Degas Elite

Es gibt für den Atari ST eine ganze Reihe interessanter Malprogramme. DEGAS ELITE ist ein weiteres Produkt, das mit vielen neuen Funktionen um die Gunst des Käufers wirbt. Obwohl sich fast alle Funktionen verändert haben, kann es seine Herkunft von DEGAS nicht verleugnen. Dies liegt sicher an der strikten Trennung zwischen Menü- und Grafikbildschirm. Doch während DEGAS noch völlig ohne Drop-Down-Menüs auskam, wird diese GEM-spezifische Technik hier parallel benutzt, um die Menge von Funktionen unterzubringen.


Bild 1: Das Hauptmenü

Die meisten Menüpunkte haben sogar eine spezielle Option, die das Editieren gestattet. Dazu gehören Linie, Füllmuster, Füllfarbe, Bürste, Radiergummi und einige andere.

Praktisch und praxisgerecht ist die Möglichkeit, fast alle Menüpunkte über spezielle Tastensequenzen anzuwählen. Dies hat neben der Zeitersparnis den Vorteil, daß man die Zeichenebene nicht verlassen muß, wenn eine andere Option gewählt werden soll.

Unser Test wird sich nicht mit den „gewöhnlichen“ Zeichenfunktionen beschäftigen, die jedes ähnliche Programm anbietet. Wir wollen stattdessen auf die Besonderheiten eingehen.

Die Grafikseiten

DEGAS ELITE kann, je nach Speichergröße, bis zu acht Grafikseiten gleichzeitig verwalten. Eine Einschränkung ergibt sich bei den Farbauflösungen, weil nur jeweils eine Farbpalette zur Verfügung steht. Diese kann zwar jederzeit nachgeladen oder manuell geändert werden, es ist jedoch oft recht lästig.

Zwischen den Bildschirmseiten kann jederzeit umgeschaltet werden. Über die Blockfunktion kann man kopieren oder verschieben (CUT & PASTE). Dadurch können Bibliotheken angelegt werden, die oft benutzte Bildsegmente und Objekte enthalten. Diese werden dann nur noch 'ausgeschnitten’ und in das gewünschte Bild eingefügt.

Feinarbeiten

Für Feinarbeiten benutzt man am besten die Lupe. Damit kann ein Bildausschnitt 3—12 mal vergrößert dargestellt werden. Auch kleine Details werden nun sichtbar. Für genaues Arbeiten ist auch das unsichtbare Raster (GRED) geeignet, das über den Bildschirm gelegt wird. Der Cursor hüpft dann nur noch zwischen den Punkten hin und her. Die hat den Vorteil, daß sich Linien ohne langes Probieren genau treffen, und Flächen leichter zu schließen sind, was besonders beim Ausfüllen wichtig ist.


Bild 2: Klein, kleiner, winzig ...

Das 'Blocken'

Ein Teil des Bildschirms kann als Block festgelegt werden. Die Fläche ist im einfachsten Fall rechteckig. Aber auch eine Form, die aus bis zu 25 Linien besteht, ist realisierbar. Dieser Block kann in jedes Bild kopiert oder auch als Pinsel verwendet werden. Aber jetzt kommt das Beste: Man kann stufenlos vergrößern und verkleinern, drehen, horizontal oder vertikal ziehen und verzerren. Eine Unzahl von Effekten ist damit zu bewerkstelligen, die sonst gar nicht denkbar wären (siehe Bildschirmfotos).

Alle Blöcke können für späteren Einsatz abgespeichert werden. Dabei kann optional auch im ICON-Format gespeichert werden, das vom Resource Construction Set verwendet wird.

Zeichensätze zum Selbermachen

Neben den vielen Optionen von DEGAS ELITE ist der Zeichensatz-Editor ein weiterer Leckerbissen. Er ist zwar gegenüber der DEGAS-Version nicht verbessert worden, doch er war ohnehin gut genug. Etwas umständlich ist das Einbinden der Zeichensätze in das Malprogramm. Sie müssen dazu erst mit einem speziellen Konvertierungsprogramm in das GEM-Format umgesetzt werden. Dabei entsteht für jede Schriftgröße ein separates Zeichensatzfile, das beim Booten des TOS (und nur dann!) geladen wird. Neben der umständlichen Handhabung ist der große Speicherbedarf der Zeichensätze ein weiterer Nachteil gegenüber der alten Lösung, aber man kann damit leben.

Farbenspielereien

Seine Fähigkeiten kann DEGAS ELITE aber erst auf dem Farbmonitor voll ausspielen. Dann kommen noch einige Funktionen hinzu, die wirklich bemerkenswert sind.

Die Farbwahl erfolgt entweder mit Schiebereglern, oder, noch besser, über einen speziellen Bildschirm, auf dem alle 512 Farben dargestellt werden.


Bild 3: Drehen, verzerren, spiegeln

Jetzt kommt Bewegung ins Spiel..

Bereits die Demo bringt es ans Licht: DEGAS ELITE beherrscht endlich die sogenannte Farbpaletten-Animation. Mit ihr können auf einfache Weise Bewegungseffekte erzeugt werden. Das Verfahren dürfte jedem ST-Besitzer bereits von dem PD-Programm NEOchrome her bekannt sein, es ist jedoch hier noch verbessert worden. Das Prinzip ist, wie gesagt, ganz einfach: Ein bestimmter Bereich der Farbpalette wird in Rotation versetzt, während die restlichen Farben unverändert bleiben. Bei der Animations-Demo werden die Farben des Flusses bewegt, während die der Umgebung in Ruhe bleiben. Natürlich können auch alle Farben rotieren, aber dann wäre das Bild sehr unruhig und wirr. Durch eine einfache Änderung der Rotationsrichtung ist es auch möglich, den Fluß 'rückwärts’ fließen zu lassen (probieren Sie es aus!). Auch die ’Fließgeschwindigkeit’ kann geändert werden. So kann entweder ein reißender Fluß oder ein stiller Bach gezeigt werden. Die Möglichkeiten sind fast unbegrenzt.

Special Effects

Schöne Effekte lassen sich mit SMEAR (Verschmieren) erzeugen. Dabei werden beim Überfahren mit dem Pinsel nebeneinanderliegende Farben vermischt. Damit können gleitende Übergänge geschaffen werden. Ähnlich arbeitet der Befehl CHANGE, der zwei beliebige Farben zusammenmischt und das Resultat als Malfarbe zur Verfügung stellt.


Bild 4: Für Feinarbeiten: Die Lupe

Ein weiteres Hilfsmittel für Spezialeffekte ist die Spraydose, die nun auch das eingestellte Muster sprühen kann. Natürlich sind auch hier eine Menge an Einstellungen und Variationen möglich. Im Farbmodus können Objekte mit einem Schatten (SHADOW) versehen werden, dessen Farbe und Richtung einstellbar ist.

Kreuz und Quer...

...können die verschiedenen Auflösungsformate untereinander getauscht werden. Diese Aufgabe übernimmt DEGAS ELITE automatisch, wenn ein Bild eingeladen werden soll, das nicht die Auflösung hat, in der man gerade arbeitet. Die Konvertierung geht recht schnell und die erzielten Resultate sind im allgemeinen ziemlich gut.

DEGAS ELITE verarbeitet auch verschiedene Bildformate: DEGAS, NEO-chrome und das komprimierte DEGAS-eigene Format; außerdem Bilder, die im IFF-Format (AMIGA) und im Koala-Format (8 Bit-Rechner) erstellt wurden.

Die erstellten Bilder können auch wieder in jedem der angegebenen Formate abgespeichert werden, wodurch ein Bilderaustausch zwischen verschiedenen Rechnern (z. B. ST-AMIGA) möglich wird.

Und das Ganze kostet nur noch...

DEGAS ELITE wird auf einer Diskette mti einem 80-seitigen Handbuh zum Preis von DM 169,— ausgeliefert. Das Programm ist nicht kopiergeschützt und kann somit problemlos mit einer Festplatte oder Ram-Disk benutzt werden. Außerdem kann zum Arbeiten eine Sicherheitskopie verwendet werden, während das Original an einem sicheren Ort aufbewahrt wird. Diese Maßnahme der Herstellerfirma kommt dem Kunden sehr entgegen, der keine Ausfälle oder Einschränkungen durch den Kopierschutz in Kauf nehmen muß.

Nun...

DEGAS ELITE ist die Weiterentwicklung eines bewährten Malprogramms. Die Fülle neuer Funktionen ist dabei so groß, daß man leicht den Überblick verliert. Besonders hervorzuheben sind die Farbpaletten-Animation, die Blockoperationen und — beinahe wäre jetzt noch einmal das gesamte Repertoire aufgezählt worden. Kurz gesagt: Alle Funktionen können von unschätzbarem Wert sein. Erforderlich ist aber auch eine gewisse Übung, denn so einfach kann mit der Farb-Animation kein gutes Bild erstellt werden. Es muß ausprobiert und geändert werden, bis der Effekt gut aussieht. Das Gleiche gilt auch für Operationen wie Dehnen und Verzerren, aber die Mühe wird mit einem guten Ergebnis belohnt.

Alles in allem ist die Bedienung von DEGAS immer noch einfach und leicht zu merken. Der Einsatz der Drop-Down-Menüs gefällt mir zwar nicht so gut, weil ich meine, daß das alte Konzept übersichtlicher war, aber daran gewöhnt man sich.

Zum ’alten’ Preis erhält man mit DEGAS ELITE ein erheblich verbessertes Produkt. (mn)

Bezugsquelle: G. Knupe Postfach 354 4600 Dortmund Preis: DM 169,—


Bild 5: Menü für Farbanimation


Aus: ST-Computer 04 / 1987, Seite 51

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