner zusammenzufassen. Die ATARI-EGA-Karte ist laut Shiraz Shivji voll abwärts kompatibel. Ebenfalls passend zum PC hat ATARI einen neuen intelligenten monochromen Monitor angekündigt, der auch Farbbilder erkennt und sie dann in verschiedenen Graustufen darstellen kann. Anhand des ankommenden Videosignals stellt sich der Rechner automatisch auf die entsprechende Grafikkartenemulation um. Der Monitor soll um die 200 Dollar kosten.

Die Frage nach vorhandenen Slots für Zusatzkarten, wird in Zukunft durch eine Erweiterungsbox gelöst werden, da das Gehäuse des ATARI PC kaum mehr Platz dafür bietet.

Der ATARI PC wird auf der CeBit vorgestellt werden und wahrscheinlich ab Mitte des Jahres in Deutschland auf den Markt kommen.



Aus: ST-Computer 02 / 1987, Seite 12

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