Wir basteln uns einen Klang - Werkzeuge für Midi-Sampler

In der letzten Zeit sind eine ganze Reihe interessanter Werkzeuge für die Benutzer von Sampling Keyboards auf den Markt gekommen. Diese Entwicklung wollten wir zum Anlaß nehmen, einige derartige Programme und Ihre besonderen Features vorzustellen.

Zwei der Programme, mit denen wir uns beschäftigt haben, sind als Editoren für ein ganz bestimmtes Sampling-Keyboard gedacht. Es handelt sich dabei um den PSE-900-Editor von G.C.Geerdes für den Akai S-900, sowie den Steinberg Soundworks-Editor für den Sequential Prophet 2000, der auch in Versionen für andere Sampler (Ensoniq Mirage, Akai S-900) vorliegt. Etwas andere Schwerpunkte setzen zwei Programme, die sich mehr der reinen Klangsynthese verschrieben haben: das eine mit Haut und Haar, das andere etwas weniger.

Bild 1: G.C.Geerdes PSE-900-Editor: Die Seite für die analogen Hilfsdaten

Der Synthese-Freak ist das ‘Softsynth’-Programm der Firma Digidesign, die Pionier in Sachen Sample-Bearbeitung auf Mikrocomputern ist. Ihr ‘Sounddesigner’ für EMU II und Apple Macintosh ist beinahe schon legendär. ‘Softsynth’, das mit praktisch allen gängigen Samplern zusammenarbeitet, ist die erste ST-Umsetzung aus dem Hause Digidesign.

Auch das zweite Programm aus der Synthese-Ecke arbeitet mit verschiedenen Samplern zusammen. Es heißt ‘Sample Maker’ und stammt von der Firma Virtual Sounds.

Zuerst für Nicht-Insider ein kurzer Blick auf den eigentlichen Sinn solcher Programme. Seit langem versuchte die Musik -instrumente-Industrie Geräte zu bauen, mit denen sich natürliche Klänge möglichst originalgetreu simulieren lassen. Die immer billiger werdende Digitaltechnik bot dazu endlich einen praktikabel erscheinenden Weg, nämlich den, einen Klang einfach zu digitalisieren, und im Speicher eines Computers abzulegen. Diese Digitalisierung von Musik ist im Prinzip der gleiche Vorgang, wie er für die Aufnahme einer Compact Disc erforderlich ist. Ein Sampling-Keyboard ist nun in der Lage, solche digitalisierten Klänge in verschiedenen Tonhöhen, z.B. von einer Klaviatur gesteuert, wiederzugeben. Ob man nun ein ganzes Orchester oder eine Triangel digitalisiert, ist dabei völlig gleich - der Sampler gibt alles wieder. Leider ist es meist erforderlich, ein solches Sample (Kurzwort für digitalisierten Klang) ein wenig nachzubearbeiten, bevor man es musikalisch nutzen kann. Ein weiteres Problem ist, daß es praktisch unmöglich ist, einen langen Streicherton, etwa über zehn Minuten, zu digitalisieren, weil das viel zu viel kostbaren Speicherplatz erforderte. Es ist auch garnicht nötig, weil sich in diesem langen Streicherton ja nicht allzuviel verändert. Es liegt also nahe, nur ein Stückchen zu sampeln (sprich: sämpeln), und dieses Stückchen dann immer zu wiederholen (sogenannte Loops). Schwierig ist dabei nur, einen Anfangs- und Endpunkt für die Wiederholung zu finden, der halbwegs unhörbar ist. All diese Arbeiten sind an den Geräten selbst meist nicht allzu komfortabel auszuführen. Man muß also ein Programm schreiben, das all die nötigen Arbeiten mit vollem Computerkomfort ermöglicht.

Aber das ist noch nicht alles. Da gibt es doch einige mathematische Verfahren zur künstlichen Synthese von Klängen, die zum Teil schon in einigen Synthesizern verwendet werden. Warum nicht ein Programm schreiben, das einfach mit diesen Verfahren Klänge für einen Sampler berechnet, statt sie zu digitalisieren, vor allem, wenn dann die ganze Flexibilität des Computers im Vergleich zu einem fest konstruierten Synthesizer zum Tragen kommt?

Bild 2: Der Sample-Editor des PSE-900

Nun, die hier vorgestellten Programme lecken die ganze Palette ab, von der Bearbeitung aller Parameter eines speziellen Instrumentes bis zur Erzeugung und Bearbeitung des reinen Klangmaterials. Vorhang auf.

Werfen wir zuerst einmal einen kurzen Blick auf jedes der Programme.

Der PSE-900 Editor besteht aus drei Teilen: Der erste Teil dient dazu, all jene Parameter des Instruments zu manipulieren, die nicht direkt mit dem eigentlichen Klang zu tun haben, also wirklich ausschließlich dieses Instrument betreffen. Im zweiten Teil kann die Wellenform selbst bearbeitet werden, ein Vorgang, der in einigen Punkten, wenn auch nicht in allen, durchaus instrumentenunabhängig ist. Schließlich besitzt der Editor eine sehr gute und schnelle Möglichkeit für additive Synthese von Klängen.

Auch der Steinberg-Editor besteht aus ähnlichen Teilen. Man kann die speziellen Parameter des Synthesizers bearbeiten und natürlich auch die Klänge selbst. Eine einfache Synthese-Seite, die nach einem kombinierten AM/FM-Verfahren arbeitet, gibt es auch.

Mit dem Softsynth ist ausschließlich die Svnthese von Klängen nach dem additiven und dem FM-Verfahren möglich, dies aber dafür mit höchstem Komfort.

Der Sample-Maker dient der Synthese nach dem FM-Verfahren; er besitzt allerdings auch die Möglichkeit, einen errechneten Klang auf ähnliche Weise wie die Editor-Programme zu bearbeiten.

Alle Programme werden nahezu vollständig mit der Maus bedient. Leider sind auch alle Programme Englisch, auch die der deutschen Hersteller, was aber im Bereich professioneller Musiksoftware (leider) fast schon selbstverständlich ist. Aber wenigstens für die deutschen Programme gibt es deutsche Handbücher, das ‘Softsynth’-Handbuch ist Englisch, für den Sample-Maker lag uns bis zum Redaktionsschluß noch kein Handbuch vor.

Ein Problem stellt sich allen vier Programmen: Wie bekommt man die Klänge, die bearbeitet werden sollen, in den Computer, bzw. von dort wieder in das Instrument zurück? Warum dies ein Problem ist, fragen Sie sich? Ein digitalisierter Klang in der Qualität, die für ein Musikinstrument gefordert wird, ist eine etwas unhandliche Angelegenheit. Eine einzige Sekunde Klang braucht ungefähr, je nach Gerät, knapp 50 KByte Daten. Was sind schon 50 KByte auf einer Diskette ? Nicht allzuviel, nur leider verstehen die Musikinstrumente mangels ausreichender Schulbildung das Diskettenformat des Atari nicht, der Atari übrigens auch nicht das dieser Instrumente.

Bild 3: Additive Synthese im S-900 Editor

Diskette geht also nicht. Obwohl... Das Programm der Firma Geerdes hat es geschafft: Es ist in der Lage, einen Klang direkt von einer Diskette des Akai-Samp-lers einzulesen. Die Konkurrenz kann das nicht.

Außer Diskette gibt es noch eine andere Möglichkeit, nämlich jene häßlichen, fünf-poligen Buchsen am Atari, die so komische Notensymbole zur Bezeichnung tragen. Ja, das Midi-Interface ist es, das wieder die ganze Last zu tragen hat. Aber haben Sie kein Mitleid, einen guten Teil der Last wälzt es einfach auf Sie ab. Glücklicherweise hat sich die Industrie im Rahmen der Midi-Norm auch auf einen Standard zur Übertragung von Sample-Daten geeinigt. Es ist also nicht nur möglich, diesen ganzen Kram über die Midi-Schnittstelle zu übertragen, es besteht sogar die Chance, daß die angeschlossenen Instrumente den Computer verstehen. Das Midi-Interface ist zwar schnell, für solche Datenmengen aber leider bei weitem nicht schnell genug. Die oben erwähnte Sekunde Klang braucht etwa 16 Sekunden, um über Midi übertragen zu werden. Das ist die Last, die Sie zu tragen haben, und meines Erachtens der grundsätzliche Nachteil der Arbeit mit jeder Sampler-Software: Bei den bisherigen Geräten dauert die Übertragerei so lange, daß man doch lieber den mangelnden Komfort der Instrumente in Kauf nimmt. Glücklicherweise muß nicht bei jeder Änderung immer der ganze Klang übertragen werden; vieles kann durch winzig kleine Sendungen erledigt werden. Trotzdem, das Problem bleibt und ist lästig. Deshalb haben zwei der getesteten Programme auch ein interessantes Feature: Sie erlauben es, einen Klang über den eingebauten Lautsprecher des Atari vorzuhören. Inzwischen hat sich ja fast schon herumgesprochen, daß man den Soundchip dieses unseres Rechners als D/A-Wandler mißbrauchen kann. Die damit erreichbare Qualität ist aber nur 7 Bit entsprechend, gegenüber 12 Bit-Qualität der heute verbreiteten Sampler und gar 16 Bit-Qualitätbei CDs. Das bedeutet, daß man einen veränderten Klang nicht erst an den Sampler schicken muß, um eine Änderung zu hören, mit allen damit verbundenen Wartezeiten. Man kann diese Art der Kontrolle, die das Steinberg- und das Digidesign-Pro-gramm besitzen, eigentlich nur als groben Test betrachten, ln der wirklichen Qualität klingt alles ganz anders... Trotzdem, es ist eine große Hilfe. Aus der mangelnden Qualität hat Digidesign die Konsequenz gezogen, daß zwei in Amerika anscheinend weitverbreitete und nicht allzu teuren Hardware-Erweiterungen zum ST unterstützt werden, die zwar immer noch schlechter als die Zielgeräte, aber doch weit besser als der eingebaute Lautsprecher klingen.

Bild 4: Die Hauptseite des Prophet 2000-Editor von Steinberg

So, jetzt schauen wir uns die einzelnen Programme etwas näher an. Wir beginnen mit dem PSE-900-Editor von Geerdes. Für dieses Programm wird ein Schwarzweiß-Monitor benötigt, eine Farbversion gibt es nicht. Dafür gibt sich der Editor, wenn es sein muß, mit 512 KByte RAM zufrieden. Das Programm teilt sich in fünf Bildschirmseiten auf, von denen vier nach dem Laden aus einem Hauptmenü erreicht werden können.

Die erste Seite heißt ‘Overall Settings & Utilities’ und dient der Einstellung aller möglichen Systemparameter, Midi-Modes, Midi-Kanäle usw. Außerdem sind hier ein paar Hilfsfunktionen untergebracht, die zum Beispiel dazu dienen, so ziemlich jede gewünschte Infonnation über den Sampler-Inhalt auszudrucken, Samples zu löschen oder umzubenennen

Die zweite Seite beschäftigt sich mit den vielen analogen Zusatzdaten, die beim S-900-Sampler zu jedem Programm dazugehören. Alle Daten, die nicht direkt zum gesampelten Klang gehören, können hier verändert werden, z.B. LFO, Hüllkurve oder Position eines Samples auf dem Keyboard. Auch die Diskettenfunktionen kann man hier erreichen. Es sei noch einmal daran erinnert, daß der Editor Samples direkt von Disketten im Akai-Format lesen kann, was doch etwas schneller geht als die Midi-Übertragung. Alle Parameter können direkt mit der Maus verändert werden. Draufklicken mit linker Maustaste erhöht den Wert, rechte Maustaste erniedrigt ihn (nicht moralisch zu verstehen). Der Vorteil der Bearbeitung dieser Daten gegenüber der Änderung am Gerät ist, daß hier alle Daten übersichtlich auf einer Seite auf einmal zu sehen sind. Änderungen an diesen Parametern können auch sofort an den Sampler übertragen werden, die dafür nötigen Datenmengen sind so gering, daß dabei keine Wartezeiten entstehen.

Bild 5: Analogdaten im Soundworks 2000-Editor

Die zentrale Seite des Programms ist aber zweifellos der Sample-Editor. Denn hier können Sie ein Sample, die Wellenform eines Klanges, direkt auf alle möglichen Arten und Weisen bearbeiten. Sie können dabei die Bearbeitung auf einen Ausschnitt beschränken oder auch den ganzen Klang bearbeiten. Wenn Sie wollen, können Sie auch per Hand selbst Wellenformen zeichnen. Die Bedienung des Editors ist schnell, logisch und komfortabel. Selbstverständlich gibt es eine Zoom-Funktion zur näheren Inspektion von Sample-Bereichen. Wichtige Funktionen sind zum Beispiel die dynamische Veränderung eines Samples über Festwerte, Faktoren oder mittels einer Hüllkurve, die selbst gezeichnet werden kann. Ausschnitte können auch gelöscht werden, um z.B. einen kurzen Knackser aus dem Sample herauszuschneiden, wie aus einem Band. Kopieren oder Verschieben ist selbstverständlich ebenso möglich. Auch kann ein Sample umgekehrt werden, also rückwärts ablaufen (besonders beliebter Effekt für Becken oder Snare-Drums). Auch das Mischen mehrerer Samples ist möglich, wobei verschiedene Arten der Mischung zur Verfügung stehen.

Natürlich können auch Loops, also Abspielschleifen definiert werden. Dabei hilft der Computer auch bei der Suche nach geeigneten Punkten, was die Arbeit doch erheblich erleichtert. Aus der Sample-Editor-Seite wird auch die Synthese-Seite auf- I gerufen.

Hier können Sie nach dem Verfahren der additiven Synthese Schwingungen berechnen lassen. Dabei stehen 32 Obertöne zur Verfügung, die auch noch auf vielseitige Weise modifiziert werden können. Hüllkurven für Frequenz und Amplitude jedes Obertones können frei bestimmt werden, auch Phasenverschiebungen zwischen den Harmonischen sind möglich. Schließlich können für die Berechnung nicht nur Sinus-, sondern auch andere Wellenformen wie Dreieck, Rechteck, Puls welle mit regelbarer Pulsbreite und Rauschen verwendet werden. Hilfsfunktionen zeigen die spektrale Zusammensetzung eines Klanges an.

Bild 6: AM/FM-Synth des Stein-berg-Editors

Die Synthese-Funktion ist extrem vielseitig und schnell in der Berechnung eines Klanges. Sehr gelungen.

Die letzte Seite des Programmes dient der Kontrolle der Analog-Trigger-Eingänge, über die der S-900 optional verfügt. Die Seite kann nur aufgerufen werden, wenn tatsächlich ein S-900 mit der Option angeschlossen ist. Alle Parameter dieser Eingänge sind von hier aus übersichtlich steuerbar.

Das Handbuch ist ausführlich und erklärt gut, zusätzlich sind hübsche Cartoons enthalten. Der PSE-900 ist mit Sicherheit einer der besten Sampler-Editoren, die der Verfasser kennt. Vor allem die Synthese-Funktion ist exzellent. Er hat nur zwei Nachteile: Keine Vorhörmöglichkeit über den Atari-Monitorlautsprecher. Der größte Nachteil ist, daß es diesen Editor nur für den S-900 und nicht für andere Editoren gibt. Nach neuesten Informationen ist die Firma Geerdes aber bereits dabei, diesen Mangel zu beheben.

Das Steinberg Soundworks-Programm, das uns in seiner Version für den Prophet 2000 vorliegt, ist im Prinzip ganz ähnlich konzipiert. Seine Bedienungsoberfläche sieht ein wenig wie die des oben erwähnten Digidesign-Sounddesigners, den es noch nicht in einer Atari-Version gibt, aus. Am linken Bildschirmrand ist eine Werkzeugkiste mit den wichtigsten Arbeitsfunktionen zu sehen, die Hauptfläche des Bildschirms teilen sich maximal drei Fenster, in denen bis zu drei Samples gleichzeitig bearbeitet werden können.

Wie bei Steinberg-Programmen üblich, wird auch dieses Programm mit einem Hardware-Kopierschutz geliefert, der in den ROM-Port gesteckt wird. Ein Megabyte Speicher und ROM-Tos sind erforderlich, dafür läuft das Programm auch in Farbe.

Bild 7: Softsynth-Hauptseite

Die Anleitung ist Deutsch, und, man ist versucht zu sagen, wie bei Steinberg üblich, nicht gerade umwerfend, aber brauchbar. Der Verfasser empfiehlt für die Arbeit mit dem Programm eine Harddisk, die auch tatsächlich empfehlenswert ist, da eine Reihe von Funktionen immer erst einen Teil des Speicherinhalts auf Diskette (oder Platte) ablegen, weshalb man immer einen Stapel leerer und formatierter Disketten griffbereit haben sollte. Eine (glücklicherweise abschaltbare) Undo-Funktion speichert jeden Zwischenschritt auf Diskette oder Festplatte ab, was den Vorteil hat, daß man nichts falsch machen kann. Wenn man ohne Harddisk arbeitet, ist diese Funktion aber nervtötend, weil man mehr Zeit mit Warten als mit Arbeiten verbringt. Sehr angenehm ist die Bearbeitung der Preset- und Analog-Sektion des Prophet 2000 mit dem Programm. Der Sampler verfügt über eine komplette Analog-Sektion, bestehend aus Filtern und Hüllkurven, leider aber nur über ein sehr kleines und uninformatives Display. Die Programmierung all dieser Parameter über das Programm löst also wirklich Aha-Effekte und besondere Begeisterung aus, vor allem wenn man daran geht, die Verteilung von Klängen auf dem Keyboard zu programmieren, die im Programm grafisch und übersichtlich dargestellt ist. Die Analog-und Preset-Bearbeitung des Editors ist gelungen.

Die eigentlichen Wellenformen werden, wie gesagt, in maximal drei Fenstern auf der Hauptseite ediert. Dabei stehen im wesentlich die gleichen Funktionen zur Verfügung wie beim PSE-900, leider fehlt eine Hilfe bei der Loop-Point-Suche. Auch hier ist es möglich, Blöcke zu bearbeiten, umzukehren, zu mischen usw. Auch die Amplitude des Samples kann auf vielseitige Art bearbeitet werden, nützlich ist eine ‘Maximise'-Funktion, die schlecht ausgesteuerte Samples auf einen Normwert bringt, um Lautstärkeschwankungen zwischen verschiedenen Samples auszugleichen. Auch bei diesem Programm ist es selbstverständlich möglich, die Darstellung des Samples zu vergrößern, und Details mit dem ‘Bleistift’ in das Sample hineinzumalen. Die Loop-Punkte müssen per Hand gesetzt werden, eine Crossfade-Funktion berechnet aber Übergänge und versucht, sie so weich wie möglich zu gestalten. Die Bedienerführung ist nicht ganz so glücklich wie beim PSE-900, mit einer Harddisk jedoch erheblich besser, als im reinen Floppy-Betrieb. Sehr nützlich ist die Vorhör-Möglichkeit über den Atari-Lautsprecher.

Die Synthese-Funktion ist im Vergleich zu den anderen getesteten Programmen verhältnismäßig simpel. Es stehen vier Oszillatoren mit einzeln regelbarer Frequenz, Wellenform, Phasenlage und Hüllkurve zur Verfügung, die sich gegenseitig entweder in Frequenz oder Amplitude modulieren können. Das Verfahren ist nicht besonders intuitiv und vielseitig, man kann aber trotzdem gute Ergebnisse damit erzielen. Die Bedienung dieser Seite des Programmes ist leider nicht besonders gelungen.

Bild 8: Editor für jeden der 32 Softsynth-Obertöne

Insgesamt ist der Soundworks-Editor ein gut brauchbares Programm, das vor allem die Analog- und Preset-Programmierung des Prophet 2000 stark erleichtert. Als Sample-Editor ist eine Festplatte unbedingt zu empfehlen. Im Moment gibt es für den Prophet 2000 keine Alternative. Das Programm ist auch in Versionen für den Akai S-900 und den Ensoniq Mirage erschienen, eine Version für den EMU Emax ist in Vorbereitung.

Digidesigns Softsynth ist ein reines Synthese-Programm. Es arbeitet zwar mit so ziemlich jedem auf dem Markt befindlichen Sampler zusammen, man kann damit aber nur Roh-Samples erzeugen, die man im Sampler selbst oder mit einem anderen Editor bearbeiten muß (wenn nötig). Keinerlei instrumentenspezifische Daten können mit dem Programm modifiziert werden, auch das Einlesen fertiger Sounds vom Sampler ist nicht möglich.

Zwei grundsätzliche Arten der Synthese von Klängen stehen zur Verfügung: Additive Synthese mit 32 Oberwellen, wobei die Möglichkeiten sehr stark dem PSE-900-Editor ähneln, allerdings insofern erweitert sind, als die Frequenz der Harmonischen nicht festgelegt, sondern völlig frei wählbar ist. Insofern muß man wohl eher von ‘additiver Synthese mit 32 Oszillatoren’ sprechen. Die zweite Syntheseart ist FM-Syn-these mit maximal 32 Operatoren und entsprechend vielen Algorithmen. Der weitverbreitetste FM-Synthesizer, der Yamaha DX-7, verwendet nur 6 Operatoren mit 32 Algorithmen. Das mag genügen, um die unendliche Zahl der Möglichkeiten zu beschreiben; die DX-7 Algorithmen lassen sich jedenfalls leicht mit dem Softsynth nachbilden, was jedoch nicht unbedingt zu gleichen Klängen führt; Kann doch jeder Softsynth-Operator nicht nur Sinus- sondern auch noch vier andere Wellenformen (incl. Rauschen) verwenden.

Der besondere Gag beim Softsynth sind aber nicht nur die ausgefeilten Synthese-Möglichkeiten, sondern auch die raffinierten Synthese-Hilfen, die nach Vorgabe einiger weniger Parameter schon sehr gute Sounds zu erzeugen vermögen, die man dann nach Belieben per Hand verfeinern kann.

Softsynth wird in schicker Plastikbox mit englischem Handbuch und zwei Disketten geliefert. Er läuft sowohl im Färb- als auch im Schwarzweiß-Modus. Auf einer der Disketten sind nur Beispielsounds enthalten, die einige Einblicke in die Fähigkeiten des Softsynth gestatten. Das Handbuch ist hervorragend.

Bild 9: Einfaches editieren mit dem Time-Slice-Verfaltren; unterhalb der Hüllkurve sind 7 Markierungen zu sehen. An jeder dieser Markierungen können die Lautstärke-Verhältnisse der Obertöne eingestellt werden.

Sowohl für die Frequenz als auch für die Amplitude einer Harmonischen kann eine Hüllkurve mit maximal 15 bzw. 40 Punkten definiert werden. Da die Frequenz jeder der 32 Obertöne beliebig einstellbar ist, kann man eigentlich nicht mehr von rein additiver Synthese sprechen; auch eine Mischung aus mehreren additiven Klängen ist möglich. Daher gibt es auch Kopierkommandos, mit denen alle oder einzelne Parameter eines Obertones in einen anderen hineinkopiert werden können.

Alle Parameter für einen Klang einzustellen, kann recht mühsam sein. Deshalb gibt es eine Funktion namens ‘ Smartsynth’. Hier braucht man nur einige charakteristische Eigenschaften eines Klanges festzulegen. aus denen der Computer zufallsgesteuert einen Klang berechnet, der dann im normalen Synthesemodus weiterbearbeitet werden kann. Sie können zum Beispiel einen Klang, der nur geradzahlige Harmonische, ein kurzes Attack mit viel ‘Click’ und ein schnelleres Decay der Höhen beinhaltet und dazu noch ordentlich schwebt, errechnen lassen. Die Funktion ergibt sehr brauchbare Sounds, und das sehr schnell. Schöön! Eine weitere Erleichterung bietet das sogenannte ‘Time Slice’-Verfahren. Hier kann die Gesamt-Amplitude aller Obertöne mit einer einzigen Hüllkurve gesteuert werden. Um aber auch verschiedene Lautstärkeverhältnisse zwischen den einzelnen Obertönen zu ermöglichen, können an beliebig vielen Punkten innerhalb dieser Hüllkurve Mischungsverhältnisse der Harmonischen eingestellt werden. Auch auf diese Weise erstellte Klänge können auf die ‘normale’ Art weiterbearbeitet werden. Die ‘Time Slice ’ -Funktion ist auf ihre Art ebenso nützlich wie der ‘Smartsynth'.

Bild 10: Der SmartSynth -intelligente und schnelle Klanggenerierung.

Die 32 Obertöne können auch für FM-Syn-these benutzt werden. Jeder der Obertöne kann einen anderen frequenzmodulieren. Dabei sind auch Rückkoppelungen möglich. Die üblichen Hüllkurven für Amplitude und Frequenz steuern die Obertöne auch in ihrer Funktion als FM-Operatoren. Operatoren, die einen anderen Operator modulieren, also als Modulator fungieren, können auch im Gesamtmix enthalten sein. Die FM-Algorithmen, die das wohl verbreitetste FM-Instrument, der Yamaha DX-7, bietet, können auf diese Weise spielend simuliert werden. Der DX-7 hat schließlich nur 6 Operatoren, die auf 32 verschiedene Arten verknüpft werden können. Was man da erst mit 32 Operatoren bei nur durch die statistischen Möglichkeiten begrenzter Algorithmenzahl anstellen kann...? Schließlich ist noch jeder Operator des Softsynth erheblich vielseitiger als ein DX-7-Operator. Edieren von FM-Sounds mit dem Softsynth ist zwar unvergleichlich viel übersichtlicher und komfortabler als mit einem DX-7, aber dennoch bleibt FM-Syn-these so komplex, daß die Ergebnisse schwer vorhersehbar sind. Aber wenn schon FM-Synthese, dann so.

Da der Softsynth für verschiedene Sampler geeignet ist, werden alle Sounds in 16-Bit-Qualität generiert, obwohl die meisten Sampler nur 12-Bit-Qualität haben. Da alle Sounds auf Diskette im weit verbreiteten und dokumentierten Digidesign-Format abgespeichert werden, dürfte ihre Weiterverwendung kein Problem sein. Im Augenblick werden folgende Instrumente direkt unterstützt: SCI Prophet 2000, EMU Emax, Ensoniq Mirage, Korg DSS-1,sowie alle Roland- und Akai-Sampler.

Softsynth ist extrem einfach zu bedienen, die Bedienungsoberfläche ist beinahe vorbildlich. Außerdem ist das Programm extrem vielseitig und leistungsfähig, leider aber auch, wie viele amerikanische Programme, sehr teuer. Knapp DM 800,- sind nicht wenig für ein solches Programm, vor allem, wenn man die langen Wartezeiten, die durch die langsame Midi-Übertragung entstehen, berücksichtigt.

Ein weiteres Programm für Sampler-Besitzer ist der Virtual Sound^ SampleMaker, der, wie bereits erwähnt, aus einem FM-Synthesizer und einem Bearbeitungsteil für die fertig synthetisierten Wellenformen besteht.

Das Programm ist englisch. Zum Test stand uns noch keine Anleitung zur Verfügung, eine eingebaute ‘Help'-Funktion macht die Bedienung aber auch ohne Anleitung einfach. In den Dialogboxen vieler Funktionen ist ihre Bedienung gleich erklärt.

Wie der Softsynth kann auch der Sample-Maker mit verschiedenen Synthesizern Zusammenarbeiten. Im Augenblick werden der SCI Prophet 2000, der Ensoniq Mirage und der Akai S-900 unterstützt, andere Keyboards, so auch der 16-Bit-Sampler von Casio, der FZ-1. sind geplant.

Bild 11: Sample-Maker Hauptseite mit den 60 FM-Operatoren.

Da auch die Bearbeitung von Wellenformen möglich ist, ganz ähnlich wie bei den ‘echten’ Sampleeditoren, können solche Samples auch über Midi eingelesen werden, im Gegensatz zum Softsynth.

Der FM-Teil besteht aus insgesamt 99 Operatoren. Für die Steuerung der Operatoren stehen 10 ‘Tabellen’ zur Verfügung, die jeweils aus einem LFO für Modulationszwecke, einem Hüllkurvengenerator und einer frei definierbaren Funktion, mit der man den Ausgang jedes Operators bearbeiten kann, bestehen. Die Definition der Funktion ist extrem einfach und komfortabel: sie braucht einfach nur gezeichnet zu werden. Hüllkurvengeneratoren und LFOs stehen sowohl für Frequenz wie Amplitude des Operators zur Verfügung, die Funktion wirkt nur auf die Amplitude. Auch verschiedene Wellenformen besitzt jeder Operator; sogar Ausschnitte einer gesampelten Wellenform können verwendet werden. Jeder Operator hat vier Modulationseingänge: drei Eingänge, die die Frequenz des Operators modulieren, sowie einen für die Amplitude. Auf der Hauptseite kann jetzt der Ausgang eines Operators mit einem der vier Eingänge eines anderen Operators verbunden werden, oder auch mit dem Ausgang. Mit 99 derartig vielseitigen Operatoren sollte man doch einige Kombinationen einstellen können, bevor man sich langweilt. Die FM-Synthese ist jedenfalls raffiniert. Man kann fertige FM-Patches auf Diskette abspeichem; leider dauert das Wiedereinladen eine kleine Ewigkeit.

Der Sample-Editor besitzt eigentlich alle wichtigen Funktionen. Man kann Samples mischen, in der Dynamik bearbeiten, schneiden und korrigieren. Sogar Loop-Points kann man setzen. Eine Zoom-Funktion, um Ausschnitte genauer zu begutachten, existiert auch. Bis auf die Loop-Points können allerdings keine samplerspezifischen Daten bearbeitet werden. Die Bedienung des Sample-Editors ist nicht ganz so einfach und gut erläutert, wie die des Synthese-Teils.

Bild 12: So sieht ein Operator aus. Wozu braucht man da noch ein Handbuch...

Leider fehlt dem SampleMaker auch eine Vorhörfunktion, wie sie SoftSynth oder Soundworks 2000 haben. Um einen Klang oder auch nur die kleinste Veränderung eines Klanges hörbar zu machen, muß man immer den ganzen Klang an den Sampler übertragen, was leider, wie oben erwähnt, recht lange dauert. Insgesamt ist der SampleMaker ein sehr vielseitiges und leicht zu bedienendes Programm, wie auch der Softsynth, aber leider nicht billig.

Die bei allen Editoren für Sampler bleibende Frage: Lohnt sich der doch relativ hohe finanzielle Aufwand für ein solches Programm oder nicht ? Mir persönlich gehen die Wartezeiten bei der Arbeit mit den Programmen sehr auf die Nerven. Ich arbeite im Endeffekt doch lieber mit meinem unkomfortablen Sampler. Etwas anders sieht es bei der Arbeit mit den Synthese-Teilen der Programme aus. Aber auch hier sind mir ehrlich gesagt die Wartezeiten im Verhältnis zu den Ergebnissen etwas zu groß. Außerdem ist es, genau wie bei normalen Synthesizern auch, nicht gerade einfach, einen guten Klang zu erzeugen, selbst mit den ausgefeilten Synthese-Hilfen des SoftSynth. Man braucht eben viele Versuche, und die kosten hier viel Zeit. Ob sie zu viel Zeit brauchen, muß wohl jeder potentielle Anwender für sich entscheiden.

CS

Vertrieb:
PSE-900 G.C.Geerdes Bismarckstr. 84 1000 Berlin 12

SoundWorks 2000
TSI Neustr. 12 5481 Waldorf

SoftSynth
C-Lab Postfach 710446 2000 Hamburg 71

SampleMaker
Virtual Sounds "Z"Software&Hardware Bemstr. 129 CH-3052 Zollikofen-Bern

Bild 13: Der Sample-Editor im SampleMaker.

ENDE



Aus: ST-Computer 02 / 1988, Seite 88

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