OKI Microline 390 vs. NEC P6 plus: Das Rennen

Die Motoren heulen auf, alle Augen sind auf die beiden ungleichen Gegner am Start gerichtet, gleich geht es los. Wer wird das kurze Rennen machen? Niemand vermag es zu sagen, noch ist alles offen. Nur eines steht schon fest: der Verlierer soll mit Verdauungsprodukten eines bekannten Haustieres übergossen werden.

So geschah es vor wenigen Wochen im hohen Norden unserer Republik. Heute jedoch duellieren sich weder Porsche noch Killer, sondern wir schickten für Sie zwei Drucker auf die Strecke. NEC und OKI, beides Hersteller von Druckern aus dem Land der aufgehenden Sonne, stellten bereits auf der CeBit neue 24-Nadler vor. Der neue NEC heißt P6 plus und soll die schwere Aufgabe erledigen, dem überaus erfolgreichen P6 ein würdiger Nachfolger zu sein. OKIs Angebot in dieser Preisklasse um 2000 DM hört auf den Namen Microline 390.

Hier hatten sich die Entwickler zum Ziel gemacht, die Erfahrungen aus dem Bau professioneller Drucker auch dem Hob-byisten zugänglich zu machen.

Nicht nur äußerlich sind sich unsere beiden Kandidaten ähnlich, auch unter den schnittigen Gehäusen entdeckt man durchaus Gemeinsamkeiten. Beide Geräte verfügen über eingebaute Schubtraktoren, die das Papier nicht per Stachelrad, sondern über ebensolche Walzen, die eine ebene Auflage des Papiers ermöglichen, vorschieben. Besonders der Papierhandhabung wurde bei OKI wie bei NEC größte Aufmerksamkeit zuteil. So läßt sich die Liste der Gemeinsamkeiten fortführen über die Papier-Parkfunktion bis hin zum von außen bedienbaren Papierandruckhebel. Aber auch Features wie die Einstellung der Druckerparameter über ein Menü (anstelle von DIP-Schaltern) oder das Wechseln der Schriftarten über einsteckbare Fontmodule gehören heute zur Standardausstattung von Druckern dieser Klasse.

Bei diesen Parallellen, die doch eher äußerer Art sind, bleibt es dann aber auch (fast). Schauen wir uns also die beiden Maschinen ein wenig genauer an und öffnen zunächst einmal die Kartons. Eine erfrischend geringe Zahl an Klappen zeichnet sowohl NECs wie OKIs neuestes Produkt aus. Um genauer zu sein: Alles, was man beim Betrieb der Drucker braucht (Einzelblattrutsche und Traktor), ist bereits dran und fällt auch nicht wieder ab. Sie brauchen also nur noch auf den Tisch gestellt, angeschlossen und eingeschaltet zu werden. Da kommt auch schon der erste Haken: Die Netzschalter sind nach alter Unsitte bei beiden Geräten hinten rechts angebracht. Hat man in Japan so lange Arme? Ich jedenfalls werde mir meinen eines Tages auf der Suche nach dem kleinen Knöpfchen noch verrenken.

Auf los geht’s los

Nach einem kurzen Selbsttest - angezeigt durch wildes Blinken sämtlicher LEDs auf der Frontseite und akustisch untermalt vom sich zur Probe bewegenden Druckkopf - meldet sich der NEC arbeitsbereit. Auf der Front zeigt er per LED an, welcher der acht (Draft und Fontmodul mitgezählt) wählbaren Zeichensätze momentan eingestellt ist. Weitere Lämpchen geben Auskunft über Status und Stromversorgung des Geräts, ein rotes schlägt Alarm. Ein besonderer Gag jedoch ist die zweistellige LED-Zifferanzeige. Sie dient im Normalfall zur Information über die momentane Schriftbreite (in Zeichen pro Zoll). Öffnet man jedoch die Haube des P6 plus, so wird sie sich in ein nervös pulsierendes ‘CO' wandeln, was dem sprachlosen Betrachter mitteilt, daß das ‘C’over ‘O’pen ist. Ähnliches geschieht, wenn die Druckerelektronik einen Mangel an Papier feststellt.

Über die Tasten auf dem Bedienpaneel des NEC können der Zeichensatz und seine Breite gewählt werden, Leisedruck, Zeilen- und Seitenvorschub aktiviert werden. Die ganz rechte ist die obligatorische On/Off-Line-Taste, die hier mit 'Select’ beschriftet ist.

Schließlich finden sich auf der Oberseite des P6 plus noch drei graue Hebel, die aus dem Gehäuse gen Himmel ragen. Der linke dient zur Anpassung an verschiedene Papierstärken, rechts werden der Papierandruckhebel bedient und zwischen Traktor- und Reibungsantrieb (für Endlospapier und Einzelblätter) gewählt.

Der OKI rattert nach dem Einschalten nur kurz, um dann geduldig auf druckbare Daten zu warten. Er teilt sich dem Benutzer auf dem Wege einer hinterleuchteten Anzeige mit. Hinter den Schriftzügen, die transparent sind, sitzen kleine Lämpchen, die bei Bedarf aufleuchten. Diese Methode der Anzeige ist im Gegensatz zu LEDs auch bei direkter Sonneneinstrahlung noch gut zu erkennen. Der Microline 390 informiert auf diese Art wiederum über Stromversorgung, Druckstatus oder warnt bei fehlendem Papier. Weiter rechts auf dem Bedienfeld werden Schriftart und -breite angezeigt.

Insgesamt neun Folientasten lassen beim Microline 390 die Wahl von On/Off-Line, den Wechsel in das Druckmenü, das Auslösen eines Zeilen- oder Seitenvorschubes oder der Papier-Parkfunktion zu. Weiterhin können der Seitenanfang gesetzt oder die Leisedruckfunktion aktiviert werden. Auch beim OKI lassen sich Schriftart und -breite über das Tastenfeld einstellen.

Zwei Hebel - einer links, der andere rechts der Druckerhaube - bedienen den Papierandruckhebel und sorgen für die Umschaltung zwischen Einzelblatt- und Endlosbetrieb. Den Papierstärkehebel findet man erst nach Öffnen der Klappe seitlich am Druckkopf angebracht.

Die Klappenanordnung ist bei beiden Geräten ähnlich: eine zweigeteilte vordere deckt den Druckbereich bis zur Druckwalze ab, unter der hinteren befindet sich der Schubtraktor, darauf die hochstellbare Rutsche für die Einzelblätter mit zwei seitlichen Anschlägen. Ein Blick unter die Haube offenbart beim NEC ein stabiles und kräftig dimensioniertes Druckwerk; besonders die große Farbbandkassette sticht ins Auge. Der OKI ist insgesamt das kleinere der beiden Geräte, seine Mechanik wirkt ein wenig zierlicher, vor allem die sehr kleine Farbbandkassette fällt auf (im Laufe der Tests haben sich daraus aber keine Nachteile ergeben).

Der OKI entpuppt sich sofort als das ergonomischere der beiden Geräte. Seine Klappen sind leichter zu bedienen, die Hebel und Blattführungen sind insgesamt griffiger. Besonders lästig ist beim P6 plus der Umstand, daß die hintere Haube nur zu öffnen ist, wenn die vordere bereits offen ist. Während man seine (etwas mickrige) Einzelblattrutsche umständlich mit einem Metallbügel hochstellen muß, sorgen beim Microline 390 zwei gefederte Kunststoffhebelchen hinter der Rutsche automatisch dafür.

Als Zusatz ist für den OKI ein Zugtraktor erhältlich, der aut das Druckwerk aufgesetzt wird. Damit ist es dann auch möglich, Endlospapier durch einen Schlitz im Gehäuseboden in den Drucker zu führen. Das bietet sich an, wenn z.B. der Papierstapel in einem Schrank unter dem Drucker liegt. Damit aber nicht genug: lt. Handbuch sollen Schub- und Zugtraktor so synchron laufen, daß sie gemeinsam die Führung kritischen Papiers (wie z.B. mehrlagigen Durchschlagpapiers) stabilisieren.

Unter Druck gesetzt

Soviel also zur Handhabung unserer beiden Kandidaten, die quasi noch am Start verharren, während die Motoren bereits Warmlaufen. Das erste Papier ist eingefädelt. was bei beiden Maschinen problemlos ist, da Endlospapier nur auf die Stachelwalzen gespannt zu werden braucht. Es wird von dort, genauso wie beim erneuten Einholen des geparkten Endlospapiers, von den Druckwerken eingezogen. Lediglich der NEC hatte von Zeit zu Zeit Probleme mit Endlospapier, wenn dieses etwas versetzt oder schief eingezogen wurde.

Es kann also auf zum ersten Druck gehen. Wir testeten mit dem bekannten Druckertestprogramm zunächst die Steuercode-Kompatibilität zu den gängigen Epson-Codes, womit beide Kandidaten keinerlei Schwierigkeiten hatten. Bei den ersten Texten fällt zumindest beim P6 plus die Wahl der Schriftart schwer, er bietet ja immerhin sechs interne Fonts in Briefqualität an. Schnell stellt sich jedoch heraus, daß nur einer, nämlich der Standardfont Courier, überhaupt in allen Breiten nutzbar ist. Wer also innerhalb eines Textes viel mit unterschiedlichen Textbreiten arbeitet, kann längst nicht alle Schriftarten benutzen. Drei der internen Fonts sind reine Proportionalfonts, die keinerlei Veränderung zulassen. Beim OKI sieht das etwas anders aus: Die beiden Fonts, die in Form von scheckkartengroßen Steckmodulen zusätzlich zum ‘eingebauten’ Courier erhältlich sind, können bis auf Proportionalschrift jeglicher horizontaler Veränderung unterworfen werden.

Diesen Mangel überspielen die beiden Maschinen jedoch geschickt: Sie ignorieren nicht etwa die gewünschte Funktion, sondern schalten auf einen Font um, in dem sie möglich ist. Wo wir gerade bei Fontmodulen sind, sollte nicht unerwähnt bleiben, daß die des NEC - je nach Datenintensität - bis zu drei verschiedene Fonts haben, und daß bei NEC solche in Vorbereitung sind, die Fonts mit der maximal auf dem P6 plus erreichbaren Punktdichte (360x360 Punkte/Zoll) enthalten werden. Diese ermöglichen dann aus jedem Programm und von jedem Rechner aus den Druck in Signum!-Qualität.

Die Geschwindigkeitstests gehen sozusagen 1:1 aus (siehe Tabelle). Während der NEC aufgrund seines riesigen Speichers (80 kB reichen immerhin für ca. 40 Seiten) die Daten in kürzester Zeit absaugt und der OKI das Nachsehen hat, druckt letzterer den Text um einiges schneller als der Konkurrent aus dem Hause NEC.

Bei der Graphik jedoch entpuppt sich der P6 plus als infernalisch schnell. Bisher hat es für rund 2000 DM keinen Drucker gegeben, der Bilder in so kurzer Zeit druckt. Das ist vor allem seinem aufwendig konzipierten internen Rechner zuzuschreiben. Deutlich sichtbar ist die ‘Denkpause’, die der OKI wie fast jeder andere Drucker zwischen zwei Graphikzeilen einlegt, um die Daten aufzubereiten (pro Zeile bis zu 8,4 kB). Diese entfällt beim NEC völlig. Um die Geschwindigkeitsvorteile des NEC weiter zu testen, haben wir den Normbrief des Tests nach DIN 32751, den ‘Dr.Grauert-Brief, einmal mit Signum! in der Auflösung 360 mal 180 Punkten horizontal mal vertikal ausgedruckt. Der OKI brauchte dafür über zwei Minuten (eine durchschnittliche Zeit für 24-Nadler), während der NEC bereits nach 40 Sekunden das Werk vollendet hatte.

Um die Testergebnisse im rechten Licht begutachten zu können, muß natürlich ständig das Papier weitab der Perforation abgerissen werden. Der OKI sichert sich diesen Punkt durch eine einmalig scharfe, gezahnte Abreißkante, wohingegen es beim NEC Übung braucht, um das Blatt nicht zufallsgesteuert und schräg zu zerreißen.

Nun soll das Papier geparkt werden, um den Test auf einzelnen Blättern fortzuführen. Wiederum verschafft sich der Micro-line 390 einen leichten Punktvorteil gegenüber dem P6 plus. Er muß dazu nicht erst in den Off-Line-Status geschaltet werden. Wie übrigens alle anderen Funktionen auch, kann die Papier-Parkfunktion unabhängig vom Status des Geräts ausgelöst werden. Dabei schiebt der OKI willig und fehlerfrei sogar mehrere Seiten zurück, solange bis der Papierendesensor eben das Ende meldet. Alsdann muß nur der Einzelblatteinzug hochgestellt und ein Hebel umgelegt werden (um den Traktor zu entkuppeln). Danach kann mit dem linken Hebel sofort das Einzelblatt eingezogen werden. Einfacher geht es kaum mehr, zumal während des gesamten Tests dabei kein Fehler auftrat.

Verglichen mit solch problemloser Handhabung ist die Parkfunktion des NEC schon ein wenig gewöhnungsbedürftiger.

Das geht bei ihm so: Drucker Off-Line schalten, Andruckhebel nach vorn ziehen. Daraufhin wird das Papier zurückgefahren, allerdings mit leichter Stauneigung, vor allem, wenn der Rückzug nicht ganz frei ist. Traktor mittels Hebel entkuppeln, Einzelblatteinzug hochstellen, Andruckhebel andrücken und dann wieder abziehen, um ein mittlerweile eingesetztes Blatt in das Druckwerk zu ziehen. Das gelingt jedoch erst mit Übung. Oft sitzt das Blatt schief oder wird erst gar nicht eingezogen. Das liegt einerseits an den recht klein geratenen seitlichen Führungen, andererseits an einem gewissen Widerstand, den es beim Hineinschieben des Blattes zu überwinden gilt. Hier hat der NEC eine Marotte: Ist das Einzelblatt nämlich erst einmal eingezogen, dann registriert er den Verlust desselben nicht mehr. Er zählt dann nur noch die Zeilen mit, die bereits vorgeschoben wurden. Klaut man ihm das Blatt vorher durch Herausdrehen mit der Walze, dann bleibt er weiterhin fest der Meinung, es sei noch im Drucker. Vorbei sind also die Zeiten, in denen der Papierendesensor schlicht und ergreifend das Druckwerk blockierte, wenn er kein Papier mehr ertasten konnte.

Am falschen Ende haben die Ingenieure von NEC gespart, als sie dem P6 Plus die ‘Form Feed’-Taste raubten bzw. nicht gönnten. Drückt man die ‘Line Feed’-Taste zu lange, um mehrere Zeilenvorschübe hintereinander auszulösen, so wird gleich eine ganze Seite aus dem Drucker geworfen. Wäre die eine zusätzliche Taste so teuer gewesen? Außerdem erfolgt jeder einzelne Zeilenvorschub verzögert, und dabei erschallt ein recht heftiges Kläcken.

Beide Drucker besitzen oben auf der Druckwalze noch einmal kleinere Walzen, gegen die das Papier durch die alles abdeckende Klappe gedrückt wird. Einerseits stabilisiert das die Lage des Einzelblattes, besonders wenn es bereits aus dem normalen Reibungsantrieb herausgerutscht ist, und nun die letzten Zeilen bedruckt werden sollen. Andererseits wird es dadurch möglich, das Einzelblatt bei einem Seitenvorschub vollständig aus dem Drucker herauszutransportieren, damit das Gedrehe an der Walze oder das Ziehen am Blatt entfällt. Das klappt auch bei beiden Geräten problemlos, wenn man einmal im Druckmenü die richtige Seitenlänge eingestellt hat. Nur ist der OKI leider trotzdem nicht in der Lage, mehr als 60 Zeilen auf ein DIN A4-Blatt zu drucken. Er verschenkt am unteren Rand glatte vier Zeilen, die der NEC noch bedruckt. Bei letzterem ist es sogar möglich. den oberen Rand bzw. den Abstand der ersten Zeile von ihm einzustellen.

Dokumentlänge Text: 33396 Bytes Dokumentlänge Graphik: 32643 Bytes Genannt: Zeit zur Datenabnahme / Gesamtzeit für Druck

Drucker LQ-Einzel LQ-Endlos Draft-Endlos Graphik DIN 32751
NEC P6 plus - 0:18/9:10 0:18/5:46 0:16/0:20 34 s
OKI 390 - 5:20/7:53 2:20/3:27 0:24/0:25 28 s
OKI 393C 0:50/7:46 0:39/6:27 0:20/3:02 0:16/0:28 26 s
NEC P2200 14:14/18:41 10:37/13:50 5:56/7:40 0:27/0:34 51s

Tabelle 1: Zeitvergleiche nach unserem Druckertestverfahren

Als Zusatz zum Selbsteinbau ist für den NEC P6 plus ein sog. Farbkit erhältlich. Dabei wird das mehrfarbige Farbband auf einer Wippe montiert, in deren Mitte der feststehende Druckkopf sitzt. Soll dann farbig gedruckt werden, so wird die Wippe bewegt, und es gerät einer der vier farbigen Streifen des Bandes vor die Nadelreihen. Beim Thema Graphik sollte nicht unerwähnt bleiben, daß der NEC natürlich die vom P6 her bekannte Auflösung von 360 mal 360 Punkten pro Zoll besitzt, während der OKI ‘nur’ mit 180 in senkrechter Richtung aufwarten kann.

Die Anpassung beider Geräte an die verschiedensten Programme ist problemlos, sofern diese überhaupt eine Anpassung ermöglichen. Nach wie vor kommt es mit älterer Graphiksoftware, die oft fest auf 9-Nadler eingestellt ist, zu Schwierigkeiten. Besonders das Ausdrucken der Meta Files, die GEM-Draw und Easydraw erstellen, ist noch immer nicht mit 24-Nad-lem möglich. Ansonsten jedoch laufen der OKI und der NEC problemlos mit Epson LQ-Treibern. Ist bei der Software über diesen Standard-Treiber hinaus auch einer für den NEC P6 zu finden, dann wird - falls das Programm das ermöglicht - mit diesem auch die volle Graphikfähigkeit des P6 plus genutzt.

Kommen wir vor der Zielgeraden noch einmal kurz zur akustischen Belastung, mit der Matrixdrucker grundsätzlich Hund, Katze und Nachbarn verscheuchen. Wirklich leise Druckwerke gibt es wohl überhaupt nicht. Doch ist es sowohl NEC als auch OKI gelungen, wenigstens besonders markerschütternde Frequenzen zu vermeiden. Der Klang des OKI ist subjektiv erträglicher als der des P6 plus, obwohl auch der mit reichlich Schaumstoff ausgekleidet ist. Beim NEC nervt vor allem das Pfeifen des Motors, der den Druckkopf hin und her bewegt.

Die Zielgerade

Kurz vor dem Ende des Rennens hat also keiner der beiden Gegner so richtig die Nase vorn. Beide haben ihre Vor- und Nachteile. Und da ist auch schon die Ziellinie, die NEC P6 plus und OKI Microline 390 exakt gleich erreichen. Es müßte also eine Wertung nach Punkten durchgeführt werden. Die allerdings kann nur jeder für sich machen und sich überlegen, was er für Erwartungen an einen Drucker stellt, und welche Aufgaben er damit erledigen möchte (oder muß).

Für den NEC spricht in erster Linie seine hohe Druckgeschwindigkeit bei Graphiken. Vor allem Signum!-Freaks wird das freuen. Für sie ist der P6 plus sicher die bessere Wahl. Auch der große Speicher, der einen Spooler praktisch überflüssig macht, kann zur Kaufentscheidung beitragen. Beim ST spielt zwar Farbdruck keine überragende Rolle, und der Nachrüstsatz ist auch nicht umwerfend preiswert, doch wer darauf Wert legt, für den fällt der OKI aus. Auch die Vielfalt der Schriftarten darf nicht außer acht gelassen werden. Vielleicht ist ja der Lieblingsfont dabei. Bei OKI müßte der für teures Geld zusätzlich gekauft werden.

---- NEC P6 plus OKI Microline 390
Drucker 2154 DM
Einzelblatteinzug autom. 568 DM 444 DM
Zugtraktor - 99 DM
Farbkit 340 DM -
Fontkarte 170 DM 129 DM
Farbband 28/46 DM 23 DM

Garantie | 12 Monate incl. Kopf 6 Monate incl. Kopf

Tabelle 2: Die Grund- und Sonderausstattungspreise der beiden Drucker

Der OKI kann eine fast perfekte Handhabung dagegen halten. Die Papierführung ist ideal, im Test trat nicht ein einziger Stau oder dergleichen auf, den man dem Drucker hätte zur Last legen können. Die Möglichkeit, sämtliche Funktionen sowohl On-, also auch Off-Line ausführen zu können, ist geradezu beispielhaft. Auch die hohe Druckgeschwindigkeit bei Texten spricht für den OKI, wohingegen der relativ kleine Speicher (zu sehen an den hohen Zeiten für die Datenabnahme) das Bild trübt. Bei der Graphik ist er zwar auch nicht lahm, doch verblaßt er natürlich gegen den hier so überlegenenen P6 plus.

Wollte man eine Grobeinteilung vornehmen, so kann man sagen, daß der P6 plus ein Graphikdrucker, der OKI hingegen ein Textverarbeitungsdrucker ist. Natürlich kann mit beiden Geräten auch das jeweils andere Feld sehr gut beackert werden. Betrachtet man den NEC, so merkt man, daß er konsequent auf Graphik ausgelegt ist und darunter die Bedienung ein wenig gelitten hat. An die Marotten gewöhnt man sich schnell, doch ist er halt nicht so spielend leicht zu handhaben wie der OKI. Dieser findet seinen Einsatzbereich in erster Linie im anspruchsvollen Textverarbeitungsbereich. Er ist auch gut für Arbeitsplätze geeignet, an denen Personen arbeiten, die kaum Erfahrung und Geduld mit Druckern haben. Dafür hat er sogar ein kleines Special in petto: Damit der übemächtigte Kollege Mensch, der sich morgens seitenweise Tabellen drucken läßt, nach der Rückkehr vom Kaffeeautomaten nicht feststellen muß, daß er selbige in Breitschrift erstellt hat, können die Funktionen des Bedienfeldes auf einige wenige reduziert werden.

Egal, für welchen Drucker Sie sich entscheiden sollten, eine falsche Wahl wird es nicht sein. Die Qualität beider Geräte ist sehr gut, zu beiden werden ausführliche Handbücher mitgeliefert, die Garantie umfaßt bei beiden auch die Druckköpfe. Das wären noch letzte Kriterien zur Kaufentscheidung gewesen, doch nun, da es unentschieden steht, haben Sie die Qual der Wahl und können entscheiden, welcher der beiden Kandidaten mit der übelriechenden Flüssigkeit überschüttet werden soll.

IB



Aus: ST-Computer 11 / 1988, Seite 164

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