Buchbesprechung

Atari ST Assembler-Buch

Markt & Technik Verlag Haar bei München 87 299 Seiten Preis: DM 59 —


Obwohl für den ATARI ST mittlerweile fast alle gängigen Hochsprachen verfügbar sind, übt die Assemblerprogrammierung immer noch einen magischen Reiz aus. So mancher BASIC oder PASCAL Programmierer spielt mit dem Gedanken, es einmal mit der Maschinensprache des 68000er zu probieren oder zumindestens sein BASIC bzw. PASCAL Programme durch kleine Maschinenspracheroutinen zu beschleunigen. An Literatur zum Thema Maschinensprache des 68000er mangelt es sicher nicht, doch nur sehr wenige Bücher beschäftigen sich auch gleichzeitig mit der Hardware des ATARI ST. Eines dieser Bücher ist das ATARI ST ASSEMBLER-BUCH von P. Wollschläger, erschienen bei Markt und Technik.

„Ganz schnell zur Praxis“ ist die Überschrift des vierten Kapitels. Dieses Motto zieht sich als roter Faden durch das gesamte Buch. So hält sich der Autor nicht mit langen Einführungen in die Grundlagen auf. Das Minimum an Theorie, das für einen ersten Einstieg in die „Unterwelt“ des Rechners ausreichen sollte, wird auf den ersten 50 Seiten im Schnelldurchgang abgehandelt. Dabei geht es um u. a. um folgende Themen: Zahlensysteme, Sinn und Zweck eines Assemblers, die Architektur des 68000er. Positiv ist anzumerken, daß am Ende des ersten Kapitels alle gängigen Assembler für den ST vom Autor kurz vorgestellt und bewertet werden.

Danach kann der Leser sein erstes Assemblerprogramm eintippen. Er erhält, wenn er das abgebildete - jedoch bewußt unvollständige - Programm richtig eingegeben hat, das Wort ’HAL-LO’ auf dem Bildschirm. Während andere Bücher an dieser Stelle meisten irgendwelche trockenen Multiplizieroder Sortierroutinen enthalten, stellt der Autor das Innen leben des ST anschaulich vor. Der Leser lernt an zahlreichen Betriebssystemaufrufen die Anwendung der wichtigsten Befehle des 68000er kennen. PROGRAMMIEREN IN ASSEMBLER ist kein akademisches Lehrbuch, das systematisch die Maschinensprache des 68000er abhandelt. Es ist vielmehr ein Kochbuch, das geradezu dazu einlädt, den Assembler zu laden und Programmierrezepte auszuprobieren. Die anschaulich erklärten Beispiele, zu denen u. a. eine vollautomatische RAM Disk und ein Diskettenmonitor gehören, demonstrieren sehr gut die Wirkung der Maschinenbefehle und machen Appetit auf mehr. Nach dem Durcharbeiten der Kapitel 7 und 8 sind dem Leser Begriffe wie In-clude Files, DTA-Buffer oder FAT genauso geläufig wie einem BASIC Programmierer die Begriffe Schleifen oder Unterprogramme. Die in Kapitel 9 vorgestellten Grafikroutinen zeigen sehr gut, wie Maschinensprache auf dem 68000er sinnvoll eingesetzt werden kann. Allerdings hätte dieses Kapitel durchaus umfangreicher ausfallen können. Auch Kapitel 15 mit dem Titel „Die Tricks der Profis“ ist mit nur neun Buchseiten wenig attraktiv.

Am Anfang des Buches rät der Autor dem Leser, wohl in erster Linie jenen, die bereits erste Erfahrungen auf CPU’s wie der 6502 oder dem Z80 gesammelt haben, alles zu vergessen, was sie bisher über Maschinenspracheprogrammierung wissen. Alles sollte man allerdings nicht vergessen, denn das Tempo, mit dem der Autor sein Wissen in einem durchweg lockeren und saloppen Stil an den Leser weitergibt, ist an manchen Stellen ein wenig zu rasant. Mehr Grundlagenwissen über binäre Verknüpfungen oder die grundsätzlichen Eigenschaften der Maschinenspracheprogrammierung ist an manchen Stellen des Buches von Nöten.

Fazit:

Das ATARI ST ASSEMBLER BUCH kann jedem ATARI Freak mit gutem Gewissen als Pflichtlektüre empfohlen werden. Das Schöne ist, daß man mit dem Kauf des Buches nicht nur eine sehr gut gelungene Einführung in die Maschinensprache des 68000er erhält, sondern zusätzlich eine Fülle an nützlichen Informationen über das Innenleben seines ATARI ST bekommt. (PM)


GFA Handbuch TOS & GEM

GFA Systemtechnik Düsseldorf 87 370 + 30 Seiten Preis DM 49,-

Dieses Buch hat, obwohl es von GFA verlegt wird, keine Gemeinsamkeiten mit GFA Basic. Es bezieht sich auf annäherend alle rechnerinternen Dinge, welche den ST betreffen.

Auf ca. 50 Seiten werden alle Bausteine und Schnittstellen der Hardware beschrieben. Der Hauptteil des Buches beschäftigt sich mit der Programmierung des Betriebssystems, sowie dem GEM. Jede Funktion und deren Parameter und deren Wirkungsweisen sind aufgeführt. Weiterhin enthält das Buch ST Systemadressen; um einige zu nennen, die Line-A-Variablen und Tastaturprozessorkommandos. Beispielprogramme sind nicht aufgeführt, jedoch ein Indexheft, welches wichtige Informationen in Kurzform enthält, ist beigefügt.

Insgesamt wird das Buch als Nachschlagewerk empfohlen. Man erhält auf 350 Seiten Informationen, für welche man sich jedoch schon mit der Materie befaßt haben sollte.

Ein empfehlenswertes Nachschlagewerk für Fortgeschrittene. HS



Aus: ST-Computer 10 / 1987, Seite 122

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