Die GFA-Stars: Monostar und Colorstar


Bild 1: „Dehnen und Stauchen

MONOSTAR und COLORSTAR sind zwei in GFA-Basic geschriebene deutschsprachige Bildverarbeitungspn»-gramme, die sich dadurch auszeichnen, daß selten benutzte Funktionen anderer Zeichenprogramme weggelassen wurden. Dadurch konnten völlig neue Funktionen integriert werden, ohne daß die Übersichtlichkeit darunter litt.

Wer die Nase über ein in Basic geschriebenes Programm rümpft, der sollte ach positiv von der gebotenen Geschwindigkeit überraschen lassen. Nur bei der Manipulation großer Bildteile kann man erahnen, daß diese Programm nicht in C oder Pascal geschrieben sind.

Beim Starten der Programme fällt auf, daß der Autor Stefan Stoske auf bildschirmfüllende Auswahlmenüs verzichtet hat. Die komplette Steuerung der möglichen Funktionen läuft über Dropdown-Menüs mit Hilfe der Maus. Nur sehr sehen muß man in die Tasten greifen. Leider fallt spätestens jetzt auch der sehr hohe Speicherplatzbedarf auf, da im Normalfall nun ein Alarm fenster erscheint: Man wird darauf hingewiesen, daß Funktionen wie BIEGEN oder DEHNEN nur noch mit einem Teil des gesamten Bildes ausgeführt werden können. Erst, wenn man sämtliche Desk-Accessories aus der Menüleiste verbannt und über mindestens 1 MByte Speicherplatz verfügt, wird man ohne Einschränkungen arbeiten können.

Will man nun mit dem Zeichnen beginnen, kann man im DISK-Menü ein Standardlaufwerk setzen: Sämtliche Ein- und Ausgaben erfolgen auf dem angewählten Laufwerk. Da man die Laufwerkskennung aus den Buchstaben A bis F auswählen kann, läßt sich auch eine Festplatte ansprechen. Wer seiner kreativen Ader jetzt noch nicht freien Lauf lassen möchte, wählt die Option BILD EINLESEN an. MONOSTAR liest jede auch nur andeutungsweise nach Bild aussehende Datei in eine der zur Verfügung stehenden Arbeitsebenen ein. Bei COLORSTAR werden die Formate von DEGAS, NEOCHROME und natürlich COLORSTAR unterstützt.

Im Laufe des Tests stellte es sich als größter Minuspunkt heraus, daß beide Programme flexibel beim Einlesen fremder Dateiformate reagieren, während sie bei der Ausgabe nur ihre eigenen Formate liefern können. Vor dem Abspeichem eines Bildes sollte man sich mit Hilfe der Funktion FREIER PLATZ die verbliebene Diskettenkapazität anzeigen lassen. War die Anzahl der freien Bytes zu klein, stürzten die getesteten Versionen ohne Vorwarnung einfach ab. Meistens war damit die Arbeit mehrerer Stunden verloren. Dieser Fehler wird hoffentlich in einer der nächsten Versionen behoben. Mit diesen beiden Punkten wären dann auch schon sämtliche im Test aufgetretenen Mängel aufgezählt. Andere Fehler traten im Test nicht auf.

Nun kann man sich ganz der Kunst widmen, indem man etwa mit der Funktion FREIHAND die Umrisse einer Figur zeichnet. Selbstverständlich können Linienart und Zeichenfärbe frei bestimmt werden. Neu ist die Option GLÄTTUNG, mit der sich die Qualität von Freihandzeichnungen (bzw. Freimauszeichnungen) erheblich verbessern läßt. Die jeweils zuletzt gezeichnete Linie wird noch einmal gelöscht um anschließend geglättet neu gezeichnet zu werden. Hierbei ist der Grad der Glättung von der ursprünglichen Zeichengeschwindigkeit abhängig.


Bild 2: „Kippen von Schriften“

Zittert die Hand zu sehr, um eine gerade Linie zu produzieren, kann man auf die Funktionen STRICH, VIELECK und STRAHLEN zurückgreifen. Strichart und Farbe lassen sich einstellen.

Alle wichtigen GEM-Funktionen sind integriert. Hierzu zählen Füllmuster, Linienarten, Striche verschiedender Dicke mit unterschiedlichen Anfangsund Endformen, Rechtecke, Kreise und nicht zuletzt die schon gewohnten Variationsmöglichkeiten für die Beschriftung. Kommen wir nun zu den Besonderheiten der Programme:

Optimal gelöst wurde sowohl bei MONOSTAR als auch bei COLORSTAR die oft benötigte Funktion RADIERGUMMI. Nach dem Anklicken muß zuerst einmal die Größe des Radiergummis festgelegt werden. Danach kann man den selbst definierten Radiergummi benutzen, wie man es von anderen Programmen gewohnt ist.

Von Praxisnähe zeugt auch die MO-NOSTAR-Funktion STATUS, die einen Überblick über die wichtigsten aktuellen Parameter erlaubt. Diese Parameter können über die gewohnten Dialog-Fenster verändert werden.

Auch in COLORSTAR wurde ein guter Einfall in die Tat umgesetzt: Beschränkt durch die maximal möglichen 40 Zeichen pro Zeile, fällt die Menüleiste etwas mager aus. Aber der Schein trügt. Nach Anwahl des Befehls SPECIAL füllen sich die Menüs mit neuen Kommandos. Dabei ist die Verteilung auf zwei Gruppen so gelungen, daß man nur ab und zu die Kommandogruppe wechseln muß.

Besonders interessant ist das BIEGEN bzw. DEHNEN/STAUCHEN. Diese Option bieten beide Programme. Ein eindrucksvolles Beispiel sehen Sie in dem hochstartenden Motorradfahrer (siehe Bild 1). Auf der linken Seite sehen Sie den Ausgangszustand.

Wenn es nun bei COLORSTAR eine funktionierende Möglichkeit zum Ausdrucken der Bilder geben würde, könnte man solch künstlerische Höchstleistungen sogar der Nachwelt erhalten. Leider ignorierte das Programm standhaft meinen Versuch, ein Bild auszudrucken. So blieb mir nur der Griff zu < ALT > & < HELP >, wobei dann natürlich der Cursor auch ausgedruckt wurde.

Auf Bild 2 sehen Sie noch ein paar beeindruckende Möglichkeiten von COLORSTAR. Die Schrift wurde mit der Funktion KIPPEN bearbeitet. Hiermit besteht die Möglichkeit, Bildbereiche räumlich darzustellen. Die Zugabe finden Sie in Bild 3: Der Befehl TROMMEL formt beliebige Bildbereiche zu einem Endlosband.

Für ca. 100 DM pro Programm erhält man mit MONOSTAR und COLORSTAR gute Software zum niedrigen Preis. Diese Bildverarbeitungsprogramme verdienen besondere Beachtung, da sie von Stephan Stoske allein erstellt wurden. Bei solch einem Ein-Mann-Untemehmen wird sicher nicht lange auf eine neue Version ohne die oben beschriebenen Schönheitsfehler zu warten sein. Schön wäre auch eine Version für Monochrom- und Colormonitor, damit man in beiden Auflösungsstufen arbeiten kann.


Bild 3

Jürgen Lindemann
Aus: ST-Computer 04 / 1987, Seite 54

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